Kleine Sequenz

Kleine Sequenz

Italien September 06
Begegnung in den Bergen
Mitten im Appenin.
Schon locker 100 Kilometer Kurvengeschlängel hinter mir, in vollem Reisetrimm auf dem Weg vom Lago Maggiore an die ligurische Küste, machte ich Rast auf dem Parkplatz einer Passhöhe.
An dem Berghang war ein Denkmal aufgestellt. Eine Steintafel, die wohl an getötete Widerstandskämpfer im 2.Weltkrieg erinnert. Deutsche Kampfverbände haben in der Gegend ziemlich üble Massaker auch an ganzen Dörfern verübt. Solche Gedenktafeln sind dort nicht so selten.
Verschwitzt vom heissen Ritt, drehte ich mir eine Ziggi und hörte von der anderen Seite des Passes ein traktorähnliches Gestampfe.
Pöt Pöt Pöt...und schon kam um die Kurve ein offensichtlich altes Motorrad gefahren, dunkelrot. Darauf in aufrechter Position sitzend, in schwarzes Leder gekleidet, alter Tourenstil, ein älterer schlanker Singor.
Hinter ihm Pöt Pöt Pöt auf einem baugleichen Motorrad, in ähnlicher Kleidung, ein etwas fülligerer Singor.
Ich grüsste von meiner Bank aus sofort. Die beiden setzten direkt die Blinker und kamen Pöt Pöt Pöt auf den Parkplatz gefahren. Ich ging zu ihnen und wir begrüssten uns lachend wie alte Freunde.
Der Schlanke, stellte sich heraus, sprach ganz leidlich Deutsch.
Die Motorräder von Moto Guzzi waren Baujahr 1948 und 1958, gleiche Serie. Liegender Einzylinder mit aussen liegender Schwungscheibe. Die Ventile der älteren Maschine verrichteten ihren Dienst im Freien. Auf...zu...Pöt...Auf...zu...Pö​t...lustig.​
Die Moppeds sahen aus wie aus dem Laden; in allen Details. Sie waren von den Herren restauriert worden und seit 3 Monaten im Einsatz.
Ich hatte den Eindruck, dass die Herren auch seitdem damit unterwegs waren.
Echte Freaks eben. Sie haben wohl mehrere Moppeds im Stall, unter anderem eine MV Agusta 600ccm, der erste Reihenvierer dieses Herstellers.
Ja und ich, von Köln, mit der Ducati, wohin? An die ligurische Küste...aah jaa, toll. Die freuten sich total. Motorradfahrer.
Zwischendurch hatte sich ein Rollerfahrer dazugesellt, der auch sofort die Guzzis abfotografierte und unserem Gespräch sehr interessiert folgte.
Beim herzlichen Abschied dann, nahm mich Fillipe, der beleibtere der Herren in die Arme und drückte mich mal kräftig. So aus der Freude heraus.
Helme auf und jeder in seine Richtung weiter. Pöt Pöt Pöt...

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