Hyosung GT 250i Naked

Koreas V-Ersuchung

23. February 2011 Hyosung bietet mit der GT 250i N echte V-Motorenpower im aufstrebende Viertelliter-Segment. Was hat das sportliche Naked Bike aus Korea drauf?

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Dumpf bollert ein markanter Vau-Zwo-Beat aus dem rechtsseitigen Schalldämpfer und unterfüttert den erwachsenen Eindruck, den dieses Bike schon beim Aufsitzen macht. Die Hyosung GT 250i Naked bietet geräumige Platzverhältnisse wie auf einer 600er: Guter Knieschluss am Tank, moderate Kniewinkel, und ein leicht zum Fahrer hin gekröpfter Rohrlenker sorgt für einen aufrechten, leicht nach vorn orientierten Oberkörper und eine insgesamt moderat sportive Haltung. So erlaubt die Anordnung sogar, sich hinter das kecke Windschild zu ducken, um sich stärker vor dem Fahrtwind zu schützen.

Nun gut, geräumige Sitz-Dreiecke sind bei kleinen Motorrädern bis hin zu 125ern in der Tat keine Seltenheit mehr. Einen V2-Motor dagegen gab es in der 250er Klasse bis jetzt noch nicht. Da muss erst ein kleines Korea-Bike daherkommen und die Zylinder im Winkel von 75 Grad spreizen, um in der Viertelliterklasse die Hegemonie der Singles zu beenden. Die beiden 125er Brennräume werden von einer modernen Einspritzung versorgt, womit der GN knapp 27 PS zur Verfügung stehen. Damit schwimmt das kleine Naked Bike prima im großen Verkehr mit. Der Antrieb ist zwar kein Ausbund an Quirligkeit, doch die Vau-typisch sehr gleichförmige Leistungsabgabe ist genau das Richtige für Anfänger und Wiederholungstäter. Knapp über Leerlaufdrehzahl bullert die Hyosung GT 250i N los und schiebt spürbar, aber nicht wirklich Atem beraubend bis an rote Regionen. Die asiatischen Bemühungen werden stets begleitet von V2-typischen, jedoch erträglichen Vibrationen. Im Durchschnitt betrachtet, macht der Konsum von achtbaren 4,3 Litern Sprit auf 100 Kilometer zusammen mit dem ungewöhnlich großen 17-l-Tank fast 400 Kilometer ohne Füllpause möglich.

Wer dem Viertelliterchen die Sporen gibt, rast voll ausgefahren mit verbrieften 148 km/h über die Bahn – weil der deutlich ablesbare Digital-Tacho dabei rund 160 km/h anzeigt, brauchen Speedfreaks nicht viel mehr, um glücklich zu sein.

Doch auch die würden sich eine harmonischere Fahrwerksabstimmung wünschen. Während die Upside-Down-Gabel sehr sensibel anspricht, dabei aber fast gar nicht dämpft, haut das Federbein bei jedem Kanaldeckel mit bemerkenswerter Härte ins Rückgrat. Solchermaßen unausgewogen kann auch der scheinbar direkt von der seligen Suzuki GS 500 E übernommene Doppelschleifen-Rohrrahmen nur eine hinreichend stabile Brücke zwischen den beiden Federelemente schlagen – kommt zum Vollgas noch ein derb geflicktes Stück Autobahn hinzu, beginnt sich die Front unangenehm zu schütteln und mahnt ein Tempo von rund 140 km/h auf dem Tacho an. Dann ist alles wieder gut.

Im Kurvengeschlängel hinter der Autobahn fällt das weniger ins Gewicht, hier sorgt das Paket für einen jederzeit easy zu managenden Zweiradspaß, der je nach Lust und Laune selbst sportiven Ansprüchen durchaus genügt. Jedenfalls bereitet es keine Mühe, die 170 Kilo leichte Fuhre durch die Radien zu zirkeln und auf Kurs zu halten. Nervös oder überhandlich fällt die Hyosung GT 250i N zu keiner Zeit, nur die in der Erstausrüstung verbauten Shinko-Reifen reagieren ziemlich holzig und sind wenig mitteilsam, was ihre Haftgrenzen anbelangt.

Einsteigergerecht unproblematisch fällt dagegen die Auslegung der Stopporgane aus. Vorn muss der GT 250i N eine Einscheibenbremse für defensive, aber verlässliche Verzögerung genügen, obwohl die Aufnahme für eine zweite Scheibe an der USD-Gabel schon vorhanden ist. Hinten zeigt der Doppelkolben-Schwimmsattel mehr Wirkung als bei vielen richtigen Mittelklassebikes.

Im Großen und Ganzen kann die Verarbeitung bis ins Detail zufrieden stellen, ganz im Gegensatz zum lächerlichen Lenkeinschlag, mit dem Wenden auf der Landstraße kaum in einem Zug möglich ist. Doch die Hyosung ist ja nicht zum Rangieren gemacht und das mühelose Naked Bike-Kurvenvergnügen ist die knapp vier Scheine allemal wert – zumal es den sonoren Vau-Zwo-Beat noch oben drauf gibt.


Technische Daten Hyosung GT 250i N

Motor:
Luft-/ölgekühlter 75-Grad-Zweizylinder-Viertakt-​V-Motor,​ vier Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder, elektronische Kraftstoffeinspritzung mit 28 mm Drosselklappen-Ø, geregelter Katalysator, E-Starter.
Hubraum: 249 ccm
Bohrung x Hub: 57,0 x 48,8 mm
Leistung: 26,7 PS (19,6 kW) bei 10.000U/min
Max. Drehmoment: 21 Nm bei 6.750 U/min
Verdichtungsverhältnis: 10,2 : 1
Batterie: 12 V 12 Ah
Lichtmaschine: 250 W

Kraftübertragung:
Primärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Nasskupplung, Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette zum Hinterrad.

Fahrwerk
Doppelschleifen-Stahlrohrrahme​n,​ vorn Upside-Down-Telegabel mit 41 mm Gleitrohrdurchmesser und 120 mm Federweg, hinten Stahl-Zweiarmschwinge, in Federvorspannung verstellbares, angelenktes Zentralfederbein mit 110 mm Federweg.
Bremsen: Vorn 300 mm-Einzelscheibenbremse mit Doppelkolben-Schwimmsattel, hinten 230 mm-Einscheibenbremse mit Doppelkolben-Schwimmsattel.
Räder: Leichtmetall-Gussräder, vorn 3.00 x 17, hinten 4.00 x 17
Bereifung: Vorn 110/70 - 17, hinten 150/70 - 17

Maße und Gewichte
Tankinhalt: 17,0 Liter, davon 2,5 Liter Reserve
Länge/Höhe/Breite: 2090/1120/??? mm
Sitzhöhe: 830 mm
Radstand: 1444 mm
Leergewicht: 170 kg
Zul. Gesamtgewicht: 350 kg

Preis/Garantie
Preis: 3.995,- Euro inkl. NK
Garantie: Zwei Jahre ohne Kilometerbeschränkung
Inspektionsintervalle: 1000 km, danach alle 5000 km

Text & Bild: Thilo Kozik



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