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swdoki
Erstellt am Fr 31.05.2002
Hallo Freunde !
>
> Sicher habt Ihr euch gewundert, daß ich so lange nichts habe von mir
> hören lassen. Das hatte einen triftigen Grund: Ich habe kurzfristig
> beschlossen, mich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen.
>
> Gestern morgen habe ich einen Werbespot mit Günter Jauch gesehen dem zu
> entnehmen war, daß die Krombacher Brauerei und Greenpeace ein
> beispielloses Projekt zur Rettung des Urwaldes ins Leben gerufen haben:
> Für jeden
> getrunkenen Kasten Krombacher Bier werden sie 1m² Urwald retten.
>
> In mir erwachte sofort der bisher tief in meinem Innersten verborgen
> gewesene Naturfreund und Umweltschützer und so beschloß ich, auch meinen
> Beitrag zur Rettung der Urwälder beizutragen. Ich überwand meine
> Abneigung gegen promillehaltige Getränke und begann mit der Rettung .
>
> Während ich so mit der Rettung des einen oder anderen Meters Regenwald
> beschäftigt war, kam meine Frau nach Hause. Bei der anschließend
> geführten, hitzigen Debatte mit ihr machte ich vermutlich die gleiche
> Erfahrung,
> wie tausende andere Umweltschützer vor mir auch : Ich stieß auf völliges
> Unverständnis. Der Urwald schien ihr völlig egal, mein Engagement für
> die Natur und das Leben aller Menschen lehnte sie völlig ab. Sie wollte
> nicht verstehen, daß man eine so große Aktion wie die Rettung der Natur
> nicht
> aufschieben kann, ganz gleich, ob es erst Vormittag ist oder nicht.
>
> Da sie in keinster Weise einsichtig war und man(n) bereit sein muß, für
> die Vollbringung solcher Taten Opfer zu bringen, verließ ich das Haus.
> Niedergeschlagen, nein traurig, lief ich zunächst ziellos umher. Angst
> beschlich meine Gedanken. Angst um die Wälder. Verzweiflung machte sich
> tief in meinem Inneren breit, denn mit jeder verstrichenen Minute hätte
> ich
> wieder einige Quadratzentimeter unwiederbringlicher Natur retten können.
> Die Angst schnürte meine Kehle zu, die Verzweiflung ließ meinen Hals
> austrocknen.
>
> Wie groß war da meine Freude, als ich unerwartet auf eine Versammlung
> gleichgesinnter Umweltaktivisten traf ! Ich erkannte sie sofort, denn
> als Zeichen ihrer Verbundenheit hielten sie alle eine Flasche Krombacher
> in
> der Hand, die sie demonstrativ leerten.
>
> Schnell nahmen sie mich in ihre Mitte auf und so erfuhr ich sehr bald,
> daß einige von ihnen sich bereits seit Jahren mit der Rettung ganzer
> Kontinente beschäftigen, unbeachtet von der Öffentlichkeit, genau hier, an
> diesem
> Kiosk! Ich bewunderte die Zeichen ihres teilweise jahrelangen Kampfes :
> Die
> von den Entbehrungen ausgemergelten Körper, die zum Aufforsten nötigen,
> prallen Bäuche, den Geruch nach jahrtausendealtem Urwaldboden, die
> mannigfaltigen Insekten und ich übersah auch nicht, daß sich einige beim
> Kampf um die
> Natur wohl die Zähne ausgebissen hatten.
>
> Nachdem wir zusammen eine ungefähr tennisplatzgroße Menge natürlichen
> Urwaldes gerettet hatten, stellte ich fest, daß der Schutz und die
> Rettung der Umwelt ihren Tribut zollten. Durch das lange Stehen schmerzten
> meine
> Füße, die Waden krampften, selbst die Zunge war durch die langen
> Debatten in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt : Ich hatte immer größere
> Mühen beim
> Aussprechen der großen Buchstaben eines Satzes oder Wortes. Aus diesem
> Grund beschloß ich, die Versammlung zu verlassen und machte mich auf die
> Suche
> nach weiteren Mitstreitern.
>
> In einer Gaststätte ganz in der Nähe wurde ich dann auch sofort wieder
> fündig : Gut ein halbes Dutzend Umweltler hatte sich dort eingefunden
> und arbeitete hier im Verborgenen an der Rettung der natürlichen
> Ressourcen.
> Schnell war ich aufgenommen. Ich war gerührt als der Wirt meine Hand
> nahm und mir sagte: "Junge, rette den Urwald, wir zählen auf Dich", und
> orderte die 4te Lokalrunde um unsere Aktion voranzutreiben. Da die anderen
> Gäste
> darauf bestanden, neben dem Urwald auch zusätzlich Gebiete wie die
> Sahara, die Wüste Gobi und Offenbach wieder aufzuforsten und somit auch
> den
> Aufbau des heimischen Waldbestandes zu unterstützen, blieb mit nichts
> anderes
> übrig, als zu der Runde noch Jägermeister zu ordern.
>
> Ganz schwindlig war mir vor Stolz und Glück, als ich viel später die
> Kneipe verließ. Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen! Leicht
> verschwommen zwar, aber dafür sah, nein fühlte ich, daß sich unsere gute
> Mutter Erde
> drehte. Nicht gleichmäßig und in eine Richtung, nein, es waren eher
> ruckartige Bewegungen in abwechselnde Richtungen. Welch eine Erfahrung !
>
> Vor Glück taumelnd lief ich zu meinem Auto und beschloß, einen
> Demonstrationszug durch die Kneipen der Innenstadt durchzuführen, um die
> vielen, anderen Menschen auf die Probleme aufmerksam zu machen.
>
> So fuhr ich in Richtung Stadt und war gerade einem Ozonloch ausgewichen
> als ich am Straßenrand einen Streifenwagen entdeckte. Auf der Fahrbahn
> standen mehrere Polizisten und schauten in meine Richtung. Sie mußten von
> meinem
> Vorhaben erfahren haben, denn sie hielten gezielt mein Fahrzeug an. Von
> Vorkontrollen bei Demonstrationen hatte ich ja bereits gehört, war aber
> dennoch verwundert, wie schnell sich das rumgesprochen hatte.
>
> Nachdem ich angehalten und aus meinem Wagen gestiegen war, entschloß ich
> mich zu einer spontanen Sitzblockade auf der Straße. Wenn ich im
> Nachhinein darüber nachdenke, war es keine rational erklärbare Aktion,
> eher ein
> Zwang meines Unterbewußtseins. Ich saß und mein Körper weigerte sich,
> wieder
> aufzustehen. Mir widerfuhr das gleiche Schicksal wie Sitzblockierer in
> Brockdorf oder entlang der Castor-Strecke: Ich wurde durch die
> Polizisten weggetragen. Auch sie wollten den Ernst der Lage nicht
> verstehen, obwohl
> ich sie immer wieder darüber aufklärte.
>
> Später, auf dem Revier erschien dann endlich ein vernünftiger Mensch. Er
> hörte sich mein Problem in aller Ruhe und sichtbar interessiert an und
> erklärte mir dann, daß er die Anzahl der von mir geretteten Bäume
> feststellen wolle. Ich hätte den Schutz der Umwelt quasi im Blut und er
> bräuchte aus diesem Grund etwas davon. Ich war glücklich, diesen
> verständnisvollen Menschen getroffen zuhaben. Mein Engagement würde
> amtlich festgehalten und der Nachwelt erhalten ! Dafür gab ich ihm gerne
> mein
> Blut.
>
> Wenig später befand ich mich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Meinen Wagen
> hatten die netten Beamten behalten, damit er durch seine Abgase nicht
> alle meine Bemühungen wieder zerstört, wie sie mir erklärten. Auch haben
> sie
> mir fest versprochen, nach dem Recyclingverfahren aus meinem Führerschein
> ein Flugblatt zur Unterstützung der Rettungsaktion zu machen.
>
> Froh und mit der Gewissheit, etwas Großartiges getan zu haben ging ich
> dann nach Hause. Unterwegs rettete ich an der Tankstelle noch ein paar
> Pflänzchen und erinnerte mich an eine alte Weissagung der Indianer :
>
> Erst, wenn die letzte Ölplattform versenkt, die letzte Tankstelle
> geschlossen, das letzte Auto stillgelegt, die letzte Autobahn begrünt
> ist, werdet Ihr feststellen, daß Greenpeace nachts kein Bier verkauft !!!
>
> In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Arbeitstag. Ich geh' jetzt
> nochmal'n bisschen Wald retten.
Hallo Freunde !
>
> Sicher habt Ihr euch gewundert, daß ich so lange nichts habe von mir
> hören lassen. Das hatte einen triftigen Grund: Ich habe kurzfristig
> beschlossen, mich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen.
>
> Gestern morgen habe ich einen Werbespot mit Günter Jauch gesehen dem zu
> entnehmen war, daß die Krombacher Brauerei und Greenpeace ein
> beispielloses Projekt zur Rettung des Urwaldes ins Leben gerufen haben:
> Für jeden
> getrunkenen Kasten Krombacher Bier werden sie 1m² Urwald retten.
>
> In mir erwachte sofort der bisher tief in meinem Innersten verborgen
> gewesene Naturfreund und Umweltschützer und so beschloß ich, auch meinen
> Beitrag zur Rettung der Urwälder beizutragen. Ich überwand meine
> Abneigung gegen promillehaltige Getränke und begann mit der Rettung .
>
> Während ich so mit der Rettung des einen oder anderen Meters Regenwald
> beschäftigt war, kam meine Frau nach Hause. Bei der anschließend
> geführten, hitzigen Debatte mit ihr machte ich vermutlich die gleiche
> Erfahrung,
> wie tausende andere Umweltschützer vor mir auch : Ich stieß auf völliges
> Unverständnis. Der Urwald schien ihr völlig egal, mein Engagement für
> die Natur und das Leben aller Menschen lehnte sie völlig ab. Sie wollte
> nicht verstehen, daß man eine so große Aktion wie die Rettung der Natur
> nicht
> aufschieben kann, ganz gleich, ob es erst Vormittag ist oder nicht.
>
> Da sie in keinster Weise einsichtig war und man(n) bereit sein muß, für
> die Vollbringung solcher Taten Opfer zu bringen, verließ ich das Haus.
> Niedergeschlagen, nein traurig, lief ich zunächst ziellos umher. Angst
> beschlich meine Gedanken. Angst um die Wälder. Verzweiflung machte sich
> tief in meinem Inneren breit, denn mit jeder verstrichenen Minute hätte
> ich
> wieder einige Quadratzentimeter unwiederbringlicher Natur retten können.
> Die Angst schnürte meine Kehle zu, die Verzweiflung ließ meinen Hals
> austrocknen.
>
> Wie groß war da meine Freude, als ich unerwartet auf eine Versammlung
> gleichgesinnter Umweltaktivisten traf ! Ich erkannte sie sofort, denn
> als Zeichen ihrer Verbundenheit hielten sie alle eine Flasche Krombacher
> in
> der Hand, die sie demonstrativ leerten.
>
> Schnell nahmen sie mich in ihre Mitte auf und so erfuhr ich sehr bald,
> daß einige von ihnen sich bereits seit Jahren mit der Rettung ganzer
> Kontinente beschäftigen, unbeachtet von der Öffentlichkeit, genau hier, an
> diesem
> Kiosk! Ich bewunderte die Zeichen ihres teilweise jahrelangen Kampfes :
> Die
> von den Entbehrungen ausgemergelten Körper, die zum Aufforsten nötigen,
> prallen Bäuche, den Geruch nach jahrtausendealtem Urwaldboden, die
> mannigfaltigen Insekten und ich übersah auch nicht, daß sich einige beim
> Kampf um die
> Natur wohl die Zähne ausgebissen hatten.
>
> Nachdem wir zusammen eine ungefähr tennisplatzgroße Menge natürlichen
> Urwaldes gerettet hatten, stellte ich fest, daß der Schutz und die
> Rettung der Umwelt ihren Tribut zollten. Durch das lange Stehen schmerzten
> meine
> Füße, die Waden krampften, selbst die Zunge war durch die langen
> Debatten in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt : Ich hatte immer größere
> Mühen beim
> Aussprechen der großen Buchstaben eines Satzes oder Wortes. Aus diesem
> Grund beschloß ich, die Versammlung zu verlassen und machte mich auf die
> Suche
> nach weiteren Mitstreitern.
>
> In einer Gaststätte ganz in der Nähe wurde ich dann auch sofort wieder
> fündig : Gut ein halbes Dutzend Umweltler hatte sich dort eingefunden
> und arbeitete hier im Verborgenen an der Rettung der natürlichen
> Ressourcen.
> Schnell war ich aufgenommen. Ich war gerührt als der Wirt meine Hand
> nahm und mir sagte: "Junge, rette den Urwald, wir zählen auf Dich", und
> orderte die 4te Lokalrunde um unsere Aktion voranzutreiben. Da die anderen
> Gäste
> darauf bestanden, neben dem Urwald auch zusätzlich Gebiete wie die
> Sahara, die Wüste Gobi und Offenbach wieder aufzuforsten und somit auch
> den
> Aufbau des heimischen Waldbestandes zu unterstützen, blieb mit nichts
> anderes
> übrig, als zu der Runde noch Jägermeister zu ordern.
>
> Ganz schwindlig war mir vor Stolz und Glück, als ich viel später die
> Kneipe verließ. Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen! Leicht
> verschwommen zwar, aber dafür sah, nein fühlte ich, daß sich unsere gute
> Mutter Erde
> drehte. Nicht gleichmäßig und in eine Richtung, nein, es waren eher
> ruckartige Bewegungen in abwechselnde Richtungen. Welch eine Erfahrung !
>
> Vor Glück taumelnd lief ich zu meinem Auto und beschloß, einen
> Demonstrationszug durch die Kneipen der Innenstadt durchzuführen, um die
> vielen, anderen Menschen auf die Probleme aufmerksam zu machen.
>
> So fuhr ich in Richtung Stadt und war gerade einem Ozonloch ausgewichen
> als ich am Straßenrand einen Streifenwagen entdeckte. Auf der Fahrbahn
> standen mehrere Polizisten und schauten in meine Richtung. Sie mußten von
> meinem
> Vorhaben erfahren haben, denn sie hielten gezielt mein Fahrzeug an. Von
> Vorkontrollen bei Demonstrationen hatte ich ja bereits gehört, war aber
> dennoch verwundert, wie schnell sich das rumgesprochen hatte.
>
> Nachdem ich angehalten und aus meinem Wagen gestiegen war, entschloß ich
> mich zu einer spontanen Sitzblockade auf der Straße. Wenn ich im
> Nachhinein darüber nachdenke, war es keine rational erklärbare Aktion,
> eher ein
> Zwang meines Unterbewußtseins. Ich saß und mein Körper weigerte sich,
> wieder
> aufzustehen. Mir widerfuhr das gleiche Schicksal wie Sitzblockierer in
> Brockdorf oder entlang der Castor-Strecke: Ich wurde durch die
> Polizisten weggetragen. Auch sie wollten den Ernst der Lage nicht
> verstehen, obwohl
> ich sie immer wieder darüber aufklärte.
>
> Später, auf dem Revier erschien dann endlich ein vernünftiger Mensch. Er
> hörte sich mein Problem in aller Ruhe und sichtbar interessiert an und
> erklärte mir dann, daß er die Anzahl der von mir geretteten Bäume
> feststellen wolle. Ich hätte den Schutz der Umwelt quasi im Blut und er
> bräuchte aus diesem Grund etwas davon. Ich war glücklich, diesen
> verständnisvollen Menschen getroffen zuhaben. Mein Engagement würde
> amtlich festgehalten und der Nachwelt erhalten ! Dafür gab ich ihm gerne
> mein
> Blut.
>
> Wenig später befand ich mich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Meinen Wagen
> hatten die netten Beamten behalten, damit er durch seine Abgase nicht
> alle meine Bemühungen wieder zerstört, wie sie mir erklärten. Auch haben
> sie
> mir fest versprochen, nach dem Recyclingverfahren aus meinem Führerschein
> ein Flugblatt zur Unterstützung der Rettungsaktion zu machen.
>
> Froh und mit der Gewissheit, etwas Großartiges getan zu haben ging ich
> dann nach Hause. Unterwegs rettete ich an der Tankstelle noch ein paar
> Pflänzchen und erinnerte mich an eine alte Weissagung der Indianer :
>
> Erst, wenn die letzte Ölplattform versenkt, die letzte Tankstelle
> geschlossen, das letzte Auto stillgelegt, die letzte Autobahn begrünt
> ist, werdet Ihr feststellen, daß Greenpeace nachts kein Bier verkauft !!!
>
> In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Arbeitstag. Ich geh' jetzt
> nochmal'n bisschen Wald retten.
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