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Gelöschter Benutzer
Erstellt am So 12.09.2004
Im Beitrag: "Spinner gibt es" vom 10.09.2004 kam auch Amateurfunk zur Sprache und allgemeines Erstaunen, daß ich mit 750Watt senden darf. Falls jemand sich dafür interessiert (sonst überlesen), skizziere ich mal kurz, was Amateurfunk ist.
Auszüge aus: Gesetz über den Amateurfunk vom 14.März 1949
§1 Funkamateur ist, wer sich lediglich aus persönlicher Neigung und nicht in Verfolgung anderer, z.B.wirtschaftlicher oder politischer Zwecke mit Funkbetrieb und Funktechnik befaßt.
Damit ist der Betrieb eines eigenen Rundfunksenders verboten.
§2 Die Genehmigung ist zu erteilen......wenn der Funkamateur....eine fachliche Prüfung für Funkamateure abgelegt hat.
Das ist der Knackpunkt. Die Prüfung ist alles andere als einfach. Ohne intensive Vorbereitung schafft die niemand.
§6 Werden durch einen Funkamateur Nachrichten empfangen....und nicht für ihn bestimmt sind, so dürfen der Inhalt der Nachricht sowie die Tatsache ihres Empfanges.... anderen nicht mitgeteilt werden.
Ausnahme in Notfällen. Rundfunksender dürfen uneingeschränkt empfangen werden. (War nix mit Amateurspion!)
Nach erfolgreicher Prüfung wird dem Amateur ein Rufzeichen (meines: DL3DAD) erteilt. Es gibt, ähnlich wie beim Führerschein verschiedene Klassen und auch Sondergenehmigungen.
Auszüge aus der Durchführungsverordnung des Amateurfunkgesetzes vom 13.März 1967
§7 Der Amateufunkverkehr ist in offener Sprache abzuwickeln. ....gebräuchliche Betriebsabkürzungen gelten als offene Sprache.
§8 Verboten ist:
(1) Mitteilungen an Dritte (außer: "Schönen Gruß an die Oma!").
(4) Der Verkehr mit nichtgenehmigten Funkstellen
(6) Das Aussenden von Musik oder rundfunkähnlicher Darbietungen, sowie jeglicher Werbung
Auf Kurzwelle die klassischen Frequenzbereiche auf denen ich Betrieb machen darf:
80m-Band 3500-3800 Khz
40m-Band 7000-7100 Khz
20m-Band 14.000-14.350 Mhz
15m-Band 21.000-21.450 Mhz
10m-Band 28.000-29.700 MHz
Ferner die UKW-Bereiche:
2m-Band 144-146 Mhz
70cm-Band 430-440 Mhz
23cm-Band 1240-1300 Mhz
Es sind noch viel mehr Frequenzen für den Amateurfunk freigegeben. Aber einige bedürfen einer Sondergenehmigung, oder es sind Einschränkungen wirksam.
Jeder Wellenbereich hat andere Ausbreitungs-Eigenschaften. So reicht das 80m Band tagsüber nur wenige Dutzend Km weit, nachts jedoch einige 100 oder 1000 Km weit. Da gibt es die nächtlichen "Europa-Quasselrunden". Andere Kontinente lassen sich tagsüber auf dem 20m Band oder auf 15m erreichen. Man kann sagen: jeder Punkt der Erde läßt sich erreichen, nur nicht jederzeit. So gibt es die Ausbreitungsvorhersage, so eine Art Funkwetterbericht. Danach wählt man die geeignete Frequenz aus. Erhöhung der Sendeleistung vergrößert die Reichweite. Aber wenn kein Ausbreitungsweg vorhanden ist, dann nützt das auch nichts. Bei günstiger Ausbreitung kann man buchstäblich mit der Leistung einer Taschenlampe nach Amerika funken! Die UKW-Bänder funktionieren nur im Nahbereich. Aber es gibt zahlreiche Relais-Stationen und sogar Amateurfunk-Satelliten! Einige Spezialisten benutzen unseren Mond als passiven Reflektor. Es funktioniert, aber der Technische Aufwand ist dazu sehr hoch. Der Mond ist eben arg weit weg und zudem ein miserabler Reflektor.
Als Betriebsarten kommen in Frage: Die klassische Morse-Telegrafie. Dann Sprechfunk, verschiedene Modulationsarten sind gebrächlich. Funkfernschreiben, verschiedene Verfahren. Bildübertragung, bis hin zum Amateurfernsehen. Damit kein Chaos (Wellensalat) entsteht, gibt es verbindliche Bandpläne. Dort ist festgelegt, wo man was machen darf. Experimenteller Funk, dazu bedarf es aber meist einer Sondergenehmigung.
Die Funkamateure haben ein einmaliges Privileg. Als einziger Funkdienst benötigen ihre Geräte keine FTZ-Nr. Die dürfen selbstgebaut, beliebig umgebaut sein. So haben viele ausgemusterte Militärgeräte (Surplus-Ware) bei Funkamateuren ihr zweites Leben bekommen. Jedoch müssen die verwendeten Gerätschaften die technischen Vorschriften einhalten. Das erfordert viel Fachkenntnis und einen entsprechenden Meßgerätepark.
Eine ungünstig aufgebaute Station und Antenne kann einen ganzen Straßenzug vom Fernsehempfang befreien, Telefone stören, elektronische Steuerungen beeinflussen (Herzschrittmacher!). Die Verantwortung dafür trägt alleine der Amateur. Auch die Antenne ist gefährlich. Man darf sie während einer Sendung keineswegs berühren, Hochspannung! Die VDO-Vorschriften müssen eingehalten werden (Blitzschlagsicherheit, Sturmfestigkeit, Sicherheitsabstand).
So wird verständlich, warum die strenge Prüfung notwendig ist. Original-Prüfungsfragen gefällig?
--Skizzieren Sie das Blockschaltbild eines Transverters, der den Frequenzbereich 28-30 MHz in das 2m-Band umsetzt.
--Warum geht beim Abstimmen des PA-Kreises auf Resonanz der Anodenstrom zurück?
--Übersetzen Sie bitte folgenden QSO-Text in deutschen Klartext: mni tnx fer qso dr yl uschi = my qsl sure via bureau = hpe bcnu vy sn = gb es gl = 73 = 88 = qrz dj6qm = sk
Noch eventuelle Fragen? dann schreib´ mir über den Messenger!
Peter
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