Triumph Rocket III Roadster

Mega-Streetfighter

29. December 2010 Aus Großbritannien kommt der größte Streetfighter von der Stange: Der Traditionshersteller Triumph stellt mit der Rocket III Roadster ein waschechtes Powerbike mit serienmäßigem ABS auf die Räder

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Gigantomanie, wohin das Auge sieht: Die Silhouette der fetten Rocket III Roadster wird vom auf drei Zylinder verteilten weltgrößten Serienhubraum und dem riesigen 24-Liter-Tank im Schrankwand-Format geprägt. Das sieht zunächst nicht nach Motorrad sondern nach Muscle Car aus. Hat man einmal im durchaus straffen Polster Platz genommen, wird klar, dass diese Rocket III Roadster nichts mehr gemein hat mit den anderen Rocket-III-Familienmitgliedern​,​ die gemütliches Cruisen im Sinn haben. Mittig platzierte Fußrasten und eine den Fahrer nach vorn orientierende Sitzbank bescheren eine typisch roadstermäßige Ergonomie mit recht fahraktiver Sitzposition. Allerdings sitzt man stärker auf als im Motorrad und greift an den ausladenden Lenker. Sportlich orientierte Fahrer, aber auch Cruiser-Piloten müssen sich an diese Anordnung erst gewöhnen; sie repräsentiert ein ergonomisches Mittelding, das es bislang noch nicht gab.
Für die schon im Namen vorweg genommene Orientierung in Richtung Streetfighter tritt der Muskelprotz in artgerecht düsterem Schwarz an, die beiden Farbvarianten Matt Black oder Metallic Phantom Black stehen zur Wahl. Darüber hinaus weisen viele Bauteile wie der Kühlergrill, die Telegabel und die hinteren Federbeine ein schwarzes Finish auf, das einen guten Kontrast zum blinkenden Chromzierrat bildet und die physische Präsenz dieses Motorrades noch hervorheben. Zwei riesige Schalldämpfer im angedeuteten Megaphon-Stil bilden den stilecht fetten Abschluss einer wahrhaft imposanten Kulisse.
Doch all die peripheren Maßnahmen wären nichts ohne den passenden Antrieb, den riesigen 2.294-Kubikzentimeter-Dreizyli​nder,​ der der britischen Rocket-Familie ihre Identität verleiht. Für den Einsatz in der sportiven Roadster wurde der Motor mit dem weltweit größten Serienhubraum deutlich modifiziert: Eine neue 3-in-1-in-2-Auspuffanlage sieht nicht nur gut aus, sie macht im Zusammenspiel mit einer modifizierten Software und einem neuen Steuergerät die upgedatete Triple-Version sogar noch kräftiger als ihren Vorgänger: Das vormals schon beeindruckende Drehmoment von 194 Newtonmeter steigt auf unglaubliche 221 Newtonmeter bei lässigen 2750 Kurbelwellenumdrehungen, leistungsmäßig legt der Triple um 9 PS auf 148 Pferdestärken bei 5750 U/min zu. Diese Leistung gibt die Roadster in den ersten drei Gängen elektronisch gekappt ab, damit weder der Antrieb noch der Fahrer angesichts der Drehmomentberge zu Schaden kommt.
Dabei benimmt sich der Drilling im Stand extrem kultiviert und sanftmütig, die Kupplung lässt sich überraschend leicht bedienen und der erste der fünf Gänge mühelos einlegen. Sanft kuppelt der Riese ein und sofort steht satter, sauber kontrollierbarer Schub zur Verfügung. Die Roadster entwickelt ihr bäriges Drehmoment ab Standgasdrehzahl imponierend gleichförmig, für einen 367-Kilo-Koloss beschleunigt sie aus dem Stand vehement voran. Trotz des beachtlichen Sprintvermögens gibt es eine Eigenschaft, mit der sie sich über den Rest der Zweiradgilde erhebt: Kein anderes Bike tritt im vierten oder fünften Gang beim Gasaufziehen aus dem Dahinrollen so ansatzlos brutal an wie diese Rocket III Roadster. Ihre Motorcharakteristik erlaubt das leise und kultivierte Durchrollen der Ortschaften im letzten Gang, nur um am Ortsausgang ohne Herunterzuschalten mit faszinierendem Durchzugsvermögen zu begeistern.
Parallel zu Motoren-Upgrade und geänderter Ergonomie bekam auch das Fahrwerk sein Fett weg. Zwar liefert der robuste Rückgratrahmen aus Stahl immer noch unbeirrbare Stabilität und die Upside-Down-Telegabel ein feinfühliges Ansprechverhalten. Doch die beiden Federbeine im Heck geben sich nun viel sanftmütiger. Damit gleitet die Triumph fast über nachlässig geflickte Landstraßen der britischen Midlands, die Fahrwerksabstimmung ist ausgewogen und beschert einen sorgenfreien Fahrkomfort. Für ein solch massiges Motorrad geht die Triumph sogar behände um die Ecken, das verdankt sie dem niedrigen Gesamtschwerpunkt und der ausgewogenen Gewichtsverteilung. Und die ausladenden Reifendimensionen mit breitem 150er vorn und mächtigem 240er Schlappen hinten wirken sich in flotter Fahrt kaum negativ aus, wohl jedoch bei Schritttempo und Langsamfahrt. Dann möchte die Fuhre von selbst in die Kurve kippen und verlangt nach einer starken Hand, die dagegen hält.
Fast gedankenlos darf der Rocket-Treiber nun auch in die Bremstasten greifen, denn die Roadster verfügt als erste Rocket III über ein ABS, und das sogar serienmäßig. So verzögert Triumph aus einer Geschwindigkeit von Tacho 190 km/h bei voll geworfenem Bremsanker ohne Schlingern und Stampfen völlig unspektakulär, das ABS regelt den Bremsdruck spürbar fein ein und beschert sichere Vollbremsungen.
Klassische sportive Assoziationen weckt auch das chromgeränderte Runduhr-Duo mittig am Lenker. Neben gut ablesbaren analogen Anzeigen für Drehzahl und Tacho gibt es zwei kleine LCD-Anzeigen, in denen sich neuerdings der gewählte Gang und die Restreichweite ablesen lassen – auch wenn die Ziffern dazu etwas klein geraten sind.
Insgesamt macht die neue Rocket III Roadster einen sehr hochwertigen Eindruck, allein eine kleine wackelige Abdeckung an der rechten Lenkerarmatur gäbe es zu kritisieren. Das kann den guten Gesamteindruck jedoch nicht trüben: Mit der Rocket III Roadster stellt Triumph ein Motorrad auf die breiten Räder, dass mit seiner kraftstrotzenden Attitüde, dem Ausnahme-Motor und einer für Cruiserverhältnisse erfrischenden Agilität etwas für die sportiven Bad Boys unter den Cruiserfahrern ist – für 16.990 Euro inklusive ABS.


Technische Daten Triumph Rocket III Roadster

Motor:
Flüssigkeitsgekühlter Reihen-Dreizylinder-Viertakt-M​otor,​ vier Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder, elektronische Kraftstoffeinspritzung mit 52 mm Drosselklappendurchmesser, geregelter Katalysator, E-Starter.
Hubraum: 2294 ccm
Bohrung x Hub: 101,6 x 94,3 mm
Maximalleistung: 108,8 kW / 148 PS bei 5.750 U/min
Max. Drehmoment 221 Nm bei 2.750 U/min
Verdichtungsverhältnis: 8,7 : 1

Kraftübertragung:
Primärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Nasskupplung, Fünfganggetriebe, Kardanwelle zum Hinterrad.

Fahrwerk
Stahlrohr-Rückgratrahmen, vorn USD-Telegabel mit 43 mm Gleitrohrdurchmesser und 120 mm Federweg, hinten Stahlrohr-Zweiarmschwinge, in Federvorspannung fünffach verstellbare Stereo-Federbeine mit 105 mm Federweg.
Bremsen: Vorn 320 mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln, hinten 316 mm-Einscheibenbremse mit Doppelkolben-Schwimmsattel, ABS.
Räder: Leichtmetall-Gussräder, vorn 3.50 x 17, hinten 7.50 x 16
Bereifung: Vorn 150/80 R17, hinten 240/50 R16
Elektrik: 12 V, Drehstromlichtmaschine 492 W, Batterie 18 Ah

Maße und Gewichte
Länge/Breite/Höhe: 2500/970/1165 mm
Tankinhalt: 24,0 Liter
Sitzhöhe: 750 mm
Radstand: 1695 mm
Lenkkopfwinkel: 58°
Nachlauf: 148 mm
Leergewicht: 367 kg
Zul. Gesamtgewicht: 589 kg

Preis/Garantie
Preis: 16.990,- Euro ohne Liefernebenkosten, mit ABS
Garantie: Zwei Jahre ohne Kilometerbeschränkung
Inspektionsintervalle: 800 km, danach alle 16.000 km





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