Thema: Eine Fahrt mit der Bahn

Gelöschter Benutzer Erstellt am Di 14.10.2003
Wir wollten eigentlich nur nach Hause fahren - mit dem Nahverkehr der Bahn.
23:43, S6 von D-Benrath nach D-Rath, leider ist der Fahrkartenautomat an unserem Bahnsteig außer
Betrieb. Aber es gibt hier ja noch ein zweiten Bahnsteig. Ich gehe also rüber und stehe vor dem zweiten Automaten, wieder nichts - der funktioniert auch nicht.
Also zurück zu unserem Gleis, denn die Bahn müsste jeden Moment einfahren. Hey - da stehen zwei Kontrolleure! Zusammen mit anderen Fahrgästen, ebenfalls ohne Fahrschein, und den Kontrolleuren steigen wir in die S-Bahn.
Nach ein paar Minuten stehen beide Kontrolleure neben uns und möchten unsere Fahrscheine sehen.
Moment mal, dachte ich, die wissen doch, dass die Automaten nicht funktionierten. Ich hatte bereits
Kleingeld in der Hand und wollte bei den Uniformierten Fahrkarten erwerben. Leider waren sie nicht befugt, Fahrkarten zu verkaufen, nein sie wollten unsere Personalien. Ich fragte “wofür ? Ich möchte lediglich eine Fahrkarte”. Wieder musste ich hören, dass die Kontrolleure zwar Fahrkarten kontrollieren,
aber nicht verkaufen dürften.
Deshalb nennt man sie wohl nun Kontrolleure, früher gab es ja die Schaffner. Macht Sinn, aber nicht glücklich.
"Wir müssen ihre Personalien aufnehmen damit wir ihnen einen Schein ausstellen können, damit müssen sie morgen zum Reisecenter der Bahn und die Fahrtickets bezahlen."
Aha, die Automaten sind defekt, die Kontrolleure verkaufen keine Fahrkarten und es ist Mitternacht. Für die Missgeschicke der Bahn soll ich mir am nächsten Tag zwei weitere Fahrscheine kaufen, um einen, den ich gerne gekauft hätte aber nicht bekommen habe, zu bezahlen ?
Das Reisecenter der Bahn steht mitten im Hbf - der liegt fernab meiner täglichen Wege.
Ich stellte diese Frage und hörte zu meinem Erstaunen "ja richtig" ?!?!?!?!?
Wir fragten nun, ob die Bahn uns die dadurch entstehenden Kosten ersetzt, die Kontrolleure verneinten. Ich habe nichts anderes erwartet. Nicht mit uns, wir verweigern unsere Personalien.
Nun wird der Bundesgrenzschutz angerufen. Wir erreichen D-dorf Hauptbahnhof, eigentlich wollten wir nicht aussteigen aber da die Bahn eisern wartete und der Grenzschutz auf sich warten ließ, verließen wir mit Rücksicht auf die anderen Passagiere die Bahn.
Nun eine Diskussion mit den vieren. Ich händigte dem BGS meinen Ausweis aus und protestierte,
als er diesen den Kontrolleuren übergab. Nun bekommen wir diese gelbe Zettel ausgestellt und können uns dagegen nicht wehren. Die Kontrolleure stellen die Fahrscheine nur bis Hbf aus. Die Fahrt von Benrath nach Rath über Hbf kostet genauso viel wie eine Fahrt von Benrath zum Hbf. Wir sollen nun eine zweite Fahrkarte von Hbf nach Rath kaufen. Moment mal, jetzt ist aber gut. Der BGS schreitet ein und bestimmt, dass unsere Fahrscheine bis Rath zu gelten haben, also gut.
Die beiden Kontrolleure hatten scheinbar nicht viel mehr Ahnung als wir und wir hatten gar keine, da wir nicht so häufig in solche Situationen geraten. Auf jeden Fall erklärten sie wiederholt, dass sie den Schein mit Code 22 ausstellen. Code 22 - selbst die Beamten schauten sich fragend an, woher soll ich wissen, was
der Code 22 ist. Hab mal was von Code Red gehört.
Die S-Bahn ist natürlich weg und die nächste kommt in einer Stunde - geil!
Wir schauen unsere gelben Zettel an und sehen einen Eintrag von erhöhtem Fahrgeld von 40,- Euro. Wir haben noch ein wenig Zeit bis die nächste S-Bahn kommt und suchen die Beamten vom Grenzschutz.
Diese geben uns bereitwillig ihre Namen, um notfalls die Sachlage zu bezeugen. Die Beamten sind über die Methoden dieser privaten Firma nun auch erstaunt. Naja, im Kleingedruckten auf der Rückseite steht, das erhöhte Fahrgeld würde erst fälling, wenn der Betrag nicht innerhalb von 14 Tagen bezahlt wird.
Die erste S6, die einfährt, hat hier am Hbf Endstation, wir sind mittlerweile wirklich sauer, denn die Nacht wird arg kurz und ich muss morgens zur Arbeit.
Endlich kommt die nächste Bahn und wir steigen ein. Es sind nur ein paar Stationen und wir freuen uns, endlich anzukommen. Da tauchen zwei weitere Kontrolleure auf. Sie verlangen unsere Fahrscheine - worauf wir antworten, wir hätten keine aber stattdessen diese gelben Zettel.
Der Kontrolleur schaut ihn sich an und sagt, der zählt nur bis Hbf. Nun ist Schluss, nächste Station müssen wir eh raus. Ich stehe auf und zeige auf die Namen der Beamten, den sie uns freundlicherweise auf diese gelben Zettel geschrieben habe. Was habe ich mit dem BGS zu tun - ist die Antwort des Kontrolleurs. Ich
ignoriere nun den Kerl, nehme ihm den Zettel aus der Hand, worauf er erstaunt blickt. Ich sage, wir müssen hier aussteigen, steigen Sie mit aus und wir rufen beim Grenzschutz an. Wir gehen an den nun verdutzten Kontrolleuren vorbei und steigen aus.
Die beiden stehen in der Tür und sagen “wir sehen uns noch”, nochmals forderte ich sie zum Aussteigen auf - aber sie reagieren nicht mehr.
An einem der gelben Zettel hängt ein Überweisungsträger. So geht es also auch. Es ist mittlerweile halb drei und wir sind hundemüde.
Hätten uns die ersten Kontrolleure direkt darauf hingewiesen, dass es auch mit einer Überweisung machbar gewesen wäre, hätte ich ihnen gar meinen Ausweis gezeigt, wir hätten weniger Ärger/Spass gehabt und wären schon lange am schlafen.
Von allen Leuten, die in Benrath in diese Bahn gestiegen sind, haben somit 5 Personen Tickets gekauft, der Rest durfte für Nüsse fahren.
Ein Hoch auf die Bahn - Bodo