Thema: Re[4]: Hartz IV ... alles wird gut

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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Tja, ich kann beurteilen, daß Du eine Phrase drischst. Kannst Du beurteilen, ob ich jammere?


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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Der 1.1.05 rückt näher, die Vorbereitungen in den Behörden laufen und die verantwortlichen Köpfe reden von einer Umsetzung wie geplant. Eigenartigerweise kommen jeden Tag Schreiben bei den betroffenen Mitarbeitern an, die von Notfallplänen, Umgehungshilfe, Änderungen der Umgehungshilfen oder ähnlichen Sachverhalten gesprochen wird. Meist beginnen diese mit Worten wie "WICHTIG, WICHTIG, WICHTIG!" oder "ACHTUNG! BITTE BEACHTEN".
Zur Erklärung, dreimal Wichtig heisst gar nix und bitte beachten nimmt man gar nicht mehr zur Kenntnis.
Aber ein kleines Beispiel aus der Praxis. Es wurde gerad in der Presse verbreitet, das Program für die Zahlung von ALG2 würde problemlos laufen.
Stimmt, ich habe das jetzt auch schon eine Woche und es läuft tatsächlich, zumindest wenn man nicht damit arbeitet. Allerdings wird man nach kurzer Inaktivität abgemeldet und kommt dann öfter mal nicht wieder rein.
Wenn man erwartet, mit dem Programm arbeiten zu müssen, fällt dem geneigten Sachbearbeiter doch die eine oder andere Schwachstelle auf.
Ich vergleiche das mal mit einem Kraftfahrzeug:
Im verkaufsraum ist alles schön. Man setzt sich rein oder rauf und fühlt sich wohl. Alles liegt gut zur Hand. Toll, sagt man sich und vergisst dabei, daß das Teil ja nur steht und noch nicht fährt.
Nun hat man das gut Stück gekauft und will losfahren. Der Zündschlüssel muß in drei unterschiedliche Löcher gesteckt werden und am Ende braucht man noch einen anderen Schlüssel bevor es endgültig losgehen kann.
Nun fährt man endlich. Es geht immer schön geradeaus und sogar einige Kurven lassen sich fahren. Allerdings nicht alle. Einige Kurven kann man nicht fahren und man muß sich einen anderen Weg suchen, wo so böse Kurven nicht vorkommen.
Derweil stellt man fest, daß kein Blinker vorhanden ist. Der rechte Aussenspiegel ist zwar vorhanden, jedoch fehlt der eigentliche Spiegeleinsatz.
Auch wird festgestellt, daß es keinen Tacho gibt. Man sollte also wissen, wie schnell man fährt. Dafür kann man den Drehzahlmesser und den Kilometerzähler verwenden, um erechnen zu können, ob die Geschwindigkeit etwa hinkommen könnte. Wahrscheinlichkeitsrechnung sollte man beherrschen können, wer es nicht kann, sollte mal einen Metereologen befragen, der bringt einem das bei. Der kann auch gleich sagen, ob das Wetter gut wird, interessiert gerade Motorradfahrer ja auch.
Wenn man also denkt, man habe nun einen Weg gefunden, die Krücke vorwärts zu treiben, stellt man, fest, daß die gewonnenen Erkenntnisse nicht gelten, wenn man Mitfahrer hat. Dann kann man nicht das gleiche Gaspedal benutzen und das Verhältnis Drehzahl / gefahrene Strecke muß mit dem Faktor x modifiziert werden.
Trotzdem schafft man es, sich irgendwie auf der Strasse zu halten und erreicht sein Ziel.
Aber nur wenn es gut läuft. Man stellt nämlich auch fest, daß die zur Verfügung gestellte Strasse mehr einem Feldweg gleicht und schnelles Fahren nicht möglich ist. Oft endet die Strasse einfach im Nirvana. Positiverweise muß man tatsächlich nicht wieder von vorne losfahren, man kann nach einiger Zeit weiterfahren, weil die Strasse plötzlich wieder da ist. Manchmal ist sie aber auch ganz weg, dann fährt man tatsächlich von vorne los.
...und manchmal will auch der Zündschlüssel nicht mehr passen. Der passt dann einfach 10-20 mal nicht mehr, aber beim 11-21 mal dann wieder.
Seltsamerweise gibt es keine Garantie und Umtauschen ist schon mal gleich gar nicht
Wie sagen die großen Organisatoren?
"Alles wird gut"
Genau, dem ist nichts hinzuzufügen.

PS
Nur so viel, ich gehöre zu denen, die mit Anwendersoftware und ihren Tücken ziemlich gut klarkommen. Ich denke da immer an die Mitarbeiter, die nicht virtuos durch Programme springen...

Deaktiviert

Speedfreak Erstellt am Mi 27.10.2004
Hauptsache es wird über Hartz IV gemault, ne ?
Schlechte Programme gibt es immer wieder.

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Dweezle Erstellt am Mi 27.10.2004
Das ist nu mal das Problem, wenn es dann mal wirklich ans Arbeiten geht, sind die Arbeitsmittel unzulänglich.....

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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Tja, nun maule ich aber gar nicht über Hartz IV sondern über Blödschwätzer, die erklären alles würde laufen. Am 1.1.05 platzt dann die Bombe und 23 Notfallpläne werden aus dem Schreibtisch gezogen.
Schlechte Programme gibt es immer wieder... genau, es gibt auch viele Programme, die innerhalb von 2 1/2 Monaten die Daten von zehntausdenden Personen aufnehmen müssen und für die unabdingbar notwendige Zahlung von Leistungen konzipiert wurde. Da würde mich nur ein einziger Vergleich interessieren.
Immer wieder interessant, welche Blichwinkel man so haben kann.

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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Es geht doch nichts über eine anständige Hohlphrase auf Stammtischniveau.

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Dweezle Erstellt am Mi 27.10.2004
oder über Gejammer auf Beamtenniveau.

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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Reden nutzt immer, nur beim Reden eben nicht das Ziel aus den Augen lassen.
Das Leute kündigen, daß wird sich sicher hier keiner wünschen, ist doch die Umsetzung mit dem vorhandenen Mitarbeiterstamm kaum durchführbar.
Die fatale Krux an der jetzigen Situation ist, daß der Bundesagentur noch immer ncht bewußt ist, daß da "lebende" Fälle auf sie zukommen. Nicht einfach einmal einen Betrag errechnen und gut ist. Die Mitarbeiter der Kommunen kennen das. Die zaubern dann ebend mal, haben aber dazu auch die Möglichkeit. Das neue Programm ist aber aus Arbeitsamtssichtweise erstellt und da ist für Tricks kein Platz. Korrekt kann man es aber auch nicht eingeben.
Tja, wat nu?
Am besten sagen, alles wird gut und noch das eine oder andere Wählergeschenk verteilen.

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tante_ju Erstellt am Mi 27.10.2004
Die Menge der Daten hat nur ganz wenig mit der Qualität der Programme zu tun und überhaupt nichts mit den Problemen, die Du oben schilderst. Die Varianzen sind schon gewichtiger.
Aber ich war schon erstaunt, wie schnell die eine Software aus dem Boden stampfen wollten, die alles erledigt. Und das im öffentlichen Dienst. Bei dem Volumen war das doch sicher eine europaweite Ausschreibung, oder ?
Meine Erfahrungen bei solchen Projekten belaufen sich auf 2-3 Jahre Vorlaufzeit im öffentlichen Dienst, bevor mit der Programmerstellung begonnen werden kann.

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kdk11 Erstellt am Mi 27.10.2004
Das Problem mit der Datenmenge nahm ich nur auf, weil Speedy lapidar angab, schlechte Programme gäbe es immer wieder. Im Hinblick auf den Umfang der Anwendung, ist das nicht einfach zu akzeptieren, das Programme eben schlecht sein können. Zumal schlecht ist unser jetziges Programm auch aber die von Dir angesprochenen Varianzen sind eben vorhanden und das Programm ist damit händelbar.
Ja, mich hat die Geschwindigkeit auch überrascht. Aber wenn man als Blindfisch an so ein Projekt herangeht und meint, man könne das alles simpel und schnell in Formen pressen, der beschert Situationen wie jetzt. Im Firmenkonsortium ist ja auch die Telekom und die haben ja Toll-Collect schon genial auf den Weg gebracht. Das war ja auch alles kein Problem. Europaweit hätte in jedem Fall ausgeschrieben werden müssen aufgrund des Auftragsvolumens. Aber ich weiss nicht, ob das tatsächlich gemacht wurde. Es ist schon fraglich, ob eine italienische oder portogisische Firma das auch nur ansatzweise hätte umsetzen können.
Die 2-3 Jahre Vorlaufzeit wäre sinnvoll gewesen um eine Rechtssicherheit zu garantieren. Allerdings gleich unter Einbeziehung der Programmierfirmen.

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Gelöschter Benutzer Erstellt am Mi 27.10.2004
Unterschreib ich Frank. *g*
Das wird das größte menschliche, als auch Software-Fiasko des Milleniums. *fg*
Wenn ich hier von der Stadt höre, daß sie auch noch ca. 70 Fallmanager einstellt und flugs auf Arbeits-, Sozialrecht & die Software in 6 Wochen schulen will, dann weiß ich jetzt schon wie das ausgeht....
:o( Uwe
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