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Gelöschter Benutzer 20.05.2007

Korsika - Alptraum oder Abenteuer

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Korsika
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte


Korsika - Alptraum oder Abenteuer

Motorradtour auf der Mittelmeerinsel
Beschreibung einer außergewöhnlichen Motorradreise. Anfahrt von Aachen bis Korsika mit dem Motorrad, zurück mit dem Flugzeug.
Im Juni 1995 unternahm ich eine Motorradreise zusammen mit zwei Freunden nach Korsika. Damals fuhr ich eine zuverlässige Honda Africatwin. Zunächst reiste ich mit Uwe (Transalpfahrer) über die Autobahn in die Schweiz zum Lago Maggiore. Auf dem Zeltplatz Campo Felize bauten wir unser Zelt auf. Wir waren als Motorradfahrer auf diesem Zeltplatz nicht besonders willkommen. Dennoch durften wir unser Zelt in der äußersten Ecke des Campingplatzes aufbauen. Das Fahren mit dem Motorrad über den Zeltplatz wurde uns untersagt. Wir mussten die Maschinen schieben. Hier hatten wir einige Tage Aufenthalt und warteten auf Bernd, der mit seiner 750er Kawa nach einer Hochzeitsfeier in Bayern zu uns stoßen wollte. Zusammen mit Uwe nutzte ich die Zeit, um das herrliche Tessin zu erkunden. Das Maggiatal mit seinen vielen Seitentälern, das Centovalli, das Versascatal und der Scheitelpunkt der Alpi di Neggia empfingen uns mit fantastischen Landschaftsbildern. Vor allem das Tal der Versasca mit dem smaragtgrünen Wasser und den riesigen Felsbrocken im Flussbett sind mir in besonderer Erinnerung geblieben. Wir kletterten über Klippen und aalten uns in der warmen mediterranen Sonne. Es war ein Hochgenuss. Weniger erfreulich war die Tatsache, dass meine Fotokamera schon am 2. Tag in die Versasca fiel und unerreichbar in der Tiefe des Wassers verschwand. Den Rest des Urlaubs musste ich nun ohne Kamera auskommen. Es blieb aber nicht bei diesem einen Unglück. Nach knapp 35.000 km Laufleistung gab das Lenkkopflager meiner Africatwin den Geist auf. Ich musste in Locarno eine Werkstatt aufsuchen. Für viele Schweizer Fränkli wurde der Schaden innerhalb von knapp zwei Tagen behoben.
Endlich kam Bernd mit seinem Rennhobel im Tessin an. Wir hatten uns viel zu berichten. Mit Spaghetti Bolognese ließen wir den Tag ausklingen. Schon früh verkrochen wir uns in unsere Schlafsäcke, denn wir wollten für unser Vorhaben am nächsten Tag fit sein. Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt. Duschen, frühstücken, Zelt abbauen und Gepäck auf die Maschinen packen sowie Geld bei den bikerunfreundlichen Campingplatzinhabern bezahlen, stand auf dem Programm. Nun starteten wir zum knapp 300 km entfernten Hafen von Genua, vorbei am Westufer des Lago Maggiore. Den Weg zum Hafen fanden wir auch ohne GPS problemlos. Am Abend gingen wir an Bord von Corsica-Ferries. Die Fähre fuhr die ganze Nacht durch. Wir schliefen auf dem Schiffsdeck, da unser Geld für eine Innenkabine nicht ausreichte. In den frühen Morgenstunden sahen wir in der Ferne die Silhouette der Mittelmeerinsel. Zielhafen war Bastia. An Bord erfuhren wir von anderen Bikern, dass auf dieser Fähre schon Motorräder, die im Laderaum standen, während der Überfahrt verschwanden. Bevor die Fähre anlegte, machten wir uns schon auf dem Weg zu unseren Motorrädern. Sie waren alle drei noch da. Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, suchten wir in Bastia zunächst ein Cafe auf, um dort unseren Hunger zu stillen. Das Wetter war angenehm warm mit einer leichten Meeresprise und der Himmel leuchtete strahlendblau.
Es war noch früh am Tag. Wir beschlossen, das dünn besiedelte Cap Corse mit den wunderschönen natürlichen Stränden und der herrlich unberührten Landschaft als erstes unter die Räder zu nehmen. Immer wieder machten wir Pausen, um die herrlichen Ausblicke zu genießen. Vor allem die steile Westküste vom Cap Corse bot uns überwältigende Landschaftsbilder. In den späten Nachmittagsstunden suchten wir nach ungefähr 120 Tageskilometern irgendwo bei Saint Florent einen am Meer liegenden Zeltplatz auf. Der Platzwart war sehr freundlich, und er bot uns gleich seine Garage für unsere Motorräder an. Wir nahmen das Angebot nicht an, weil wir am Abend sowieso noch einmal losziehen wollten, um Vorräte zu kaufen. Nachdem wir unsere beiden kleinen Zelte aufgebaut und das Gepäck verstaut hatten, fuhren wir zum nächstgelegen Supermarkt. Wir stellten unsere Maschinen in der Nähe des Supermarktes ab und sicherten sie mit Kettenschlössern. Nun deckten wir uns mit vielen Leckereien ein. Auf dem Weg zur Kasse trafen wir ein aus Deutschland stammendes Paar, ebenfalls Motorradfahrer, wie unschwer an der Kleidung zu erkennen war. Wir kamen ins Gespräch. Sie fragten uns, wo unsere Motorräder stehen würden und ob sie bewacht würden, dann erzählten sie uns von ihrem furchtbaren Erlebnis. Bei der Ankunft im Hafen von Bastia wollten sie mit ihren Motorrädern die Fähre verlassen. Es stand jedoch nur noch eine Maschine auf dem Parkdeck. Die andere wurde offensichtlich gestohlen. Gestohlen auf dem Schiff? Wie war das möglich? Vermutlich wurde das Motorrad während der Fährpassage in den Laderaum eines Lieferwagens oder LKW geladen. In Bastia konnten die Gauner dann unauffällig die Fähre verlassen. Nach Abwicklung der üblichen Formalitäten, die bei einem Motorraddiebstahl anfallen, hatten die beiden Betroffenen beschlossen, die Insel Korsika auf einem Motorrad zu erkunden. Nach längerer Unterhaltung verabschiedeten wir uns von den beiden und fuhren zurück zum Campingplatz.
Leider ist es mir heute, nach all den Jahren, nicht mehr möglich, den genauen Ablauf meiner Korsikareise zu beschreiben. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an die wunderschöne Küstenstrasse auf der Westseite der Insel. Immerhin ist die Küstenlinie der viertgrößten Mittelmeerinsel gut tausend Kilometer lang.
Wir setzten irgendwann unsere Korsikareise fort. Die Straßen waren zum größten Teil sehr holprig. Uwe und ich hatten mit unseren Reiseenduros bei diesen Straßen keine Probleme. Bernd musste mit seiner ZXR 750 ganz schön leiden. Wenn auch die Straßen im Landesinneren alle Bikerherzen schneller schlagen lassen, so zog es uns doch immer wieder zurück zur westlichen Küstenstraße. Sicherlich gehört sie zu den schönsten auf unserem Planeten. Irgendwo bei Calvi schlugen wir wieder unser Lager auf. Der Campingplatz lag direkt am Meer. Von hier aus unternahmen wir täglich interessante Touren.
Auf einer kurvenreichen Strecke Richtung Corte stand auf der Gegenfahrbahn ein Auto, aus dem mehrere Köpfe Richtung Asphalt schauten. Zunächst war nicht zu erkennen, wohin die neugierigen Blicke der Autoinsassen fielen. Als ich den PKW zügig mit meinem Motorrad passierte, überfuhr ich eine Schlange. Es muss wohl ein grausamer Anblick für die Touristen gewesen sein. Es ist keine Seltenheit, dass man auf Korsika Schlangen zu Gesicht bekommt. Überhaupt ist die Tierwelt auf der Insel sehr artenreich.
Während einer unseren vielen Touren hatte ich eine Begegnung der besonderen Art. Auf dem Motorrad sitzend aß ich Brot mit typisch korsischer Wurst, als plötzlich ein großes Schwein auftauchte. Zielstrebig sprang die über 100 kg schwere Mischung aus Wild- und Hausschwein an mir hoch und verzehrte laut schmatzend meinen Imbiss. Mit größter Anstrengung versuchte ich das sich langsam neigende Motorrad zu halten. Es ging alles sehr schnell. Glücklicherweise wandte sich die Sau wieder ab und ich kam mit einem Schrecken davon.
Die halbwilden Schweine sind auf der ganzen Insel zu Hause. Sie ernähren sich bevorzugt von Kastanien. Oftmals enden die Tiere in den Küchen korsischer Restaurants. Ihr Fleisch, welches leichten Kastaniengeschmack aufweist, ist außerordentlich beliebt.
Es ist im Übrigen nicht außergewöhnlich, dass man auf Korsikas Straßen Männern mit Gewehren begegnet. Sie nutzen ihre Waffen in erster Linie zur Jagd. Das Schießen auf Verkehrsschilder scheint so eine Art Sport zu sein, denn es gibt kaum ein Schild, das nicht von Schrotkugeln durchlöchert wurde.
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine schlaflose Nacht im Zelt. Immer wieder hörte ich merkwürdige Geräusche. Uwe schlief tief und fest, wie ein Murmeltier. Was war nur los da draußen? Wollte etwa jemand die Motorräder stehlen? Zugegeben, ich hatte tatsächlich Angst und stellte mir vor, dass vor dem Zelt große bewaffnete Korsen stehen würden, die nur eins wollten, unsere Motorräder. Die bizarren Laute nahmen kein Ende. Schließlich fasste ich allen Mut und stürmte, bewaffnet mit einem Bundeswehrmesser, aus dem Zelt. Nichts und Niemand waren zu sehen. Es war mucksmäuschenstill. Lediglich ein angenehmes Meeresrauschen war zu hören. „Was ist los?“, fragte Uwe, den ich wohl durch meine Attacke gegen einen mutmaßlichen Verbrecher aus dem Schlaf gerissen hatte. Uwe hatte wenig Verständnis für meine Aufführung und schlief dann auch gleich wieder ein. Ich verbrachte noch einige Zeit im Freien und beobachtete den wunderschönen Sternenhimmel. Gegen halb vier begab ich mich wieder in das Zelt, um dann endlich tief einzuschlafen.
An den folgenden Tagen setzten wir unsere Inseltour fort. Die Stadt Bonifacio war ein weiters Highlight unserer Reise. Eine prächtige Stadtanlage thront auf einem schneeweißen vom tiefblauen Meer umspülten Kreidefelsen. Bis an den Rand der steil abfallenden und zum Teil sogar überhängenden ca. 60 m hohen Felswände stehen die weißen Gebäude und die mächtige Stadtmauer. Die etwa 3000 Einwohner zählende Stadt liegt am südlichen Ende Korsikas. Nur 15 km ist die große Nachbarinsel Sardinien entfern. Eine Besichtigung der Stadt per pedes ist allemal ratsam.
Die Ostküste Korsikas kann mit den landschaftlichen Schönheiten des Gebirges und der Westküste nicht konkurrieren. Dafür gibt es hier aber kilometerlange weiße Sandstrände für Sonnenanbeter. Vielleicht vierzig oder fünfzig Kilometer südlich von Bastia sollten wohl zum letzten Mal die Zelte aufgebaut werden, obwohl das geplante Ende des Urlaubes noch eine Woche entfernt war. Es war ein schattiger Campingplatz, direkt am Meer mit einer netten kleinen Strandbar. Gleich neben uns hatten sich vier junge Frauen aus Paris niedergelassen. Zum Glück sprachen sie alle englisch und eine von ihnen sogar ein paar Worte deutsch. Bonjour, Bonsoir, und Merci waren so ziemlich die einzigen von uns beherrschen französischen Worte.
Einige Zeit saßen wir mit den jungen Pariserinnen zusammen und tranken Rotwein. Dann gingen wir noch zur Strandbar, um dort den sonnenreichen Tag ausklingen zu lassen. Ein großer, kräftiger Korse mit kantigem Gesicht und einer Strickmütze auf dem Kopf sprach uns mit gebrochenem, aber gut verständlichem Deutsch an. Wir erzählten ihm, dass wir mit den Motorrädern die Insel erkundeten und dass wir auf diesem Campingplatz unser Zelt aufgebaut hatten. Der Korse war sehr freundlich und sehr interessiert. Nachdem die Sonne schon lange untergegangen war, verabschiedeten wir uns und begaben uns in die wohlverdiente Nachtruhe.
Entgegen den üblichen Gewohnheiten in diesem Urlaub war ich am nächsten Morgen der Letzte von uns Dreien, der das Tageslicht erblickte. Als ich meinen Kopf durch die Öffnung des Zeltes steckte, saßen Uwe und Bernd auf dem Boden beim Frühstück und wünschten mir einen guten Morgen. Ich schaute nach rechts, wo ich am Vortag gleich neben dem Zelt meine Africatwin abgestellt hatte. Für einen kurzen Augenblick schien mein Herz still zu stehen und es war, als schoss ein Blitz durch meinen Körper. Die gute alte Twin stand nicht mehr da, wo ich sie abgestellt hatte. „Hey Jungs, wo habt ihr meine Maschine hingestellt?“, fragte ich.
Bernd und Uwe schauten mich ganz entsetzt an. Es war ihnen noch nicht aufgefallen, dass mein Motorrad nicht mehr da stand. Das Motorrad wurde in der Nacht gestohlen. Auf dem Boden waren Schleifspuren zu erkennen. Die Diebe hatten die Maschine, die am Hinterrad mit einem Schloss gesichert war, mit samt angebauten Koffern und dem Reisegepäck weg geschoben. Nach Frühstück war mir jetzt nicht mehr. Ich rauchte eine Zigarette und trank einen Kaffee. Bern und Uwe versuchten mich zu beruhigen. Ich war sehr unglücklich. Es folgten Minuten des Schweigens. Das war wohl das Ende des Korsikaabenteuers. Jetzt wollte ich nur noch eins, nach Hause. Auch Bernd und Uwe hatten jegliche Lust auf weiteres Motorradfahren verloren. „Wir müssen was unternehmen“, sagten sie und blickten dabei resigniert auf den Boden.
„Ja richtig, wir müssen was unternehmen“, erwiderte ich und machte mich auf den Weg zur Campingplatzverwaltung, um von dort den ADAC in München anzurufen. Die freundlichen Mitarbeiter des ADAC organisierten mir einen Heimflug von Bastia über Nizza nach Düsseldorf und sagten die Kostenübernahme zu. Der Abflug war für den nächsten Tag reserviert.
Nun war aber noch wegen der mangelnden Französischkenntnisse eine schwierige Hürde zu überwinden. Der Diebstahl musste bei der französischen Polizei angezeigt werden. Eine der netten Pariserinnen bot gleich ihre Unterstützung an und fuhr mit uns zur nächsten Polizeiwache. Der freundliche Polizist nahm alles zu Protokoll und erklärte gleichzeitig, dass der Motorraddiebstahl zu Korsikas Alltag gehöre.
Die Halunken hatten mit meiner Africatwin sicherlich einen guten Fang gemacht. Immerhin hatte ich ja gerade erst gut Geld in das Schmuckstück investiert (neues Lenkkopflager, neue Reifen, neuer Kettensatz, Inspektion mit Ölwechsel). Die Motorradkoffer waren mit wertvollen Dingen, wie mehrere Reiseführer, Gaskocher, Fernglas, Kompass, Kochtöpfe aus Edelstahl und vieles mehr, bestückt.
Meinen letzten Abend auf Korsika verbrachte ich zusammen mit Uwe, Bernd und den Pariserinnen auf dem Campingplatz. Wir gönnten uns zum letzen Mal korsischen Rotwein und aßen dabei Ziegenkäse mit Brot. Wir erinnerten uns wieder an die Begegnung mit dem freundlichen Korsen an der Strandbar. Er war ja sehr an uns interessiert. Vielleicht war er an dem Diebstahl beteiligt und hatte im Vorfeld für eine organisierte Bande Erkundungen eingeholt. Es wird wohl immer ein Rätsel bleiben.
Ich nahm Abschied von den hilfsbereiten Mädchen aus Paris und bedankte mich nochmals bei ihnen. Dann ging ich zu Bett.
Am nächsten Morgen brachten mich Uwe und Bernd zum Flughafen Bastia. Dort erhielt ich am Schalter das vom ADAC reservierte Flugticket. Nachdem ich das Ticket erhalten hatte, verabschiedete ich mich von Uwe und Bernd. Sie wollten am nächsten Tag mit den Motorrädern die Heimreise antreten.
Nun saß ich auf einer Bank im Terminal des Flughafens Bastia und wartete auf den Abflug. Neben mir saß ein altes Ehepaar aus Deutschland, welches sich aufmerksam die Lautsprecherdurchsagen auf Französisch und Englisch anhörte, diese aber nicht verstand. Also fragten sie mich, was denn da ständig durchgesagt würde. Ich erklärte Ihnen, dass ein Flug nach Frankfurt nicht stattfinden würde und die Passagiere sich am Schalter zwecks Umbuchung melden sollten. Das war wohl eine wichtige Information für sie, denn genau diesen Flug hatten sie gebucht. Sie bedankten sich bei mir und gingen zum Schalter.
Etwas später musste auch ich den Schalter aufsuche, denn mein Flug nach Nizza verspätete sich, sodass der Weiterflug von Dort nach Düsseldorf nicht mehr möglich war. Ich musste also umbuchen. Man bot mir einen Flug nach Paris an. Geplante Ankunft in Paris sei 22.00 Uhr. Allerdings erklärte man mir, dass ein Weiterflug nach Düsseldorf erst am nächsten Morgen möglich wäre und man versprach mir eine Übernachtungsmöglichkeit in Paris. Dazu sollte ich mich dann in Paris nur beim Airfrance-Schalter melden. Ich nahm also die Umbuchung vor und wartete, wartete, wartete …. Ankündigung einer Verspätung des Abfluges. Die Stunden vergingen. Ich wurde ungeduldig. Was war das nur für eine Motorradreise? Sollte denn bis zum Ende alles schief gehen? Endlich war es dann so weit. Die Passagiere wurden aufgefordert, sich ins Flugzeug zu begeben. Die Maschine stand mindestens noch eine halbe Stunde bewegungslos, bis sie dann Gott sei Dank zur Startbahn rollte. Ich hatte zum Glück einen Fensterplatz und konnte so noch einmal auf das Kap Corse blicken. Schnell war das blaue Meer überquert und die Berge der französischen Alpen tauchten auf. Auf der Nordalpenseite zogen dann dicke Wolken auf, die den Blick auf die Berge schlagartig unterbrachen. Es ging Richtung Paris und das Wetter wurde immer ungemütlicher. Blitz und Donner begleiteten den Flug. Bei heftigem Regen landete ich dann um 23.45 Uhr auf dem Flughafen Paris Orly.
Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass der Airfrance-Schalter schon geschlossen war. Die Übernachtung auf Kosten der Fluggesellschaft. hatte sich damit wohl erledigt. Dann stellte ich noch fest, dass der Weiterflug nach Düsseldorf am nächsten Morgen vom Flughafen Charles de Gaulle nördlich von Paris sein sollte, was mir in Bastia bei der Umbuchung nicht aufgefallen war. Der Flughafen Orly liegt südlich von Paris. Das Geld war knapp. Ich ging nach draußen, wo es fürchterlich regnete. Vor dem Flughafengebäude standen mehrere Taxis. Schnell suchte ich mir ein Taxi aus und wollte auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, als mich ein großer Schäferhund, der auf dem Boden vor dem Sitz lag, bedrohlich anknurrte. Ich solle hinten einsteigen, meinte die Taxifahrerin auf Englisch. Sie erklärte mir, dass die weiblichen Taxifahrer in Paris oft einen Hund zum Eigenschutz dabei hätten. Über 40 Kilometer waren zurückzulegen. Ich teilte der netten Taxifahrerin mit, was ich in meinem Urlaub erlebt hatte und dass ich nur noch 100 Französische Franc bei mir hatte. Die Taxifahrerin war sehr freundlich. Als das Taxameter 100 FF anzeigte, rechnete sie mit mir ab und fuhr mich die letzten Kilometer zum Flughafen ohne Berechnung. Am Flughafen Charles de Gaulle bedankte und verabschiedete ich mich und betrat das Terminalgebäude. Die Halle war menschenleer. Lediglich eine kleine Putzkolonne belebte den WC-Bereich. Ziemlich erschöpft legte ich mich auf eine Bank und schlief sehr schnell ein. Erst der zunehmende Publikumsverkehr und die damit verbundene Geräuschkulisse beendeten meinen Schlaf. Ich begab mich zum Check-In-Schalter. Dort wurde ich freundlich begrüßt. Man sprach deutsch mit mir, das war sehr ungewohnt. Pünktlich hob die Maschine ab. Nach einem kleinen Frühstück und einer Stunde Flugzeit erreichte ich Düsseldorf noch am Vormittag. Dort holten mich Freunde ab und brachten mich nach Hause. Noch am selben Tag erfuhr ich, dass ein Bekannter von mir, der mit einer Bikergruppe auf Korsika verbrachte, ähnliches erlebte. Seine Reiseenduro (Yamaha Super Tenere) wurde ebenfalls auf Korsika gestohlen und er musste die Motorradreise kurzfristig abbrechen.
Damals schwor ich, nie wieder die Insel Korsika aufzusuchen. Diese Motorradreise wirkte seinerzeit auf mich, wie ein Alptraum. Heute, ca. elf Jahre später sehe ich das anders.
Im August 2006 verbrachte ich erneut einen Urlaub auf Korsika, diesmal jedoch ohne Motorrad, dafür aber mit meiner lieben Frau. Wir verbrachten zwei sehr schöne und erholsame Wochen auf der Insel. Mit der Digitalkamera machte ich viele Landschaftsaufnahmen, die ich als Fotogalerie in dieser Homepage eingebaut habe.
Motorradreise Korsika, Alptraum oder Abenteuer? Heute würde ich sagen, dass es ein Abenteuer war.
Dieses Motorradabenteuer wurde auf meiner Homepage http://www.gscholtes.de/ (Günters Motorradreisen) veröffentlicht.
Text verfasst von:
Günter Scholtes
Aachen
varaderogs@freenet.de

Kommentare


ABSENDEN

Offline
tundrarabbit
Schöner und aufschlussreicher Bericht. Ich habe Ähnliches in Rumänien erlebt, als ich auf der Rückfahrt von den Dardanellen mit dem Bowiemesser in der Hand eine Geisel nehmen musste, um mein Eigentum zurück zu bekommen. Aber Deine Tour ist der Hammer.
Heißt für mich, bloß nicht nach Korsika!
Tundrarabbit
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Günni,
Zum Glück liegt deine Geschichte ein paar Jahre zurück, deshalb kann man wohl auch von einem Abenteuer sprechen. Eure damalige Reise stand ja nun wirklich unter keinem guten Stern. Korsika ist immer wieder eine Reise wert auch und gerade mit dem Motorrad. Wir waren bisher zweimal dort und würden immer wieder dort hinfahren, mit den gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie in andere Europäsche Länder.
Ein paar Absätze mehr und Fotos wären nicht schlecht gewesen, obwohl über Korsika habe ich selbst über zweitausend Fotos. ;-)
Ride On
Searcher
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Offline
till11
Na, da hat's dich ja echt gebeutelt!
Schöner Bericht, aber ein paar Absätze und Fotos würden das Lesen vereinfachen.
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Beschreibung einer außergewöhnlichen Motorradreise. Anfahrt von Aachen bis Korsika mit dem Motorrad, zurück mit dem Flugzeug.  mehr...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Mitglieder im Forum!
Wer von Euch war auch schon mit dem Motorrad auf Korsika und kann Ineressantes berichten?
Gruss
Günni aus Aachen
www.gscholtes.de
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