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Missing_mini
Gelöschter Benutzer 11.02.2003

Zweite Eifelfahrt dieses Jahr

Wegstrecke 0 km
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Wegpunkte
Eifel
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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Zweite Eifelfahrt dieses Jahr

Sonnig, aber kalt
{f}Zweite Eifeltour dieses Jahr.{/f} Klares, aber kaltes Winterwetter. Das muß man ausnutzen. Denn hier, im Atlantischen Klima ändert sich das manchmal sehr schnell. Datum: 10.Feb 2003
Es war wieder Montag, Sonnenschein, erträgliche Temperatur, knapp über Null. Also, Batterie wieder rein, Liebestöter anziehen, reichlich Pullis, Bankräubermütze darüber. So gut isoliert kann mir die Kälte nicht mehr viel anhaben (Heizgriffen sei Dank!). Ziel, wie fast immer, die Nordeifel. Erstes Ziel: Burg Nideggen.

Der Burg vorgelagert ist die Stadt. Wer also die Burg erstürmen wollte, mußte erstmal die Stadt erobern. Eigentlich sollte die Burg die Stadt beschützen, nicht umgekehrt! Schon damals wurde also das Volk von den Mächtigen belogen. Hat sich bis heute nicht viel geändert. Damit die Stadt nicht ganz schutzlos den zu erwartenden Angriffen ausgeliefert war, hatte die ihre eigene Befestigung. Denn bis die Ritter vielleicht mal in die Gänge kamen, konnte es schon zu spät sein. Dieses Bild zeigt das gut erhaltene Dürener Tor. Darin finden heute kleine Kunstausstellungen, und sogar Puppentheater- Aufführungen statt.

Nach etlichen, zu überwindenden Vorwerken, gelangt man zur eigentlichen Burg. Da am Werktag kaum Spaziergänger da waren, habe ich die Verbots- Schilder nicht gesehen, und bin frech auf den Burghof getuckert. Autsch, rutschiges Naturstein- Pflaster. (Katzenköpfe.) Noch mal gut gegangen.

Das wichtigste auf einer Höhenburg ist der Brunnen. Dieser war einmal ca. 100m tief. Heute nur noch 35m. Weil die Leute da Steine hineinwerfen. Jedes Jahr etwa einen Meter Steine. Es soll im Brunnenschacht einen Fluchtstollen gegeben haben. Denn jede Burg braucht für den Belagerungsfall einen Notausgang. Das ist nicht nachgewiesen, aber denkbar. Das Gestein hier, Buntsandstein, ist klüftig und enthält natürliche Spalten und Höhlen. Der Burgherr, ein Graf von Neideck soll ein ganz fieser gewesen sein. So hat er seine Frau, wohl weil sie Widerworte gab, mit Honig eingeschmiert. Dann in einen Käfig gesperrt und am Burgfried aufgehängt. Auf daß die Bienen, Wespen, Hornissen sie ordentlich piesaken. Taten die Tierchen aber nicht. Die naschten nur von dem Honig. Gegen Abend hatten die Bediensteten Mitleid mit ihrer Chefin und ließen sie wieder runter.

Die Kemenate war ein kleiner, aber heizbarer Raum. Der war den vornehmen Fräuleins vorbehalten. Das war der schönste und gemütlichste Raum der ganzen Burg. Mit herrlichem Ausblick auf das Rurtal.

Der Palas (Rittersaal) ist nicht mehr erhalten. Nur noch ein Teil der riesigen Fensterfront läßt die einstmalige Pracht und Größe erahnen.

Wer sich dafür interessiert, auf Burg Nideggen befindet sich ein Burgmuseum. Im wuchtigen Bergfried ist es untergebracht. Selbst wer es nicht so sehr mit Geschichte hat, die Aussicht oben vom Turm ist grandios!

Von der Talseite sieht die Anlage echt imponierend aus. Das Türmchen rechts, das ist die Kemenate. So, genug Burg, weiter geht`s. Oh, wei! Hier war ja der Winter, und hat der Eifel noch ein Rückzugsgefecht geliefert. Hubertusley mit der schönen Aussicht, wie bei meiner ersten Eifeltour dieses Jahr ging nicht. Vereist.

Also möglichst im Tal bleiben. Einen Angstrutscher hatte ich ja schon (heil überstanden). Also weiter nach Heimbach. Dort steht das wahrscheinlich schönste Kraftwerk der Welt. Im Jugendstil erbaut.

Dieses kleine Wasserkraftwerk nutzt den Höhenunterschied zwischen der Urft- Talsperre und dem Rurtal aus. Früher waren da acht Maschinen drin, Franzis- Turbinen mit angeflanschtem Generator. Jede 1250 KW stark, insgesamt also 10 MW Leistung. Nun werkeln dort nur noch zwei Maschinen, insgesamt 14 MW. Diese modernen Maschinen sind besser, (höherer Wirkungsgrad) und viel häßlicher. Die alten Maschinen waren schwarz lackiert, mit gegossenen Löwenfüßen und glänzenden Messing- Armaturen. Die mußte der Maschinist jeden Tag mit Sidol putzen. Zwei von den alten Maschinen hat man gerettet. Als Museumsstücke. Dieses kleine Kraftwerk kann man besichtigen, Absprache erforderlich. Werktags um 14:30 Uhr meistens.

Der dort ausgestellte Propeller gehört nicht zu dem Kraftwerk. Dieses Schiffschrauben- ähnliche Gebilde gehörte zu einer Kaplan Turbine. Die wird dort eingesetzt, wo nur geringes Gefälle, aber große Wassermengen vorhanden sind. Franzis- Turbinen sehen etwa wie Schneckengehäuse aus, und deren Läufer wie ein verbogenes Mühlrad.

Am Kloster Mariawald gibt es den guten Klosterlikör. Aber, wenn man den als Medizin verwendet, gibt es zu beachten: Zwei Sorten sind verfügbar. Der gelbe ist für Beschwerden oberhalb, der braune unterhalb der Gürtellinie anzuwenden!

Ja, so eine Winterfahrt hat ihren besonderen Reiz. Klare Luft, keine Insekten, und nicht so viele "Hirnis" auf der Straße!

Bei Pesch, Nähe Bad Münstereifel, gibt es die Überreste einer römischen Tempelanlage. Ca. 300m Fußweg vom Parkplatz aus. Dort wurden die Fundamente von mehreren Tempeln gefunden und teilweise rekonstruiert. Nun waren die alten Römer tolerant, was die Religionsausübung betraf. Der berüchtigte Kaiser Nero war schon längst tot. So durften die okkupierten Völker ihre alte Religion weiter ausüben. Hier wohnten die Kelten. Die huldigten dem Matronenkult.

So, hier habe ich abgeschrieben. Darum, ist nur fair, die Quellenangabe: Tourenfahrer, Ausgabe Januar 2003, Titel: "Die Kelten sind noch da." Ich zitiere:
Vor uns läuft ein kleiner Wasserlauf, kaum als Bach zu bezeichnen. Oben auf dem Hügel angekommen, sehen wir in beinahe überirdischem Licht drei freigelegte Fundamente. Vor dem ersten Mauerrest ein kleiner Altar mit drei Frauenfiguren. Alle tragen im Schoß frische Opfergeschenke von Besuchern: Nüsse, Obst, Blumen. ... Was wir hier sehen, sind die Überreste des Matronenkultes, eines Fruchtbarkeitskultes, dessen Wurzeln in der keltischen Kultur liegen.
Ende des Zitates.
Die drei Frauenfiguren stellen dar: Eine junge Frau. Eine reife Frau. Eine greise Frau. Der kleine Altar ist eine Nachbildung. Das Original steht in einem Museum.


Langsam wurden die Schatten länger, ja es war ein sonniger Tag! Zeit zur Heimfahrt. Da habe ich bei Kreuzweingarten noch einen besonders schön erhaltenen Überrest der römischen Wasserleitung gefunden. Man erkennt die Ablagerungen des Kalksinters in der Rinne. Das graue Zeug. Die Sohle dieser gemauerten Wasserrinne wurde durch eine Art Zement aus gebranntem Kalk und zerstoßenen Ziegelsteinen wasserdicht gemacht. Die ollen Römer hatten schon was drauf! Diese Leitung transportierte täglich 20.000 Kubikmeter Wasser bester Qualität nach Colonia. Brauchten die für ihre Badestuben. Vielleicht auch zum Trinken. Eigentlich wollte ich noch weiter, aber die Straßen höher rauf waren nicht mehr sicher. Schneereste, überfrorene Schmelzwasserbäche...
Beim nächsten Mal. So, fahrt weiterhin knitterfrei. Gruß vom gruftigen Peter

Kommentare


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chicago-cat
klasse geschrieben, hat mir wirklich Freude gemacht über deinen Ausflug in der Eifel zu lesen. Und was es da alles zu sehen gibt. Schreib nur ja weiter für uns :-)
... liebe boxer-grüsse ... claudia
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ja, Jürgen A. , die Geschmäcker sind eben verschieden! Wen die alten Steine nicht so sehr interessieren, der muß das halt überlesen.Ich versuche von allem etwas zu bringen. Bei meiner nächsten Tour gibt es Seen, die Eifelmaare. Kurven sowieso.
Gruß vom Peter
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AAdler49
der bericht war ok aber die eifel ist besonders landschaftlich reizvoll.. naja die alten steine liegen da auch rum aber das macht ne richtige eifeltour net aus sondern kurven wälder seen und so..
ride the wind.. der adler
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mopedist
Hallo Peter,
ich habe zufällig auch erst letztes we das alte turbinenhaus besichtigt. Es ist jetzt wieder täglich inklusive einer kostenlosen Führung zu besichtigen....zumindest hat man das uns gesagt.
Wieder ein sehr schöner Bericht.....freue mich auf Deine nächsten Zeilen.
LG aus Kerpen
Jürgen
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heike1303
Schööööön und interessant, was man alles so erfährt.. wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist.
Ich freue mich auf noch mehr Berichte von dir.
Heike
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siggi0304
Hallo Peter,
auch dieser 2. Bericht hat mir echt gut gefallen. Die Eifel hat was, das muss man schon sagen. Werd ich mir für künftige Tourenplanungen mal vormerken...
Den Matronenkult find` ich interessant. Ja, ja die Kelten..., entweder wussten die Gutes zu schätzen, oder sie haben sich eben von ihren Matronen so unterbuttern lassen???
Gruß Sigrid
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Zweite Eifeltour dieses Jahr. Klares, aber kaltes Winterwetter. Das muß man ausnutzen. Denn hier, im Atlantischen Klima ändert sich das manchmal sehr schnell. Datum: 10.Feb 2003
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
hallo gruftipeter,
richtig schön hast du das beschrieben.
besonders gut hat mir natürlich die honigverschmierte dame gefallen. zum glück wurde sie nicht gestochen. *g
dir weiterhin schöne entdeckungsreisen.
wie wäre es denn einmal mit einer eifel likör tour? ;-)
linke hand zum gruss
Searcher
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