Harley Gourmet Tour 2011
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
2500 km Hamburg,München,Freinsheim,Wernberg,Berlin,Hamburg |
Straßenart | Landstraße |
Tour-Motorrad | |
Schwierigkeit | leicht |
Schlagworte | Harley Gourmet Tour |
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Harley Gourmet Tour 2011
Harley Davidson Gourmet Tour 2011Ein Kitchenrocker besucht die Sterneköche
Author : Jörn Töpfer
Fotos: www.tomnagy.com
Bevor ich zum eigentlichen Reisebericht komme, erzähle ich kurz, wie diese, für mich besondere Geschichte ihren Anfang nahm.
Da ich in den letzten Jahren gut 60.000 km Harleyreportagen in den USA geschrieben habe ,u.a. auch im letzten Jahr, mit dem Besuch einiger Gourmettempel an der kalifornischen
Küstenstrasse , Pacific Coast Highway, entwickelte sich die Idee einer Gourmettour durch Deutschland.
Der Gewinn der von 10.000,- Euro bei den ZDF-Topfgeldjägern, mit dem Team Kitchenrocker, bestärkte diese Idee und somit hieß es für mich nur noch, die Geschichte auf den Weg zu bringen, d.h. meinen Kumpel Roger, vom Harley Center Nord, www.harley-hh.de , um eine Presse-Harley zu bitten und den Sterneköchen Deutschlands das Kitchenrockerkonzept nahe zu bringen.
Mein erster Kontakt war Alfons Schuhbeck, mein Coach in der ZDF-Küchenschlacht 2010 . Herr Schubeck sagte dazu nur kurz und schmerzlos : „ Super Idee, ich bin dabei. Gib Gas , Junge“
Und so entwickelte sich langsam eine Tour, die mich von Hamburg nach München , Freinsheim, Wernberg-Köblitz , Berlin und zurück nach Hamburg führen wird.
Meine Freunde meinten zu dieser Tour nur, ich solle die Harley auf den Reisezug packen und
entspannt in München ankommen . Für mich allerdings bedeutet Harley fahren , das absolute Lebensgefühl und somit lege ich die Strecke , auf der Presse-Harley , Typ Ultra Glide Classic, in einem Stück in 8 Stunden zurück. Ab und zu kurzer Boxenstop, tanken, Cappucino trinken und weiter . Keine Kompromisse, nur pures Harley Davidson Road Feeling.
In München angekommen, übernachte ich bei einer befreundeten Familie und der Hausherr Peter Winter schiebt gleich mal seine Harley Road King vor die Tür, um spontan mit nach Freinsheim zu fahren. Sein Kumpel Paul hat sich bereit erklärt , den Harleygrill auf seinen Anhänger zu packen und auch mitzufahren. Die passenden Hereford Prime Ochsencarree dry aged
werden von Otto Gourmet gesponsert . Das wird eine Mordsgaudi.
Der Besuch der Sterneköche beginnt jedoch am nächsten Tag am Münchener Platzl, bei Alfons Schuhbeck.
Als wir mit den Harleys einlaufen, kommt Herr Schuhbeck sofort aus der Küche , um die
Maschinen zu inspizieren und es entfacht sich ein Männergespräch, über Tourverlauf und
Harley fahren. Das ich die Strecke von Hamburg in einem Stück gefahren bin, will er mir nicht abnehmen , aber die Insektenrückstände auf meiner Frontscheibe , überzeugen ihn dann doch.
Nun heißt es in die heiligen Räume der Schuhbeckküche, um die ganze Kochcrew zu begrüßen , ein wenig zu fachsimpeln und das anstehende Dinner in den Südtiroler Stuben
zu besprechen.
Als Herr Schuhbeck hört, dass wir auf einem Weinberg grillen werden, marschiert er mit mir
geradewegs in seinen Gewürzladen, um uns mit den passenden Grillgewürzen für ein
zünftiges BBQ auszustatten.
Am Abend erlebe ich dann den Auftakt der Harley Davidson Gourmet Tour, in den Südtiroler Stuben. Das vielfach ausgezeichnete Restaurant vereint auf seiner exklusiven Speisekarte Lifestyle mit bayerischer Tradition. Abgerundet wird die Sterneküche mit einer Weinkarte, die über 800 Positionen umfasst.
Man kredenzt mir
„ Schuhbecks Welt der Gewürze „.
Gebratener Zander und gefüllte Zucchiniblüte auf Karottenkoriandersauce, gefolgt von
In chinesischer Gewürzbutter gebratener Seeteufel im Krustentiersud/ Schollenfilet auf
Syrischem Spinat mit Kichererbsen und Granatapfel/ Marrokanisches Zitronenhendl mit
Paprika und Harrissa-Kartoffeln sowie zu guter Letzt, Gebackene Mispel mit Nüssen an Granatapfelsalat und Haselnusseis.
Es erscheint mir müßig, meinen Zustand nach dieser Speisung zu beschreiben, aber ich befinde mich im siebten Himmels der Gaumenfreuden.
Herr Schuhbeck kommt zwischendurch an meinen Tisch , erkennt mein Wohlgefallen und sagt, dass er mich , den TV-Kochshow –Gewinner , noch nie so hat lächeln sehen.
Der nächste Streckenabschnitt führt uns von München nach Freinsheim , an der Weinstrasse,
zum Weingut Rings, einem Weingut, welches von Gault Millau, mit drei Gault Millau Trauben 2011 ausgezeichnet wurde.
Was mich an diesen Jungwinzern, beeindruckt, ist Ihre Entspanntheit, als wir kundtun, dass wir gern ein BBQ im Weinberg veranstalten wollen.
Innerhalb kürzester Zeit, sind Geschirr, Bänke, Weinfass, Dekoration und Spitzenweine in
Kühlbox organisiert und schon kann es losgehen, mit einem zünftigen Grillabend, mit Blick über die Weinberge der Pfalz.
Was uns hier erwartet, ist Harley- Feeling pur. Wir grillen feinste Ochsensteaks am Knochen, Peter hat seine Gitarre mitgebracht ,spielt seine eigenen Deutsch-Rocksongs und die Rings Brüder verköstigen uns mit den Spitzenweinen der Pfalz.
Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich auf den Tanks der Harleys und wir lassen
eine gelungene, etwas andere Weinpräsentation an uns vorüberziehen. Das gefällt.
Für mich heißt es am nächsten Morgen weiter , Richtung Wernberg-Köblitz, der nächsten Station der Reise. Die Grillgang macht sich wieder auf den Weg nach München. Danke Jungs,
für dieses spontane Happening.
An dem Etappenziel, Burg Wernberg, angekommen, verschlägt es mir erstmal die Sprache.
Ich fahre mit meiner Harley den Weg zur Burg hinauf und da liegt sie nun ,ein verträumtes Refugium, von aussergewöhnlicher Schönheit, mit dem Hauch der Ritterzeit.
Hier atmet die Geschichte einer Burg, die im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde und im Laufe der Geschichte unterschiedlichste Schaffensperioden erlebt hat.
Nach der gestrigen Grillnummer, ist dieses Ambiente ein Sprung in eine andere Epoche und als ich in mein Zimmer, mit Himmelbett , geleitet werde, fühle ich mich wirklich in eine andere Zeit zurückversetzt.
Natürlich treibt es mich auch hier in die Küche des Sternekochs Kellermann, um ein wenig
von Hobbykoch zu Sternekoch zu plaudern.
Nachdem er anfänglich ein wenig erstaunt ist, einen Kitchenrocker in seiner Küche zu treffen,
entwickelt sich ein intensives , persönliches Gespräch, in dem er erzählt, welch eine tiefe
Inspiration durch diese Burggemäuer entsteht und damit eine große Faszination für diesen Arbeitsplatz, die sich auch in seiner Kochkunst widerspiegelt.
Der Abend bringt mein ganz persönliches Burgmenü im Restaurant Kastell
Thomas Kellermanns Burgmenü
Marella Garnele mit Ananaswürze und Garnelentofu, gefolgt von Rotbarbe mit Djah Oftadeh im Safransud/ Heilbutt mit Curry mariniert und roter Beete/ Phoenix aus der Asche ( Fenchel
in Salz-Asche Krustemantel) mit frischen Morcheln und Rhabarber-Ziegentropfen/ Tafelspitzscheiben vom Rind mit Cipolline, Artischoken und Mole sowie Rhabarber mit Rosmarin und Topfensouffle.
Die Faszination unseres Gespräches, findet sich in einem Menü der Meisterklasse wieder.
Ich bin begeistert.
Zu später Stunde spuke ich dann noch durch die Burggemäuer , erkunde die Bibliothek,
die Fachwerkräume, spiele Schach mit einem anderen Gast und lasse diese faszinierende
Atmosphäre auf mich wirken.
Der nächste Morgen treibt mich dann Richtung Berlin.
An diesem Punkt angelangt, muß ich kurz Mal kundtun, dass mir Harley fahren soviel
Lebensfreude bereitet. Diese Erleben von Landschaft, dieses merkwürdige Gefühl von Freiheit, welches ich mit dieser Art des Reisens verbinde, wirkt bei jedem Kilometer, den
ich zurücklege. Auch , wenn ich auf dieser Tour mit Terminen gebunden bin und die Strecken zügig zurücklege, ist jeder zurückgelegte Kilometer einfach nur cool.
Bei fast 32 Grad Aussentemperatur laufe ich in die Hauptstadt ein, in diese vor Hitze flirrende Stadt der Gegensätze, vorbei am Funkturm, der Siegessäule , geradewegs in
Richtung des Brandenburger Tors, dem Wahrzeichen der Stadt.
Und hier ist es nun, das Etappenziel , das berühmte Hotel ADLON Kempinski, mitten im
Herzen Berlins.
Als ich so vor dem Adlon stehe, beschleicht mich ein wenig die Sorge, ob ich in dieses Luxushotel, mit seinen erlauchten Gästen, hineinpasse.
Seitens des Hotels werde ich jedoch „freundlich in die Arme geschlossen“, indem man mich erstmal in die Moet Ice Imperial Lounge geleitet, um mich entspannt ankommen zu lassen.
Hier darf ich nun, am Pariser Platz, in der derzeit angesagtesten Sommerlocation Berlins , meinen Begrüßungschampagner zu mir nehmen, auf das Brandenburger Tor schauen und heimisch werden, in einer Weltstadt, in der sich die Gegensätze dieser Welt , direkt vor mir abspielen.
Strassenkünstler verdienen Ihr Brot mit Ihren Gauklereien, während Limousinen die gutbetuchte Kundschaft am Hotel absetzen. Menschen aus aller Herren Länder, sitzen im Sonnenschein auf den Bordsteinkanten der Stadt, während ich in der Moet Ice Lounge sitze.
Kontrastreicher können Impressionen kaum sein.
Für mich heißt es jedoch, erstmal die müden Knochen, mit einem ausgiebigen Schaumbad
zu pflegen und dann , durch die Hintertür, in die Küche des Sternekochs, Hendrik Otto,
zu schleichen.
Auch Herr Otto wundert sich anfänglich über einen Kitchenrocker in seiner Küche , jedoch finden wir schnell eine gemeinsame Chemie, da auch er zu der Zunft der Motorradfahrer gehört.
Passend zur Abendstimmung, werde ich dann im Restaurant Lorenz mit folgender Menüfolge verwöhnt:
Hendrik Otto’s Hauptstadtmenü
Gänseleberparfait , Briochecreme,Spitzmorcheln, Kaffee und Trüffel, gefolgt von
Silberlachs an gesalzenem Butterkaramell, Kohlrabi,Bohne,Apfel,Liebstöckl und Sauerkirsch-Grütze/ Seezunge, Langostino,Corailsauce,Paparika,Spinat und Petersilien-Pfeffercreme/
Rotbarbe, Pulpo an istrischem Fischsud,Blumenkohlcurry, Oliven,Maracuja/Rex de Piotou Kaninchen an Rosmarin Knoblauch Sauce, Kichererbsen ,Majoran,Chorizo und Championcreme/ Rehbockrücken an Pfeffersauce,Rote Beete, Hollunder Brokkoli,Rehbolognese und Knöpfle/Friesischer Blauschimmelkäse an Apfel-Sauerampfercreme, Jogurt, Chicoree und zum Abschluss Schaumkuss,Orangen-Sauerrahmeis,
Erdbeeren,Rhabarber und Estragon
Dieses Menü ist ein Feuerwerk der Sinneswahrnehmung, begleitet von einem Zeremonienmeister, Boris Häbel, der die Gaumenfreuden mit einer Auswahl von
begleitenden Weinen unterstreicht, die Ihresgleichen suchen. Chapeau, Herr Hendrik Otto.
Nun denn, es heißt mal wieder Aufbruch. Als ich meine Harley zur Abfahrt vorbereite, kommt der Doorman mit einer Sprühflasche und einem Tuch , stellt fest, dass ich doch so nicht losfahren könne und reinigt meine Frontscheibe. So ist es eben, in diesem berühmten Hotel.
Schweren Herzens verlasse ich das Adlon, finde jedoch schnell meinen Frohsinn wieder, denn es geht in die Heimat, nach Hamburg , gelegen an einem wunderbaren Strom, mit Namen Elbe, dort wo die Möwen rufen und die Schiffe in die weite Welt fahren.
Mein dortiger Gastgeber ist der Sternekoch, Ali Güngürmüs, der mich in seinem Restaurant
Le Carnard, mit Blick auf die Elbe , bewirten wird.
Je näher ich an meine Heimatstadt komme, desto mehr spüre ich die Nähe der Elbe , den
Geruch von Meer und Hafen und dann sehe ich endlich die vertrauten Strassenzüge , als
ich über die Elbbrücken einfahre.
Bei Ali Güngermüs angekommen, denke ich so bei mir, schau doch mal in der Küche vorbei,
um mit Ali zu schnacken. Der freut sich riesig über mein Kommen , gibt mir eine Schürze und
meint : „ Erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen, filettier mal den Heilbut, bereite den Pulpo vor und dann kannst Du Dich ins Restaurant setzen“, mein Guter.
Nach getaner Arbeit serviert er mir dann folgendes Menü :
Ali Güngürmüs’ Homecoming Menü
Marinierter Thunfisch mit rosa Lachsstreifen, gebackenen Bries, geschmorte Zwiebeln, Kapern, gefolgt von Octopus mit Gambatasche ,Auberginenpüree,Falafel,Basilikum/
Loup de Mer, mit Erbsencreme, Parmesanspargel, Pfifferlingen und Amalfizitrone/ Freilandhuhn aus der Bresse mit Gänseleber gebacken, konfiertem Rhabarber und glasiertem Chicoree/ Lammkebab mit Artischockengemüse , Gewürzjogurt und zum Abschluß
Holunderblütenmousse mit Vanillecreme auf Erdbeersalat und Erdbeersorbet.
Dazu der Blick auf die Elbe, für die perfekte Inszenierung.
Herz, was willst Du mehr. Ein fantastischer Abschluß dieser kulinarischen Reise.
Resümierend kann ich festhalten, dass neben der lukullischen Entdeckungsreise, der
fürstlichen Unterbringung, dem freiheitsspendenden 2500 km Harley fahren, mich die Begegnung mit den Menschen, die hinter diesen Sterneküchen stehen, am meisten beeindruckt hat.
Für mich haben diese Köche eine Möglichkeit gefunden , Ihr Kochen zu einer Passion
zu machen, die einem künstlerischen Schaffensprozeß sehr nahe kommt. Meinen höchsten Respekt an alle, die mir diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.
Solltet Ihr einmal mit auf Harleytour kommen oder vergangene Reiseberichte lesen wollen, finden Sie diese unter www.toepferdreamtours.de oder www.windspiele-online.de
Mein Honorar für diese Reportage stelle ich dem Klimaforschungsprojekt der www.aldebaran.org zur Verfügung
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super bericht !!!! ab deiese menüs hätte ich auch gerne haben wollen.
meine sternekochzeit ist vorbei aber das motorrad bleibt.