HONDA XL 1000 V VARADERO (SD01)
Eine prima Reiseenduro von Honda mit knapp 1 Liter Hubraum, verteilt auf einen 2 Zylinder in V-Anordnung, der als sehr robust und langlebig gilt. Die XL1000V Varadero wird seit 2004 optional auch mit ABS angeboten. Sie ist ziemlich schwer (220kg Leergewicht), lässt sich aber gut handhaben. Ein langsteckentauglicher Tourer, dessen Kraft und Leistungsentfaltung über jeden Zweifel erhaben ist. Zu bemängeln ist der teilweise hohe Spritverbrauch, der erst ab der Modellreihe 2003 etwas gezügelt wurde.
Allgemeines: | Baujahr: | 1999 - 2010 |
Modellvariante: | SD01 |
Technische Daten: | Hubraum: | 996 ccm |
Zylinder-Anzahl: | 2 | |
Leistung: | 94 PS / 69 KW | |
Höchstgeschwindigeit: | 200 km/h | |
Leergewicht: | 250 kg | |
Zulässiges Gesamtgewicht: | 451 kg | |
Standgeräusch: | 91 db | |
Fahrgeräusch: | 79 db |
Serienausstattung: |
unkaputtbare Varadero km-Stand: 200.000
Modell:
HONDA XL 1000 V V...
Stärken:
Allround, durchzugsstark, unverwüstlich
Schwächen:
Originalferderbein zu weich, 1.Gang bei Stop nGo zu lang
Im Februar 2000 - noch zu den letzten DMark-Zeiten gab es eine Motorradausstellung in Koblenz. Da stand dann meine heutige Varadero mit H+B Kofferset, Hauptständer, alles schon so dran wie mir es gefiel und vor allem in schwarz/silber. Für die Affentwin hab ich noch ein Affengeld angeboten bekommen (sag einer nur die BMWs hätten gute Wiederverkaufswerte...) und da habe ich mich draufgehockt auf die Vara. Einen Tag später war ich im Laden und hab sie gekauft.
Sie hat nun 200.000km gelaufen und läuft immer noch super. Dieses Jahr habe ich mit der Maschine wieder Kroatien bereist (zum 5. Mal). Wieder ohne Defekte. Auf keiner Tour zwischen Dänermark und Polen, zwischen Tschechien und Frankreich, BeNeLux, Italien, Slowenien, Kroatien gabs bisher welche! Ein paar verschleissbedingte Reparaturen hatte ich, zusammengerittene Federbeine, Bremsscheiben bei 140.000, mal ein Thermostat und bei 175.000 der Stator der Lichmaschine, der Blinkerschalter oxydiert. Auf einem Col del la Weissnichtmehr in den Vogesen auf einem Waldweg habe ich mit 50 einen riesigen Krater in der Straße erwischt und mir die Vorderradfelge eirig gefahren. Ich konnte trotzdem noch nach Hause fahren, noch nicht mal der Reifen war kaputt. In Dortmund steckte ich mit ihr fest, da bin ich durch eine Fußgänger-Sperre gefahren und vergaß meine Koffer. Reingestellt wie zemetiert, ich saß staundend drauf und nichts bewegte sich. Mit 3 Leuten haben wir sie wieder rausgeschoben. Dann stieg mal ne Sozia auf die hintere Raste, holte Schwung, legte sich wei bei nem Segelboot in die Reeling, vergaß mir aber zu sagen, dass sie aufsteigen wollte. Ich bin umgeflogen wie ein Schlagbaum. Vor dem Wasserfall in Pazin in Istrien stellte ich sie vorschriftsmäßig ab, als ich wiederkam hatte sich der Hauptständer durch die Kruste in den lehmigen Boden gedrückt, fiel um und erleichterte sich vom Benzin. Bis ich wieder draufsaß, sah ich aus wie ein Crosser nach Matscheinsatz und stank nach Sprit. Einem Kurvenschneider bin ich vor der Haustüre durch einen kleinen Graben in eine Viehweide ausgewichen, bis ich in einem Gebüsch ohne Blessuren zum Stillstand kam. Also Offroad-tauglich ist sie auch. Und in der Mecklenburgischen Seenplatte, als es bis zum Horizont keine Kurve gab, hab ich sogar mal die zulässige Höchstgeschwindigkeit kurz minimal überschritten.... Ach, da waren noch viele, verrückte Touren, auch mit schnellfahrenden Kurvenräubern, die sich wunderten, wie man das Dickschiff hinterherbekommt. Viele tausend Kilometer mit und ohne Sozia und nie, nie bin ich wegen technischem Defekt liegen geblieben auf größeren Touren. Nur bei mir vor der Haustüre 2Mal, 1Mal waren die Kontakte der Benzinpumpe abgebrannt und sie ging einfach aus, einmal in Marburg sprengte sich mit lautem Knall ein Motordeckel spektakulär ab - durch Verpuffung des Öls im Motorraum wegen funkenschlagendem Stator. Ansonsten nichts. Sieht man von lästigem Geknalle bei Bergabfahrten in der östereichischen Wachau 2005 mal ab, nachdem die Auspuffdichtung defekt war. Das ist alles in Allem bei der KM-Leistung nicht der Rede wert. So ne super Qualität gibts für mich nur bei Honda. Wenn ich das mit einem namhaften deutschen Fabrikat gefahren wäre, hätte ich für Anschaffung+ Inspektionen+ Verschleissteile ein Vermögen bezahlt, auch wenn die angeblich nur 4,37284L verbrauchen, wie die mir immer auf den Treffen weissmachen wollen. Das Gequatsche, vor allem die Besserwisserei geht mir sowieso auf den Keks. Ich fahre lieber und freu mich, wenn jeder sein Gefährt für sich gefunden hat - und mein Ding ist die Varadero, keine Ahnung, was oder ob was danach kommt. Kurz und knapp meine Hier die kurze Mängelliste: - Thermostat bei 80.000, Kontakte Benzinpumpe bei 120+170Tsd, Federbein hinten: 1. bei 34.500 2. Bei 60.000 ab da Wilbers-Federn: 3. bei 110.000. Dann nur noch 1x Feder erneuert 4. Federbein: 200.000. Lichmaschine-Stator bei ca. 175.000 - um die gleiche Zeit auch der Regler. Batterie: Egal ob teuer oder billig - nach ca. 3-4 Jahren platt.
So, ich hoffe, ich konnte Euch etwas aufmuntern. Freu mich über jeden netten Kommentar.
PS.: 3-Minuten-Video: mit meiner Varadero zum Limsky-Fjord: http://www.youtube.com/watch?v=QRFFNeKZ8NA
.............
Nachtrag: Ergänzung zum Bericht: Reifen, Ketten- und Ölnachtrag. Jetzt gibt es ja wieder solche Spezialisten, die schwören auf besondere Schmiermittel, Ketten und diese Scottoiler. Am meisten Leute, die kaum soviel fahren, dass die Kette in nach 3 Jahren überhaupt verschlissen sein kann (höchstens kaputtgeölt oder abgerostet) und erzählen mir was von 40.000km, die sie mit einer Kette gefahren sein wollen und empfehlen mir den Obermufti-Supersport von Funlop, der angeblich 15Tausend halten soll und nen Supergrip hat.
(REIFEN) Also ich war traurig, als es den guten Metzeler Enduro 4-Reifen nicht mehr gab, die Originalbereifung auf meiner SD01. Mit dem hatte ich eine supergute Kontrolle und hatte mich auch gut dran gewöhnt. Mehr als einmal kam ich mit einem weissen Strich in der Mitte auf der letzten Rille zu meinem Reifen-Händler gefahren. Je nach Fahrweise, Beladung und Strecke hielten die so ca. 6500-9000km. Mein Reifenhändler erzählte mir dann, der Michelin Anakee sei gut und günstig, das hab ich dann 2Sätze lang (2 vorne 3 hinten) ausprobiert und stellte fest, dass das nach kurzer Zeit eine schwammige Fahrerei wurde und eine gefühlt schlechte Rückmeldung in Kurven kam. Die Hinterreifen waren stets nach 5000km weg. Auch das ständige Zum-Reifenhändler-fahren-müssen nervte. Die waren zwar erstmal günstig, aber schon den 3. Hinterreifen hab ich nur noch draufgezogen, um gemeinsam den Vorderreifen abzufahren und dann wieder Metzeler Tourance aufzuziehen. (Vorne ca. 12-15Tausend, hinten ca. 8000km bei mir) Das hat sich für mich bewährt, auch bei Nässe ok, super Handling, gute Haftung und Kurvengefühl. Hab mich dran gewöhnt, dabei bleib ich.
(KETTE) Die Originalkette war komischerweise nach 10.000 km nur noch ein schlabberndes etwas, fix und alle. Dann hab ich nach Empfehlung eines D.I.D.-Enthuisasten eine damals sehr teure DID X-Ring draufgezogen. Hat mich nicht so überzeugt, nach einigen Regenfahrten war sie nach keinen 15.000 fertig. Dann kam ein Freund auf die Idee, auf seiner Vara einen Scott-Oiler draufzumontieren und schwärmte mir was vor, damit könne man auch günstige Ketten ganz lange fahren. Nachdem ich der ganzen Kabelbinder, Schläuche und Fummelage gesehen habe und die Einstellerei bewundern durfte, stand der Entschluss fest: Ohne mich. Wir sind mal gemeinsam gefahren, sein Hinterrad sah aus wie das Heck eines Traktors mit Jaucheverteiler. Alles vollgespritzt und genebelt. Ich bin mir sicher, das geht auch besser einzustellen. Nur kauf ich selber mir lieber ne neue Kette als den Kram. Für sowas fehlen mir die Nerven. Draufsetzen fahren, nicht fummeln und Rumpopeln... aber jeder wie er glücklich und zufrieden ist. Nun gut: Dann machte ich einen Ausflug in die Geldbeutelsparenden Iris-Billigketten. Von wegen Sparen: Die erste Kette ruckelte bald wie doof, nach 5000km sprang sie bei Lastwechsel am Gelbbachtal gar ab. Der freundliche Importeur spendierte mir eine Gratiskette. Die zweite und dritte hielten ca. 12-15.000. Das waren dann die bessere X-Ring-Variante von den billigen IRIS. Kosteten jedoch auch über 100Euro. Dann versuchte ich RK-X-Ring Ketten. Immer einigermaßen gepflegt und diese hält und hält. RK ist meine Ketten-Empfehlung. Und bei der Haltbarkeit von 20.000Plus billiger als ne Billigkette.
(ÖL) Tja, regelmäßiger Ölwechsel ist wichtig. Mindestens jedes Jahr 1x samt Ölfilter und jetzt lacht Ihr mich vielleicht aus: Mit Standard- 15W40 Liqui-Moli oder vergleichbarem Standard-Erstraffinat aus der 5Liter-Büchse. Bei meiner SD01 bis heute völlig problemlos und ok. Verbrauch, je nach Fahrweise alle 1000km ca. 0.25L, auf rasanten Touren mal geringfügig mehr. - Aber auch das kann ja jeder halten, wie er es für richtig hält.
...
Zum Schluss noch 1 Anekdote: Am Schottenring traf ich einen, der auch ne Varadero fuhr, so ein großgewachsener 1.90m, Schlank in Jeans und Halbschuhen - und sprach mit mir fachmännisch über Reifen und wie unzufrieden er mit Metzeler sei, und die Varadero würde trotz hoher Scheibe so Geräusche am Helm machen. Bis ich dann dahinter kam: Am Reifen aussen noch 2 Reihen Noppen dran, keine Ahnung, wie der über die Kurvenlage und Eigenschaften von Reifen reden konnte und als Helm hatte der einen zu großen No-Name-Klapphut aus dem Supermarkt . Bei 1,90 hat der mit seinem Plastikhut immer schön senkrecht voll im Wind gesessen. Was rät man so jemandem? Manchmal ist es dann schwer, so jemanden nicht auf den Schlips zu treten. Jeder fährt nach seinem Kenntnisstand und Können und jeder will und hat Spass auf seiner Kiste. (Meistens jedenfalls). Und wem meine Lieblings Metzeler Tourance nicht gefallen, die RK-Ketten blöd findet, Scott-Oiler liebt und sich nie und nimmer 15W40 in seine Varadero schütten will, der tut wie ihm beliebt! Viele Grüße aus dem Westerwald und vergesst nicht, ab und zu mal über Euch selbst zu lachen. Mir hilft das manchmal.
On-Tour-mit Freunden: http://bit.ly/wsEkB1
16 Benutzern gefällt dies.Gefällt mir
... 200.000 - WOW ! Und ich dachte, 60.000 - 80.000 wäre normal und nur sowas wie 'ne Afrika Twin kann so bis 150.000 schaffen. Jetzt bin ich aber doch sehr gespannt, wie lang es meine kleine Suzi machen wird, denn ich bin gerade an der ersten Hürde, den 60.000 angekommen.
Dir weiter viel Spaß mit Deiner Vara ! Ich lese selten diese Berichte, aber der hat mich reingezogen und - schwups - war ich schon durch.
Da hast Du aber auch einen recht guten Jahresdurchnitt an Kilometerleistung. Weiterhin gute Fahrt und schöne Touren.
Schönes Video und Dein Bericht gefällt mir auch. Luschtich und unterhaltsam geschrieben, trotz reichlich mißlicher Situationen. LHzG
Tolle sache. Das mit der fussgängerzone ist das beste :)
wusste gar nicht , was wir Dortmunder so alles für Hindernisse aufstellen ;-)))
Ist doch nix Besonderes, ne BMW ist mit 200.000 Kilometern grad vernünftig eingefahren... :-) Nee, im Ernst: Hut ab, 200.000 sind ne Menge Holz, da haben´s die meisten Motorräder schon lange hinter sich, egal aus welchen Erdteil sie stammen.
Meine ist BJ 2005 SD02 mit ABS,
braucht ca. 5,5 l/100Km hat nun 72.000 drauf
und ich geb sie nimmer her.. ;-)))
will mir auch eine Varadero zulegen, weil ich von der Qualität überzeugt bin, ich überlege noch ob ich noch eine SD01 kaufen soll! wegen dem hohen Spritverbrauch!
Fahre auch eine Varadero Baujahr 2005 und kann diesen Bericht nur bestätigen