Honda Shadow 750 Black Spirit
Black is beautiful
16. September 2010 Originalgetreuer Bobber-Stil auf fetten Speichenrädern – was Harley kann, darf Hondas mit der Shadow 750 Black Spirit schon lange.
As you like, mag der Honda-Händler antworten auf die Frage nach einem Mittelklasse-Chopper oder Cruiser, denn Honda hat gleich vier passende Asse im Ärmel. Alle mit der gleichen artgerechten Motorenbasis: Einem flüssigkeitsgekühlten Zweizylinder-V-Motor mit 52-Grad Zylinderwinkel und 745 cm3 Hubraum.
Nur: Chopper, Cruiser, Bobber, Bobtail – das amerikanisch geprägte Motorrad kennt viele Spielarten. Drum herum unterscheidet sich das Quartett gewaltig, am auffälligsten kommt die Shadow 750 Black Spirit daher: Ihr unübersehbarer Charme resultiert aus der Kombination fetter Räder mit voluminösen Formen, das Ganze in ein böses Schwarz getaucht – – Fachleute sprechen hier vom „Bobber-Stil“, dessen Wurzeln bis in die Zwanziger Jahre zurück reichen und der aktuell eine kleine Renaissance erfährt.
Doch die Black Spirit ist ein ganz normales, ja sogar gutmütiges Motorrad, das macht sie beim Aufsitzen deutlich. In niedrigen 650 Millimetern Höhe hängt der Hintern überm Asphalt und genießt in der Gunfighter-Sitzbank einen erstaunlich guten Rückhalt. Der Griff an den geraden Drag-Lenker streckt den Oberkörper nicht über Gebühr. Jetzt nur noch den offenen Jethelm übergestülpt und die Sonnenbrille drunter gequetscht, schon kann’s losgehen.
Etwas mau fällt der Sound nach dem Druck auf den Anlasser im Stand aus, bei der optischen Kulisse des gewaltigen Motortrumms und der beiden hätte man mehr erwartet. Dafür entschädigt der erwachsene Klang, der den beiden Sidepipes beim Gasgeben entweicht, dann klingt der flüssigkeitsgekühlte Zweizylinder-V-Motor mit 52-Grad Zylinderwinkel nach mehr als „nur“ 745 Kubikzentimeter Hubraum. Extrem leichtgängig arbeiten Kupplung und Gasgriff, auch das Fünfganggetriebe ist allererste Sahne. Ein wartungsarmer Kardan überträgt die überschaubaren 45 PS unauffällig an den 160er Hinterreifen.
Abgesehen von Vibrationen oberhalb des ohnehin nicht artgerechten Tempos von 140 km/h benimmt sich der mit Einspritzung und Doppelzündung modern ausgestattete Dreiventiler ausgesprochen kultiviert.
Sein bereits bei 3500 Umdrehungen produziertes Drehmoment von 64 Newtonmeter und die gleichmäßige Leistungsentfaltung legen eine cruisergemäß schaltfaule Fahrweise nahe, wie es sich für einen Cruiser gehört. Trotzdem ist die Black Spirit allemal potent genug für den alltäglichen Weg ins Büro oder für die Wochenend-Spritztour.
Auf der Landstraße gefällt das unproblematische Handling der von einer klassischen Doppelschleife zusammen gehaltenen 750er. Am liebsten nimmt sie gleichmäßige, mäßig flotte Kurven unter die dicken Räder. Hier kommt sogar ein wenig sportives Flair durch die ungewohnt aktive Haltung auf, weitergehende Ambitionen ersticken die komfortablen Federelemente jedoch im Keim – die Honda gleitet lieber über den Asphalt als ihn zum Glühen zu bringen. Zu dieser Auslegung passen die defensiven Stopper bestens, die einsteigergerecht erst bei viel Handkraft feste zupacken und dann mit ordentlicher Verzögerung belohnen.
Wenig Spaß macht hingegen das Fahren im Regen. Hier trifft die Nässe nämlich nicht nur ungeschützt von vorn auf den Piloten, auch das Hinterrad wirbelt so viel Spritzwasser auf, dass das ganze Motorrad und der Fahrerrücken verschmuddeln. Trotzdem ist die Black Spirit nicht nur etwas für Schönwetterfahrer: Das Gesamtpaket der Honda ist in sich stimmig, das Fahrverhalten Einsteiger geeignet und der Preis mit 8370 Euro akzeptabel. Und wer auf die „bobberige“ Formensprache steht, hat die Qual der Wahl beim Honda-Händler schon hinter sich.
Technische Daten Honda Shadow 750 Black Spirit
Motor:
Flüssigkeitsgekühlter 52-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, drei Ventile, eine obenliegende Nockenwelle pro Zylinder, elektronische Kraftstoffeinspritzung mit 34 mm Drosselklappendurchmesser, geregelter Katalysator, E-Starter.
Hubraum: 745 ccm
Bohrung x Hub: 79 x 76 mm
Leistung: 45,5 PS (33,5 kW) bei 5.500U/min
Max. Drehmoment: 64 Nm bei 3.500 U/min
Verdichtungsverhältnis: 9,6 : 1
Kraftübertragung:
Primärantrieb über Zahnräder, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Nasskupplung, Fünfganggetriebe, Kardanwelle zum Hinterrad.
Fahrwerk:
Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, vorn Telegabel mit 41 mm Standrohrdurchmesser und 117 mm Federweg, hinten Stahl-Zweiarmschwinge, zwei in der Federvorspannung verstellbare, direkt angelenkte Federbeine mit 90 mm Federweg.
Bremsen: Vorn 296 mm-Einzelscheibenbremse mit Doppelkolben-Schwimmsätteln, hinten 180 mm-Trommelbremse.
Räder: Leichtmetall-Gussräder, vorn 3.00 x 17, hinten 3.50 x 15
Bereifung: Vorn 120/90-17, hinten 160/80-15
Elektrik: 12 V, Drehstromlichtmaschine 399 W, Batterie 11,2 Ah
Maße und Gewichte:
Tankinhalt: 14,5 Liter, davon 3,5 Liter Reserve
Länge/Höhe/Breite: 2405/1090/825 mm
Sitzhöhe: 650 mm
Radstand: 1640 mm
Lenkkopfwinkel: 65,7°
Nachlauf: 158 mm
Leergewicht: 251 kg
Zul. Gesamtgewicht: 442 kg
Preis/Garantie:
Preis: 8.370,- Euro
Garantie: Zwei Jahre ohne Kilometerbeschränkung
Autor: Thilo Kozik
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