Thema: Das ist was für die ältere Jugend :o))

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ELara1964 Erstellt am Mi 02.07.2003
Wißt Ihr noch, damals ?
Wir haben es tatsächlich geschafft.
Kaum zu glauben, aber es ist so.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber und die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns täglich vorbeten und verbieten, müssten wir alle, die in den Sechzigern bis Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot sein.
Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber des Linoleums oder den PVC-Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte hatten Ausdünstungen die benebelten und wer erinnert sich noch an den leicht salzigen Geschmack des abzuleckenden Tintenkillers? Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch nicht kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar verboten, aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten um es zu glauben. Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und Helme. Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns unbekannt!
Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen Sicherheitsgurt, noch an Airbags, ABS oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen im Wagen meines Vaters. Man saß zwar hinten, aber an einem heißen Sommertag gab es doch nichts schöneres als seinen Kopf aus dem Fenster (das man damals noch komplett runterkurbeln konnte) des fahrenden Autos zu stecken und sich den Fahrtwind ins Gesicht blasen zu lassen, daß man kaum noch Luft bekam.
Wasser haben wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus einer Flasche. Wahnsinn!
Wir aßen fettige Schmalznudeln und frischgebackenes Brot mit fingerdick Butter drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder künstlich gefärbtes Tri Top. Fett geworden sind wir deswegen nie, weil wir immer draußen waren. Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist tatsächlich keiner daran gestorben. Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten oder ähnlichen Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und splitterigem Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit runtergebrettert nur um festzustellen, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Nachdem wir ein paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir gelernt auch dieses Problem zu lösen.
Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen konnte. Wir waren nicht zu erreichen. Keine Handys! Wenn es regnete spielten wir bei Freunden Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Dame und bauten mit Matchbox Autos ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations oder Nintendo, X-Boxen oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle oder Surround Anlagen. Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab noch Vorfilme, die immer eine Überraschung waren, weil keiner wußte was zu erwarten war und wenn zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film dabei war, hatte man das ganz große Los gezogen.
Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns diese Freunde gesucht. Wir haben Fußball gespielt mit allem was sich kicken ließ und wenn einer einen echten Lederball hatte war er der King und durfte immer mitspielen, egal wie schlecht er war. Um im Verein mitspielen zu dürfen gab es Aufnahmeprüfungen, die nicht jeder bestanden hat. Wer es nicht geschafft hat, lernte mit der Enttäuschung umzugehen. Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat es weh, wenn man abgeworfen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt, haben uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen und Zähne ausgeschlagen. Wir hatten Unfälle! Es waren einfach Unfälle an denen wir Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür verantwortlich halten konnte und vielleicht sogar noch vor den Kadi zerrte. Wer erinnert sich noch an Unfälle?
Unsere Knie und Knöchel waren von Frühjahr bis Herbst lädiert und ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht. Wenn wir uns an Brennnesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt, oder den Nachbars Hund drüber lecken lassen oder drauf gepinkelt. Geholfen hat alles. Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau geprügelt und gelernt damit zu leben und darüber weg zu kommen. Wir haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen gefochten und Würmer gegessen. Und obwohl es uns immer wieder prophezeit wurde, haben wir kaum ein Auge ausgestochen und die Würmer haben auch nicht in uns überlebt. Wir sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür geläutet und sind dort geblieben nur um mit ihm zu reden. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere, also haben sie eine Klasse wiederholt. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den Lehrern einfach zurückgestuft. Zensuren bei Proben wurden nie manipuliert, egal aus was für Gründen. Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich. Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheisse gebaut hatten. Der Gedanke, daß ein Elternteil uns rausklopft wenn wir mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern stellten sich auf die Seite des Gesetzes. Stellen Sie sich das einmal vor!
Unsere Generation hat einige der größten Enterpreneure und Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren eine wahre Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und Zwang, Erfolg und Misserfolg, Verantwortung und Konsequenz. Und wir haben gelernt damit umzugehen.
Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist und Du wirst sehen, was unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern einmal ein Auge zudrückten, anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken.
Unsere Eltern trauten uns zu die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens hat es geklappt. Die paar Mal, die daneben gingen zählen wir zu unseren Lebenserfahrungen.

*hachtz*...das waren noch zeiten
schmachtende grüsse
ELara :o))


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ducster Erstellt am Mi 02.07.2003
...und "Tempo-30-Zonen" gab es auch nicht. Wenn wir über die befahrene Straße liefen oder zu nah dran spielten gabs was hinter die Löffel und ne Moralpredigt vom Feinsten.
Ich selbst bin ca. 200m von der A1 aufgewachsen.
Damals, von dieser Straße aus via Böschung frei zugänglich!
Und: ICH LEBE! *lach*
Heute kommen Lärmschutzwände (Laut ists da immer noch) und unmassen Schilder um auch ja aller Selbstverantwortung und elterlicher Erziehung den Riegel vorzuschieben.
Welch Elend...
Nicht alles was geregelt ist ist automatisch gut, nes pas?!?
nachdenkliche Greetz,
DUC

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Shadowmansven Erstellt am Mi 02.07.2003
Schaut euch doch nur mal die Jugend der heutigen Zeit an, zu Hause Xbox, GameCube und sonstige Dinger, daneben ne Tüte Chips und literweise Cola, ist eigentlich normal das die Kinder FETT sind.
Fußball kennen sie nur aus ihrem 16:9 100Hz Fernseher, und Felder oder Sportplätze sind für sie nur Orte an denen eh nix los ist.
Ihre Roller laufen fast 80 Km/h, nur durch lösen von 3 Schrauben oder durch umstecken eines Kabels, die Kiddies haben noch nie in ihrem Leben eine Feile an einem Stück Guß oder Grauguß bewegt um etwas Geschwindigkeit aus ner Kiste zu zaubern.
Ein Besuch im Zoo oder Tierpark oder gar ein Ausflug in den Wald?? Warum nicht gleich zur UrUrOma oder auf den Friedhof???? *fg*
Fahrräder kennen die doch gar nicht mehr, man kann sich ja auch vom Papa im 500er SL fahren lassen, kommt doch viel besser bei den "Freunden".
Gröhlemayer sang mal "Kinder an die Macht", ein Lied das er heute nicht mehr singen würde, oder wer will sich schon von Pikashu oder sonstigem Gedöns regieren lassen.
Und jetzt hab ich keine Lust mehr zu tippern, ihr wisst ja die Bewegung *sfg* und ausserdem muß ich noch Cola und Chips holen, will ja nicht verhungern, wenn ich noch ein wenig zocken tue *ggg*
Gruß Sven

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tante_ju Erstellt am Do 03.07.2003
Auch wenn ich eher ländlich groß geworden bin, musste ich doch mein Bonanza-Rad dem Milchbauern opfern, weil es doch das größte war, direkt aus dem Hahn frische Milch zu trinken (morgens gemolken). Der Hahn war in einem VW-Bulli, mit dem der durch die Gegend fuhr und die Leute mit Milchkanne hingingen (unter besagtem Bulli landete das Rad :-).
Heute muß die erstmal desinfiziert werden, bevor da 'n Mensch dran darf.
Und eine Bahnlinie war in der Nähe (die ist noch heute da) und da fuhren noch Dampfloks. Klasse, im Wasserdampf zu stehen. Heute wird da überall Lärmschutz ausgebaut (sind immer noch die gleichen Häuser).
Und das erste Videospiel (Tennis) verlor nach 2 Tagen den Reiz ... Hütten bauen im Wald, bis der Förster verzweifelt, ...

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Kleine_Computermaus Erstellt am Do 03.07.2003
Bei meinen Eltern ist heute ne 30er -Zone.
Ich bin damals vor ein Auto gelaufen beim spielen auf der Straße-der Autofahrer stieg aus, hat mich zu meinem Vater geschleppt und dann bekam ich nen Schlag auf den Hintern- toll,nee?
Ach ja, und Langeweile hatten wir nie!!!
Und Klamotten? Mußten wir uns selber kaufen- genauso wie den Führerschein und das erste Auto.
Ich hatte damals nen Kasettenrecorder und im Radio lief Mittwochsabends immer Mel Sondocks(richtig geschrieben?)- Hitparade *töfte war das*
Wir hatten richtige Cliquen und alle haben zusammen gespielt ( ob die heute alle noch leben?)
Ach jaaa *megaseufz* wir waren noch Kinder!
PS: Lebensziel meiner kleinen Monster ist es mir das Leben schwer zu machen und wenn ich mal was sage dann heißt es nur "Mama !!! Das war früher so aber heute ist eben alles anders"
Man wird eben alt und träumt von damals.
Ich sag immer: Heut sind die guten alten Zeiten an die wir uns in 10 Jahren erinnern werden

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tante_ju Erstellt am Do 03.07.2003
Die 30er-Zone bei meinen Eltern ist auch, aber nicht wg. meinem Fahrrad :-). Und natürlich habe ich den Ärger wegen dem kaputten Rad bekommen, nicht der Milchbauer. War ja meine Dösigkeit, da hinzustürmen ...
Allerdings das mit der Clique bei uns: Mindestens zwei leben nicht mehr :-( (1 * Drogen, 1 * Ermordet)

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Do 03.07.2003
Ne, 'Mel Sandrock' hieß der. *lol*
Keine Ahnung wie der sich schreibt. ;o)

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redplanetmars Erstellt am Do 03.07.2003
Früher war einfach ALLES schöner; auch bei uns (ex DDR); denn es war meine Kindheit (Bj.1965)
Wenn Heutzutage die "Jugend von Heute" sagt; Sie könnte das mit der "guten Alten Zeit" nicht mehr Hören!!!! sag ich immer :
Da Ihr das auch mal sagen werdet !!!
DENKT DARAN IHR LEBT "EURE GUTE ALTE ZEIT GERADE !!"

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ELara1964 Erstellt am Do 03.07.2003
@all
mhhh..scheint mir so, als wäre ich nicht die einzige die feststellt, daß sie langsam aber sicher alt....haaaaalttt...stoooooppp​p....ersetze​ das alt durch älter *gg*...... wird *kalkbröselsuch* ;o))
ich finde es auf eine gewisse art erschreckend schön, wenn man sich an bestimmte vorkommnisse erinnert und dann feststellt...hey das ist 20, 25 oder gar 30 jahre her *lach*
weiaa...ich bin doch schon bissi älter als älter...nämlich alt! *grusel und schmunzel*
ELara :o))

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ManniAT Erstellt am Do 03.07.2003
Also abgesehen vom Fußball kann ich 98%ig nachvollziehen was du geschrieben hast!
Ich bin selbst Vater und glaube fest daran, dass es an uns (Eltern) liegt, wie die Kindheit unseres Nachwuchses aussieht!
Klar hat sich einiges geändert: mehr Verkehr, mehr Beton, usw.
Aber auch mehr Mobilität! Und damit kann man vieles wettmachen!
Mein Vater fuhr zeitlebens nur Motorrad (auch heute mit 83 noch), Auto gab es keins, dafür war alles näher, die Städte nicht so groß.
Ich habe meiner Tochter vor 2 Wochen eine Ringelnatter gefangen (stinkt ordentlich), ein paar Tage danach hatte sie zwei Schmetterlinge auf der Hand, die dort fast ein halbe Stunde lang für Nachwuchs sorgten.
Mein Sohn hat es dieses Jahr (er ist fast 11) geschafft höher als die Mama auf einen Baum zu klettern.....
Meine einzige Angst - dass uns mal wer wegen Kindesmißhandlung anzeigt, weil die beiden immer voller blauer Flecken sind :-)
Ich wohne in Linz (an der Donau) am Stadtrand. Mit dem Rad erreicht man leicht die Au und den Wald. Wenns "mehr" sein soll nutzt man die heutige Mobilität. Kostet nicht viel und schon ist man bei einer Höhle, einem alten Bergwerk, einem Bach zum Dammbauen einem Fluss zum Schlaubootfahren, ........
Und ich bin mir immer noch nicht zu blöd einfach mit dem T4 ein paar Tage wohin zu fahren und im Auto zu schlafen; macht allen Spass!!!
Ich glaube, dass die wahren Schuldigen, wenn Kinder das von dir gesagte nicht mehr erleben können, die Eltern sind!
Ist halt praktischer, die Kids vor der Kiste (TV, PC, XBox, PSx,...) zu parken als mit ihnen was zu unternehmen!
Macht was mit ihnen und ihr werdet sehen, dass es gar nicht so anders ist wie früher! Für die Kids und auch für euch selber!!
Ich war immer der Meinung mit Kindern geht weniger, man ist "angehängt", eingeschränkt oder was auch immer!
Das Gegenteil ist der Fall - durch meinen Sohn habe ich auf einmal wieder so viele "Kindersachen" gemacht, für die ich alleine schon lange zu bequem war!!
Manfred

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heike1303 Erstellt am Do 03.07.2003
Meine Mama (geschieden und alleinstehend) ist mit uns 4 Kindern jedes Jahr in den Urlaub gefahren. Wir hatten ein 20 Jahre altes Hauszelt und ein ganz kleines Auto... Einen Prinz, bei dem der Boden durchgerostet war. Meine Mama hat ein Brett unter den Fahrersitz montiert, damit sie nicht samt Sitz durchplumpst. Die Strasse konnten wir beim fahren immer sehen, wie schnell sie da unten vorbeiflitze, dabei fuhr das Viehikel bergab mit Rückenwind gerade mal 80 km/h.
Das grosse Zelt brachte Mama immer an die Ostsee, stellte es auf, schlief ein paar Stunden und fuhr wieder Heim (jede Fahrt 6 - 8 Stunden. Sie packte uns Kinder ins Auto und ab gings nach Pelzerhaken mit dem Plumbsklo und den Dünen, die Ruinen der Bunker und den Felsen wo noch echte Leelöwen zu sehen waren.

Verpflegt haben wir uns vom Feld eines Bauern, den wir fragten ob wir nachernten konnten. Es war sehr abwechslungsreich, da wir 2 Fleder nachernten durften... Kartoffeln und Erbsen, Erbsen mit Kartoffeln, Bratkartoffeln mit Erbsen, Erbspürre, Erbsensuppe.... und so weiter.. Wir sind satt geworden und waren glücklich.
Geld? gab es nicht! Meine Mutter ist nie zu einem Sozialamt gegangen, sie ist lieber Nachts putzen gegangen, hat auf Hochzeiten gekocht und war glücklich wenn sie Reste mitnehmen durfte.
Kleider wurden selbst genäht, Wintermäntel aus Wolldecken, Konfirmationskleider aus Gardienen...
Wie war die Zeit doch schön, aber trotzdem bin ich froh, meinen Kindern ein wenig mehr bieten zu können... obwohl wir auch jahrelang mit dem Zelt unterwegs waren. Wir Beeren und Pilze sammelten und unsere Forelle auch selber fingen.
träumende Grüsse
Heike
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