Thema: ....von Bananen und schwangeren Frauen...

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bluelion Erstellt am Do 04.04.2019
Eine postalische Nachricht von der Städtischen Polizei. Nach altem Drucker riecht der graue Brief. Was mag wohl darin verborgen sein? Eine Belohnung für hervorragendes und gesetzestreues Verhalten vielleicht, oder gar eine feine Belobigung für ausserordentliche Rücksichtnahme gegenüber hilfsbedürftigen Menschen im nachmittäglichen Verkehrschaos zur rush hour?

Raffte ich im Spätherbst des letzten Jahres eine noch ganz frische Bananenschale vom Strassenboden auf, die ein Cabrio-Fahrer just an der Lichtanlage verloren hatte. Das einsame Restfruchtwerk lag, nach seinem Absturz aus dem Auto, ganz alleine neben dem Mittelstreifen. OK, die hilflose Schale störte mich, könnte doch, das ist oft ein Argument, eine alleinerziehende, wieder schwangere, arbeitslose junge Frau darauf ausgleiten….. der LKW hinter ihr könnte vielleicht nicht mehr rechtzeitig bremsen, würde versuchen auszuweichen und … nach links in die Shell-Tankstelle brummen…. Was dann geschieht, kann man sich kaum ausmalen. Ein Aral-Tankzug rast eine Shell-Tankstelle, - die beiden brennbaren Markenflüssigkeiten werden zwangsweise frei und dann ist ja dort noch immer die alleinerziehende, wieder schwangere, arbeitslose junge Frau mit ihrer Marlboro im Mundwinkel. Sie ist dann der zündende Grund, dass die gewaltige Explosion eine grosse Irritation auslösen wird.

Mit dem Aufnehmen der Bananenschale von der Strasse, der kleine blaue Aufkleber war noch gut zu erkennen, gelang es mir, ein potentielles Desaster zu verhindern. Der Autofahrer, der die Schale verloren hatte, fuhr scheinbar unwissend ob seines Verlustes weiter. Mit der kleinen, schlanken BMW konnte ich dem Cabriolet problemlos folgen. Die Bananenschale hatte ich weislich am kleinen Tankrucksack gesichert und konnte sie somit, ohne Gefahr eines vielleicht doch noch folgenschweren Verlustes, in Griffnähe behalten.

Beim nächsten Ampelhalt sprach ich den Fahrer an und gab ihm die wertvolle, nun etwas schmierige Bioware zurück. Da der Mann mein Ansinnen wohl nicht recht verstand und sich in unerklärlicher Weise distanziert verhielt, war es doch sein Eigentum, platzierte ich dieses im Verlauf des Gespräches auf dem ledernen Rücksitz seines weissen Audi.

Neben der Bewahrung des Eigentums, durch die Rückgabe des Verlorenen an den Eigentümer, konnten so Varianten desaströser lokaler zukünftiger Katastrophen verhindert werden. Eine weitere, nicht so positive Folge jedoch war die Zusendung der oben genannten Nachricht der städtischen Polizei. Als ich dem Verlustragenden mit dem Motorrad hinterherfuhr, hatte ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit tatsächlich um 2 km/h, in Worten: „zwei“, überschritten, welches ein polizeiliches Messgerät so feststellte.

Der Inhalt des oben genannten Briefes bezog sich nicht auf die vorzugswürdige Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, sondern enthielt die Anzeige einer Verkehrsübertretung, mit der Aufforderung, einen absonderlich hohen Betrag innert einer gewissen Frist zu begleichen.

Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen, weinte bitterlich und trank heimlich eine Flasche französischen Rotweins leer; ob des Wissens, dass Frankreich das Land ist, welches die schlechtesten Weine der ganzen Welt herstellt und diese auch noch viel zu teuer sind.

Bananen….ich mag sie immer noch, aber gefundene Schalen werde ich nun nimmermehr in meinen Tankrucksack gepackt den Verlierern hinterherbefördern. Ich werde die Biomasse unbeachtet, auch an potentiell gefährlichen Orten, einfach liegen lassen und sollte dann auch noch eine allein-erziehende, wieder schwangere, arbeitslose junge Frau mit ihrer Marlboro im Mundwinkel darauf ausgleitet und der herankommende, etwas zu schnelle Tanklastzug……

Tja: "Es irrt der Mensch, solang er strebt." und "Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind."


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