Thema: Mit der RC 30 auf der Nordschleife..........

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FURANO Erstellt am So 14.08.2005
Nürburgring,Nordschleife jener sagenumwogene 20 km lange Abenteuerspielplatz,auch liebevoll "die grüne Hölle" genannt sollte jeder ernsthaft engagierte Biker mindestens einmal selbst erlebt haben.Wenn man dann noch zu den glücklichen gehört und eine Honda RC 30 fährt,der Motorradtyp auf dem Meister Dähne vor Jahren die Fabelzeit von unter 8 Minuten herausfuhr dann sowieso.
Ich hatte nun diese Vergnügen und hier sind meine Eindrücke dazu.
Vorbereitungen:
Meine Frau die meine Leidenschaft fürs biken zwar nicht teilt aber zumindest Verständnis dafür hat schenkte mir einen Gutschein für das sogenannte "Ring Total" Programm,veranstaltet von dem Aktion Team einer grösseren Motorrad Zeitschrift.Einzige Bedingung war,diesen Anlass nicht als Rennveranstaltung zu sehen sondern meinem Alter entsprechend und mit der damit zu erwartenden Besonnenheit diesen Event genussorientiert anzugehen und unversehrt zurückzukehren.Als Termin wählte ich den August,das ist im mitteleuropäischen Hochsommer und somit der beste Zeitpunkt um einigermassen sicher gegen berüchtigten Wetterkapriolen der Eifel gerüstet zu sein.
Technisch wurde der Honda kurz zuvor nocheinmal in den Service gegeben.Ich selbst bereitete mich körperlich durch regelmässige sportliche Betätigung und disziplinarischem Umgang mit Nahrungs-und Genussmittel vor und konnte mein "Kampfgewicht" in die Gegend von 75kg lenken(und habe als Ausrüstung auf den engen ,knallbunten Renneinteiler aus Japan verzichtet zu Gunsten des legerer geschneiderten 2 teiligen italo Outfits ).
Mental war keine besondere Vorbereitung nötig,ich befand mich bereits im relaxten Sommer-Ferien-Hoch.
Die Anreise:
Da ich bisher kaum weiter nördlich als bis zum Hockenheimring mit dem Motorrad unterwegs war,wählte ich als Anreise die direkte Autobahnverbindung,so ca.600 km von Bern aus.Ab Basel war ich vom lästigen Gepäck befreit da ich ab der Raststätte Pratteln meinen Trekkingrucksack an einen Teilnehmer abgeben konnte der sein Bike per Kleinbus in die Eifel transportierte und mein Gepäck freundlicherweise mitnahm.
Bin kein Freund langer Autobahnfahrten und so war das nur passionsloses Pflichtprogramm,absolviert mit Reisetempo so um 160 km/h und immer wieder durch stockenden PKW-Verkehr und Baustellen beeinträchtigt.Pünktlich zur Mittagszeit und unmittelbar vor der Raststätte Hunsrück begann der eher hochsommer untypische Regen.Zeit für Mittagspause,die zog sich recht lange hin bis der Regen sich soweit reduziert hatte,dass ich die restlichen ca.7o km zur Nordschleife ohne Regenkombi (die war im Rucksack!)bewältigen konnte.
An der Tankstelle ausserhalb der Rennstrecke getankt und Café getrunken und den ersten Kontakt mit einheimischen Bikern aufgenommen die dort ebenfalls Schutz vor dem recht starken Niederschlag suchten.Meine Frage wie denn die Wetteraussichten der nächsten 3 Tage einzuschätzen sei wurde nicht so geantwortet wie ich das gerne gehabt hätte und ich sah mich schon das kommende Rennstreckentraining 2 Tage in der Regenkombi und mit Spassfaktor 0 um den Ring eiernd zu erleben.
Unterkunft und Rahmenprogramm:
Kost und Logie waren auf hohem Niveau wie man das den Preis entsprechend auch erwarten durfte und gaben kein Anlass zur Klage,höchstens dass die Auswahl beim Frühstücksbuffet zu üppig war und man sich ständig der Versuchung ausgesetzt sah zuviel zu essen un danach nicht mehr "unbelastet" auf der Strecke angasen konnte.
Das Rahmenprogramm war ebenfalls unterhaltend und wurde von 2 retorisch sehr begabten Selbstdarstellern geprägt die das Publikum mit Ihren Vorträgen über mentale Entspannung und Gesundheit in fortschritendem Alter bestens bei Laune hielten.
Die Nordschleife,der eigentliche Event......
Das Wetter hat entgegen allen Befürchtungen gehalten,die Eifel zeigte sich zur rechten Zeit mit Bilderbuchwetter.Es waren ca.160 Teilnehmer,davon ca.60 aus der CH,einige wenige aus F und GB,der Rest aus ganz Deutschland.England scheint übrigens auch was die Geräuschbestimmungen betrifft eine Insel ausserhalb der Eu zu sein,nur so ist es zu erklären dass die anwesende britische V2 Honda so ungeniert aus ihren Auspufftöpfen brüllen durfte.
Motorräder vor allem natürlich überwiegend Supersportler wie R1 und Co,auch einige Exoten (3 Benellis, einige spotliche Gespanne!)viele mit reichlich Zubehör fein zurechtgemacht.Die beiden ältesten Maschine waren wahrscheinlich meine 88er RC 30 und eine etwa gleichaltrige Ducati 851.
Wir wurden in Gruppne zu ca.8 Fahrern je einem Instruktor zugeteilt und los gings.Unsere Gruppe hatte eine Instruktorin die mir Ihrer R6 ein flottes Team abgab,wie flott sollte sich noch zeigen.
Zuerst wurden ein paar gymnastische Übungen während der Fahrt gemacht und ich war froh nicht zuviel gefrühstückt zu haben um im Damensitz oder auf dem Höcker knieend die Honda zu steuern.Danach folgte die erste gemeinsame Sightseeingtour über die Nordschleife.Ich war erstaunt wie schmal die Strecke ist,wieviel Höhenunterschiede es gab,die unterschiedlichen Streckenbeläge,und natürlch diese Kurven.....
Wir fuhren in unserer Gruppe hintereinander die Strecke mehrmals ab,jeweils nach einer Runde wurde die Reihenfolge in der Gruppe gewechselt,der erste liess sich an den Schluss der Gruppe zurückreichen wenn eine Runde gefahren war.jeweils nach 3 Runden (60 km!) gab es eine kleine Pause.Bei jeder Pause kurze Besprechung wer was wie gut oder nicht gut gemacht hat und dann ging es wieder weiter im 3 Runden Turnus,jeweils mit gesteigertem Tempo.
Bald schon hatte ich meine Kurven bzw. Streckenabschnitte für mich bestimmt die ich ganz besonders gern mochte und solche die mir eher weniger lagen.Am Nachmittag des ersten Tages nahm ich das Angebot an für 2 Runden eine neue Ducati 749 über der Ring zu führen.Die erste Runde benötigte ich um überhaupt mal auf der Maschine zurecht zu finden wobei mir die Leistungsfähigkeit der Bremse im Vergleich zu meinem Oldtimer am meisten beeindruckte.Die 2.Runde ging dann schon etwas flotter aber insgesamt fühlte ich mich doch auf der altbekannten eigenen Honda besser aufgehoben,so dass ich am folgenden Tag nicht noch einmal die Ducati ausgeliehen habe weil ich mir dem altbekanntem Material unbeschwerter und somit schneller fahren konnte.
Der 2.Tag ging gleich mit gesteigertem Tempo zur Sache und die Begeisterung stieg parallel zum gefahrenen Tempo an.Am Nachmittag hatten wir dann ein Niveau erreicht bei dem ich und meine RC 30 uns dann wirklich anstrengen durften um der Instrutorin und Ihrer R6 nachzufolgen.Nun konnte ich die Nordschleife körperlich spüren,ihre Senken bei dem es einem in den Höcker presst und die Gabel einstaucht,der Moment wenn man beim Wechsel vom Plattenbelag des Karussels auf Asphalt wechselt und das Vorderrad kurz den Bodenkontakt verliert,Kurve Nr 176 (mein Liebling!)wenn es einem beim auf und ab den Magen hochhebt und dergleichen mehr,nun war sicherlich der Höhepunkt der "genussorientierten"​ Nordschleifenrundfahrt erreicht.
Was wirklich machbar ist liess sich nur erahnen wenn man vom Streckenrand aus einmal Meister Dähne zusehen konnt der ebenfalls mit einer RC 30 anwesend war und eine Gruppe lernwilliger durch das Himmelreich der grünen Hölle führte.
Nach 2 tagen war dann leider alles vorbei und die Heimreise stand auf dem Programm,dieses mal allerdings Dank der Führung meines Zimmergenossen und Biker.de Kollegen sboxi nicht monton über die Autobahn sondern durch landschaftlich reizvolle Gegenden wie Mosel,Hunsrück und Pfalz .
Nach ca.2000 km (davon etwa 600 allein auf der Nordschleife!) kam ich müde aber unversehrt wieder zuhause an.
Ich werde bestimmt wieder einmal den Nürburgring besuchen und vielleicht dann mit einer Bimota den ein solche war bei dem bunt gemschten Feld keine vertreten und das es mit der alten RC 30 Spass macht weiss ich ja nun.
Gruss aus CH
Furano
"heaven is there where hell is and hell is down on earth!"
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Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am So 14.08.2005
Schöner Bericht. Wäre besser unter der Rubrik: "Tourenberichte" aufgehoben. Vielleicht noch mit ein paar Bildern garniert? So, genug gemeckert, 10 Punkte!
Peter :-)

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Mopedjeck Erstellt am So 14.08.2005
Und der kommende Muskelkater wird auch vorbei gehen.....
Prima geschrieben.

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astera Erstellt am So 14.08.2005
Hi Furano,
ich beneide dich!! Vielleicht komme ich in der nächsten Saison mit einer GS zumindest in den Bergen hinter dir her, Ring dauert wahrscheinlich bis zum Sankt-Nimerleins-Tag.
Wo habt Ihr denn in Andenau gwohnt?
Gruß und behalt die Erinnerung!
astera

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am So 14.08.2005
Tja, so hat jeder Wohnsitz seine Vor- und Nachteile. Ich brauch knapp 90 Minuten zum Ring, aber leider viel zu lange in die Alpen. *g*
Jo, die Nordschleife sollte man mal befahren haben, keine Frage.
Nett geschrieben!
;o) Uwe

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Mo 15.08.2005
Schöner Bericht und nett mal wieder was von meiner frühren Wochenendheimat zu hören.
Nordschleife, da war ich schon öfter. Alpen, da war ich erst einmal ,soll aber auch ganz schön sein:-).
Dirk

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Mo 15.08.2005
Jo, für die Alpes kommste aber mit dem WE nicht aus. *g*

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Mo 15.08.2005
Um die Nordschleife zu "kennen" reicht ein WE aber auch nicht! :-)))

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Mo 15.08.2005
Stümmt auch wieder. ;))

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FURANO Erstellt am Mo 15.08.2005
Danke für eure "Blumen",lach
@Peter:
Bei den Tourenberichten kam ich nicht zu den "neuen Themen" deshalb bei dies&das.
Mit den Bildern hab ich es nicht so drauf,kann einen Link anbieten unter dem man paar Fotos sehen kann,ich bin Startnummer 34

http://www.pvw-pietsch.de/modu​les.php?name=coppermine&fi​le=thumbnails&album=884​
@ Astera: habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben auf Caféfahrt in dieser Saison
@Jojo und Kradler:Sowohl Alpen als auch Nordschleife verdienen und benötigen mehrere Besuche um Ihnen gerecht zu werden.
schöne Woche und besseres Wetter wünscht
Furano
" who stopps the rain?"
(Creedence Clearwater Revival)
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