Motorrad fahren ist für mich:
- für das halbe Dutzend Autofahrer um mich herum mitdenken
- den Instinkt zu haben, wann andere die Fahrspur wechseln ohne zu blinken
- das UFO im vibrierenden Rückspiegel erkennen und zu wissen, dass UFOs unheimlich schnell überholen können
- andere Motorrad- und Autofahrer überholen zu lassen
- daran denken, dass meine Knautschzone nicht mehr ist als der Stoff meiner Kombi
- allein und unerreichbar sein (weg von Handy & Co.)
- meinen Gedanken (trotz aller Aufmerksamkeit) freien Lauf zu lassen
- morgens 58 km zur Arbeit fahren und abends wieder zurück
- auf der Hälfte des Weges fühlen, wie die Kälte über die Brust und die Innenseiten der Oberschenkel in die Kombi kriecht
- so klamm und kalt zu werden, dass 18 cm kleiner sind als mein Daumen
- wissen, wie der Starterzug funktioniert und den Hebel unter der Sitzbank auch zurückzustellen
- Speichenräder mögen und zugleich das Putzen derselben hassen
- den Schmutz der letzten 5.000 Kilometer auf der Kombi und dem Motorrad zu akzeptieren
- an einem schönen Sonntag auch mal zuhause entspannen, weil man eh schon 600 km in der Woche gefahren ist
- Fahrtwind auszuhalten, der den Böen eines Orkans Konkurenz macht
- angewiesen sein auf die Zuverlässigkeit meiner Technik
- den Zustand der Straße mit dem Körper zu erfühlen und mich nicht nur auf die Augen zu verlassen
- meine Umgebung nicht nur zu sehen, sondern auch intensiv zu riechen
- die Wärme der direkten Sonne genauso zu fühlen, wie die Kühle und Feuchte eines Waldes
- bei starkem Regen mit offenem Visier zu fahren, weil dies die einzige Möglichkeit ist noch etwas zu sehen
- Fahrten nicht nach den "gefressenen" Kilometern beurteilen, sondern nach dem Spaß den sie hergaben
- wissen, dass eine schön geschwungene, einsame Landstraße im Flachland viel schöner ist, als das "Gegurke" auf einer Passstraße mit Ausflugsverkehr
- Freunde zu haben, zu denen ich, mein Bike und meine Fahrweise passen
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Alle (2) Jahre wieder ...
... war mit Tantchen beim TÜV.
Wozu das gut ist, weiß kein Mensch ... ich nenn es mal Beutelschneiderei.
32,70 Euro für 5 Min ... vielleicht ein bisschen mehr ... aber 10 Minuten waren das ganz sicher nicht. Kann aber auch sein, dass man die Gebühren gar nicht für den Stempel sondern als Parkgebühren wegen der langen Warterei blechen muß.
"Der Blinker geht nicht" meinte Mister Oberingenieur zu mir, wobei fast der Fernlichtschalter sein Leben ausgehaucht hätte.
"Nehmen Sie doch bitte den Schalter am rechten Griff, damals war der Blinkerschalter noch dort!"
"Der Fußbremshebel hat einen zu großen Weg."
"Ich mag ihn aber so!"
"Nein, der muß kürzer sein"
Nach 2 Umdrehungen der Flügelschraube am Bremsgestänge: "Ist es so recht?"
"Ja, gut so."
Stempel drauf und "Tschüss" und wech.
Beim anschließenden Tanken die 2 Umdrehungen rückgängig gemacht.
Ach so, ja ... die Profiltiefe des Reifens kann ich selber nachschauen. Die Speichen klopfe ich so regelmäßig ab, wie ich den Luftdruck kontrolliere (den hat ER nicht gemessen).
Einen "falschen" Reifentyp montiere ich sicher nicht! Und falls das Licht nicht geht, warte ich auch nicht die Zeit bis zum nächsten TÜV um die Glühbirne auszuwechseln.
Ich hab Tantchen jetzt über 30 Jahre ... als ich die zum ersten Mal mit ihr fuhr, ging Herr Ingenieur noch in den Krippe ... also warum soll ich 32,70 zahlen.
Vorschriften!? Ach ja, genau an so was erstickt gerade Deutschland.
14.09.07: Die zwei Jahre waren schon wieder mal um ... Freitags nachmittags um drei beim TÜV ... 35 Taler abgedrückt, dafür waren die Leute diesmal ausgesprochen nett ... es hängt eben sehr stark von den Menschen ab ... meine/unsere Technik ist eh O.K. ... außer die Hupe, aber die brauch ich eh nur alle 2 Jahre beim TÜV ;-)
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Meine BMW R90/6 (BJ74) und ich (BJ52) haben bereits unsere "silberne Hochzeit" hinter uns.
Nach all den Jahren und schönen Erfahrungen trennen? Da müßte schon ein besonders tolles "neues Mädel" daherkommen.
Fremdgegangen? Naja, ein paar mal ... man(n) muß doch mal sehen, um wieviel die "Neuen" spritziger sind.
... und ich bin jedesmal freudig zu meiner "Tante Berta" zurückgekehrt. Ich kenne ihren Pulsschlag und ihre Eigenheiten ... und wenn sie mal 'ne Schraube locker hat, können wir es richten.
Moritz Holfelder beschreibt es so schön in seinem Buch
Motorrad fahren und trifft damit den Nagel auf den Kopf:
'Meine persönliche Traummaschine ist die, mit der ich meine Träume bereits wahr gemacht habe. Sie steht vor der Tür und sagt: "Ich bin das Motorrad, das du suchst." Die Schrammen und der Dreck erzählen von meinen Fahrten, aber auch von Verletzlichkeit und Vergänglichkeit.'
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Im dem extrem kurzen Augenblick der Gegenwart
wird unsere Zukunft zu unserer Vergangenheit.
In der Zukunft müssen wir die Verantwortung
für die Dinge unserer Vergangenheit tragen.
Darum sollten wir hier und jetzt begreifen,
dass wir für unsere Zukunft und unsere Vergangenheit selbst verantwortlich sind.
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PS: Ich mag solide Technik an der ich notfalls selbst was "schrauben" kann ...
darum ist LINUX mein Favorit im PC =>
http://www.cc-c.de
Die Texte oben sind von mir ... was ich nicht mag sind Zitate ohne Quellenangaben.