VICTORY

Die unbekannte Größe

10. August 2011


(1) Victory? Nie gehört! Schönes Motorrad!

Polizeikontrolle auf der Autobahn zwischen Palma und Santanyi. Die Motorrad-Streife der Guardia Civil winkt mich raus - rechts ran! Oh je ! Zu schnell? Da verstehen die Jungs keinen Spaß, seit das Limit auf 110 km/h herunter gesetzt wurde. Aber ich hatte doch den Tempomat auf exakt 110 km/h eingestellt! Mierda! -

Fotostrecke

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Die Victory will ...

Die Victory will man fahren - nicht parken!

Victory Kingpin 8...

Victory Kingpin 8Ball

Start mit Snowmob...

Start mit Snowmobilen

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"Hola! No documentationes, gracias! - Que motocicleta? Mui bonito!" Ein Stein fällt mir vom Herzen! Die beiden jungen Beamten sind einfach nur neugierig, denn sie kennen weder eine Victory noch speziell die imposante und elegante Cross Roads. Ihr Interesse gilt allein dem Bike, das sie sich von Nahem ansehen wollen! Ein kleines "Benzin-Gespräch" auf dem Standstreifen unter Blaulicht-Schutz klärt PS-, Kubik-, Drehmoment- und viele andere Fragen. Eine Zigarettenlänge später verabschieden sich die Ordnungshüter unter anerkennenden Worten für das ungewöhnliche und schöne Motorrad und dem Victory-Zeichen mit zwei Fingern! "Hasta luego!" Na, ich weiß nicht ...


(2) So geht das jeden Tag ...
Kaum hast du mit der Victory die Parkposition erreicht und den Motor abgestellt, bilden sich Trauben von Interessierten um das Motorrad.


"Hab ich ja noch nie gesehen. Ist das 'ne neue Harley? Selbst umgebaut? Ein Japaner? Irre durchgestylt, das Teil!" - "Nein, nein, nein." Ja, Victory ist eine amerikanische Traditionsmarke. Der V-Twin hat 1.800 Kubik und knapp 100 PS. Dieses Modell heißt Cross Roads. Stimmt, sie ist noch recht unbekannt in Europa, in Deutschland erst seit 2 Jahren auf dem Markt. Ja, man kann sie inzwischen bei etlichen authorisierten Händlern kaufen. Der Schriftzug Polaris? Ja, Polaris Industries kennt man schon von Quads und Waterbikes, zu denen gehört auch Victory und neuerdings auch Indian. Die Indian? Ja genau, die gute alte Indian. Aha! Ist das Motorrad teuer? Ja und Nein. Ihren Preis ist sie wert, und klar, billiger als eine vergleichbare Harley ist sie auch. Aha! - Dann bahne ich mir den Weg durch die neugierige Schar ...


(3) Wow! Was für eine imposante Erscheinung!
Elegante fließende Linien. Durchgestylt vom Scheinwerfer bis zum Heckfender. Vorne und hinten breit, in der Mitte Wespentaille mit Sitz. Winzige LED-Blinker, LED-Bremslichter. Chrom, soweit das Auge reicht - ein Bild von einem Motorrad!


Das auffällige und elegante Design der Cross Roads begeistert auf ganzer Linie. Sehen wir hier mal von Harley-Puristen, Custom-Bikern oder Enduro-Fans einmal ab. Leute wie du und ich, Nicht-Motorradfahrer aber durchaus auch Kenner ziehen den Hut vor der Victory und stehen bewundernd und anerkennend vor dem Bike und loben das Äußere: Was für ein schönes Motorrad. Auch die schiere Größe imponiert. Viele (auch Frauen und natürlich Buben) fragen, ob sie einmal aufsitzen dürfen: Gerne doch!

Den Tourer in der Victory Cross Roads entdeckt man sofort. Große leicht abnehmbare Windschutzscheibe, weit nach hinten zum Fahrer gebogener Lenker, verchromte Sturzbügel, Trittbretter, die ihren Namen verdienen, bequemer weich gepolsterter Fahrer- und Soziussitz, riesige Hartschalen-Gepäckkoffer.

Gewaltiger Motor
Als Sahnestück in wundervoller Optik sitzt zwischen allem der gewaltige Freedom-Zweizylinder in V-Form in Schwarz und Chrom mit seinen 106 cubik-inch (1.731 cm⊃3;). Das für die 2011er Modelle überarbeitete Triebwerk – vier Ventile pro Zylinder und oben liegende Nockenwellen - brabbelt mit reichlich 89 PS und einem Drehmoment von mindestens 140 Nm ruhig vor sich hin, bereit zu bäriger Beschleunigung, sattem Durchzug und Höchstgeschwindigkeiten, die niemand wirklich braucht. Dank gut packender Doppelscheibenbremsen vorn lässt sich die Geschwindigkeit aber sicher wieder reduzieren. Trotzdem wäre zumindest die Option auf ein ABS-System dringender Wunsch für die Modelle des kommenden Jahres.

6-Gang-Overdrive-Getriebe
Zur richtigen Gangwahl ist ein nun nochmals erheblich verbessertes 6-Gang-Overdrive-Getriebe angeflanscht, das die Motorpower per karbonverstärktem Zahnriemen auf die Hinterachse überträgt und die Fuhre mit kernigem Klack, Klack zur gewünschten Drehzahl und Beschleunigung verhilft. Damit lässt sich wohltuend lässig im unteren Drehzahlbereich cruisen – mit dem beruhigenden Gefühl, jederzeit auf das satte Spitzendrehmoment von 153 Nm bei 2.800 Umdrehungen des V-Twins zurückgreifen zu können. Eine neue Leerlaufschalthilfe erleichtert das Herunterschalten in den Leerlauf, eine veränderte Hauptwellenkonstruktion verringert die Lastwechselreaktionen um 66 Prozent. Die Steuerkettenspanner sind selbst justierend, Ölwechsel werden nur noch alle 8.000 km fällig.

Tourer-Ausstattung
Die Victory Cross Roads Basic und Cross Roads Deluxe sind 2011 neu auf dem deutschen Markt. Direkt beim Händler lassen sie sich dank zahlreicher Ausstattungsvarianten ganz nach persönlichen Vorlieben ausrüsten. Mit ihren Stauräumen von 66l in den weichen bzw. 79l in den harten Gepäckkoffern (Deluxe) setzen die Modelle Maßstäbe in ihrer Klasse. Dies gilt gleichfalls für den bestechenden Reisekomfort dank hervorragend gepolsterter und breiter Sitze, ausgezeichneter Federung sowie der gelungenen Abstimmung des Fahrwerks.

Fahreindrücke
Schon beim ersten Aufsitzen hat man das Gefühl, auf einem schweren Motorrad zu sitzen, bei einem Leergewicht von mehr als 350 kg ja auch kein Wunder. Der riesige Tank vor einem fasst ordentliche 22 Liter, die für einen hohen Aktionsradius sorgen. Der Tacho liegt sehr gut im Blick und informiert umfassend über alle Betriebszustände. Die Ziffern für die Geschwindigkeit sind asymmetrisch angeordnet, d.h. dass die Spreizung zwischen 20 und 30 oder 50 und 60 so weit gedehnt ist wie im höheren Geschwindigkeitsbereich etwa 140 und 160 km/h. Das erleichtert innerorts oder auf Landstraßen erheblich die Ablesbarkeit des vorgeschriebenen exakten Tempos. Die nachts blau illuminierte Anzeige zeigt in digitaler Form auch ständig den gerade eingelegten Gang sowie die momentane Drehzahl. Der Bordcomputer verrät dann je nach Einstellung weitere Fahrdaten.

Der einfach mit dem rechten Daumen zu bedienende serienmäßige Tempomat hilft zuverlässig, immer die richtige Geschwindigkeit einzuhalten. Schalter und Hebel sitzen sämtlich an der richtigen Stelle, sind leicht zu finden (nachts) und ebenso leicht zu bedienen. Die Touringscheibe möchte man nach wenigen Kilometern schnellerer Autobahnetappen keinesfalls mehr missen. Um sich mehr Wind um die Nase wehen zu lassen, wie etwa bei langsameren Entdeckertouren auf Mallorca, lässt sich die Scheibe per Inbusschlüssel in kürzester Zeit demontieren – das hilft gut an heißen Tagen!

Fahrer und Sozia fühlen sich im weich gepolsterten Gestühl der Victory auf Anhieb wohl aufgehoben und bequem untergebracht. Auch nach längeren Strecken steigen beide entspannt von der Maschine, ohne über Beschwerden an Rücken, Beinen oder dem Allerwertesten zu klagen. Zum Wohlgefühl tragen wesentlich auch der ruhige Motorlauf sowie das optimierte Fahrwerk mit langen Federwegen bei. Langstreckentauglichkeit: perfekt!

Dem Fahrer streckt sich der Lenker stark entgegen. Dies führt einerseits zu einer aufrechten und entspannten Sitzposition. Andererseits ist die Lenkgeometrie etwas gewöhnungsbedürftig, die ersten engen Kurven vermitteln ein eher indirektes Lenkgefühl, was sich aber nach Eingewöhnung wieder legt.

Erfreulicherweise hat Victory bei der Fußschaltung auf eine Wippe verzichtet, die den Fersen doch immer wieder eher im Weg steht. So ist auf der linken Seite das Schalten und Abstellen des Fußes auf der Riesenplatte ein pures Vergnügen. Für den rechten Fuß gilt eigentlich das Gleiche, jedoch könnte der kleine Bremshebel durchaus als richtiges Pedal mit mehr Fläche ausgelegt sein. Wäre ja leicht zu machen für 2012 …

Ein ganz dickes Plus kann die Victory zum Schluss noch eindeutig für sich verbuchen: die Schräglagenfreiheit! Wo bei anderen Motorrädern schon der Sicherheitsnippel schrammt oder das Trittbrett mit sprühenden Funken unmissverständlich zur Mäßigung warnt, legt sich die Victory gerne und ohne Probleme noch ein paar Grad mehr auf die Seite. Knieprotektoren sind zwar nicht erforderlich, aber eine gehörige Portion mehr Sicherheitsgefühl vermittelt diese Kurvengängigkeit auf jeden Fall!

Preise
Beide Versionen sind in den Farben Solid Black oder Solid Crimson erhältlich. Die Preise -Cross Roads Basic 16.990 Euro, Cross Roads Deluxe 17.990 Euro – sind marktgerecht und verglichen etwa mit einer Harley Davidson Heritage Softail Classic sogar wirklich günstig.


(4) VICTORY FROM USA


"Victory Motorcycles – established 1997"


So heißt es auf der deutschen Homepage des amerikanischen Motorrad-Herstellers Victory ( http://www.victorymotorcycles.​de​ ). Seit nun 14 Jahren fühlt sich die Marke Victory der Polaris Industries (siehe Polaris ) dem Cruisen verpflichtet, der Qualität, Innovation und Wertigkeit.

Bis 2009 beschränkte sich Victory auf den US-amerikanischen Markt, dann wagte sie den Sprung über den großen Teich. In den USA wurden seit Gründung bereits 60.000 Maschinen verkauft, und auch in Deutschland sieht der Markt für die Cruiser und Tourer von Victory sehr gut aus. Victory bietet hierzulande über 19 Händler in Deutschland und 2 in Österreich (siehe Homepage) zur Zeit sechs Modelle in verschiedenen Versionen und zu Preisen zwischen 12.699 Euro und 26.990 Euro an:

Die Tourer
- Cross Country
- Cross Roads
- Vision Tour

Die Cruiser
- Hammer
- Vegas
- Kingpin

Damit steht die Victory-Familie im Wettbewerb mit einem "wie man so sagt" anderen renommierten amerikanischen Hersteller (Klartext: Harley Davidson) sowie mit japanischen Herstellern, die ebenfalls mehr oder weniger erfolgreich versuchen, der Kultmarke Harley Marktanteile abzujagen. An dem Mythos zu kratzen, das nicht zuletzt durch geschicktes Marketing der Nummer 1 in diesem Segment aufrecht erhalten wird, brachte jedoch (noch) nie den gewünschten Durchbruch der japanischen Wettbewerber. An der Qualität von Motoren und Technik, vielleicht auch am Design hat es wohl nie gelegen. Im Gegenteil: Vielleicht waren die Konkurrenzmodelle technisch sogar zu perfekt?

Nun schickt sich eine amerikanische Marke mit hohem Anspruch an Qualität und Werthaltigkeit an, den Wettkampf aufzunehmen – eine neue Dimension? Es bleibt abzuwarten. Jedenfalls hat es Victory mit dem Markteinstieg nicht brandeilig, sondern will nachhaltig wachsen. Eingefleischte Harley-Treiber wird Victory – oder irgendein anderer Hersteller - wohl selten zu einem Markenwechsel bewegen können. Aber der Nachwuchs, der Wiedereinsteiger, der Preisbewusste, der Qualitätsanhänger oder der, der „alles, aber keine Harley“ will, sind potentielle Käufer.

Eine Bereicherung für den deutschen Motorradmarkt ist die Marke Victory in jedem Fall. Mit den bisher erhältlichen Modellen hat man durchaus eine gute Auswahl für ein persönlich passendes Gefährt. Gespannt sind wir auf weitere Varianten oder/und Modelle im nächsten Jahr. Auch das Customizing zum individuellen Ausrüsten und Gestalten des eigenen Motorrads (Custombike) - sozusagen ab Werk oder Händler - scheint für Victory eine ernstgemeinte Option zu sein. Bei der Cross Roads ist ja immerhin der erste Schritt in diese Richtung getan.

Randbemerkung: Mit dem Kauf der Traditions-Marke „Indian“ vor wenigen Wochen belegt Polaris Industries eindrücklich die Ernsthaftigkeit seines Engagements im Motorrad-Segment. Was da wohl noch kommt? Hoffentlich auch nach good old Germany …



(5) NACH VICTORY JETZT AUCH INDIAN


Polaris: Vielseitiger Freizeit-Fahrzeughersteller
Polaris Industries Inc. ist ein Fahrzeughersteller mit Sitz in Minnesota, USA. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet. Zu Beginn wurden Schneemobile hergestellt. 1985 kamen All Terrain Vehicles (ATV) zur Produktionspalette hinzu, 1992 die Polaris Watercraft-Fahrzeuge. 1997 wurde das erste Modell des Polaris Ranger präsentiert, das zur Kategorie der „Side by Side“- Freizeit-Fahrzeuge gehört.

Ein Jahr später startete dann die Produktion der Victory-Motorräder, die von einer Tochtergesellschaft in Minneapolis hergestellt werden. 2011 kaufte Polaris die Marke Indian. Die Indian Motorcycle Company in Massachusetts, gegründet 1901, baute das erste Serienmotorrad der Welt und war bis weit in die 50er Jahre mit seinen Touren-Motorrädern der größte Konkurrent von Harley Davidson.

2008 hatte die Firma Polaris Industries einen Jahresumsatz von 1,95 Mrd. US-Dollar. Die Anzahl der Mitarbeiter in der Produktion und in den Büros umfasst weltweit über 3500 Personen.




Autor: Martin Joachim




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