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Missing_mini
Gelöschter Benutzer 31.05.2004

Oh, Mosella!

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Eifel
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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Oh, Mosella!

Du hast ja soviel Wein...
Am Freitag, 28. Mai war Superwetter. Maschine startklar, Garten i.O. und die meisten Besorgungen schon erledigt. Spontaner Entschluß: Tagestour. Zu spät um noch nach Mitfahrern zu fragen, dann eben alleine los!
Es sollte nur eine kleine Tour werden, mal eben den Motor warmfahren. Dann wurden aber doch mehr als 500 Km draus. Meine Traumstraßen durch die Nordeifel, etwa: Zülpich-Satzvey-Pesch-Tondorf-​Wershofen-Fuchshofen-Adenau.​ Aber das Wetter war so verlockend, die Straßen so schön leer (Werktag!) und der Tag noch jung. Also die Tour etwas ausdehnen.Diese stacheligen Büsche sorgen also für den angenehmen Duft. (Ich kann´s nicht lassen. Immer wieder Blümchen!) Da die so schön dornig und verfilzt sind, dienen sie vielen kleinen Vögeln als Wohnung.Eine von vielen in der Eifel. Ab dem 11.Jh. saßen dort die Grafen von Vierer-burg. 1543 erlosch das Geschlecht der Virneburger. Der olle Graf hat es nicht fertig gebracht einen Nachfolger zu zeugen. So verfiel die Burg. Die Mauern stürzten teilweise von alleine ein. Da brauchten später die Franzosen kaum noch nachhelfen!Bei Treis-Karden war die Mosel erreicht. Die Moseluferstraße entlang Richtung Cochem. Kurz vor Klotten ist ein kleines Naturschutzgebiet, das Dortebachtal. Nur zu Fuß erreichbar. Da wurde mir in den Motorradklamotten reichlich warm, aber es lohnte sich. Als erstes fiel auf, der Blumenteppich. Und das Vogelgezwitscher (Kuckuck!). Nach ca. 100 Höhenmetern brachte ein kleiner Wasserfall erstmal Kühlung. Weiter ging es nach Cochem. Diese schöne Stadt ist ganz auf Tourismus eingestellt. Überragt wird Cochem von der Reichsburg.Zur Geschichte: (Kulturbanausen dürfen das überlesen!) Etwa um das Jahr 1000 erbaut. König Konrad III brachte nach ewigem Streit mit den Pfalzgrafen die Burg 1150 in seine Gewalt. Damit wurde die Burg zur Staufferzeit Reichsburg. Bis 1688 beherrschte sie den Schiffahrtsweg nach Trier. So gab es eine von der Burg aus bedienbare Kette quer über die Mosel. Damit konnten die Burgherren beliebig Schiffe anhalten. (Man kennt es ja vom Rhein: Geld raus oder...) Doch dann kam der "Sonnenkönig" Ludwig XIV. Da war Schluß mit lustig. Die Burg wurde in Brand gesteckt, unterminiert und in die Luft gesprengt. Wie fast auch die ganze Stadt Cochem. Die Trümmer der Burg lieferten dann das Baumaterial zum Wiederaufbau der Stadt. 1886 erwarb ein Berliner Kaufmann die Überreste für 300 Goldmark. Er ließ die Burg nach seinen romantischen Vorstellungen wieder aufbauen. Als Ferienwohnung. Sie ist heute hervorragend erhalten, aber etwa so original wie Disneyland.Bei Ellenz-Poltersdorf kommt Beilstein in Sicht. Was für ein Anblick! Eine kleine Fähre bringt mich auf die andere Seite. Ein Ort wie eine Filmkulisse. Und es wurden dort schon Filme gedreht. Berühmt wurde die "Himmelstreppe", der Aufgang von der Unterstadt zum Karmelitenkloster. Da fiel mir ein, mein Vorrat an edlen Tropfen geht zu Neige. Hier gab es meine Sorte, 6 Flaschen paßten noch in den Kofferraum (Topcase). Auf der anderen Moselseite fuhr ich wieder zurück nach Valwig-Valwigerberg. Dort sind wunderschöne Straßen in den Hunsrück, jedoch nichts für die Knieschleifer-Fraktion. Schöne Aussichtspunkte von dieser Höhenstraße.Irgenwie war ich wieder in Treis-Karden, habe wohl die falsche Abzweigung genommen. Macht aber nichts, die Straßen im Hinterland lohnen sich immer zu fahren. Als erstes sieht man eine Doppelburg. Nun mal wieder etwas Geschichte...In Treis stehen zwei Burgen. Die Burg Treis um 1000 errichtet, genaues weiß man nicht. Die Pfalzgrafen und der jeweilge Erzbischof von Trier stritten sich drum, es wurde mehrmals hin und zurück erobert. Die Wildburg wurde zum Schutz der Treis-Burg errichtet, also eine Burg sollte die andere beschützen. (Die hätten doch eigentlich die Zivilbevölkerung beschützen müssen, grübel...) Soweit also zur Burgenromantik. Bis endlich die Trierer 1148 die Burg dauerhaft behalten durften. Das Schicksal aller mittelalterlicher Burgen, mit der Erfindung des Schießpulvers boten auch Mauern keinen Schutz mehr, beide Burgen verfielen. 1956 erwarb ein Privatmann beide arg ruinierten Burgen. Er ließ die Schutzburg (Wildburg) wiedererrichten, die andere (Treis) ist immer noch eine Ruine. Über Hunsrück-Sträßchen (Flaumbachtal-Mittelstrimmig-S​enheim)​ ging es wieder zurück an die Mosel. Bei Senheim über die Brücke, dann den Berg herauf (Cochemer Cond) Nach Eller. Ging nicht. Ein Wohnwagen hatte sich in Eller festgefahren. Die Straße ist dort nur ca. 2m breit, der Wohni aber 2,30m! Wer Schilder lesen kann ist echt im Vorteil! Also zurück und die Abfahrt nach Ediger. Dort wäre der Wohni aber auch nicht durchgekommen. Höhe: 2m. Bei Bremm sind die steilsten Weinberge Europas. Eigentlich unrentabel, da nur Handarbeit möglich. Aber der Wein, der dort gedeiht ist Spitze! Es gibt sogar einen Klettersteig durch den Calmont, nur trittsicheren und schwindelfreien Wanderern empfohlen.Bei Zell macht die Mosel einen gewaltigen Umweg. Zwischen Alf und Pünderich liegen eigentlich nur 600m. Aber die Mosel braucht ca. 12 Km! Die Eisenbahn kürzt ab. Durch den Tunnel. Oben auf dieser Landzunge steht ein Aussichtsturm. Ich habe es doch geschafft, dort hochzufahren ohne ein Sperrschild gesehen zu haben! Ehrlich, keins gesehen, nicht übersehen! Auf alle Fälle, der Aufstieg lohnt sich!Weiter nach Enkirch. Dort die Mosel verlassen nach Starkenburg. Da gibt es wieder etwas Geschichte, aber eine Liebesgeschichte!Die Starkenburg wird 1200 erstmals urkundlich erwähnt. 1324 war die Gräfin Loretta dort die Burgherrin. Es kam zu Besitzstreitigkeiten mit dem Erzbischof von Trier, halt das übliche. 1328 gelingt es der Gräfin den Erzbischof Balduin gefangen zu nehmen. Bewährte Methode, Kette quer über den Fluß gespannt als er mit seinem Schiff vorbei kam. Nun hatte sich während seiner Gefangenschaft der geistliche Herr in Loretta verliebt. (Die hohen Herren nahmen es mit dem Zölibat nicht so genau.) Jedenfalls, nach einigen Wochen kam Balduin wieder frei. Der Preis für die Liebesnächte war ein "Sühnevertrag". Da hatte Loretta wieder Ruhe und durfte ihre Burg behalten. Ab 1500 wurde die Burg mehr und mehr vernachlässigt, die Erben hatten kein Interesse an der Erhaltung. Die Weiterentwicklung der Feuerwaffen hatte sie als Festung wertlos gemacht. Heute sind nur noch Mauerreste vorhanden.So, die Geschichte der Grevenburg erspare ich Euch. Über Traben-Trarbach wieder nach Hause. Aber über den Kröver Berg. Dort blüht massenhaft der Ginster, das Eifelgold. Reichlich kleine Eifelsträßchen. Nur als es dunkel wurde, da habe ich wegen der Wildwechsel-Gefahr doch lieber die Durchgangsstraßen benutzt. War ohnehin nicht mehr viel Verkehr.Blieb nur noch die Geschmacksanalyse des mitgebrachten guten Tropfens! Natürlich zu Hause.An der Mosel gibt es noch viel mehr interessantes zu entdecken, aber das ist auf einer Tagestour unmöglich zu schaffen. Es sei denn, man brettert überall durch. Nur dabei entdeckt man nichts!
Ich wünsche allen (und mir!) noch viele schöne Fahrten, vor allem knitterfrei! Peter

Kommentare


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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Peter,
ich freue mich immer wieder etwas von dir zu lesen. Es war wie immer wieder mal ein guter Bericht mit sehr schönen Fotos. Deine Begabung diese Bericht zuerstellen solltest Du mal in ein Tourenbuch aus unserer Umgebung umsetzen. Ich hoffe wir hören noch mehr von dir.
( Volle Punktzahl ist doch klar )
Bikergruss Rudi
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ulithebike
Ja, das mit dem Road-Book hatte ich auch schon des öfteren angeregt....
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ulithebike
Hallo !
Wie immer.... TOLL !
Grüße sendet
ULI
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Habe ich schon vermutet, das Blümchen \"Storchenschnabel\".quot;Storchenschnabel\"Storchenschnabel\".quot;​.​ Aber die gefiederten Blätter paßten nicht. Wie dem auch sei, hübsch anzuschauen ist es allemal. In diesem Tälchen wachsen noch viel mehr botanische Raritäten. Glockenblumen mit zwei Blütenkelchen ineinander gestülpt. Habe ich so noch nirgends gesehen. Weil ich gerade so schön am erzählen bin, vor langen Jahren, als meine Tochter Tanja noch richtig niedlich klein war, (Nu isse 30) war ich mit ihr auch in diesem kleinen Naturschutzgebiet. Da sind wir noch etwas weiter heraufgewandert. Da hatte sie auf einmal ein kleines hübsches Tierchen in der Hand, einen Maulwurf. Den wollte sie unbedingt nach Hause nehmen. Es bedurfte meiner ganzen Überredungskunst und Autorität als Vater, sie davon zu überzeugen, das dieses kleine Tier mit dem seidenweichen Fell in seinem Naturschutzgebiet viel besser aufgehoben ist als unter dem heimischen Rasen!
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chicago-cat
Wieder mal ein schöner stimmungsvoller Bericht von dir :-)))
Die machen immer Laune zu lesen.
Übrigens ist die vermutete Nelkenart ein Geranium, zu deutsch Storchenschnabel.
... lieben gruss ... die-immer-mal-wieder-gerne-klu​gscheisst-wenn-keiner-hinkugt​ ;-)
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Wernertour
un von mir auch 10 PUNKTE
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heike1303
Hallo Peter
Wieder einer deiner hervorragenden Artikel, schön ist es in Deutschland, deswegen bin ich nächstes WE dort, zwar etwas südlicher im Schwarzwald, aber eben Deutschland *g*
Die volle Punktzahl bekommst du selbstverständlich auch von mir.
Gruss Heike
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
moinmoin Peter,
siehste......, wenn Du nur noch ´n paar km weiter gefahren wärst (bis Trier) hätte ich Dir die 10 Punkte bereits am WE persönlich übergeben können, denn auch wir haben uns in dieser Ecke rumgetrieben.
Naja...., dann lass ich die Points halt mal wieder hier fallen...., verdient hast sie Dir allemal!
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A-Twintreiber
Ups...falsche Taste...nochmals
Hi Peter, wir Bärbel, Bodo, Kirsten und ich, waren am Sonntag auch an der Mosel auf Tour...unser Ziel war das Gipfelkreuz in Bremm, war richtig schön.
Dein Artikel und die Foddos, wie immer erste Sahne! Weiter so. 10 Points!!!
GLG Fred
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A-Twintreiber
Hi Peter
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