Thema: Auf dem Trampelpfad der Bürokratie

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suzi1 Erstellt am Di 28.04.2009
Zu Ostern am Rhein in Osterspai geriet ich in eine Fahrzeugkontrolle, speziell für Motorräder, was auch sonst....
Ich wurde also von der Polizei per Kelle auf einen Parkplatz gebeten. Eine Gruppe von vier, fünf Moppedfahrern der sehr „flotten Fraktion“, zumindest nach Maschine und Lederkluft zu urteilen, stand da schon herum.
Etwas konsterniert hielt ich vor einem Polizeibeamten. Zwischenzeitlich ging ich in Gedanken meine potentiellen „Sünden“ entlang der Strecke am Rhein durch.
Ich war mir keiner Schuld oder eines Vergehens bewusst. Ich stand also da und entledigte mich meiner Handschuhe und des Helms. Währenddessen spazierte der Polizist um mein Mopped des Herstellers Honda, komplett „von der Stange“, bis auf den Alu-Kettenschutz, herum.
Dann stand er wieder vor mir und fragte mich: „Sie wundern sich wohl, warum wir Sie heraus gewunken haben?“ Na.... das konnte ich aber nur bestätigen.
Er verlangte meinen Fahrzeug- und Führerschein. Damit stiefelte er zu seinem Dienst-Bus, der schon von einem anderen Polizisten nebst Delinquenten besetzt war.
Er kam ohne meine Papiere zurück, umrundete wieder mein Mopped, die Reifen äußerst interessiert betrachtend. „Haben Sie eine Freigabe für Ihre Reifen“...Frage an mich! "Pffff... Was für eine Freigabe??? Die Maschine ist neu und ab Fabrik mit diesen Reifen ausgestattet“, darauf meine empört-erstaunte Antwort, „und zudem im KFZ-Schein aufgeführt“.
„Das besagt gar nichts“ bekam ich zu hören. „Da steht nur die Größe und Reifentyp, aber nicht der Hersteller“.
Gezz war ich platt. „Wie, was... Hersteller?? Reicht denn nicht der Reifentyp?“
„Nein, das reicht nicht. Sie müssen eine Freigabe der Firma Bridgestone, für den BT57 vorweisen können. Das betrifft alle Neuzulassungen ab dem Jahr 2008“.
Ich dache, ich höre nicht richtig und habe ihm meine Verärgerung darüber auch nicht vorenthalten.
Das beeindruckte ihn keineswegs, er blieb freundlich und informativ.
Erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass mich diese Aktion jetzt noch kein Bußgeld kostete, sondern nur 55 Cent Porto, um eine genehmigte „Postkarte“ an seine Dienststelle in Andernach zu schicken. Na, wenn das kein Schnäppchen war??!!!
Sein Kollege kam und überreichte mir meine Papiere, dazu die Postkarte mit dem Vermerk „Mängelanzeige“ zur Vorlage bei einer polizeilichen Dienststelle meiner Wahl. Der Polizist erklärte mir, was ich zu tun habe, wünschte mir „Gute Fahrt“ und ich durfte wieder abreisen. Die Heizertruppe stand da immer noch herum!
Ich druckte mir also die Freigabe aus dem Internet aus, fuhr zu meiner Polizei-Dienststelle in Biebrich, um die Reifen an meinem Mopped amtlich dingfest zu machen.
Der Beamte hatte überhaupt keine Ahnung, wovon ich sprach und war nicht besonders freundlich zu mir. Ich vermute mal, dass er eine Dienstanweisung bezüglich dieser Freigaben nicht kannte. Es gab somit einen etwas unschönen Wortwechsel.
Aufgrund der etwas überhitzten Diskussion kam sein Kollege hinzu und meinte wesentlich freundlicher, da sei wohl ein Übereifriger am Werk gewesen. Ihm blieb aber nichts anders übrig, als den Vorgaben aus Osterspai Folge zu leisten.
Also ´raus zu meinem Mopped, das ich direkt vor der Tür geparkt hatte.
Auch dieser Polizist schlich im Tiefgang um mein Mopped herum, versuchte die Daten von den Reifen abzulesen, mit den Notizen auf der Postkarte abzugleichen.... und ich bekam endlich den amtlichen Stempel, meine 55 Cent ´drauf und fort mit der Post.
Ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass hoffentlich nicht für jede Schraube eine Freigabe vorliegen müsse, denn sonst habe ich irgendwann mit einem Aktenordner, gefüllt von Freigaben jedweder Art, herumzufahren. Dieses wurde mit einem mehr oder minder gequälten Versuch eines Lächelns entgegengenommen.
Es entspann sich aber dennoch eine kurze, freundliche Unterhaltung beiderseits zwischen mir, als dem von Bürokratismus gepeinigten Bürger, und dem vermittelnden Polizisten.
Am Ende sickerte für mich durch, das es wohl allen EU-Staaten völlig Wurst ist, welche Reifenfirma ich für mein Mopped aussuche, Hauptsache die Größe und Typ stimmt, aber Deutschland marschiert mal wieder auf dem überstrapazierten Bürokraten-Trampelpfad und lässt sich die Freigabe eines explizit auszuweisenden Herstellers amtlich genehmigen....
Mein Fazit:
Es ist durchaus möglich, dass nicht alle Polizisten den bürokratischen Aufwand ihres obersten Dienstherren als sinnvoll erachten, damit aber dem Unbill der Bürger ausgesetzt werden.
Nur, wie soll sich der Bürger denn bemerkbar machen, wenn er sich veralbert fühlt, vor jeder Wahlkampagne einen Abbau des Bürokratismus als „vornehmstes Wahlversprechen“ zur Kenntnis nehmen soll und jeder Zeit noch absurderen bürokratischen Vorgehensweisen ausgesetzt wird, DER EU SEI DANK!
Sollten sich Polizisten in diesem Forum tummeln, bitte ich um Nachsicht, denn ich bin nur ein kleiner unbedeutender Bürger unseres Landes, der scheinbar geistig nicht weitreichend genug ausgestattet ist, diese eminent komplexen Gegensätze von einfach-bürgerlichem Denken und notwendig exekutivem Bürokratismus ihres obersten Dienstherren zu erkennen.
LHzG Uschi


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Gelöschter Benutzer Erstellt am Di 28.04.2009
Hi Uschi,
habe mal aufgrund deines Berichtes meinen Fahrzeugschein beäugt - demnach darf ich nur Metzeler Reifen fahren.....Muss ich mir jetzt mit meinen Bridgestones Sorgen machen?????
Ach ja - und LHzG - ist das die Abkürzung für Liebe Heizergrüße?????? *ggg*

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Fakir1967 Erstellt am Di 28.04.2009
Ist doch kein Problem!
Guckst Du z.B. Honda:
http://www.honda.de/content/se​rvice/mc/service_reifenfreigab​en.html​
Mopped aussuchen, ausdrucken und mitnehmen. Oder einfach bei den Reifenherstellern nachschauen.

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suzi1 Erstellt am Di 28.04.2009
Der Knackpunkt ist, in den neuen KFZ-Zulassungen ab 2008 ist generell kein Reifenhersteller mehr eingetragen, lediglich NUR die Reifengröße und Typ.
Du kannst jeden Reifen-Hersteller nehmen, wenn er für die Reifen Deines Moppeds vorgesehen ist.
Nur, sollte der Name des Reifen-Fabrikats nicht im KFZ-Schein stehen, haste eine Freigabe mitzuführen.
Für Dich träfe allerdings auch eine Reifen-Freigabe für Brückenstein zu, egal ob alte oder neue KFZ-Zulassung.

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suzi1 Erstellt am Di 28.04.2009
>>
*grins* na klar.
Alte Ommas schaffen das auch noch, zumindest mit dem Grüßen *lach*

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Di 28.04.2009
Wenn der Amtsschimmel erstmal losgaloppiert.... Nein, ehrlich Herr Polizei, ganz bestimmt, ich darf das! Ich dachte erst, das ist eine Glosse. Aber nein, Realität. War wohl jemand übereifrig.
Peter

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Gelöschter Benutzer Erstellt am Di 28.04.2009
wem sachste das......*seufz*

Missing_mini

Gelöschter Benutzer Erstellt am Di 28.04.2009
vielen Dank für deinen Hinweis! Hab ich gemacht.

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fazyraser Erstellt am Di 28.04.2009
Hallo,
ein künstliches Problem das es so nur in Deutschland gibt.Es ist doch völlig egal von welchem Hersteller die Reifen sind.Leider ist so viel Sachverstand in der Politik wohl noch nicht angekommen.
Liebe Bikergrüsse
Ulli

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H0TSPOT Erstellt am Di 28.04.2009
..sach ich doch
..das sind alles Schnittlauch-Förster
-- aussen grün
-- innen hohl

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suzi1 Erstellt am Di 28.04.2009
Ich bin jetzt nicht zwingend davon überzeugt, daß unsere Polizei nur "Schnittlauch" ist.
Letztlich sind es die Damen und Herren Politiker, die fernab eines gesunden Menschenverstandes Richtlinien setzen, allein mit dem Ziel, den Bürger zu kontrollieren, notfalls bis auf´s Klo und unter die Bettdecke.
Mündig sind wir schon lange nicht mehr....
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