Thema: Dietmar Wischmeyers Verchromte Lüste

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Gelöschter Benutzer Erstellt am Sa 07.09.2002
Motorradtypen, Teil 1
a) Lizenz zur Selbsttötung: Hundertfünfundzwanziger
.
und *g*
..
b) Der Krieg gegen die Maschine: Bella Macchina
Lizenz zur Selbsttötung: Hundertfünfundzwanziger
Der Mann ab 40 war an sich schon fertig mit der Welt: Passat Kombi fahren, sonntags der Alten beim Spülen helfen und Überstunden kloppen, damit sich die ätzenden Blagen dauernd neue Klingelzeichen auf ihre Handys jubeln können.
Motorradfahren war nicht, wegen keine Mücken für'n Führerschein gehabt als 18-jähriger. Da erschien wie von Geisterhand eine Regelung aus Brüssel am Horizont: Alte Säcke, die ihren Dreierlappen vor April 1980 gemacht hatten, dürfen ab sofort auf schwachmatischen 125ern reiten und müssen dafür nicht mal Steuern zahlen. Da hielt es den Mann mit der Plauze nicht mehr bei seinem Rochen und den Ätzblagen ab zum Händler und die Gurken aus dem Regal gerissen.
Und was er da zu sehen kriegt, lässt ihn die Schwimmerkammer in der Hose schrumpeln: Die machen ja echt was her, die Kameraden. Ist nicht mehr wie früher, wo eine 125er automatisch Einzylinder und Zweitakt bedeutete. Heute kannst du alles kriegen: V2-Motoren, Cruiser, Enduros, Plastikbomber - sehen aus wie richtige Motorräder, mit dem einzigen Unterschied, dass unterm Tank der Kastrat vor sich hin hüstelt.
Papa ist es egal, er darf endlich ein richtiger Biker sein und dank seiner nicht vorhandenen Fahrpraxis hat er einen echten Witwenmacher zwischen den Beinen.
Der Krieg gegen die Maschine: Bella Macchina
Schönheit ohne Vergänglichkeit kann sich ein Italiener nicht vorstellen. Und wenn schon Venedig langsam wegfault, warum sollte ein Motorrad dann ewig halten. Nach diesem Ingenieursprinzip schuf er so grandiose Schönheiten wie die Ducati SS 900, die MV Augustas oder die Moto Guzzi V7 Sport. Wobei ihm bei der Guzzi ein besonderes Kunststück gelang: Trotz Verwendung zuverlässiger und jahrelang erprobter Automobiltechnik entstand eine anfällige Rappelkiste. Logischerweise schwärmt der Italiener für BMWs, der Teutone hingegen erwärmt sich für die deutlich besser aussehenden Italienerinnen. Und wenn das Schienbein am Zylinder kokelt, der Nieselregen das Rücklicht ausgeknipst hat und die Steuerkette rasselt wie ein Eimer voll alter Schrauben, den Guzzi-Fan, den kratzt das nicht. Er weiß, dass er ja nicht lange fahren muss, denn spätestens nach einer Stunde verlangt der trunksüchtige V2 nach neuem Stoff. Kultivierter benimmt sich da die Ducati. Dank der zwangsweisen Ventilsteuerung über Königswelle klingt das Gerät selbst im absolut intakten Zustand schon kaputt. Ein Meilenstein des Motorenbaus gelang auch Benelli mit der Sei. Sechs Zylinder in Reihe schalten, damit man nicht mehr zwischen die Pömpel der Fußgängerzone durchpasst: eine schöne nutzlose Idee und typisch italienisch. Heute dürfte das bekannteste Produkt der Südländer die Monsterserie von Ducati sein. Die Dinger fahren sich wie Mofas mit einem Arschtritt vom Satan - schöner geht's eigentlich nicht mehr.
Fortsetzung folgt
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Dietmar Wischmeyer, bekannter als Der Kleine Tierfreund oder Günther, der Treckerfahrer, gibt es als CD beim Frühstyxradio (www.fruehstyxradio.de) oder in Buchform bei der Lappan-Verlag GmbH, Postfach 3407, 26024 Oldenburg.
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Geklaut und für Euch aufbereitet
by ;o) Jojo

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