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wingevil 10.06.2003

Tour ins Friaul

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Friaul-Julisch Venetien
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
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Tour ins Friaul

...denn es muß nicht immer Südtirol sein
Das Friaul...eine urwüchsige Landschaft und ein Eldorado für Biker, auch offroad.
Donnerstag im Mai 2003,
langes "Vatertags-Wochenende&quo​t;​ und in 2003 die erste Gelegenheit, über mehrere Tage zu fahren. Das Wetter ist seit Tagen ziemlich gut und allgemein wird ein Ansturm auf Südtirol & die Dolos erwartet. Da ich auf Gedränge an den Pässen keine Lust habe, ist kurzentschlossen das Friaul als Ziel gewählt, zumal ich seit drei Tagen wieder eine DR BIG habe, die für die erwarteten kleinen Straßen dort gut geeignet sein dürfte.
Zur Vermeidung von Kurzurlaubsgedränge drücke ich den Starterknopf um 4:45 Uhr und erreiche so unkompliziert um 6:30 Österreich, wo ich mein leergefahrenes Riesen-Spritfaß von 29 Litern günstig auffülle... ;-)

Die Anreise ins Friaul soll über den Großglockner gehen und so passiere ich flott Elmau, St. Johann i.T. und Mittersill, die alle noch im Schlaf liegen und mir so ein zügiges Vorwärtskommen erlauben.
Die Sonne Ist mittlerweile deutlich am Himmel, als ich den Großglockner angehe. Dieser Paß wird in seiner majestätischen Pracht wohl immer einzigartig bleiben. Die Maut hierfür ist zwar ärgerlich, jedoch wird hierfür neben der grandiosen Landschaft mittlerweile einiges an Museen und Infos geboten.
Um 7:45 Uhr war ich dann auf der Edelweiss-Spitze - ganz alleine!!!


Nach dem GG bin ich dann (endlich mal wieder) die Pustertaler Höhenstrasse gefahren, die von den Aussichten einfach nur schön ist. Da fällt einem der Verzicht auf hohe Geschwindigkeiten leicht. Die BIG schlägt sich prächtig, der Eintopf macht tierisch Laune...es ist wieder "wie früher" ;-)
Tja, und weil der Weg ja das Ziel ist, dann gleich zurück Kartitscher Sattel / die Karnische Dolomitenstrasse und das Lesachtal. Fahrerisch ist diese Strasse noch mehr geradegebügelt worden und hat so leider an ihrer Faszination schon verloren.
Noch einmal volltanken in Kötschach und ab gehts über den Plöckenpass. Ab Passhöhe sind für die Abfahrt da so vorwitzige Vielzylinder, na warte, jetzt zeigt die BIG mal ihre Krallen... ;-) aber alles im freundschaftlichen Rahmen, wir haben unseren Spaß.
Bei schwül-heissem Wetter lande ich im Friaul und finde auch schnell das Hotel Bella Vista in Ravascletto, ein TOURENFAHRER-Partnerhaus. Trotz der vorherigen telefonischen Auskunft, man sei ausgebucht, frage ich vor Ort nochmals nach und siehe da! eine vorzeitige Abreise einer Gruppe beschert mir doch noch ein freies Zimmer. :-)


Der Tag ist noch jung und so fahre ich an diesem Tag noch einige sehr schöne Asphaltstrecken (blaue Tour in Routenkarte): zunächst durch das romantische Val Perasina mit dem Forcella Lavardet, dann über den Sella di Razzo über die jetzt (leider) asphaltierte Strecke nach Sauris. Die Strassensperre ist nicht störend, sondern wird "in sportlicher Manier" umfahren, hehe, dir Strecke habe ich daher für mich alleine. Dann am Lago die Sauris über die Staumauer und den langen dunklen Tunnel zum quirligen Pso. di Pura, um anschliesend die Bandwurm-Serpentinen des Forcella di Mte. Rest zu bezwingen. Die Abfahrt ist der reine Genuss, für die Bremsen aber Schwerstarbeit. Dann folgt eine wilde Kleinkurven-Orgie über Campone und Pielungo bis nach Tolmezzo, ich merke meine Knochen mittlerweile recht deutlich und lasse so den Tag relaxt über Ovaro und Cemeglianszurück ins Hotel ausklingen. Duschen, Abendessen und ich bin stehend groggy, falle ins Bett...

Tag 2 Heute soll mal etwas weniger Asphalt unter die Reifen, ich starte nach einem guten Frühstück (rote Tour in Routenkarte) . Zunächst mit der phantastischen Panoramastrasse zum Monte Zoncolan, ein Teilstück des Giro d'Italia. Oben sind drei gaaaanz dunkle Tunnels, ich passe gerade noch durch... ;-) Die Abfahrt von der Passhöhe in Richtung Suitro ist hervorragend ausgebaut, ich lasse die BIG fliegen...
Dann gehts es nahtlos weiter, der Aufstieg zum Monte Tenchia wartet. Zu Beginn noch asphaltiert, immer schlechter werdend, wechselt die Strasse bald auf offroad und der Schotter wird immer gröber sowie die Aussicht immer begeisternder wird. Oben sit Ruhe pur und ich gönne mir ein zweites Frühstückchen, bevor der Spaß der Abfahrt startet.

Das macht Spaß, die BIG lässt sich mit ihrer Enduro3-Bereifung gut händeln und deswegen geht es nur wenige Kilometer weiter und das gleiche Spielchen wiederhole ich am Monte Paularo...mit einer mindestens ebenso beeindruckenden Aussicht, einer ebenso schön zu fahrenden Schotterstraße mit manchmal sehr spektakulären Passabschnitten. Klasse!

Ich will noch mehr erleben, leider behindern das italienische Umstände: der Pso. d Cazon di Lanza ist wegen Murenabgang gesperrt, das Erlebnis muss auf die Zukunft verschoben werden. Na dann her mit dem urspünglichen Valle di Resia, dem ich zunächst im nördlichen Teil bis zum Ende des "Erfahrbaren" folge mit Extrem-Serpentinen und Steigungen bis 25%. Anschliessend geht es über die eindrucksvolle Strecke des Sella Carnizza Richtung Slowenien.
Beim leeren Grenzübergang erwartet mich der Schreck, ich finde meinen Pass nicht. x-mal alles durchwühlt, nix da! So darf ich natürlich nicht rein. Merde! :-( Tja und beim Wiedereinpacken aller ausgekramten Sachen finde ich meinen Pass doch noch, hurra! Erleichtert gibt es mit dem freundlichen slowenischen Grenzer noch ein Erinnerungsfoto, da sehe ich, dass der Eintopf schon eine der lästigen Nummernschild-Befestigungen abgeschüttelt hat. Der freundliche Grenzer lässt es sich nicht nehmen, das persönlich(!) zu beheben und gibt mir noch den Tip für eine gute Offroadstrecke, den Stol, der direkt nach 50 Metern hinter der Grenze den Berg hoch geht. Artig bedanke ich mich und erklimme den Stol. Der Belag ist fest, aber extrem grob, man braucht wirklich eine gute Federung. Oben wieder eine Aussicht in der Spätnachmittags-Sonne, die einem den Atem verschlagen läßt.

Die Abfahrt wird jedoch sehr schwer, noch schwerer, kaum fahrbar...extrem grober Schotter, sehr locker und tief und deswegen haut's mich auch nach ca. 2 km hin...erfreulicherweise hangwärts! Ich bin blöde eingeklemmt und pfeife laut, da einige Kehren weiter unten ein paar Biker stehen, die mich auch dann aus der mißliche Lage befreien. Sie sind den Stol von Sedlo hochgekommen und berichten, dass der Belag weiter unten eher noch schwerer ist und empfehlen, den Berg wieder zurückzufahren. Das machen wir gemeinsam. Unten stellen wir fest, dass slowenische Grenzer auch Feierabend haben und dann die Grenze schlicht schliessen :-( Das heisst für mich einen nicht unerheblichen Umweg über den Pso. de Predil und anschliessend den Sella Nevea zu nehmen. Eine wunderschöne Strecke...nur bin ich total aus der Zeit und als ich in Chiusaforte auf der Staatsstrasse lande, ist es mittlerweile vollständig dunkel...mein Hotel sehe ich erst um 22:00 Uhr. Das warme Abendessen ist natürlich perdü, aber Brot, eine große Salatschüssel, lecker Bergkäse in Olivenöl und paar Flaschen Bier sind auch nicht zu verachten. Danach: Matratzen-Horchdienst!
Tag 3
Gleich zu Beginn wartet ein Schmankerl auf mich: die Panoramica del Vette, die ich von Tualis aus befahre. Die "Pan" ist leider durch einen Bergrutsch derzeit nicht durchgängig befahrbar, was der Schönheit dort oben und dem Fahrspaß jedoch keinen Abbruch tut. Wie in all den Tagen zuvor begegne ich dort gerade mal zwei anderen Bikern aus meinem Hotel, sonst bleibt alles herrlich leer. Bei meiner Weiterfahrt erwischt mich ein heftiger Gewitterschauer...prima, da kann ich gleich einkehren. Als ich mein leckeres Bruscetto mit Käse, Sardellen & Kapern vertilgt habe, schaut auch die Sonne wieder raus, hehe.
Ich fahre in das Val Visdene mit einem wuchtigen Eingang, wo riesige Felsbrocken in der Klamm rumliegen. Im späteren Verlauf ist ein Weiterfahren Richtung Palombino (bis kurz vor der Grenze nach A) für motorisierte Fahrzeuge leider streng verboten, deswegen hate ich mihc westwärts, wo ich wiederum eine Schotterstrasse zur Forcella Zovo vorfinden, um von dort zu den Bergnestern Costalta und Costalissoio weiterzufahren, ein grandioser Traumblick inklusive. Runter in engen Serprentinen ins Tal um direkt auf der anderen Seite den Pso. Antonio nach Danta di Cadore hochzuklettern. Ein asphaltierter Pass, aber die Kehren sind derzeit geschottert ;-) ein neuer Belag soll wohl drauf.
Ich folge den wunderschönen Strassenverläufen bis hoch zum Sella di Razzo. Von dort sollte ich mich eigentlich wieder Richtung Hotel bewegen, aber das Wetter ist prima, "an wengerl mehr passt scho'" und so leiste ich mir nochmals den Kurventraum über Sauris, Pso. di Pura, Forcella di Monte Rest usw...wie schon zwei Tage zuvor. Die BIG schnattert zufrieden durch die Künste friaulischen Strassenbaus...herrlich. Wieder spät aber nicht zu spät erreiche ich mein Hotel und vertilge mit Heißhunger ein gutes Abendessen trinke noch ein wenig und lasse die Tage Revue passieren... ;-)
Am Tag drauf ist Heimreise angesagt. Leider ist der Großglockner an diesem Tag wegen eines Radrennens gesperrt über Südtirol ist der Umweg nachhause beträchtlich und dort dürfte es auch sehr voll sein, also nehme ich nach dem Plöckenpass den Weg Richtung Felbertauerntunnel. Dadurch bin ich bereits am Nachmittag daheim, was die Familie freut; nicht nur, weil alles gutging, sondern ich habe an diesem Tag auch Geburtstag und so kann ich noch mit meinen Lieben feiern.
Das Friaul hat mich in seiner Urbanität und Schönheit sehr beeindruckt. Ich werde dahin zurückkehren...versprochen.
PS: dieser Tourbericht steht mit einer großen Anzahl an Bildern sowie einer kompletten Routenkarte auf meiner Homepage www.tourenbiker.net unter "Meine Touren / Friaul"

Kommentare


ABSENDEN

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cuda
Also da ich nun in den Westalpen und Pyrinäen schon viel an Schotter gesehen habe, klingt das hier schon verlockend. Zumal die Ecke für die Tour in diesem Jahr genau passt. Vielleicht werde ich Dich nochmal bezüglich ein paar Details fragen, so vorm Juli. Also es hat mir zumindestens viel Hunger gemacht, das ich mich auf den Trip 2005 freue. Klasse und Danke, echt super!
Gruss Thomas
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Mahlzeit !
Ein klasse Bericht über tolle Wege !
Und nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Dirk
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wingevil
Das Friaul...eine urwüchsige Landschaft und ein Eldorado für Biker, auch offroad.  mehr...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
hut ab, Michael!
wunderschöne einblicke und aussichten in dem lebhaft geschriebenen bericht - dafür gibt´s max. points.
jetzt, wo ich diese bilder gesehen habe, ärgere ich mich wieder, dass ich meine big nimmer habe
:-) .., dafür muss ab und an die zephyr sich mit solchen schotterpisten quälen...., geht auch..., zwar ´n bissi langsamer- aber immerhin.
rené
*der sich vermutlich demnächst auch wieder ne enduro als zweitmopped zulegt*
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