Geduld und die Kunst ein Motorrad zu fahren
Motorradwelt Bodensee lockt mit mehr als 250 Ausstellern – Reisemarkt ‚Bikers Welcome‘ liefert Inspiration für den Urlaub mit der Maschine – Messebesucher Axel Schultz erzählt von seinen Motorradreisen
17. January 2014 Friedrichshafen – Eine Rundreise durch die USA oder eine Spritztour nach St. Petersburg – wer im Urlaub seine Maschine nicht missen will, ist auf der Motorradwelt Bodensee vom 24. bis 26. Januar 2014 richtig. Die Messe Friedrichshafen baut den Reisemarkt Bikers Welcome in der Halle B2 weiter aus. Ob Wochenend-Spritztouren, Urlaubsrundfahrten oder Weltreisen – der Markt bietet je nach Interesse, Zeit und Geldbeutel jede Menge Möglichkeiten. Einer, der mit seiner Ural schon manches Abenteuer erlebt hat, ist der langjährige Besucher Axel Schultz aus Friedrichshafen, der am Messe-Sonntag von seinen Motorrad-Touren berichtet.
Der Mann ist ein Späteinsteiger. Erst mit knapp 50 Jahren hat Axel Schultz das Motorrad für sich entdeckt. Eigentlich war der Tanzlehrer aus Friedrichshafen in seiner Freizeit ein begeisterter Pilot. Doch die teuren Spritpreise und Landegebühren wurden zunehmend zur Spaßbremse. Ein Freund brachte ihn schließlich auf die Idee, sich mal auf ein Motorrad zu setzen. Aus der anfänglichen Skepsis wurde schon bald Begeisterung. „Es macht Riesenspaß, im Sommer Genussrunden zu drehen, auch mal die Kurven zu räubern oder sich im Winter durch den Schnee zu wühlen“, erzählt der 63-Jährige. So richtig ins Schwärmen kommt der Häfler, wenn man ihn auf die Motorradreisen mit seiner Ural 750 Baujahr 2002 anspricht. Die russische „Mühle“ mit Seitenwagen hat zwar nur 34 PS, aber „dafür schnurrt sie verlässlich über die Landstraßen der Welt und ist überall ein Sympathieträger – da drücken selbst Polizisten mal ein Auge zu“, sagt er, während ein Schmunzeln über sein Gesicht huscht.
Rund 200 000 Kilometer haben Axel Schultz und seine Frau Renate in den vergangenen Jahren zurückgelegt, davon allein 60 000 mit ihrem Ural-Gespann. „Angefangen haben wir mit kleinen Touren entlang dem Bodensee und der Mosel, mittlerweile zieht es uns aber auch in ferne Lande.“ So sind die beiden Mittsechziger beispielsweise im vergangenen Sommer drei Wochen lang quer durch Europa Richtung St. Petersburg getuckert. „Die Tour über 5 500 Kilometer von Friedrichshafen über Bayreuth, Dresden, Stettin, Danzig, Riga, Tallinn und Narva war ein Abenteuer“, erzählt Schultz enthusiastisch. „Wir haben tolle Landschaften durchquert, so manches Schlagloch genommen, interessante Städte gesehen, nette Bekanntschaften gemacht und noch vieles mehr erlebt – vor allem am Grenzübergang von Estland nach Russland.“ Stundenlanges Warten bei brütender Hitze, mehrmaliges Ausfüllen von Zollpapieren, pompöser plötzlicher Wachwechsel, Palaver mit Händen und Füßen bei der Passkontrolle am Schlagbaum und ein abgestürzter Computer im Grenzgebäude – bei dieser Einreise wurde die Geduld der beiden Tanzlehrer wahrhaftig auf die Probe gestellt. „Als Europäer platzt einem ja in solchen Situationen gern mal der Kragen, aber als wir gesehen haben, wie klaglos LKW- und Autofahrer, Camper und Biker aus anderen Nationen da teilweise schon seit Tagen ausharrten, hatten wir beschlossen, uns ein Beispiel zu nehmen.“ Das Warten wurde am Ende belohnt. Rund zwölf Stunden später kurvten die beiden todmüde auf der Maschine gegen Mitternacht durch das menschenleere St. Petersburg Richtung Hotel.
Axel und Renate Schultz gehören zu den Individualisten – sprich, sie planen und organisieren ihre Reise selber. „Das hat auch Nachteile“, gibt der gebürtige Hannoveraner zu. Die Visa-Beschaffung für Russland war umständlich, auch die Hotels mit Garage oder bewachtem Stellplatz für das Motorrad müssen mühsam ausgesucht und gebucht werden. Wer dagegen mit dem Reiseveranstalter auf Tour geht, braucht sich um solche Details nicht zu kümmern. Ganz wichtig sei für Privatreisende laut Schultz auch immer eine Liste mit Kontakten zu Händlern vor Ort. „Schließlich kann immer etwas kaputt gehen.“ Abgesehen von einer kleinen Panne in Rumänien hat der 63-Jährige bislang aber Glück gehabt.
Für den kommenden Urlaub will sich Axel Schultz auf der Motorradwelt Bodensee inspirieren lassen. Und dann wäre da noch sein Lebenstraum: „Ein halbes Jahr lang mit der Maschine die Seidenstraße entlang bis nach Peking und zurück über Sibirien“, erzählt er. „Was nicht ist, kann ja noch werden. Man muss nur Geduld haben.“
Die Motorradwelt Bodensee läuft von Freitag, 24. bis Sonntag, 26. Januar 2014: Freitag von 11 bis 20 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Die Tageskarte kostet 9,50 Euro, ermäßigt acht Euro. Die Familienkarte gibt es für 21 Euro. Am Messe-Freitag gibt es ein „Feierabend-Special“: ab 16 Uhr kostet der Eintritt fünf Euro bei freiem Parken. Weitere Informationen auf www.motorradwelt-bodensee.de und www.facebook.com/motorradweltbodensee.
0 Benutzern gefällt dies.Gefällt mir