Alle FotoalbenTour melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer 06.05.2003

Die Ourtal-Route

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 8 Kommentare anzeigen


Die Ourtal-Route

Im Deutsch-Belgisch-Luxemburgisch​en​ Grenzland
Bericht mit reichlich Bildern!
Die Ourtal-Route ist wie geschaffen für Motorradfahrer. Diese Straße ist stellenweise sehr schmal, immer kurvig, und hat manchmal ganz hübsche Steigungen. Für Autos, auch "Dosen" genannt weniger attraktiv (glücklicherweise)!
Diese Fahrt habe ich am 18. Apr. und am 4.Mai gemacht. Bei der ersten Fahrt wurden aber zu wenig brauchbare Fotos geschossen. Da fuhr ich diese Tour mit "Tourenfahrer 43". Und es nervt doch, wenn man alle paar Kilometer anhält, zum Fotografieren. Also fuhr ich noch mal die selbe Strecke alleine. Aber, Zufall! Wen traf ich im Ourtal, just an dem Tag? Tourenfahrer 43 (Dirk) mit Freundin (Barbara). Er wollte ihr auch mal diese schöne Landschaft zeigen! Echter Zufall, das Treffen war nicht verabredet.

Noch`n Gedicht. Von Heinz Erhard
Der Löwenzahn ist seit jeher
als recht kriegerisch verschrien.
Denn er läßt bei gutem Winde
Fallschirmtruppen feindwärts ziehn.
Da fand ich in meiner Suppe
zwei Versprengte dieser Truppe!
In den Ardennen hat der Frühling Verspätung. Bei mir zu Hause, im Rheinland sind die Butterblumen längst Pusteblumen geworden. Aber hier, ganz prachtvoll anzusehen, die blühenden Wiesen!


Auf dem Wege zur Our fuhr ich durch das Hohe Venn. Dort gibt es eine botanische Kostbarkeit. Da blühen in den Flußauen die Narzissen. Diese hier habe ich im oberen Rurtal gefunden, bei Kalterherberg. Die hübschen Blümchen sind etwas kleiner als die bekannten Garten-Narzissen. Die Stielchen sind kürzer. Gerade mal so lang, daß sie noch über die Grashalme reichen. Wohl wegen des rauhen Wetters im Venn. Alles Naturschutz, klaro. Dieses Jahr blühen die besonders üppig.

Die Our entspringt am Losheimer Graben. Der Name täuscht, es ist ein Berg. Die ersten paar Kilometer ist das ein Wiesen und Moorbach, nicht zugänglich, im Wald (Naturschutzgebiet) versteckt. Bis man die Our endlich zu sehen bekommt, muß man eine ganze Weile fahren.



Bei Schoenberg machte ich gerade den Fotoapparat klar...

Da kamen überraschend Dirk und Barbara!

Großes Juchu! Ein paar Kilometer sind wir dann auch zusammen gefahren. Weil ich aber immer wieder einen Fotohalt machen mußte, haben wir als Teffpunkt das Dreiländereck (D) (B) (L) vereinbart.

Unterwegs habe ich noch mal versucht, einen Bären mit Löwenzahnblumen zu füttern.

Das war der Barbara wohl doch zu albern, sie entkam auf ihrer SV650. In dem wirklich schönen Our-Flüßchen habe ich dann nach den Forellen Ausschau gehalten. Keine gesehen. Hielten sich wohl an anderen Stellen auf.

Beim nächsten Fotohalt, bei Maspelt, wer kam da wieder zufällig vorbei? Dirk und Barbara!

Diese Ardennen-Landschaft, sonst eher rauh und herbe, im Frühling wird die richtig lieblich. Diese Stelle ist in der Nähe von Burg Reuland.


Die Straße ist an dieser Stelle sehr schmal, man glaubt auf einen Feldweg geraten zu sein, der am nächsten Bauernhof endet. Aber nein, alles völlig legal befahrbar. Mit der nötigen Vorsicht natürlich! Trecker, Kühe, ihre Hinterlassenschaft, Kinder, Köter, Katzen...

Schöner Anblick, so ein Kirchlein auf dem Hügel! Gefunden bei Burg Reuland.

Bei Ouren, kurz vor der Luxemburgischen Grenze, dort ist der Rittersprung. Der Legende nach hauste in dieser Gegend ein Raubritter. (Nähere Angaben, wie Name des Ritters, und wann er gelebt hat, waren nicht zu finden.) Dieser, ich nenne ihn mal: "Kunibert der Fiese" hatte ein Auge auf die Ehefrau eines Ritters von Ouren geworfen. Die untreue Ehefrau war wohl auch nicht ganz abgeneigt. So beschlossen die beiden eine Entführung. Die Frau sollte abends vor dem Burgtor auf ihren Entführer warten und sich rauben lassen. Das tat sie dann auch.
Nun wollte Kunibert der Fiese es ganz besonders schlau anstellen. So ließ er sein Roß neu beschlagen. Aber, die Hufeisen verkehrt herum! Damit hoffte er, eventuelle Verfolger in die Irre zu führen. Die sollten der Spur in der falschen Richtung folgen. Nur, es funktionierte nicht. Auf dem felsigen Boden hinterließen die Hufe des Pferdes kaum Spuren. Dafür war der Hufschlag um so deutlicher zu hören. Der Raub wurde sehr bald entdeckt, und die Verfolger waren ihm auf den Fersen. Nun war das Pferd nicht schnell genug, um noch entkommen zu können. Erst mal durch die falschen Hufeisen, und dann durch die doppelte Last auf seinem Rücken.
Bei seiner, nun kopflosen Flucht gelangte Kunibert an diese Felsnase. Zwanzig Meter tiefer floß die Our. Rückweg unmöglich. Nun hätte seine Gefangennahme für ihn und die geraubte Frau sehr wahrscheinlich den sicheren Tod bedeutet. So sprang er, mitsamt Roß und Frau von dieser Klippe in den Fluß. Das arme Pferd hat diesen Sprung leider nicht überlebt. Wohl aber Kunibert der Fiese und seine geraubte Frau.
Zum Dank für die wundersame Rettung gelobte er dem lieben Gott an dieser Stelle eine Kapelle zu bauen. Aber, Raubritter bleibt Raubritter, er hat sein Versprechen vergessen und das Gelöbnis nicht eingelöst. Darum wurde er eines Tages vom Blitz erschlagen.

Weiter ging die Fahrt zum Dreiländereck.

Am Europa-Denkmal traf ich Dirk und Barbara wieder. Schlafend! Mopped fahren ist eben anstrengend.


Das Europa-Denkmal ist nicht der Grenzpunkt. Der ist 100 Meter weiter. Da geht eine Holzbrücke über die Our. Die Mitte der Brücke ist die Grenze Deutschland-Belgien-Luxemburg.​


Hier haben wir uns dann wieder getrennt. Dirk und Babs hatten noch einen langen Weg nach Hause. Mir fehlten noch ein paar Bilder, damit dieser Bericht auch richtig was wird. Ab Ouren kann man der Our nicht mehr folgen. Dann muß man den Berg herauf. Aber man muß nur kurze Zeit die vielbefahrene Nationalstraße 9 benutzen. In Heinerscheid geht eine kleine Straße nach Tintesmühlen. Die führt wieder runter ins Tal. Unten ist die Grenzbrücke. Man ist plötzlich wieder in Deutschland. Aber in Dasburg ist bereits die nächste Grenzbrücke, und man ist dort wieder in Luxemburg. Gleich hinter der Grenzbrücke befindet sich eine Tankstelle. Da in Lux der Sprit erheblich billiger ist als bei uns, erstmal volltanken.


Weiter ging die Fahrt nach Vianden. Der Fluß ist hier die Grenze (D) (L). Diese schöne Straße ist recht viel befahren. Es sind eine Menge Campingplätze an der Our. So bummeln die Wohnis vor einem her. Wenn man Pech hat. Kurz vor Vianden ist ein riesiges Wasserkraftwerk. Die unterirdische Anlage kann man besichtigen. Da gibt es einen Besucherstollen.

Die ganze Anlage kann gar keine Energie gewinnen! Das Wasser, welches die Turbinen antreibt, muß erstmal den Berg hinaufgepumpt werden. Das klingt widersinnig, macht aber trotzdem Sinn. Es ist ein riesiger Energiespeicher. Die Wärmekraftwerke können nicht schnell herauf oder heruntergefahren werden. Die liefern nur die Grundlast. Nur, der Strombedarf schwankt im Laufe des Tages erheblich. So ein Pumpspeicher-Kraftwerk nimmt überschüssige Energie auf, und pumpt damit Wasser den Berg herauf. Wenn nun plötzlich viel Strom gebraucht wird, dann kann dieses Kraftwerk in Sekundenschnelle die nötige Energie liefern. Es ist also ein riesiger Akku.

Technische Daten. Gefällhöhe 280 m. Leistung ca. 1100 MW. Pumpbetrieb 7.5 h. Turbinenbetrieb 4,5 h. Gesamtwirkungsgrad 65%.

Es werkeln dort, in dieser Kaverne 9 Maschinen je 100 MW. Ein weiteres Kraftwerk, zwei Kilometer weiter, hat noch einmal 196 MW Leistung. Die hier installierten 9 Maschinen weisen eine Besonderheit auf. Pumpe und Turbine sind getrennte Aggregate. Sie wirken mit einer gemeinsamen Welle auf den selben Motor-Generator. Es ginge auch einfacher, eine Turbine kann bei Umkehrung der Drehrichtung auch als Pumpe arbeiten. Aber, eben die Umkehr der Drehrichtung, die dauert einige Minuten. Bei getrennten Aggregaten geht die Umschaltung sekundenschnell!
So, alle Fotos geschossen. Nun noch die Rückfahrt. Nebenstraßen durch Luxemburg, durch Belgien bis nach Hause. War wieder ein schöner Fahrtag. Da war außer bunten Blümchen und technischem Kram noch eine Menge kurviges, fahrerisches dabei. Wer die Tour nachvollziehen möchte: Auf der Generalkarte den Losheimer Graben suchen. Dann Richtung Manderfeld (B). Nun nur noch den Schildern "Ourtal Route" folgen.
Viele schöne Tourengrüße: Peter

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ist meine Devise: Wenn schon, dann vernünftig oder gar nicht. Mir schwebt schon der nächste Bericht vor: Warum ist es am Rhein so schön...
Kommentar melden
Offline
Ingo_M
Hallo Peter,
da hast du aber (wieder) ein absolutes Meisterwerk hingelegt!
Lg
Ingo
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Peter!
Hast einen ganz tollen Bericht geschrieben und dann noch dazu sehr schöne Fotos gemacht.
Die Tour hört sich sehr gut an. Werde sie mal in der Karte suchen und fahren.
Hast Dir die 10 Punkte redlich verdient...grins.
Lieben Gruß Mary
Kommentar melden
Offline
B_G_C_Kai
Hallo Mister Löwenzahn!
*Zwinker*
Die Fotos sind einfach toll, Peter!
Weiter so mit diesen Schwung!
Ist doch wohl klar,
der Bericht ist seine 10 Punkte wert!
Kai oder einfach Hauptstaender.de
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Gruftipeter,
wieder ein sehr schöner bericht von dir.
doch mittlerweile komme ich so langsam
ins schwanken. dein nick gruftipeter passt
ganz gut doch auch peter lustig wäre nicht falsch,
beschreibst du uns doch auch immer die ein oder andere technik nach art von pusteblume. ;-)
mach weiter so, es macht sehr viel spass deine berichte zu lesen.
im übrigen hatte ich auch schon lange einmal vor die ourtal route zu fahren und jetzt erst recht.
als anhang ausser den 10 points noch etwas zum schmunzeln.
linke hand zum gruss
Searcher

Ritter Fips und das Wagenrennen
An manchen hohen Feiertagen
bestieg Herr Fips den Zweiradwagen
und rief: \"Ihr Rosse, vier und feurig!
Trabt los! Zu meinem Sieg euch steur\' ich!\"
Und hui! Schon flog das Renngespann
mit Peitschenknall und Rittersmann
durch Wald und Wiesen, Feld und Flur,
und alles staunte: \"Wie Ben Hur!\"
Er traf auch stets als Erster ein -
kein Wunder, er fuhr ja allein!
Schlußfolgerung:
Gibt Pferden man eins hinten drauf,
beschleunigen sie vorn den Lauf.
Kommentar melden
Offline
siggi0304
Hallo Peter,
schließe mich Heike an: 10 Points für einen wiedermal tollen Bericht. Muss mal im Atlas nachschauen, wie weit die Ardennen eigentlich weg sind, scheint ja ein wahres Motorrad-Paradies zu sein...
LG Sigrid
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Bericht mit reichlich Bildern!
Die Ourtal-Route ist wie geschaffen für Motorradfahrer. Diese Straße ist stellenweise sehr schmal, immer kurvig, und hat manchmal ganz hübsche Steigungen. Für Autos, auch "Dosen" genannt weniger attraktiv (glücklicherweise)!  mehr...
Kommentar melden
Offline
heike1303
Hallo Peter
Das war mal wieder ein toller Bericht.
Ich bin schon lange in Verzug mit den Berichten, aber ich denke den vom letzten werde ich noch schreiben. Schliesslich ist er auch für die 4 D Tour Teilnehmer interessant, da wir ein klein wenig geschnüffelt haben, wo ihr schlaft und wo ihr fahrt.
Wiedermal 10 Punkte.
Gruss Heike
Kommentar melden
[Anzeige]

Ähnliche Touren

:) Fazit nach vier Woc...
Sauerland