Yamaha FZ8 ABS

Vier für die Mitte

16. September 2010 Yamaha reagiert auf die maulende Kundschaft – die FZ6 ist zu blutleer unten herum, die große FZ1 zu gewaltig und schlecht beherrschbar. Dazu kommt die Konkurrenz aus Triumph Street Triple, Kawasaki Z 750 und irgendwo auch BMW F 800 R, die in der Mittelklasse für Furore Sorgen.

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Als Gegenmittel verabreichen die Entwickler nun ihre unverkleidete FZ8, die schon auf den ersten Sportlichkeit verströmt. Siehe die stolz zur Schau gestellten Motor und Leichtmetall-Brückenrahmen, gewürzt mit den Insignien eines modernen Naked Bikes: Von vorn dominiert ein dynamischer Scheinwerfer mit kleiner Lampenmaske sowie eine goldene Upside-Down-Gabel das Antlitz, die Silhouette ist athletisch gedrungen und am Heck bildet eine formschöne Leuchteneinheit samt prägnantem Auspuffkanister auf der rechten Seite den Abschluss.

Klar, damit bedient die FZ8 den aktuellen Trend zu mehr Dynamik-Design aufs beste, doch das tun die meisten Mitbewerber auch. Das Besondere an der neuen Yamaha ist ihre Antriebsquelle: Erstmals bietet Yamaha einen Reihenvierzylinder in der Zug um Zug stärker werdenden 800er Kategorie auf. Und dieser Antrieb hat es in sich, das macht schon seine Urspungsgeschichte klar: Als Basis dient ihm nämlich kein geringeres Aggregat als das aus dem Supersportler YZF-R1 des Jahres 2008. Von ihm stammen das kompakte Kurbelgehäuse und die gewichtsoptimierte Kurbelwelle, darauf sitzt ein neuer Zylinderkopf mit Vierventiltechnik und dohc-Steuerung, die zusammen mit den neuen Schmiedekolben einen Hubraum von exakt 779 Kubikzentimeter ergeben. Viel Gehirnschmalz investierten die Entwickler in die Luftführungen, heraus kamen verschiedene Ansaugrohrlängen, ein riesiger 7,8 Liter Luftfilter und eine ausgeklügelte 4-in-2-in1-Auspuffanlage mit viel Volumen. Damit entwickelt der FZ8-Motor eine Spitzenleistung von beachtlichen 106 PS bei 10.000/min, sein Drehmoment-Maximum von 82 Nm wird bei 8.000/min erreicht.

Und mit diesen Eckdaten, noch mehr aber mit der ihm eigenen Darreichungsform stellt der neue Triebling einen gelungenen Kompromiss zwischen der Leichtigkeit einer 600er und dem breiten nutzbaren Leistungs- und Drehmomentband einer 1000er dar. Denn der Vierzylinder schiebt schon knapp über Standgas spürbar voran und leidet in der Drehzahlmitte nicht an jener asthmatischen Luftleere, die bei vielen Reihenvierzylindern den Spaß im Alltag vergällt. Ab zirka 6000 Touren erreicht der Vorwärtsdrang absolut sportliche Dimensionen und der Landstraßenspaß kann beginnen. Für fast sorgenloses Gasaufziehen am Kurvenausgang ist ein Doppel-Drosselklappensystem implementiert, das Computer gesteuert für schnelles Hochdrehen ohne Leistungsloch oder Verschlucken sorgt. Lediglich nach voll geschlossenen Drosselklappen gelingt der Übergang aus dem Schiebe- in den Zugbetrieb nicht optimal, ein kleiner Lastwechselschlag trübt vor allem in Schräglage ein wenig den Fahrgenuss.

Darüber hilft die leichtgängige Kupplung im Verein mit dem flutschigen Sechsganggetriebe locker hinweg, zudem erfreut die weitgehende Abwesenheit von Vibrationen – die Laufkultur des neuen Motors fällt geradezu vorbildlich aus. Störend wirkt sich lediglich der deutlich spürbare Motoreinsatz mit leichtem Lastwechselschlag im Antrieb aus, nachdem der Gasgriff für einen Moment voll geschlossen wurde.

Der flüssigkeitsgekühlte Reihenvierer steckt als tragendes Element in einem hochwertigen Brückenrahmen aus Leichtmetall, eine stabile Upside-Down-Gabel vorn und eine 629 Millimeter lange, im patentierten CF-Druckgussverfahren hergestellte Zweiarmschwinge hinten kümmern sich um die Radführung.

Mit ihrer sportlichen Gewichtsverteilung von 51 Prozent last auf dem Vorderrad und einer leicht nach vorn gebeugten, nichtsdestotrotz durchaus langstreckentauglichen Fahrerhaltung lässt sich die FZ8 erfrischend handlich über die winkligen Straßen im Hinterland der Cote d’Azur dirigieren, wo die Fahrpräsentation stattfand. Direkt und angenehm präzise biegt die FZ ein, das dürfte ein Verdienst des stabilen Rahmens sein.
Allerdings bieten die sehr komfortabel abgestimmten Federelemente so gut wie keine Einstellmöglichkeiten – lediglich am Federbein lässt sich die Vorspannung justieren – hält sie ihre Spur weitgehend neutral ein. Trotzdem: Erst schnell gefahrenes welliges Terrain bringt die Yamaha in Wallung, kritisch fällt das leichte Gegautsche und Nachpumpen jedoch nie.

Das Thema Bremsen interpretiert der fröhliche Landstraßensportler adäquat: Nicht bissig, aber sehr gut dosierbar und prima effektiv stoppen die Vierkolben-Festsättel im Vorderrad die 216 Kilo leichte FZ8. Leider stand zum Fahrtermin noch keine der hierzulande ausschließlich angebotenen ABS-Versionen bereit, die durch einen zusätzlichen Bugspoiler gekennzeichnet sind, in dem die ABS-Elektronik untergebracht ist.

Klar ist, dass die neue FZ8-Reihe nach und nach die aktuellen FZ6-Modelle ablösen wird. Doch den beliebten 600er Mittelklasse-Modellen braucht niemand eine Träne hinterher zu weinen: Als voll alltagstauglicher Landstraßenjäger im attraktiven Sport-Look präsentiert sich die neue FZ8 in Bestform. Ihre narrensicheren Handling-Eigenschaften und die harmonische Charakteristik des tollen Motors bescheren ihr jede Menge Potenzial für durchaus angemessene 8.495 Euro.


Technische Daten Yamaha FZ 8 ABS

Motor:
Flüssigkeitsgekühlter Reihen-Vierzylinder-Viertakt-M​otor,​ vier Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder, elektronische Kraftstoffeinspritzung mit 35 mm Drosselklappendurchmesser-Ø, geregelter Katalysator, SLS, E-Starter.
Hubraum: 779 ccm
Bohrung x Hub: 68,0 x 53,6 mm
Leistung: 106 PS (78 kW) bei 10.000 U/min
Max. Drehmoment: 82 Nm bei 8.000 U/min
Verdichtungsverhältnis: 12,0 : 1

Kraftübertragung:
Primärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Nasskupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette zum Hinterrad.

Fahrwerk:
Leichtmetall-Brückenrahmen, vorn Upside-Down-Telegabel mit 43 mm Standrohrdurchmesser und 130 mm Federweg, hinten Leichtmetall-Zweiarmschwinge, in Federvorspannung und Zugstufendämpfung verstellbares, direkt angelenktes Zentralfederbein und 130 mm Federweg.
Bremsen: Vorn 310 mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln, hinten 267 mm-Einscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel.
Räder: Leichtmetall-Gussräder, vorn 3.50 x 17, hinten 5.50 x 17
Bereifung: Vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17
Elektrik: 12 V, Drehstromlichtmaschine 560 W, Batterie 8,6 Ah

Maße und Gewichte:
Länge/Breite/Höhe: 2140/770/1065 mm
Tankinhalt: 17,0 Liter
Sitzhöhe: 815 mm
Radstand: 1460 mm
Lenkkopfwinkel: 65°
Leergewicht: 216 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 410 kg

Preis/Garantie:
Preis: 8.495,- Euro zzgl. Liefernebenkosten
Garantie: Zwei Jahre ohne Kilometerbeschränkung


Autor: Thilo Kozik



Kommentare


ABSENDEN

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fuji415
Schon wieder noch mehr von diesen Unnötigen Bikes die die Welt nicht braucht und bei dem Anblick man sich darüber Übergeben möchte wobei die Elektronik sich beim Staatsanwalt beschwert
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Matty
Technisch ...geil
Optisch ... hässlich
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Mitcher
zu meinem Vorredner:

"...Fazer 8 - ist eher was für Yamaha Neukunden denen andere Maschinen schlicht weg zu teuer sind."

Das stimmt so nicht in jedem Fall. Trotz ausreichender finanzieller Möglichkeiten habe ich mich bewusst für die Fazer 8 entschieden, auch wenn ich tatsächlich Yamaha-Neukunde bin. Aber das eine hat mit dem anderen nicht unbedingt etwas zu tun.
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1stCharly
"...große FZ1 zu gewaltig und schlecht beherrschbar." ??

Schwachsinn - woraus besteht denn die Fazer 8/ FZ8 ?? Wenn ich von der Fazer FZ6 umsteigen will nehm ich ganz bestimmt nicht die Fazer 8 - ist eher was für Yamaha Neukunden denen andere Maschinen schlicht weg zu teuer sind.
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