Thema: Der Herr der Motorräder

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VauzweiV Erstellt am Sa 10.02.2007
Für jedes Motorrad steht im Kurvenparadies ein große Truhe mit tausend goldenen Perlen. Behandeln die Menschen das Motorrad auf der Erde gut, wird bei jeder Wohltat eine Perle herausgenommen. Wenn das Motorrad gestorben ist und in das ewige Kurvenparadies kommt, zählt der Herr der Motorräder die übriggebliebenen Perlen. Wer bei den Menschen Schlimmes erlebt hat, wird dann für die schlechte Erdenzeit entschädigt.
Eine schöne Honda CBR 1000 kam eines Nachmittags am Tor des Kurvenparadies an. "Deine Truhe ist fast leer", sagte der Herr der Motorräder, "du musst ein gutes Leben gehabt haben." Die Honda blinkte bedächtig mit der Lichthupe. "Meine Besitzer haben alles für mich getan. Als ich Probleme mit den Motor bekam, haben sie mich in die beste Werkstatt gestellt, damit meine Kolben erneuert werden konnten.
Ich bekam jeden Kundendienst und nur das beste Öl. Sie haben dafür gesorgt, dass ich jeden Tag fahren und Kurvenräubern konnte, und so wurde ich mit ihnen zusammen alt. Und als die Stunde des Abschieds gekommen war, sind sie bis zur letzten Minute an meiner Seite geblieben." Die Honda schwieg einen Moment. "Ja, ich habe es sehr gut gehabt da unten."
"Such dir eine Kurventour aus", schlug der Herr der Motorräder vor. "Ich brauche keine große Tour", entgegnete die Honda, "gib die großen Touren meinen Kollegen, die auf der Erde nicht so viele gute Tage gesehen haben."
Als nächstes stand eine große Kawasaki Z1 vor dem Kurvenparadies. Sie war sehr, sehr alt. So alt, dass ihr Lack grau geworden war, was man nur ganz selten sieht. "Auch bei dir finde ich nur noch wenige Perlen in der Truhe", sagte der Herr der Motorräder. "Ich habe es sehr gut gehabt", sagte die Kawasaki. "All die Jahre bin ich mit Liebe umsorgt worden. Und als die Stunde des Abschieds kam,hat mich mein Mensch begleitet."
Dann kamen zwei Fahrschulmotorräder angefahren.Eine Honda CB 500 und eine Suzuki GS 500 "Wie ist es euch ergangen in der Fahrschule?", fragte der Herr der Motorräder. "Ich wundere mich, dass ich in eurer Truhe nur noch wenige Perlen sehe." "Das muss dich nicht wundern", sagten die Fahrschulmotorräder, "unser Besitzer hat uns eine helle,trockene Garagen bauen lassen, statt sich ein neues Auto zu kaufen. Weil wir besseres Zubehör brauchten, hat er sogar auf den Urlaub verzichtet."
"Gab es denn nie Fahrschüler, die hässlich zu euch waren?" - "Manchmal schon", gaben die Fahrschulmotorräder zu. "Aber die Liebe der meisten Fahrschüler hat uns immer wieder Mut gemacht." Die Beiden sahen den Herrn der Motorräder an und sagten: "Wir haben es wirklich gut gehabt da unten. Und als die Stunde des Abschieds kam, haben uns unsere Besitzer auf unserem letzten Weg begleitet."
Eine rote Ducati 916 kam langsam den Weg herauf, völlig zerfledert und kaputt, nur mit Mühe gelang es ihr sich fortzubewegen.
Der Herr der Motorräder erschrak sichtlich, als er das ehemals schöne Motorrad sah.
Wer hat dich so zugerichtet, fragte er und dabei warf er einen Blick in die Truhe.
Er war überrascht, sie war völlig leer, wie kann das sein, fragte er die Ducati.
Ich hatte das schönste Leben, dass sich ein Motorrad nur wünschen kann, mein Herr liebte mich über alles und verzichtete auf viele Dinge,
nur damit es mir gut geht. Woher kommt dann dein Zustand, fragte der Herr der Motorräder.
Ein Autofahrer hatte uns die Vorfahrt genommen und meinem Herrn erging es nicht besser wie mir, aber ich habe ihn aus den Scheinwerfern verloren.
Du wirst ihn wieder treffen, an der Waage, meinete der Herr der Motorräder.
Ein zierliche, schöne Yamaha R1 kam jetzt auf das Paradies zu, kaum älter als ein Jahr. Ihr Lack glänzte wie Seide, aber die Scheinwerfer waren müde und ohne Glanz.
"Warum bist du hier, mein Freund?", fragte der Herr der Motorräder. "Du bist noch zu jung zum Sterben."
"Ich war keine gute Geldanlage", antwortete die Yamaha R1 . "Auf der Rennstrecke war ich zu langsam. So sehr ich mich anstrengte, ich konnte nicht schneller fahren. Mein Besitzer sagte, ich sei zu teuer auf die Dauer und hat mich zum Motorradteileverwerter bringen lassen." Der Herr der Motorräder öffnete die Truhe der Yamaha R1 und fand sie noch fast gefüllt bis zum Rand. "Das muss ein trauriges Leben gewesen sein", sagte er, "hast du nicht einmal eine schöne Kindheit gehabt?" "Kindheit - was für ein wundervolles Wort", sagte die Yamaha R1 versonnen. "Was bedeutet es?" "Kindheit", sagte der Herr der Motorräder, "das heißt mit anderen Motorrädern über Alpenpässe fahren, im Fahren die Kräfte messen, eins sein mit seinem Besitzer, seinen Platz in der Gruppe suchen und Freunde finden. Man lässt doch die Motorräder die ersten paar tausend Kilometer Kind sein, bevor die Arbeit beginnt. Hast du das nicht erlebt?" "Nein", sagte die Yamaha R1 , "für mich fing das Training sofort an. Sie haben mir die original Verkleidung abgebaut und eine Rennhaut verpasst und der Motor wurde von einem Möchtegerntuner getunt Als ich zu langsam war, haben sie mich geschimpft und mit Fußtritten traktiert." "Warum tun sie das?", fragte der Herr der Motorräder zornig. "Man kann viel Geld auf der Rennstrecke verdienen", sagte die Yamaha R1, mit einem sehr schnellen Motorrad kann man reich werden. Ich war leider ein schlechtes Geschäft."
Da fuhr der Herr der Motorräder die kleine R1 auf die große Paradiesrennstrecke, die mit endlosen Kurven bestückt war. Alle geschundenen Rennmotorräder und die anderen Bikes, die von ihren Besitzern als Sportgerät missbraucht worden waren, vergnügten sich darauf. Fasziniert blieb die Yamaha R1 stehen. "Ist das Kindheit?", fragte sie entzückt. "Fahr los und genieße sie", sagte der Vater der Motorräder.
Er war voller Empörung über die Menschen, aber es kam noch schlimmer. Ein amerikanisches Ratbike aus Milwaukee schleppte sich auf das Kurvenparadies zu, ein Bild des Jammers. Ein gebrochenes
Federbein hing schlaff herab, Öl sickerte aus vielen Dichtungen im Motor und Getriebe. Das ehemals schöne Bike war grausam zugerichtet worden, ein uralter Pferdesattel als Sitzbank, die Blechteile mit Hammerschlaglack verunziert und als Krönung, rundherum als Mülltonne mißbraucht. Als der Herr der Motorräder die Truhe des Ratbike öffnete, fehlte nicht eine einzige Perle. "Wer hat es zugelassen, dass man dich so quält?", fragte er erzürnt. "Die Rocker", antwortete das Ratbike mit matter Stimme. "Sie wollen auffallen, um jeden Preis, aber wie ich mich dabei fühle, es interessiert sie nicht. Es geht nur um Fun, Parties, Drogen, Alkohol und Weiber".
Mann, dass war vielleicht ein scheiss Bikeleben.Der Herr der Motorräder fuhr das Ratbike in seine große Paradieswerkstatt, wo sie wieder im alten Glanz erstrahlte und als Geschenk durfte sie sich einen der schönsten Highway aussuchen. "Was ist das für ein prächtiger, goldener Ball über dem Highway ?", wollte das nun wieder erstrahlte Ratbike wissen.
"Das ist die Sonne. Kennst du sie nicht?" "Nein. Aber ich habe die Rocker davon reden hören”, sagte das ehemalige Ratbike glücklich und fuhr zur Tankstelle, um seinen Durst zu löschen..
Da versammelten sich die Strassen- und Rennmotorräder, die es gut gehabt hatten auf der Erde, und sagten zum Herrn der Motorräder: "Es ist gut, dass unsere armen Freunde es hier so paradiesisch haben. Aber kommen ihre Peiniger ungeschoren davon?"
“Sie bekommen ihre gerechte Strafe.” „Welche?”, wollten die Motorräder wissen. „Sie müssen als Motorrad zurück auf die Erde. Dort haben sie das Gleiche zu erdulden wie die Motorräder, die sie gepeinigt haben.”
Der Herr der Motorräder winkte ihnen, ihm zu folgen. Sie fuhren lange Zeit über eine schmale Strasse, bis sie an einen großen Platz gelangten, auf dem eine gewaltige Waage aufgebaut war. Jeder Mensch wurde vor diese Waage gerufen, und es wurden zwei Fragen gestellt. Ein übler Rennstallbesitzer stand gerade vor dem höchsten Gericht.
„Wer hat etwas Gutes über ihn zu berichten?”, hieß die erste Frage. Es fanden sich einige, die auf der Rennstrecke gewonnen hatten, die mit ihm gemeinsame Sache gemacht hatten, und sein Kampfhund, der von ihm gut behandelt worden war. Dann kam die zweite Frage: „Wer von den Motorrädern hat etwas gegen ihn vorzubringen?”
Da fuhren alle seine Rennmotorräder heran. Die, die hohe Preise gewonnen hatten und die, die er zum Teileverwerter geschickt hatte.
„Was habt ihr ihm vorzuwerfen?”, fragte der Richter. „Er hat uns die Kindheit gestohlen”, klagten die Motorräder. Sie fuhren auf die andere Waagschale und drückten sie mit ihrem Gewicht ganz nach unten.
Danach sahen die Motorräder einen Politiker vor dem Gericht.
Er war für Leistungsbeschränkung,TÜV Schikane,Benzinpreiserhöhungen​,​ Streckensperrungen, Polizeikontrollen, laut ist out und noch einige Schikanen gegen Motorräder.
Er fand eine ganze Anzahl von Menschen, die für ihn aussagten.
„Er wird sich geschickt herausreden - wie auf der Erde”, befürchteten die Motorräder, „da sind viele, die er mit Geld bestochen hat und die ihm wichtige Posten zu verdanken haben. Mindestens fünfzig Menschen. Wer wird gegen ihn aussagen?”
„Zigtausende von Motorrädern”, sagte der Herr der Motorräder, „er wird keine Chance haben...”
Denke immer daran, auch DU wirst einmal vor den Herrn der Motorräder zitiert.
Gruss James


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Prophet_Germanius Erstellt am Sa 10.02.2007
Meinst Du wirklich, daß das jemand, der einen einigermaßen strukturierten Tag hat, durchliest?

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Prolet_Gernegross Erstellt am So 11.02.2007
Kein Mensch. Nur Du und ich, ne? :-)

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Ductreiber Erstellt am So 11.02.2007
Und Ich...

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Megarider Erstellt am So 11.02.2007
Ich auch...

Deaktiviert

fresh36-4 Erstellt am So 11.02.2007
ich auch !!!

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Ductreiber Erstellt am So 11.02.2007
Also sind wir entweder keine Menschen oder haben keinen strukturierten Sonntag....
*ggg*

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am So 11.02.2007
OK, hab's auch gelesen...
hat sich aber nicht gelohnt.

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am So 11.02.2007
...nur grob überflogen.
der thread ist entschieden zu langatmig und nicht interessant genug, sich darin ernsthaft zu vertiefen

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Prolet_Gernegross Erstellt am So 11.02.2007
Mann ey...
Jetzt habt ihr mir den Gag versaut. :-)

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bad-girl77 Erstellt am So 11.02.2007
Ich finds schön!
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