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traum-wunsch Erstellt am Do 08.05.2008
kann ich :-)
und ich möchte Euch einfach mal hier eine mail, die ich bekommen habe, reinsetzen. Das sind ein paar Leute, die Überland nach Indien fahren:
Wer behauptet eigentlich, der Grenzuebergang in den Iran sei so unglaublich schwierig und ohne fremde Hilfe nicht zu schaffen? Alles Quatsch! Nachdem es uns gelungen war, die drei Kontrollpunkte auf tuerkischer Seite unbeschadet hinter uns zu lassen, wurden wir im Iran in perfektem Englisch mit einem freudigen "Welcome in Iran" empfangen. Die Stimme gehoerte einer jungen Iranerin, die uns von da an durch das Einreiseprozedere begleitete - gegen einen kleinen Obolus, versteht sich. Im Nachhinein kann ich sagen, waere das gar nicht noetig gewesen, da die Vorgehensweise klar war und ueberall Grenzbeamte herumstanden und sassen, die bereitwillig Auskunft gaben. Natuerlich mahlen auch hier die Muehlen der Buerokratie im Schneckentempo, das ist nicht anders als bei uns zuhause, aber das weiss man und darauf kann man sich einrichten. Nach vier Stunden hatten wir alle Formalitaeten auf tuerkischer und iranischer Seite erfolgreich erledigt und konnten unsere Reise fortsetzen.
Erste Station im Iran war Marand, eine kleine Stadt, von der wir allerdings nicht viel zu sehen bekamen, da das Hotel ziemlich weit ausserhalb lag, und keiner von uns nach knapp 12 Stunden Reisezeit grosse Lust auf naechtliche Aktivitaeten verspuerte. Das Abendessen geriet zur Komoedie. Weder sprach das Hotelpersonal auch nur ein Wort Englisch, noch wir einen Fetzen Persisch. Gute Ausgangsbasis. Nachdem ich es eine ganze Weile mit Handzeichen, pantomimischen Einlagen und Wortgebilden aus bislang noch unentdeckten Sprachen versucht hatte, schritt ich zur Tat und in die Kueche. Dort fand ich drei Hackfleischspiesse, zwei gemischte Fleischspiesse, fuenf tiefgefrorene Haehnchenteile und eine Schuessel voll Eier. Daraus laesst sich doch was machen. Nach eingehenden Beratungen mit dem Koch (auf persengdeutschlich) wurden wir uns handelseinig und 30 Minuten spaeter (ich frage mich noch immer, wie die es geschafft haben, die Haehnchen so schnell aufzutauen und zu garen) hatte jeder einen Teller mit Essen vor sich stehen.
Das Spiel wiederholte sich in abgewandelter Form beim Fruehstueck, aber verhungert ist auch diesmal niemand. Fuer die Fahrt nach Zanjan entschieden wir uns fuer die Autobahn. Die Strecke war ziemlich lang, 385 km, und da wir ja noch keine Erfahrung mit persichen Strassenverhaeltnissen hatten, waehlten wir den sicheren Weg und erreichten so frueh unser Tagesziel. Der Free Way ist in ausgezeichnetem Zustand und so gut wie unbenutzt, was wohl an der Tatsache liegt, das eine Maut erhoben wird (21000 Rial). Auf der parallel verlaufenden Landstrasse quaehte sich LKW hinter LKW, und wir waren gluecklich, nicht dazwischen eingeklemmt zu sein.
In Zanjan bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit, iranisches Stadtleben zu schnuppern. Der Versuch, ein wenig Geld unter die Leute zu bringen, scheiterte an den unglaublich niedrigen Preisen. Eine 15 minuetige Taxifahrt kostet z.B. knapp ein Euro und der Preis fuer einen Kaffee oder Tee laesst sich in Cent kaum ausdruecken. Befremdend wirken die vielen schwarzen Saecke, die auf der Strasse herumlaufen und aus denen einen auffallend schoene Gesichter mit pechschwarzen Augen entgegen schauen. Ich frage mich, wer da eigentlich vor wem geschuetzt bzw. versteckt werden soll. Sind die iranischen Maenner so unbeherrscht, dass sie jede Frau, deren Haar sie sehen, gleich bespringen wuerden? Oder glauben die iranischen Moralapostel, dass jede Frau, die ihrem Sack entschluepft, nichts besseres zu tun hat, als das starke Geschlecht mit ihren Reizen zu schwaechen? Sack hin, Sack her, was ebenso auffaellt ist, dass entgegen dem offiziellen Gebot, so viel Haar wie moeglich gezeigt wird, die Saekke teils eng am Koerper anliegen und wohl in keinem Land der Welt so viel Rouge und Schminke aufgetragen wird, wie hier. Es ist wahrscheinlich so wie mit der Prohibition in den USA: Wenn#lsquo;s verboten ist, macht#lsquo;s noch mal so viel Spass.
Was sich zunaechst zu einen Problem zu entwickeln drohte, war die Beschaffung von Diesel. Benzin fuer die Bikes stellt kein Problem dar. Man kauft Benzinbezugskarten, und schon sprudelt an fast jeder Tankstelle der begehrte Saft in die Tanks. Wo es allerdings diese Karten zu kaufen gibt, kann keiner sagen. Die ersten beiden 300 Liter-Karten haben wir nur durch Zufall gefunden. Ich haette auch gerne gleich mehr gekauft, hatte aber nicht genug Rial in der Tasche.
Mit Diesel sieht das anders aus. Da gibt es keine Bezugskarten und an der ersten Tanke, an der wir vorfuhren und die Zapfpistole ohne zu fragen in den Einfuellstutzen hielten, kam es zu einem kleinen Aufstand. Bei 30 Liter war Schluss. Die naechste Ueberrachung war dann der Preis. Die 30 Liter kosteten weniger als 1,50 Euro. Wow, so macht tanken Spass. Beim zweiten Versuch sagte der Tankwart einfach NEIN. Er hatte aber nicht mit Erich gerechnet. Mit der unschuldigsten Unschuldsmine, die man sich nur vorstellen kann, bettelte er den Tankwart an und als dieser dann auch noch meinen prall gefuellten Geldbeutel sah, brach sein Widerstand zusammen. Wir durften voll tanken und sogar noch die Reservekanister anschleppen. Das hatte natuerlich seinen Preis, und wir mussten diesmal den astronomischen Betrag von 8 Cent pro Liter berappen. Beim dritten Versuch sind wir gleich in die Offensive gegangen. Wir begruesten den Tankwart mit Handschlag, machten ein paar Fotos von ihm und seinen Stammkunden und erlaubten ihm einen Blick ins Wohnmobil. Jetzt gab es kein zurueck mehr. Haetten wir mehr Gefaesse gehabt, wir haetten ihm alle seine Diesel-Vorraete abkaufen koennen.
Nach der Autobahnerfahrung beschlossen wir, den Weg nach Qazvin auf einer Nebenstrecke zurueckzulegen. Welch weiser Ratschluss. Wir durchkreuzten eine der schoensten Berglandschaften, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Vieles erinnerte mich an Ladakh. Karge Fels- und Geroellstrukturen in tausendfachen Farbschattierungen. Dazu die perfekte Strasse zum Rollenlassen. So tanzten wir mit unseren Bikes bergauf, bergab, Kurve auf Kurve, erklommen die stolze Hoehe von 2.370 Metern, sausten im Sturzflug wieder hinab auf 300 Meter und das alles bei strahlenden Sonnenschein und 30 Grad im Schatten. Rechts und links der Strasse lagen Lehmdoerfer, die aussahen, als seien sie direkt aus der Steinezeit in die Gegenwart versetzt worden.
Als wir uns einem riesigen Stausee naeherten, erlebten wir hinter einer Kurve ein voellig unerwartetes Abenteuer. Mit Windstaerke 12 (ich hab's nicht nachgemessen, aber Martin, ein alter Seebaer, hat das in der Nase) zwangen uns wilde Fallwinde zum abrupten Stopp und nur mit vereinten Kraeften und der Hilfe einiger iranischer Bauarbeiter gelang es uns, die Bikes aus der Gefahrenzone zu bringen. Horst, mit seiner windgriffigen Suzuki, wurde einfach gegen einen Mauer geblasen. Zum Glueck ist weder ihm noch seinem Bikes Nennenwertes passiert.
Qazvin ist ein deutliches Beispiel fuer die Zwiespaeltigkeit der iranischen Gesellschaft. Auch hier bestimmen die schwarzen Saecke das Strassenbild, aber auch hier zeigen die Frauen ihre "Reize" (Haare) wie und wo sie nur koennen. Die Geschaeftsauslagen unterscheiden sich kaum von europaeischen Grossstaedten. Man bekommt alles, was das Herz begehrt. Modernste Elektronik, Kosmetika aller Marken, Lebensmittel in Huelle und Fuelle.
Was mir (angenehm) aufgefallen ist: es gibt kaum Moscheen und damit keine Muezin, die einen zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett schreien. In der Tuerkei ist spaetestens um 04:30 Uhr Schluss mit Schlafen. An jeder Ecke findet sich eine Moschee mit Minarett und oben am Minarett sind die Trichterlautsprecher angebracht, deren blecherner Klang einem durch Mark und Bein geht. Im Iran degen herrscht Ruhe. Wie man sich das zu erklaeren hat, muss ich noch herausfinden.
Fuer heute steht erneut eine Nebenstrecke auf dem Programm. Ob wir allerdings das Glueck haben und im naechsten Hotel wieder einen Internetzugang finden, bleibt abzuwarten. Ihr werdet so bald wie moeglich wieder von uns hoeren.


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