Aprilia Dorsoduro Factory
Spaßmacher in Stadt und Land
24. November 2010 Als „Factory“ tritt eine bestens ausgestattete Edelversion des potenten Zweizylinder-Funbikes namens Aprilia Dorsoduro an. Aprilia bekennt sich zu grenzenlosem Fahrspaß, der andere Aspekte wie Alltagstauglichkeit oder Windschutz einfach hinten anstellt. Bestes Beispiel dafür ist die Aprilia Dorsoduro Factory als Edelversion des Basis-Funbikes. Für rassige Optik und bissfreudige 92 PS Leistung sind exakt 9999 Euro hinzublättern.
Dafür bekommt man ein Motorrad, das konsequent auf einen Einsatzbereich ausgerichtet ist: Die spaßbringende Hatz auf der Landstraße. Das verkündet schon die puristische Silhouette im Supermoto-Stil, die durch zahlreiche Kohlefaser-Teile wie den vorderen Schmutzfänger und die seitlichen Lufthutzen einen edlen Touch bekommt. Dazu ist der moderne Verbundrahmen zweifarbig gestaltet, das Stahl-Gitterrohrgeäst prangt in Rot, die Leichtmetall-Gussteile sind Schwarz gehalten. Einen würdigen Kontrast bietet die goldene Upside-Down-Gabel an der Front, als Hingucker der besonderen Art entpuppt sich das rechtsseitig frei liegende Federbein.
Herzstück des Landstraßenjägers ist aber der flüssigkeitsgekühlte 90-Grad-V-Motor mit 750 Kubikzentimeter, ein Aggregat, wie es derzeit einzigartig in der Zweiradwelt ist. Hochmodern in der Konstruktion, bringt es der mit Vierventiltechnik und zwei obenliegenden Nockenwellen versehene Triebling auf höchst respektable 92 PS. Ein früh nutzbares Drehmoment von 82 Newtonmetern macht den 90-Grad-Vau zum Quell der Fahrfreude. Als Besonderheit werden bei der Aprilia die Drosselklappen nicht direkt vom Gaszug, sondern elektronisch gesteuert – Ride by wire genannt. Über etwaige Kritik an anderen Motorrädern mit vergleichbaren Systemen braucht sich die Dorsoduro nicht anzuhören, bei ihr geschieht die Umsetzung der Gasgriffbefehle sehr spontan und direkt, der Motor hängt prima am Gas. Schon beim leichtesten Dreh am Gasgriff prescht die feurige Italienerin von dannen und zeigt eine quirlige Drehfreude. Der Vortrieb geschieht zudem zwar nachdrücklich, jedoch recht gleichmäßig und beherrschbar, sieht man von einem kaum spürbaren Einbruch zwischen 5000 und 6000 Umdrehungen einmal ab. Wird die Dorsoduro artgerecht eingesetzt mit vielen Zwischensprints und Beschleunigungsphasen kann sie geradezu süchtig machen; zuckelt man dagegen mit ihr im unteren Drehzahlbereich beispielsweise im Stadtbetrieb herum, zeigt sie mit rumpeligem Laufverhalten ganz klar, was sie davon hält.
In dieser Klasse einzigartig sind die drei verschiedenen Fahrmodi der Aprilia Dorsoduro Factory, mit denen der Fahrer die Charakteristik der Leistungsentfaltung beeinflussen kann. Sport, Touring und Regen stehen zur Verfügung, die sich vor allem durch das Ansprechverhalten des Motors unterscheiden. „Touring“ ist für flottes Vorwärtskommen völlig ausreichend, im „Sport“-Modus zeigt die 750er dann ihr wahres Gesicht, sie wirkt aggressiv und angriffslustig. Bei guten äußeren Bedingungen wird niemand auf den Gedanken verfallen, den Regenmodus zu aktivieren, zu langweilig fällt das Fahren mit der Aprilia. Bei Nässe jedoch wird mancher Einsteiger das sanfte Ansprechen und langsame Hochdrehen zu schätzen wissen.
Doch auf unserer Testrunde im Hinterland der Cote d’Azur stehen die Zeichen auf „Sport“, damit das mit einstellbaren Federelementen und brachialen Wave-Bremsscheiben bewehrte Fahrwerk zeigen kann, was es drauf hat. Und das ist in der Tat eine Menge: Aufrecht sitzend stellt der Fahrer Kupplungs- wie Bremshebel auf seine Fingerlänge ein, nimmt die breite Lenkstange zwischen die Arme und dirigiert die leichte Aprilia durch die engen Radien der verlassenen französischen Landstraßen. Die Dorsoduro gehorcht aufs Wort, trotz breiter Sechszoll-Felge hinten können die Agilität und das präzise Einlenken begeistern. Hier zahlen sich die teuren einstellbaren Gabel und Federbein mit Ausgleichsbehälter aus, die eine satte Straßenlage und ein gutes Feedback sicherstellen. Die giftigen radial angebrachten Vierkolbenzangen aus dem Hause Brembo nehmen die Wave-Scheiben dermaßen in die Mangel, dass der lange Federweg der Gabel schnell aufgebraucht ist. Ungeübten wäre hier das eingeplante ABS zu empfehlen, aber leider steht der segensreiche Antiblockierschutz erst ab Oktober zur Verfügung. Wie viel das mehr kosten wird, ist noch ungeklärt.
Neben dem grandiosen Fahrspaß erfreut die Aprilia Dorsoduro Factory mit edlen Details und sauberem Finish. Ob die Doppelschalldämpfer mit der mittigen Leuchte im Heck, die exakte Verarbeitung der Kohlefaser- und Kunststoffteile oder die elegante Leichtmetallschwinge am Hinterrad, die Dorsoduro ist aus allen Blickwinkeln ein hochwertiger Hingucker. Dafür sind mit 9999 Euro aber auch exakt 800 Euro mehr hinzulegen als für die Basisversion der Aprilia Dorsoduro, doch das geniale Fahrvergnügen dank der tollen Federelemente und brachialen Bremsen sind den Aufpreis wert. Vorausgesetzt, man wollte ein solch kompromissloses Spaßgerät überhaupt haben.
Teststeno Aprilia Dorsoduro
Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem 90-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, Hubraum 750 cm3, Bohrung x Hub 92,0 x 56,4 mm, max. Leistung 92 PS (67 kW) bei 8750 U/min, max. Drehmoment 82 Nm bei 4500 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Rahmen aus Stahl-Gitterrohr und Alu-Gussprofilen, Upside-Down-Telegabel, Aluminium-Zweiarmschwinge mit seitlich montiertem Federbein, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17, Sitzhöhe 870 mm, Tankinhalt 12,0 Liter, Leergewicht 206 kg, Zuladung 194 kg, Preis 9.999 Euro
Text & Bilder
Thilo Kozik
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Das wär was für mich:))