PERSÖNLICHES |
Geschlecht: |
weiblich |
Mitglied seit: |
14.03.2003 |
Wohnort: |
59 |
Fahrstil: |
Keine Angaben |
Alter: |
57 |
|
Ich schenk dir eine Geschichte
Ich bin 5 und ich bin schon groß und ich heiße Mäxchen.
Und ich kann meinen Roller schon ganz von selbst die Kellertreppe runtertragen und in die Ecke stellen, weil, wenn er im Gang liegt, kann sich einer das Bein brechen, wenn er nicht drübersteigt, und Eltern haften für ihre Kinder. Deswegen darf man sie nicht im Hausflur abstellen und die Fahrräder müssen auch draußen bleiben. Ich hab überhaupt keine Angst im Dunkeln im Keller, weil, ich kann gut laut...
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Ich schenk dir eine Geschichte
Ich bin 5 und ich bin schon groß und ich heiße Mäxchen.
Und ich kann meinen Roller schon ganz von selbst die Kellertreppe runtertragen und in die Ecke stellen, weil, wenn er im Gang liegt, kann sich einer das Bein brechen, wenn er nicht drübersteigt, und Eltern haften für ihre Kinder. Deswegen darf man sie nicht im Hausflur abstellen und die Fahrräder müssen auch draußen bleiben. Ich hab überhaupt keine Angst im Dunkeln im Keller, weil, ich kann gut laut singen, aber pfeifen lerne ich erst im nächsten Jahr oder früher. Und beim Haarewaschen brauche ich auch überhaupt nicht zu weinen, weil, wir haben ein mildes Haarwaschmittel, und ich drücke mir den Waschlappen immer ganz fest auf die Augen, bis es vorbei ist. Abends kann ich schon alleine zu Hause bleiben, weil ich von selbst telefonieren kann mit dem richtigen Erwachsenentelefon. Dann ist Horst dran, das ist Papas Freund. Oder Christiane, das ist Mamas Freundin, und die tauschen immer ihre Lippenstifte. Oder Biene, das ist meine allerbeste Freundin. Wenn ich falsch telefoniere, ist wer Fremdes dran, aber die kenne ich dann nicht. Deswegen rufe ich immer Horst an oder Christiane oder Biene, und die haben ein Zimmer mehr in ihrer Wohnung als wir. Die kommen dann zu uns, weil, die haben einen Schlüssel und können bei uns rein, aber ich darf die Kette nicht vorlegen. Und ich rufe die auch nicht immer an, nur wenn ich aufwache und nicht wieder einschlafen kann. Und wenn die dann kommen, ist Horst manchmal sauer und Christiane auch, weil, dann ist Biene vielleicht auch alleine zu Hause bei denen, und wenn sie aufwacht, heult sie immer, und das hat man dann davon, wenn man auf anderer Leute Kinder aufpasst. Ich rufe immer nur im Notfall an, weil, das ist das Allerwichtigste, dass es ein Notfall ist, damit ich schon selbständig bin. Wenn ich aufwache und einen Durst habe, gehe ich an den Kühlschrank und hole mir was. Saft oder Milch. Und manchmal ist die Flasche ganz fest verschraubt und die Milchtüte auch zu, und dann muss ich doch telefonieren, weil "Wasser aus der Leitung trinken, ist nicht gesund", sagt Mama. Kleckern auf dem Fußboden und nicht wegwischen ist auch verboten, und die Kühlschranktür muss ich zumachen, weil, sonst wird alles warm, und es ist eine Stromverschwendung. "Und kein Fernsehen anmachen!", sagt Papa. Wenn ich´s doch tue und im Sessel einschlafe, weil´s so langweilig ist, ärgert er sich ganz traurig, und er trägt mich nicht ins Bett, damit ich von selbst dahin laufen muss.
Früher, als ich noch ganz klein war, habe ich immer geholfen. Ich habe die Mülltüte runter zum Mülleimer gebracht, und dann wollte ich die da reinstopfen, aber es ging nicht, weil, der Eimer war schon ganz voll und der Deckel ganz hoch, und da ist die Tüte runtergekracht und alles lag auf dem Fußboden. Kartoffelschalen und der Dreck aus dem Staubsauger und Katzenfutterdosen und Wurstpellen und alles. Mama hat "du Ferkel" gesagt und alles eingesammelt mit ihren Gummihandschuhen, und ich hab´s nie wieder getan. Jetzt bin ich groß, jetzt weiß ich: Man muß vorsichtig sein beim Helfen. Papa sagt: "Wir müssen alle unsere Erfahrungen sammeln, du auch, mein Junge. "Aber Erfahrungen machen ist gefährlich:
Einen Stuhl ans Spülbecken rücken und Geschirr abwaschen ist gefährlich, weil, es geht kaputt, und wenn es nicht kaputt geht, wird´s nicht sauber. Erfahrungen sammeln dauert auch lange:
Küchenfußboden aufwischen, das muss zackzack gehen, weil, man soll seine Zeit nicht verplempern und das Wasser auch nicht.
Ich will lieber nicht mehr so viele Erfahrungen sammeln, weil, das gibt nur Ärger. Kochen ist immer zu heiß, und ich soll auch lieber kein Salz rantun, weil, dann ist es ungenießbar, und das macht Mama lieber von selbst. Waschmaschine voll stopfen tue ich auch nie wieder, weil, Papa sagt: "Was hast du dir denn wieder dabei gedacht, du Riesenferkel?" - und ich habe nur seine Hose mit den Kaffeeflecken, Mamas Morgenmantel und meine Gummistiefel da reingetan, und das war bestimmt alles ganz saumäßig. Nur Blumengießen auf dem Balkon ist erlaubt, mit Wasser und vorsichtig, weil, wenn es runtertropft, beschweren sich die Leute unter uns, weil, die haben einen Teppich auf ihrem Balkon, und die sagen, die Bierflecken auf ihrem Teppich kommen, weil ich unsere Blumen mit Bier gieße, aber Papa hat immer Spaß, wenn er sich mit denen krachen kann.
Papa sagt, ich muss Ordnung lernen und soll nicht unnütz Arbeit machen, weil, er hat absolut keine Lust, immer meine Schweinereien zu beseitigen, und Mama auch nicht. Und ich soll gefälligst meine Dreck von selbst wegmachen. Aber Papas Dreck wegmachen soll ich lieber nicht, weil, neulich habe ich seinen Schreibtisch aufgeräumt, und da lagen ganz viele Zettel rum, alles durcheinander und vollgekritzelt und gekrakelt, und ich hab´s in die Mülltüte gestopft und zusammengequetscht, und die Kugelschreiber habe ich sortiert und ganz schön aufgeräumt und Papa war ganz zum Verzweifeln.
Erfahrungen sammelt man am besten in seinem eigenen Zimmer. Aber nicht die Fenster putzen! Weil, dann bleiben zu viele Leute auf der Straße stehen und gucken rauf, und es gibt eine Autoschlange, und die Krankenwagen kommen nicht mehr durch und die Polizeiautos auch nicht, die kommen dann zu Fuß. Und ein Polizist hat geklingelt und mit Mama im Flur gesprochen, und Mama ist in mein Zimmer geschlichen wie ein Indianer und hat mich von hinten gepackt und ganz doll festgehalten und gesagt: "Meine Güte, ich war in der Küche, das hat er ja noch nie gemacht!", und der Polizist hat aus dem Fenster geguckt und hat gesagt: "Nun sehen sie sich die Leute an: stehen da rum und klatschen Beifall. "Und dann hat er das Fenster aufgemacht und runtergeschrien: "Machen Sie die Straße frei, es ist alles vorbei!"
Mama hat mit mir geschmust und dabei geschimpft, ich soll keine Fenster putzen. Lieber ein Bild malen. Und wenn Mama "hm, hm, sehr schön" gesagt hat, aufräumen und das Bild in die Mülltüte tun, weil, wenn man es mit Klebstoff an die Wand klebt, dann leidet die teure Tapete. Und Papas schwarze Schuhe putzen, das tue ich auch nie wieder, weil, er hat sich kein bißchen gefreut darüber. Er hat geschrien: "Verdammt noch mal, du Quadratferkel, und womit soll ich mir morgen früh die Zähne putzen?", und ist rausgerannt. Mama hat gelacht. Die Zahnbürste ging ganz leicht wieder sauber in Papas Handtuch.
Und da hat er mich in mein Zimmer gesperrt und die Tür zugemacht. Ich habe mir einen Stuhl ans Fenster gerückt und rausgeguckt.
Ich bin 5 und ich bin schon groß und ich heiße Mäxchen.
Und wer bist du?