Kawasaki Versys

Detailverliebter Allrounder

04. January 2011 So ganz kann sich Kawasakis Versys nicht entscheiden, für wen sie gemacht ist – Endurofahrer, Reisefreunde oder Alltagsfahrer, ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bescheren ihr viele Freunde

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Der Name Versys ist ein Kunstwort, geschaffen aus den Begriffen „Versatile” (Vielfältigkeit) und „System” und bezeichnete seit 2006, dem Jahr der Modelleinführung, ein vielseitig einsetzbares Motorrad, das sowohl in der Stadt eine gute Figur macht, auf langen Touren über Land entspanntes Cruisen zulässt und auf winkeligen Passstraßen auch mit großen, hubraum- und leistungsstärkeren Reise-Enduros mithalten kann. Kawasaki hatte die eierlegende Wollmichsau erfunden, das Motorrad für jedermann – glaubte man zumindest damals.
Und weil der Zahn der Zeit an allem nagt, selbst an einem Zweirad-Allrounder wird das 650er Zweizylinder-Motorrad als Funbike für verschiedenste Einsatzzwecke neu positioniert. Die neue Versys sei eine Maschine für all jene Menschen, die auf Vielseitigkeit setzen, unter anderen auch für Fahrer, die keine Lust mehr auf reine Sportmotorräder haben, die es leid sind, ständig auf den Tacho schauen zu müssen, weil die Kosten für die Knöllchen wegen zu schnellen Fahrens schneller in die Höhe schießen als jede Benzinpreiserhöhung, sagt Karim, bei Kawasaki fürs Marketing zuständig. Frei nach dem Motto: beschränke dich selbst und habe Spaß dabei.

Mit der Versys war man auch bisher nicht als Schleicher unterwegs, die 64 PS (47 kW) des flüssigkeitsgekühlten Viertakt-Reihenzweizylinders beschleunigen das Mittelklasse-Motorrad immerhin auf knapp 190 km/h. Der Motor samt Auspuffanlage ist kein Unbekannter, er verrichtet auch im Kawasaki-Bestseller ER-6 zur großen Zufriedenheit der Kundschaft seinen Dienst. Für die Versys wurde die Charakteristik lediglich den geänderten Anforderungen an eine Funduro angepasst. Von den ursprünglich 72 PS der ER-6 bleiben deshalb besagte 64 PS übrig. Das mag auf den ersten Blick ein übertrieben krasser Eingriff ins Leistungspotential sein, kommt aber dem mittleren Drehzahlbereich zugute. Hier liegen die eigentlichen Stärken der Versys. Das maximale Drehmonent von 61 Nm bei 6800/min ist eher Durchschnitt, die Gasannahme aber direkt, die Kraftentfaltung angenehm gleichmäßig und jederzeit beherrschbar. Zwischen 60 und 130 km/h fühlt sich die Versys am wohlsten, auf Schaltvorgänge des Sechsgang-Getriebes kann man hier fast verzichten. Der Motor dreht gleichmäßig bis in Bereiche um 8000/min. Darüber hinaus wird es etwas zäher, jetzt vermisst man die acht gekappten Pferdestärken dann doch.

Nahezu unverändert ist auch das Fahrwerk, bestehend aus Upside-down-Telegabel mit ausreichenden 150 mm Federweg, Stahlrahmen und das seitlich montiertem Federbein mit 145 mm Federweg hinten. Das kann auf vielfältige Art in Zugstufe und Federbasis eingestellt werden. Gegenüber dem Vorgänger-Modell, dass sportlich straffer abgestimmt war, soll laut Kawasaki die Standard-Einstellung jetzt etwas komfortabler ausfallen. In der Praxis ist der Unterschied vor allem auf unebenen Fahrbahndecken spürbar. Die Versys lenkt sich ohne Kraftaufwand wie von selbst, folgt ruhig und ohne Nervösität der vorgegebenen Spur. Eine Änderung betrifft nur die 17-Zoll-Räder, die Version mit ABS (Serienausstattung in Deutschland) steht jetzt auf Dunlop Sportmax, gegenüber den bisher verwendeten Pirelli-Reifen.

Da es schon beim Vorgängermodell kaum Beschwerden bezüglich Motor und Fahrwerk gab, setzten sich die Kawa-Techniker bei der neuen Versys vor allem mit den Kritikpunkten Optik und Komfort auseinander. Dazu zählt auch, dass der Motor an der oberen, hinteren Aufhängung nun gummigelagert ist und Vibrationen so reduziert werden. Die Enduro erhielt vor allem eine komplett neue Scheinwerfereinheit mit jetzt übereinander angeordneten Leuchtkörpern. Verbunden damit wurde die Front- und Seitenverkleidung auf mehr Dynamik getrimmt. Die ordentlich vor Wind und Regen schützende Windschutzscheibe fällt jetzt noch etwas größer aus und ist in der Höhe mechanisch verstellbar – ein entscheidender Unterschied zwischen den drei Positionen konnte allerdings nicht festgestellt werden. Rautenförmige Spiegel und schmalere, höher angebrachte Blinker vorne ergänzen das neue Front-Design.

In Sachen Komfort kann sich vor allem die Sozia freuen: eine bequemere Sitzposition, vibrationsreduzierte Fußrasten und modifizierte Haltgriffe erleichtern das Leben zu zweit. Allerdings nur, wenn man sich auf längeren Touren einschränken kann. Der filigrane Aufbau des hinteren Hilfsrahmens erlaubt nämlich beim original Kawa-Zubehör nur die Wahl zwischen einem Koffersystem oder einem Topcase, beide Teile zusammen geht nicht. Das Zubehörprogramm bietet dafür weitere Möglichkeiten wie Heizgriffe, 12-Volt-Anschluss, Handprotektoren, noch höhere Touren-Scheibe, um aus der Versys ein noch vielseitiger einsetzbares Motorrad zu machen. Für die weibliche Kundschaft, der die 84 Zentimeter Sitzhöhe doch etwas zu hoch ist, bietet Kawasaki eine Geld-Sitzbank an, die fünf Zentimeter niedriger und zwei Zentimeter schmaler ausfällt. Es ist sogar eine noch höhere Sitzbank im Angebot.

Für 7995 Euro offeriert Kawasaki mit der 2010er Versys ein attraktives Motorrad für nahezu alle Zweirad-Lebenslagen. Auch das ist eine Kunst.

Technische Daten:

Motor:
Motorbauart/Einbaulage: Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Reihenzweizylindermot​or,​ dohc, vier Ventile Pro Zylinder, elektronische Kraftstoffeinspritzung mit 38 mm Drosselklappendurchmesser, geregelter Katalysator, E-Starter
Hubraum: 649 ccm
BohrungxHub: 83 x 60 mm
Leistung: 64 PS (47 kW) bei 8000/min
Max. Drehmoment: 61 Nm bei 6800/min
Verdichtungsverhältnis: 10,6:1

Kraftübertragung:
Primärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheibenkupplung im Ölbad, Sechsganggetriebe, Dichtring-Kette zum Hinterrad

Fahrwerk:
Diamantrahmen aus hochfestem Stahl, vorn USD-Telegabel mit 41 mm Tauchrohrdurchmesser, 150 mm Federweg und stufenlos einstellbarer Zugstufendämpfung und einstellbarer Federbasis, hinten Leichtmetall Zweiarmschwinge, ein seitlich montiertes Einzelfederbein mit 13-stufig einstellbarer Zugstufendämpfung und 7-stufig einstellbarer Federbasis, 145 mm Federweg

Bremsen: vorn semi-schwimmend gelagerte 300 mm Doppelscheibenbremse im Petal-Design mit Doppelkolben-Schwimmsätteln, hinten 220 mm Scheibenbremse im Petal-Design mit Einkolben-Schwimmsättel, ABS serienmäßig

Räder: vorn 120/70 ZR17, hinten 160/60 ZR17

Elektrik: 12 V

Maße und Gewichte
Länge/Breite/Höhe: 2125/840/1330 mm
Tankinhalt: 19 Liter
Sitzhöhe: 845 mm
Radstand: 1415 mm
Lenkkopfwinkel: 65 Grad
Nachlauf: 108 mm
Leergewicht: 209 kg
Farben: Schwarz und Gelb
Zul. Gesamtgewicht: 391 kg

Preis: 7995 Euro zzgl. Nebenkosten
Garantie: zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung




Kommentare


ABSENDEN

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johannes1306
Meine ist auch aus 2010 ein feines Teil, was saumäßigen spass macht, ich freu mich auf die sasion 2011, allen eine gute fahrt, die linke zum Gruß. jonny
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Delfinchen63
Hallo, ich fahre seit August 2010 eine Versys Baujahr 2008 und bin total begeistert von diesem Motorrad. Bin vorher eine BMW F650GS gefahren. Die Versys macht richtig Spaß!!! Freue mich schon 2011 viele schöne Touren mit ihr zu fahren. Thüringer Wald und Schottland stehen schon fest auf dem Plan.
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achimdo
bin die Maschine letztes Jahr Probe gefahren....hat wirklich Spaß gemacht, aber es fehlen dann doch ein paar PS, was mich zu meiner F800R getrieben hat....
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