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heike1303 22.10.2007

Ab in den Süden

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Tessin
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
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Ab in den Süden

wenn es bei uns schneit dann scheint dort noch die Sonne
Mountenride war angesagt an dem Wochenende 19.-21.10.07 aber das musste ich absagen, die Berge haben nicht mitgespielt, sie behielten den Schnee auf den Strassen und so wurde ein Pass nach dem anderen gesperrt, also wo sollte man da noch fahren?
Ich hatte mich auf das Motorrad fahren gefreut und wollte trotzdem was machen, also startete ich im Forum Swissbikers.de einen Aufruf:
Ab in den Süden, wer hat Zeit und Lust? Eigentlich hätte ich ja sagen müssen wer hat Mut?
Die Wetteraussichten waren nicht berauschend, aber immer im südlichen Zipfel war keine Wolke zu sehen bei den Voraussagen. Also versuchte ich es, zwei Mutige sagten zu, Adi und Marcel wollten mich begleiten.
Am Samstag morgen um 9.00 Uhr wollten wir uns auf der Raststätte Glarnerland treffen, vielleicht hat das Wetter ja ein Erbarmen und wir können noch den Kerenzerberg mitnehmen? Dem war nicht so, ich musste fluchtartig aufbrechen, um 8.00 Uhr gingen so dicke Flocken in unserem Garten herunter, ich dachte, wenn ich bis 8.30 Uhr warte, bin ich eingeschneit, also fertig machen und los.

Auf der Raststätte habe ich zunächst niemanden gesehen, dann kam Marcel angeschlendert, er hatte sein Motorrad auf dem Autoparkplatz deponiert. Kurz darauf kam auch Adi angefahren, er tankte noch voll und wir einigten uns schnell durch den San Bernadino Tunnel zu fahren.

Mein Motorrad besitzt eine moderne Errungenschaft, einen Bordcomputer, nein damit kann ich keineswegs mit ins Internet gehen, aber er zeigt mir die aktuelle Temperatur und noch so einiges an. Hätte ich mal lieber nicht drauf geschaut. Auf dem Weg zum Tunnel gab es von 3 – 5 Grad alles, also immer noch im grünen Bereich, als wir aber immer höher kamen fiel das Thermometer relativ schnell in die Minusbereiche. Das kälteste waren –3.5 Grad. Unterwegs dachte ich immer nur „wann endlich kommt der verdammte Tun-nel??“
Da drin waren es kuschelige 13 Grad plus, war das angenehm.

Wir bissen die Zähne zusammen und fuhren bis Bellinzona, wo es dann schon so warm war, das wir unsere Windschützenden Regenkombis ausziehen konnten. Wir verstauten sie und brauchten sie dann auch nur noch einmal, aber dazu später.
In Bellinzona angekommen, entschieden wir uns über den Monte Ceneri zu fahren. Danach ging es nur noch kleine Strassen hoch und runter, von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, von kleinen Bergdörfchen zu noch kleineren Bergdörfern.
Ein Kurventraum oder Trauma? Adi hat uns auf Strassen entführt, da war es nur möglich mit Bach, Mozart oder Techno Musik im Ohr durchzukommen. Je nachdem waren die Kurven weich und lieblich, hart, laut und abgehackt, oder beschwingt, wie ein Walzer. Wir tanzten die Berge hinauf und hinunter und lernten dabei die kürzeste Verbindung zwischen den Kurven ist eine Kurve. Das Grinsen wurde immer breiter, die Reifen immer runder und kalt war uns schon lange nicht mehr. Die Strapazen bei Minusgraden waren schnell vergessen.

Am Abend suchten wir uns ein kleines aber feines Hotel mit Blick auf den See und dem gegenüber liegenden Ufer. Die Terrasse war Weinumrankt, die sich Marcel sogleich schmecken liess. Die Zimmer waren einfach, aber gut und sauber, die Bewirtung war hervorragend. Es gab nur ein Menu aber das war äusserst lecker und so wurden Geschichten unserer Motorradreisen ausgetauscht, es wurde über Sicherheitskleidung sinniert und es wurde viel gelacht.

Am Sonntagmorgen war das Wetter ein wenig bewölkt, aber die Wolken flüchteten sehr schnell um der Sonne und dem blauen Himmel Platz zu machen. Sassen wir bei unserem ersten Cappu noch unter einer Terrassenheizung so war uns eine Stunde später schon fast zu warm und wir überlegten, ob wir eine Zwiebelschale ablegen sollten.
Nun rannte die Zeit und wir hätten doch so gern noch so viel gesehen, aber wir begnügten uns dann mit der Fahrt vom Lago di Lugano zum Lago Maggiore. Natürlich wieder über kleine Passstrassen, aber vorher wurde noch die kleine graue Linie entlang gefahren, vielleicht kommt man ja da auch zum Lago Maggiore oder auf die geplante Route, denn da konnte man ja sogar hinüberschauen. Die Strasse endete, bevor man einen Wanderweg weiterlaufen konnte, gelohnt hat sich der Umweg wieder, allein die Aussichten auf die Berge und die kleinen zum Teil verlassenen Bergdörfern waren ein Genuss, sofern wir dazu kamen uns umzuschauen. Die meiste Konzentration kosteten auch hier wieder die kleinen Spitzkehren, die zum Teil kräftige Steigungen oder Gefälle bereit hielten. Oft kam der Gedanke, nun ist aber gut, es reicht, Spass machten sie trotzdem.
Die Gedanken schwenken schon in das nächste Frühjahr, da könnte man ja mal ein Kurventraining machen, nach den Strecken die wir am Wochenende gefahren sind sollte man jede Kurve perfekt beherrschen, oder sollte man noch mal im November einen Abstecher ins Tessin wagen? Wer weiss was die Zukunft bereit hält.
Nach einem Guten Essen in Indemine fuhren wir weiter auf der Alpe di Neggia, dort ging es bis fast 1400 Meter hoch. Dabei sind 37 Haarnadel- und 254 normale Kurven zu bewältigen. Das ist nur die Dokumentation der Kurven von einer Strasse und einem Hügel den wir überquerten am Wochenende. Zusammengerechnet sind wir sicher 200 Haarnadelkurven und 1500 Kurven gefahren.

Kurz vor Bellinzona ging schon das Verabschieden los. Marcel wollte in die andere Richtung damit er schneller zu Hause ist und Adi und ich wählten den Gotthardtunnel... oder den Pass, das wollten wir kurz davor entscheiden.
Da vor dem Tunnel wieder mal eine lange Schlange Autos stand, wählten wir spontan den Pass, der sah ja auch noch ganz gut aus, eine Nebelwolke oben aber sonst ganz ok. Wir fuhren nicht weit, da kam uns schon ein leichtes Schneegeriesel und setzte sich auf die Visiere. Der Wind drückten uns in Schräglage ohne das wir eine Kurve dazu brauchten. Mein Thermometer sank rapide auf – 4.5 Grad. Auf der Passhöhe zogen wir uns die Regenkombis drüber, die Finger wurden eiskalt dabei und ich hatte das Gefühl sie würden nie wieder zum Leben erwacht. Auf dem Bordcomputer sah ich beim Weiterfahren – 7.5 Grad. Die Strassen waren durch das salzen nass und an den Felsvorsprüngen waren schon lange Eiszapfen zu sehen. Die Visiere bekamen Eisblumen, nein, nicht von Aussen, die entstanden Innen vom Atem. Jetzt hiess ja nicht bremsen, keine hektischen Lenkimpulse, kein heftiges Gas geben, einfach rollen lassen.
Wir sind gut runtergekommen und hatten somit einen Temperatursturz von 22.5 Grad erlebt. Ich sollte mich nun langsam entscheiden ob ich über den Klausenpass fahre und in 40 Minuten zu Hause bin, oder ob ich mit Adi über den Sattel nach Hause fahre und noch 1.5 Stunden brauche. Ich entschied mich für die 2. Wahl, was sich hinterher als genau richtig rausstellte, der Klausen war schon gesperrt und ich hätte dann allein über den Sattel fahren müssen. So hatten wir noch ein wenig Spass und verabschiedeten und dann an einer Tankstelle. Adi fuhr über den Seedamm ich weiter über die Autobahn ins Glarnerland.
An dieser Stelle muss ich einfach noch mal Danke sagen, Adi, der ein paar Touren grob geplant hat und dann doch nicht auf seine Tussi im Ohr (GPS) gehört hat stellte sich als Supertourguide raus. Er hat genau die richtigen Strecken gefunden.
Danke auch an Marcel für seine Begleitung, das Wochenende hat mir viel Spass gemacht.
Ich hoffe auf eine Wiederholung.
Grüssle Heike

Kommentare


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heike1303
Hi Giri
Frisch war es wirklich nur auf den Pässen... aber man ist ja auch relativ schnell drüber. :-)
LG Heike
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gs1100
hi Heike
klasse Bericht und die Temperaturen machen dir ja nicht viel aus
Du würdest gut zu den Rumtreibern passen lach
die 10 haste dir verdient
bis denne vlg der Rumtreiber Uli
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Schöner Bericht, wie von Heike gewohnt. Das seltsame Boot, das wie ein Flugzeug ausieht, könnte ein Bodeneffekt-Fahrzeug sein. Es erhebt sich zwar in die Luft, aber nur etwa einen Meter. Unter den Tragflächen bildet sich ein Luftkissen. Vorteil: schneller und sparsamer als ein Boot.
Gruß vom Peter
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traum-wunsch
WOW, das muss Spaß gemacht haben :-)
Wobei, der Gotthard bei -7,5 Grad ?
Da ist mann nur noch froh wenn man wohlbehalten wieder unten ist...
10 points :-))
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ulf555
War bestimmt ne schöne Tour,wenns auch ab und zu kalt und verscheit war, aber Du und Adi sind ja nicht aus Zucker und nicht so leicht aus der Fassung zu bringen!Der Bericht hat mir ganz gut gefallen! Grüße aus Ehingen Reinhold
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heike1303
Mountenride war angesagt an dem Wochenende 19.-21.10.07 aber das musste ich absagen, die Berge haben nicht mitgespielt, sie behielten den Schnee auf den Strassen und so wurde ein Pass nach dem anderen gesperrt, also wo sollte man da noch fahren?  mehr...
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Deaktiviert
Giri
Schöne Tour, auch wenns wohl recht frisch war...will auch wieder zum Lago Maggiore :-(
viele Grüsse aus Köln
Giri
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