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zeralenn0
Erstellt am Mi 30.07.2003
Der Tag begann so schön. Nach 3 Wochen endlich mal wieder ausschlafen, endlich mal wieder an den schön gedeckten Frühstückstisch setzen, endlich mal keine Hektik.
Geplant war, auf den HD-Geburtstag nach Hamburg zu fahren, in der Hoffnung, die Harley-Fahrer lassen uns Nicht-Harley-Fahrer überhaupt lebendig durch. Man hört ja so einiges. Ich hatte mir da aber mal wieder viel zu viele Gedanken gemacht, so schlimm sind sie nun wirklich nicht. Es war alles in allem sehr imposant, was Harley Hamburg da auf die Beine gestellt hat, um das 100jährige gebührend zu begehen.
Nach 3 Stunden Fußmarsch (dabei hatte ich Motorrad-Stiefel an) zurück zu den Maschinen und dann zu einer Bekannten, die uns noch begleiten wollten auf ne Strandparty am Abend. Ich parke nichtsahnend mein Motorrad, ziehe meinen Schlüssel ab, helfe noch, die Sachen aus den Koffern zu nehmen, damit unsere Bekannten nicht nackt mitfahren müssen und gehe dann über die Straße zur Haustür durch den Hausflur nach oben in die Wohnung. Nach ’ner halben Stunde Kaffeetrinken und Umziehen endlich zum Aufbruch bereit gehen wir runter zu den Maschinen, steigen in die Montur, ich greifen in die Tasche und ... Schlüssel weg. Wie, Schlüssel weg? Ich durchsuche die Tasche noch mal, auch neben dem Riss, der sich dort leider befindet, lasse mich abklopfen, ob der blöde Schlüssel nicht irgendwo ins Hosenbein gerutscht ist ... nichts. Gar nichts. Wieder die 20m zur Haustür gelaufen, den Weg abgesucht, die Straße abgesucht, den Hausflur, den Wohnungsflur, Sessel, Couch, Bad, Küche, hinterm Schuhschrank, unter dem Badvorleger, sogar im Toilettenbürstenhalter ... NICHTS.
Bei den Motorrädern alles abgeklopft, sogar unter den Tankrucksack geschaut, könnte ja sein, daß er da irgendwo kleben geblieben ist aufgrund der Magneten, sämtliche Koffer und das Topcase durchwühlt, in die Maschine geschaut, soweit es ging ... nichts, gar NICHTS. Wie kann so etwas passieren? In der Wohnung war der Schlüssel definitiv nicht, auf der Straße nicht und auch sonst nirgends.
Zwischendurch hatte eine Polizeistreife einen Einsatz in der Straße. „Es könnte ja nicht schaden, dort mal anzurufen, vielleicht sind sie ja ihrer Pflicht nachgekommen und haben den Schlüssel aufgehoben.“ Gesagt, getan und ... natürlich -> NICHTS. Ok, der Tag endete damit, dass wir die Maschine auf den Hof gestellt haben, weil man weiß ja nie, unsere Bekannten mit dem Auto und wir zwei auf dem Motorrad Richtung Party fuhren .
Ich habe mir keine Gedanken gemacht, zu Hause hab ich doch ’nen Zweitschlüssel.
Morgens um kurz vor 6, kurz vor dem Schlafengehen dann die Idee, ich könne doch gleich mal nach dem Schlüssel suchen. Ich habe überall geschaut, auch da, wo niemand etwas suchen oder hinlegen würde und ... man glaubt es kaum, NICHTS. Hinterher stellte sich raus, es gab nie einen zweiten Schlüssel, es ist ein gebrauchtes Motorrad gewesen und der Händler hatte mir keinen zweiten Schlüssel ausgehändigt. Ich, wie frau nun mal ist, habe mir natürlich keinen zweiten Schlüssel anfertigen lassen. Ich würde ihn schon nicht verlieren. Irrglaube!!! Das hatte ich JETZT davon.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen nach 5 Stunden Schlaf entschieden wir uns dann, zu Hause zu bleiben, anstatt die Maschine zu holen. Es würde nichts anderes übrig bleiben, als das Schloss auszubauen und einzuschicken, weil ich ja den gleichen Schlüssel wieder brauchte, da sonst auch der Tank nicht zu öffnen ist. Damit geht auch schon mal das Kurzschließen nicht, denn ich erinnerte mich nicht, wieviel Benzin noch im Tank war und ob ich dann noch ne Strecke von ca. 100 km bis nach Hause schaffen würde.
Also, Anhänger und Auffahrrampen organisieren, noch mal ne Ehrenrunde drehen, weil ich vergessen hatte, den Stadtplan einzupacken (hab ich den Schlüssel oder mein Gehirn verloren) und dann los. Auf der Autobahn sind wir schön mit 100km/h dahin gezottelt, weil man mit Anhänger ja nicht schneller fahren darf, 2 Stunden bis nach Hamburg, was sonst in sehr viel weniger Zeit zu schaffen ist.
Tja, Maschine aufladen, noch mal lust- und ergebnislos nach dem Schlüssel suchen und dann wieder 2 Stunden nach Hause gurken. Vom Losfahren und Anhänger holen bis Anhänger wieder wegbringen vergehen 7,5 Stunden. Die Überführung nach Hause hat mich allein schon 10€ Schmiergeld für den Anhänger und 30€ für Sprit gekostet. Es ist einfach nicht mein Wochenende.
Die nächste Schwierigkeit bestand darin, das Schloss selbst auszubauen. Im Handbuch „Wie zerstöre ich mein Motorrad selbst“ ist komischerweise ausgerechnet dazu nichts zu finden. Zum Glück ist mein Kumpel Moped-Schrauber, der müsste sich doch damit auskennen. Ja, Schrauber schon, aber er kennt sich nur mit Duc und Aprilia aus, kann also nicht wirklich weiterhelfen.
Um ein Schloss auszubauen, muss man(n) natürlich die Abreißschrauben entfernen, den Lenker abbauen, die Sitzbank abbauen (wie geht das ohne Schlüssel???), um an den Tank zu kommen, den man abbauen muss, um an die Steckverbindung vom Schloss zu kommen. Wer hat sich das bloß ausgedacht? Hat der nie daran gedacht, daß mal eine Frau wie ich daher kommt und ihren Schlüssel verliert und dann keinen zweiten hat. Man soll doch mit allem rechnen. Aner ging das nicht ein ganz klitzekleines bisschen einfacher???
Jetzt sieht meine Maschine aus wie ein Schrotthaufen, die Verkleidung hinten ist ab, der Bügel hinten abgebaut, die Sitzbank ist runter, der Tank liegt daneben und der Lenker liegt vorn abgehoben im Cockpit. Ein äußerst trauriger Anblick.
Der nächste Schlüssel wird dreifach vorhanden sein, DAS passiert mir nicht noch mal. Die Schlüssel werden übrigens so um die 40 € kosten. Das habe ich davon, meinen Schlüssel auf einem Weg von 20 Metern zu verlieren, einen Verlust von 80€ für eigentlich gar nichts.
In dem Sinne
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