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heike1303 07.11.2007

Noch einmal ein paar Tage weg

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Noch einmal ein paar Tage weg

Wenn eine ( r ) eine Reise tut dann hat ( er ) sie was zu erzählen...
Endlich eine Woche frei, aber sooo spät im Jahr, Ende Oktober bis Anfang November. Jens kann mich immer noch nicht begleiten, also 1 Woche allein unterwegs? Das habe ich noch nie gemacht. Also setzen wir erst einmal ein paar Tage an. Vielleicht bis Donnerstag? Donnerstag ist gut, also versuchte ich über das Internet einen Reisepartner zu finden.
WernerR80 hat Zeit mich 2 Tage zu begleiten, schön, wenigsten 2 Tage nicht allein unterwegs.
Wir trafen uns im Vinschgau, dazu musste ich erst mal über die Pässe Flüeler und Ofen, aber konnte ich da am Samstag noch drüber?

Ja es klappte, ich hatte sogar 3 Grad plus auf dem Flüeler und 7 Grad auf dem Ofenpass.
Der erste Patzer passierte mir beim Tanken, eh ich nach Italien komme. Der Boden war ziemlich abschüssig und vor der anderen Tanksäule stand ein Auto, jetzt musste ich ziem-lich nah dran vorbei, damit ich an die nächste Tanksäule kam. Ich schaute das Auto noch an und dachte hoffentlich kipp ich jetzt nicht um... und? Ja, also was soll ich sagen... jaaaaaa ich bin ins Auto gekippt, hab das Motorrad aber noch einigermassen halten können, so das nur vom Plastik ein paar Schlieren am Auto zu sehen waren.
Das fängt ja schon gut an *grummel*
Nachdem ich mich mit Werner getroffen habe ging es weiter zum Gardasee, wir wählten das Ultental,
dort bin ich noch nie gefahren. Die Strecke lohnt sich. Angekommen am Gardasee suchten wir uns ein Hotel. In dem kleinen geschichtsträchtigen Ort Nago haben wir eine Unterkunft gefunden.
Wir hatten noch Zeit vor dem Essen einen Spaziergang zu machen und entdeckten dabei einiges.
Über Nago trohnt auf einer Felsnase die Ruine des einst mächtigen Castello Penede. Es bewachte bis zu seiner Zerstörung durch die Franzosen 1703 die strategisch wichtige Zugangsstraße zum See. Diese römische Strasse wurde schon von einigen hohen Herrschaften benutzt. So soll der heilige Vigilius (IV Jahrhundert), der Bischof von Trient die Strasse benutzt haben um auf die östliche Seite des Gardasees zu gelangen.
Ein einmaliges Erlebnis kann die Strasse auch erzählen, so wurde 1439 von den Venezianern eine gesamte Flotte Galeeren über diese Strasse transportiert. Bilder an den Hauswänden von Nago bebildern dieses einmalige historische Ereignis.
Den nächsten Tag ging es über Revereto ins Trentino. Eine wundervolle Strasse, am Berg gebaut, führte uns vorbei an dem Eremo di San Colombano.. Man kann sich kaum vorstellen dort zu Leben. .Weiter ging es noch bei bestem Wetter, aber als wir an das Denkmal der gefallenen Soldaten vom Bergkrieg 1918 kamen verschlechterte sich das Wetter. Dort war es dann so neblig das man kaum 20 Meter weit sehen konnte beim Fahren, also liessen wir uns Zeit mit der Besichtigung und hofften, das der Nebel sich verzog.
Als nächstes Ziel war Bassano del Grappa ausgewählt. Wir wollten die kleine Stadt mit dem verführerischen Namen anschauen. Zuerst machten wir einen Bummel über die Holzbrücke Ponte degli Alpini, die 1596 über den Brenta gebaut wurde. Die kleinen Gassen verführten noch ein wenig weiter in den Ort zu gehen. Nach einer Stärkung machten wir uns wieder auf den Heimweg. Wieder ging es an wunderschönen Schluchten entlang nach Nago.
Nächsten Morgen musste ich schon Abschied nehmen von Werner, er fuhr wieder Richtung Norden, ich wollte weiter in den Süden ans Mittelmeer. Dort war ich dann auch relativ schnell, so dass ich noch Zeit hatte eine kleine Tour über die Bucht bis nach Rapallo an der Riviera di Levante zu machen. Hier suchte ich mir wieder ein Hotelzimmer und machte mich auf den Entdeckungssparziergang in der kleinen Stadt.
Als erstes fiel mir schon beim reinfahren in die Stadt die kleine Festung auf, Sie soll als Schutz vor Überfällen von Piraten errichtet worden sein, nachdem Rapallo wie seinerzeit auch Gozo vom berüchtigten nordafrikanischen Korsaren Dragut geplündert worden war.

Die Stadt bezaubert mit ihren kleinen Gässchen und dem Jachthafen. In der Abenddämmerung ergab die Promenade ein wunderschönes Bild vom Yachthafen aus gesehen. Der Fisch am Abend war köstlich und so gestärkt wollte ich am Dienstag dann wieder in die Berge fahren.
Dienstag wachte ich auf und draussen war es trüb und grau, es regnete, nicht viel aber stetig. Was solls, ich hatte meine Route fertig und ich wollte möglichst noch nach Frankreich. Die ersten kleinen Pässe habe ich überquert und ich war wieder Richtung Genua unterwegs um von dort dann wieder Richtung Sospel zu fahren.
Soweit kam ich allerdings nicht. Ich dachte noch, wenn ich weiter so langsam unterwegs war, würde ich das gefasste Etappenziel heute wohl nicht mehr schafften, aber sicher ist sicher, das Hinterrad ist schon einige male weggerutscht. Italiens Strassen sind sehr glitschig, wenn es lange nicht geregnet hat. Das sollte ich auch bald merken, plötzlich war in einer leichten Linkskurve das Motorrad unter mir weg, ich rutschte dem Motorrad hinterher, das sich schon versuchte unter ein Auto zu graben. Eh ich aufstehen konnte um den Motor auszumachen sass die Maschine schon fest. Sofort hielt ein Auto an und ein Arbeiter kam aus dem naheliegenden Haus an. Die beiden halfen mir das Motorrad aufzustellen, ich wurde gefragt ob ich Ambulanz oder Policia brauche, lehnte beides ab, denn das Auto in das mein Motorrad reinzukriechen versuchte war eh ein Unfall Auto, da fielen die 2 Kratzer mehr sicher nicht mehr auf.
Das Motorrad sah nicht sehr gut aus, beide Blinker waren weg, die Scheibe vorne war weg, die Abdeckungen rechts und links lose, der linke Spiegel verbogen. Aber es lief, es sprang an. In der Zwischenzeit war nun doch Policia da, die fragte mich nur ob es mir gut geht und sind dann wieder gefahren.
Gut gibt’s eine BMW Notrufnummer, so bekam ich recht schnell die Adressen der beiden BMW Werkstätten von Genua. Ich liess mich von meiner Tussi (GPS) durch ganz Genua dort hinführen. Mein Gott was für eine Stadt, was für ein Verkehr, aber alles kein Problem, wenn man sich an einen Roller klemmt. So schaffte ich es relativ schnell von der einen Seite der Stadt zur anderen Seite. Nur leider schlossen sie gerade die Werkstatt zu, bis 14.30 Uhr ist Mittag angesagt, also machte ich es den Italienern gleich und ass eine Pizza im nahen Imbiss. Anschliessend suchte ich mir noch ein Cafe in dem ich einen köstlichen Cappu genoss um mir einen kleinen Ausschnitt des regen Lebens in der grossen Stadt anzuschauen.
Schnell wurde es Zeit wieder zur Werkstatt zu fahren, nur hatte der keine Blinker und meine Handprotektoren konnte er mir auch nicht befestigen. Aber er befestigte die Seitenverkleidung mit dem weltbesten Reparaturset das es auf der Welt gibt, mit Kabelbindern. Er richtete mir die Spiegel und den Lenker, die Sturzbügel, kontrollierte den Geradeauslauf und rief beim 2. Händler an, ob der Blinker und Befestigungen für die Handprotektoren hat. Die gute Nachricht, der 2. Werkstatt hat alles vorrätig, die schlechte ich musste wieder durch Genua. Als ich zahlen wollte, wünschte er mir nur eine gute Weiterfahrt und ich sollte schauen das ich nicht noch einen Unfall mache.
Die 2. BMW Werkstatt war dank Tussi auch schnell gefunden, der Werkstattmeister war ein ganz schneller und so konnte ich bald den Weg aus Genua heraussuchen... wieder durch die ganze Stadt. Inzwischen ist ein sturmartiger Wind aufgekommen, ich blieb auf der Küstenstrasse und schon im nächsten Ort suchte ich mir eine Unterkunft und hoffte, das das Wetter am nächsten Tag besser werden würde.
Am Mittwoch waren zwar noch Wolken am Himmel aber es war trocken, ich beschloss bis Nizza an der Küstenstrasse zu bleiben, denn der Sturm hatte sich noch immer nicht gelegt. Ich war mir auch nicht sicher ob die Strassen in den Bergen schon abgetrockenet waren. Bestimmt 50 km fuhr ich mal wieder einem Roller hinterher, der hat gut Gas gegeben und zeigte mir alle Blitzer am Wegrand, so kam ich relativ flott und ungeblitzt bis nach Frankreich.
In Menton machte ich erstenmal eine Pause, mir stand nocheinmal eine Stadtdurchfahrt bevor und so nutzte ich die Zeit für ein paar Fotos. Die kleine Stadt am italienischen Ende der Cote d'Azur ist seit Ende der 70er Jahre der meistgeliebter Ort in Frankreich. Irgendwie verständlich.
Schon bald war ich dann in Nizza, bzw. sah ich die Stadt von oben, war die riesig, sie kam mir so gross wie die ganze Schweiz vor, aber das täuschte wohl. Ich schickte ein Stossgebet zum Himmel, das nicht ausgerechnet mitten in der Stadt das GPS schlapp macht und machte mich auf den Weg Nizza zu erobern.
Erstaunlicherweise war ich schnell durch, denn diesmal hängte ich mich an eine R1.So fuhr ich aus Nizza raus und im Hinterland der Cote Azur fingen die schönsten Strecken an. Durch die Gorges du Loup ging es kurvig weiter zur Gorges du Verdon. Aber vorher machte ich noch eine Nacht Pause. Ich suchte mir in Castellane ein Zimmer und wurde in der ma petit Auberge fündig.
Die Quellen des Verdon entspringen nahe dem Col d‘ Alias in 2500 Meter Höhe. Vor 2 Millionen Jahren hat sich der Verdon sein heutiges Bett durch den geologischen Bruch eines Kalkplateaus gegraben. Zwischen Castellane und Ste.-Croix-Stausee befindet sich die 24 Kilometer lange und bis zu 700 Meter tiefe Kalkschlucht, die ich am nächsten Tag entlang fahren wollte.
Am Donnerstag (ach ja, heute wollte ich ja eigentlich zu Hause sein) waren es frische – 1 Grad, auf dem Sitz war Eis und die Wiesen waren Reifbedeckt. Das hiess wieder äusserst vorsichtig fahren, ich wollte ja nicht nocheinmal lang liegen. So hatte ich auf jeden Fall viel Zeit mich rechts und links umzuschauen und wieder begeisterte mich die mächtig wirkende Natur.

Jetzt musste ich aber vorwärts machen, das ich es nicht bis Donnerstag nach Hause schaffe war klar, aber Freitag wollte ich schon wieder zu Hause sein. Ich entschloss mich bis zur Thermalstadt Aix le Bains zu fahren. Die Stadt wartet mit einem sehenswerten Casino auf. Davor sind interessante Wasserspiele zu sehen, die nach klassischer Musik ihre Wasserstrahlen in die Höhe und in runden Bogen warfen.

Nach der Nacht im Hotel du Alpes, machte ich mich auf den Weg in Richtung Annecy, natürlich über die Pässe und von Annacy aus über die D 909 nach Martigny. Dort setzte ich mich auf die Autobahn, ich wollte später noch über den Grimselpass, Sustenpass und über den Klausenpass. Die Zeit drängte, denn ich hatte schon über 1 Stunde mit der Tankstellensuche in Aix le Bains verloren. Um 14.00 Uhr war ich kurz vor Visp und ich musste nocheinmal tanken, gleichzeitig rief ich Jens an um ihm zu sagen, dass ich auf jeden Fall heute abend aufschlagen werde.
Na dann werden die letzten Kilometer mal in Angriff nehmen, die Temperaturen waren im angenehmen Bereich bei 13 Grad und Sonne. Da wird es auf den Pässen auch + Grade haben. Zündschlüssel drehen, den Kilometerzähler zurückstellen.... mmmmhhh geht nicht. Was blinkt da auf? EWS ??? bei uns gibt es ein Elektrizitätswerk Schwanden, abgekürzt EWS? Aber das wird’s ja wo nicht sein. Was will mir das denn sagen??? Elektri-sche Wegfahr Sperre???? Hääää? Hab ich so was? Hab ich da nicht gerade letztens was drüber gelesen? Die Ringantenne? Die ab und an kaputt geht... hat es mich jetzt erwischt?
Ich rief bei meinem Händler an: Ja, Ringantenne, BMW Notrufnummer anrufen, du musst abgeschleppt werden.
Na Danke! Ich will nach HAUSE!!!
Ich habe den Notdienst angerufen, sie wollten mir so bald wie möglich einen Abschleppwagen schicken. Nach 1. 5 Stunden am Zündschloss spielen ging dieses EWS weg. Wie schön, inzwischen war es schon fast 16.00 Uhr. Ich rief den Notdienst an, das sie nicht kommen müssen, die Maschine läuft wieder. Aber es kann jederzeit wieder passieren, das hiess rauf auf das Mopped und nicht mehr abstellen.
So habe ich das auch gemacht, ich bin dann doch über den Furkapass, obwohl der schneebedeckt hätte sein müssen, aber er war voll in der Sonne als ich in Gletsch war. Die Entscheidung war richtig, der Schnee war nur am Wegrand und ich kam super durch. Naja, kein Wunder, wer fährt denn schon um 16.00 Uhr auf den Pässen rum? Ausser ich!
Am Abend kam ich dann endlich wieder zu Hause an und hatte jede Menge zu erzählen.
Das war jetzt wohl auch die letzte längere Tour in diesem Jahr.
Ich wünsche euch einen schönen Winter und wenn ihr Langeweile habt, ihr wisst ja, das Wintertreffen verkürzt die Wartezeit zum Frühling ungemein.
Wir sehen uns
Heike

Kommentare


ABSENDEN

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Lysander1965
Tach Heike,
ein Bericht in gewohnt geiler Qualität, danke dafür! Den Italienischen Teil Deiner Tour kenne ich gut, auch die Strasseneigenschaften bei Regen. Wenn man sich traut gehts gut zu drifften ;-)
Ich wünsch Euch eine gute Zeit und gib Jens mal wieder ein Bussi von mir (is ja nicht das Erste!!) LG Thomas
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heike1303
Hallo Kristine
Der einzige Kommentar als ich zu Hause war "ich bin so froh das du wieder da bist und dir nichts passiert ist" :-)
Übrigens hab ich gestern auch Kurven gekratzt, aber mit Ski... es war einfach nur genial.
LG Heike
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Heike,
nach Deinem Bericht stehen Ligurien und Seealpen wieder ganz oben auf der Wunschliste für 2008!
Tolle Bilder, einen Teil davon kenne ich, andere locken zum Erkunden.
Und, wenn eine eine Reise tut, dann hat sie was zu erzählen. Zum Glück ist ja alles glimpflich ausgegangen, wobei ich mir Jens Kommentare zuhause vorstellen kann! ;-))
Viele Grüße Euch beiden ins schneereiche Tal
Kristine
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heike1303
Dafür stehen sie aber sonst rum :P *megagrins*
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Ductreiber
Hallo Heike,
wie üblich 10 Points, mehrgibts hier leider nicht...
Weißt ja was bei mir EWS heißt gelle?


Eiserne Wegfahrsperre....
meine Alteisen haben so nen modernen Schnick Schnack zum Glück nicht *grins*
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heike1303
Hallo Silvia und Helmut
Ihr habt noch mehr Vorteile, während ihr noch ein Ründchen dreht musste ich schon den ersten halben Meter Schnee weg schippen.
LG Heike
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heike1303
Danke und bis bald.
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Liebe Heike,
ich sag nur soviel:
Du und dein Bericht........einmalig !
LG Mena
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
...Was gar nicht so einfach ist. Die doofe Antenne ist mit Einwegschrauben befestigt. Da hilft nur noch zerstörendes aufbohren!
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Bandit44
Hallo Heike,
habe deinen Reisebericht mal wieder genüßlich gelesen. Einfach Klasse wie du schreibst.
Volle 10 Pkte (mehr verdient)
Gruß aus Hessen
bis denne
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