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kdk11 12.06.2005

Kurvenorgien, Landschaftspracht, genauso hab´ ich´s mir gedacht.

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Tour-Motorrad
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Kurvenorgien, Landschaftspracht, genauso hab´ ich´s mir gedacht.

Sequoia-, Kings Canyon und Yosemite-NP ziehen mich in ihren Bann.
Nehmen Sie Platz. Ja, genau, im bequemen Gestühl Ihres Motorrades. Erleben ist eine aussergewöhnliche Komposition aus nicht enden wollenden Kurven, grandiosen Landschaften und feinen Gerüchen. Musikalisch begleitet von unserem V2 Orchester, gespielt im 4/4 Takt. Doch seien Sie gewarnt, auch der Wind bringt sein Ständchen und in oft kräftiger Form reisst er Sie aus den Träumereien und kündet wilde Geschichten. Begleitet wird er oft von schneidender Kälte, die daran erinnert, daß man lebt. Doch seien Sie beruhigt, auch die dunklen Wolken gehen vorbei und schon bald wird die Sonne zurückkommen und deren wärmende Arme werden sich schmeichelnd um Ihren Körper schmiegen. Doch nicht nur Töne und Landschaft erwarten Sie, auch überraschender tierischer Besuch wird vorkommen.
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In der Tat komme ich erst gegen 11.00 Uhr los. Heutiges Ziel ist der Sequoia National Forest. Der gleichnamige NP ist erst später dran. Die 178 führt mich dann auch durch eine schöne Landschaft hinauf zum Lake Isabella. Die Berge sind vollständig bewachsen und erscheinen in einem Mix aus sattem Grün und grünlichem Ocker, nur wenig blanke Felsen sind zu sehen. Ein flacher Canyon wird durchquert und ein kräftig strömender Fluss begleitet mich.

Sanft schlängelt sich die Strasse langsam höher. Beim See angekommen werde ich von einem kräftig blasendem Wind empfangen. Was schöne Strasse...


Weiter geht die Fahrt hinauf in die Höhen des Sequoia Forest, die Strasse und Landschaft sind fantastisch. Kurve folgt auf Kurve und immer wieder kann mein Blick über die bewaldeten Berge schweifen.


Allerdings wird es immer kälter und diese dunklen Wolken sehen aus, als enthielten sie viel Feuchtigkeit. Es führt höher und höher, ich weiss nicht wie hoch, schätze deutlich über 2000 Meter. Die Kälte schneidet sich in meine Hände, Handschuhe wären wirklich eine Alternative und auch die Lederhose wäre heute der Jeans vorzuziehen gewesen. So kann ich die immer schöner werdende Strasse kaum geniessen. Die Hände schmerzen und die Wolken lassen nur begrenzt Ausblicke zu. Das was zu sehen ist, ist jedoch Landschaft aus dem Bilderbuch. Kurve um Kurve geht es weiter und ich mache mir langsam Gedanken, schliesslich bin ich hier richtig weit in der Wildnis und der Weg zu einer Unterkunft ist noch weit. Wenn es nicht bald wärmer wird, bekomme ich ein echtes Problem und wenn es anfängt zu regnen oder gar schneien... na dann gute Nacht Marie. Auch der Wind bläst immer wieder kräftig und sorgt für den einen oder anderen Adrenalinschub.
Die ersten Sequoia-Bäume begrüßen mich. Noch keine wirklich grossen, aber auch keine halben Portionen. Beim Trail der "100 Gigants" ist geschlossen, aber spätestens morgen im Seqoia NP werde ich die richtig grössen Bäume schon zu sehen bekommen.

Ich biege ab auf die 190 und habe gerade mal 87 Meilen hinter mir und erst in 40 Meilen kommt die nächste Siedlung und Kreuzung, an der ich mich über den weiteren Weg entscheide. Klar ist nur, daß ich in Visalia übernachten will, dort gibt es eine YMCA Jugendherberge. Doch zunächst geht es über die 190 durch den Seqoia Forest und wie. Kurve reiht sich an Kurve, ich fahre wie im Rausch, vergesse meine langsam erfrierenden Hände. Links, rechts, hoch, runter. SCHRANNNNZZZ ! Oke, hallo Fußraste. Ich fahre zwar ziemlich zügig, versuche aber eigentlich jegliches Aufsetzen zu vermeiden. Setze ich auf, heisst das, die Sicherheitsreserven sind nur noch gering. Man sollte immer im Auge behalten, daß hier auf den backroads immer wieder üble Bodenwellen, Spurrillen oder lose Steine überraschen können. Wenn ich dann schon Funken schlage, dann sehe ich unter Umständen mal ganz alt aus und hier geht es manchmal verdammt tief runter. Die Shadow hat bisher alles mitgemacht, daß sie auch fliegen kann, bezweifle ich dann aber doch. Also mach mal etwas langsamer Haase. Vier Kurven später... SCHRANNNZZZ ! Man wie blöd kann man sein? Habe ich mir nicht gerade gesagt, laß es nicht aufsetzen? ...und kaum zu Ende gedacht, fallen schon wieder Späne? Das muß an meinen kalten Händen liegen. Nein, nicht weil ich kein Gefühl darin habe, die Kälte scheint zu meinem Hirn vorzudringen und einfrieren zu lassen. Aber das arbeitet eh nur noch auf Sparflamme, ist völlig von Strasse, dem Duft der Bäume und der Landschaft benebelt.
Es wird langsam etwas wärmer, da es wieder bergab geht. Je tiefer ich komme, umso mehr kehrt Leben in meine Hände zurück. Leider dauert es bei meinem Hirn etwas länger... SCHRANNNZZZ ! Herr schmeiss Hirn vom Himmel, wenn ich die Fuhre jetzt noch einmal aufsetzen lasse, dann setze ich mich hier an einen Baum und erfriere. Diese Drohung hilft, ich schaffe es, den restlichen Tag ohne Funkenflug auszukommen. Ich frage mich, ob die Strasse hier schöner ist als die zwischen Cilfton und Alpine. Tja, schwer zu sagen, schöner scheint es hier zu sein, doch das Gefühl den Himmel erreicht zu haben, setzt hier nicht ein. Vielleicht sollte ich einfach nicht vergleichen.
Die Frage nach der Fahrt durch den Mountain Home State Forest erübrigt sich, da kein Hinweisschild den Weg weist. Also gleich nach Visalia, was durch das doch eher langweilige Central Valley zu erreichen ist. Gerade Strasse durch endlose Obstplantagen, das war schon auf dem Weg nach Backersfield so. Na so lang sind die langweiligen Strecken im Verhältnis nicht.
In Visalia soll es eine Jugendherberge geben. Schlau wie ich bin, habe ich mir diesmal die Adresse aufgeschrieben. Wäre ich noch schlauer gewesen, dann hätte ich vorher angerufen, dann hätte ich erfahren, daß da keine Unterkunft ist, sondern nur eine Art "Eltern-Kind-Betreuung&qu​ot;.​ Oke, dann fahre ich näher an den Sequoia NP ran,da sind noch andere Orte. In Exeter will man aber mindestens $50 haben, die spinnen wohl, sind aber auch nur zwei Motels. Na, dann mache ich mal was ganz unvernünftiges und fahre richtig dicht an den NP ran, das sind so knappe 30 Meilen. Das war dann tatsächlich eine Schnapsidee. Dort gibt es Lodges, die schon mal von vornherein teuer sind und da wo ich fragen kann, da will man mindestens $69.

Niemals... in Visalia gibt es laut Couponheft Zimmer knapp unter $50, nicht billig, aber billiger und besserer Ausstattung. Also zurück und das günstigste Motel angefahren. Ich halte vor dem Office und sehe ein Schild "no vacancy". Wie jetzt? Es ist Montag, in einer völlig uninteressanten Stadt und hier ist ein Motel ausgebucht? Na ein Stück weiter ist ein Days Inn, das kostet auch nicht mehr. Reingegangen, Zimmer kann ich haben, aber nur ein Raucherzimmer. Öhmm... na egal, aber den Couponpreis könne ich bekommen? Ein köstlicher Scherz, die Stadt sei ausgebucht. Ich könne das Zimmer für $64 bekommen. Inzwischen ist es 20:00, ich bin ja nun sowas von bescheuert... kann ich das hier nicht vorher klären? Nein, da fahre ich erstmal knappe 70 Meilen in der Gegend rum, um dann ein schweineteures Motelzimmer zu bekommen? Da hätte ich auch das Zimmer direkt am Park nehmen können. Nun ist es zu spät, ich muß in den sauren Apfel beissen. Wenigstens fragt mich die nette Dame im Office noch, ob ich AAA-Member wäre, dann kommt das Zimmer auf $58. Herber Kurs...
Am nächsten Morgen ist meine Wut auf mich selbst jedoch verflogen. Auf geht es wieder in die Höhen der Sierra Nevda und in den Sequoia/Kings-Canyon NP.

Wer baut nur solche Strassen? Der 190 wird hier auf der 198 nochmal eins draufgesetzt. Malerischer kann eine Strasse einfach nicht durch bewaldete Berge führen, mehr Kurven und man würde im Kreis fahren. Welch ein Erlebnis. Gewaltige Bäume, Sträucher und riesige Blumen säumen den Weg und bedecken die Höhen und Tiefen der Umgebung.

Doch das waren noch nicht die wirklich großen Seqouia´s, die ersten (sicht-,realisierbaren) tauchen dann plötzlich hinter einer Kurve auf. Direkt vor einem säumen die Four Guardsmen die Strasse und ragen gewaltig in die Höhe. Die daneben fahrenden Autos wirken wie Spielzeuge, von der Shadow mal ganz zu schweigen.

Weiter geht die Fahrt zum Museum, wo einem viel über diese Bäume veranschaulicht wird. Direkt davor steht der Baum The Sentinel, und wirkt für sich gewaltig. Unmöglich, diesen Giganten aus der Nähe auf ein Foto zu bekommen.

Der geneigte Besucher wird dann jedoch darüber aufgeklärt, daß dies hier nur ein Durchschnittsbaum ist.

Schon wenig entfernt beginnt ein Rundgang, wo man dies bestätigt bekommt. Unzählige dieser Riesen ragen hier in den Himmel, als sei es das normalste der Welt.

Ich schlendere durch diesen schönen Wald, da fällt mir doch im dichten Grün einer Sumpffläche ein sich bewegendes, schwarzes Etwas auf. Das wird doch nicht... doch! Ein kleiner Bär stillt dort seinen Appetit, keine 50 Meter entfernt. Zum Glück ist er noch klein, vielleicht ein Jahr alt, und sein Speiseplan scheint nur Pflanzen und keine Urlauber zu beinhalten. Vergnügt schaue ich mir den kleinen Kerl bei seiner Mahlzeit zu, bei der er sich von mir auch in keiner Weise stören läßt.

Der Autolog, ein umgestürzter Baum, der normalerweise von Fahrzeugen befahren werden kann, ist inzwischen gesperrt. Irgendwann hat der Baum wohl unter der Last der vielen Fahrzeuge nachgegeben.

Weiter geht die Fahrt und was ist das? Was trollt da braunes durch das Unterholz? Noch ein Bär, noch kleiner, maximal in paar Wochen alt. Ist das etwa ein Grisly? Ich habe keine Ahnung, aber auch wenn es "nur" ein Braunbär ist, so ist das doch ein unerschämtes Glück. Mist, ich bin auf dem Motorrad, hoffentlich haut der nicht ab. Der denkt gar nicht daran. Nach Sekunden des Beäugens kommt der kleine Zottel zielstrebig auf mich zu. Etwa einen er einen unbeholfenen Satz nach vorn, wohl um mich zu verscheuchen. Na, da mußt du aber noch etwas wachsen kleiner Mann. Er läßt sich aber auch nicht beirren und untersucht mal die Satteltaschen der Honda. So nun nicht, da muß ich ihn dann doch mal per Hupe ein wenig verscheuchen. Der haut aber gerade mal einen guten Meter ab. Richtig Angst hat dieser ca. 1 Meter große Wurm nicht. Langsam beginne ich dann doch nachzudenken. Erstens, auch wenn der nur einen Meter misst, der hat bereits recht üppige Krallen und Zähne seit Geburt. Aber das Problem ist ein anderes... kleiner Bär = Mama Bär. Mama Bär = grosse Krallen und Zähne. Grosse Krallen und Zähne = grosses Aua. Ich denke mal, ich sollte mich mal besser vom Acker machen. Wer mal gesehen hat, was Bärenkräfte so anrichten können, wird das eventuell nachvollziehen können.

Ich erreiche den Moro Rock und geniesse nach einem knackigen Fußweg nach oben die fantastische Aussicht über die zuvor durchfahrene Landschaft.

Weiter geht es, um nun das größte lebende "Ding" der Welt zu erreichen. Der Baum General Sherman stellt dann tatsächlich alles in den Schatten. Fast 84 Meter hoch, fast 1400 Tonnen schwer (soviel wie 4 vollbeladene Jumbojets), 31 Meter Umfang, 11 Meter Durchmesser. Der dickste Ast hat einen Durchmesser von 2,1 Metern. Dabei ist er mit "nur" 2300-2700 Jahren recht jung. Viele Bäume hier sind über 3000 Jahre alt. Geht dem einen oder anderen da der Fangorn Wald durch den Kopf?


Eigentlich wollte ich hier im NP übernachten und frage im Besuchercenter nach Unterkünften und Preisen. Klar kann er mir helfen, also die hier nehmen $160 pro Nacht, die hier sind sehr teuer, aber Verpflegung sei dabei. Halt, Stop, Auszeit... Die erste Untrerkunft kostet $160 und die zweiten sind sehr teuer? Danke, jede weitere Information erübrigt sich, damit ist mein Plan Übernachtung im NP gestorben. Aber wohin? Zurück? Nä... teuer und unnötige Wege. Fresno? Boa...verdammt weit weg und ich wollte doch noch in den Kings Canyon NP. Das wird verdammt knapp. Allerdings kosten die Zimmer da um die $30 und das ist nach dem Aderlaß der letzten Übernachtung schon ein Argument. Also angerufen und reserviert. Kings Canon muß ja nicht unbedingt sein, ist hier oben eh schweinekalt und is zum Ende sind das rund 70 Meilen hin und zurück.

Als ich dann den Abzweig erreiche schelte ich mich selbst. Was soll das Gewinsel von wegen weit und kalt? Ich bin jetzt hier und hier wird sich alles angesehen. Basta! Außerdem ist der Kings Canyon der tiefste der USA, der Grand Canyon kann da nicht mithalten. Also rein ins Vergnügen. Die Strasse zu preisen wird langsam langweilig und da es bergab geht, wird es auch wieder wärmer. Vor mir öffnet sich malerisch der Canyon. Allerdings muß ich tanken, sonst fahre ich bald nirgendwo mehr hin. Ich halte so an der letzten Tanke in großem Umkreis. Öhhhmmm... Ein Schild verkündet "oldest working gasstation in the USA" und "minimum 6 Gallons". Ähmm... 6 Gallonen, da kann ich zweimal volltanken.

Es erscheint jedoch eine Frau der dieses Problem bewußt ist und ich könne trotzdem tanken. In der dazugehörigen Gasstätte fragt sie dann den anscheinenden Besitzer, der essend an der Theke sitzt, nach dem Preis für das Benzin. $6,60... für 2 Gallonen... 3,30 für eine... das nenne ich dreist. Dreist auch die 2 Gallonen, da hat man sehr großzügig aufgerundet. Niemals hat die Honda für 105 Meilen 2 Gallonen Sprit verbraten. Aber ich hätte ja nicht tanken brauchen...
Weiter durch das schöne, aber doch unscheinbare Tal. Ohne besondere Höhepunkte habe ich das Ende erreicht.


Das war jetzt nicht wirklich nötig. Na wenigstens habe ich günstig getankt... Nebenbei fällt mein Blick auf den Vorderreifen... TILT! RINGRINGRING! RED ALERT! Hallo? Wo ist mein Profil hin? Das sah vor zwei Tagen noch recht gut aus und was ist das jetzt? Oha... das wird höchste Eisenbahn für einen neuen. Wenn es regnet, dann ist mit dem Reifen kein Staat zu machen.

Fresno erreiche ich natürlich problemlos und finde schnell das gebuchte Motel. Ein schönes Zimmer und mit $31 auch zu einem vernünftigen Preis. Ich mache mich nochmals auf, um was zu essen. Fresno als schöne Stadt zu bezeichnen, wäre vermessen. Sie zeigt sich heruntergekommen, viele Obdachlose sind auf den Strassen zu sehen. Das ausgewählte Chinabufett passt sich diesem Niveau auch an, bäh... übler Fraß, zum Glück bin ich nicht mäklig, immerhin bin ich nicht mehr hungrig.
Am folgenden Morgen reserviere ich meine nächste Unterkunft, ein Hostel beim Yosemite NP. Kein Problem, zwei Nächte gebucht und los. Dabei durchquere ich nochmals Fresno am Tage. Die Stadt hat sicher mal bessere Tage gesehen, ist dann aber so Mitte der Siebziger stehengeblieben. Na für eine Übernachtung war das gut.
Ich mache mich ohne Umwege Richtung Midpines, einem kleinen Nest rund 30 Meilen vom Yosemite NP entfernt, auf. Unterwegs nur schnell einen Imbiss in Form von Fish and Chips genommen. Konnte man getrost vergessen, dafür habe ich denen alle ereitgestellten Penuts aufgefuttert, das haben die davon.
Dann erreiche ich das Hostel und bin begeistert. Klasse liegt das campartig im Wald. Die Zimmer und das Bad sind sauber, wire less access for free, da will ich sofort länger als 2 Nächte bleiben, da kann ich auch mehr im NP wandern. Bekomme aber nur die Zusage für eine weitere Nacht und soll dann nochmal nachfragen.

Gut, es ist schon nachmittags, schnell zum ersten Mal auf ins Yosemite Valley, die Wanderwege checken und Infos sammeln. Die Strasse führt dann in bekannt kurviger Art durch einen Canyon, wieder begleitet von einem wild fliessenden Fluß. Man machen diese weitgezogenen Kurven an, zügig erreiche ich den Park und besorge mir einschlägiges Material. Auch mache ich eine erste Rundfahrt durch das Tal. Von der Schönheit des Yosemite Valleys zu schwärmen wäre wie Eulen nach Athen tragen. Das Grün, die hoch aufragenden Felsen, die vielen Wasserfälle, die donnernd aus grosser Höhe ins Tal stürzen. Wenn hier keine Elfen leben, wo dann? Sollten sie hier nicht leben, dann sind sie tatsächlich nur ein Fantasieprodukt J.R.R. Tolkiens.


Leider beginnt es nun erstmals seit langem zu regnen an und ich erinnere mich mit Schaudern an mein Profil und die Tatsache, daß ich es danach nicht eben ruhig habe angehen lassen. Es regnet aber auch nicht richtig doll, was ich gar nicht mag, wenn nur so ein leichter feuchter Schmierfilm auf der Oberfläche bleibt. Zurück geht es dann tatsächlich gemach.
Das Hostel hat mich so angetan, da will ich auch das Steak aus deren offener Küche versuchen. Mit $13 ist das auch nicht teuer. Serviert wird es dann amerikauntypisch mit Reis, Sojabohnen, Zuccini und Aubergine. Leider ist auch die Größe untypisch und irgendwie hat man hier immer ein Problem mit der Zubereitung rare. Rare heisst, dünne, braune Kruste sowie kalter, roter Kern. Nicht rosa! Nicht lauwarm! Nicht medium! Ist das so schwer ein Steak blutig zuzubereiten? Leider ist auch die Aubergine nicht ganz durch und das ist wahrlich eklig. So können die anderen, durchaus leckeren Komponenten nix rausreissen. Prädikat nicht empfehlenswert, aber ich kann woanders essen gehen.
Ich schmiede Pläne. Morgen Wandern und zwar zu den Upper Yosemite Falls, das sind nur 3,4 Meilen und das Wetter präsentiert sich wenig vertrauenserweckend. Meine zweite ausgesuchte Strecke zur Spitze des wohl bekanntesten Berges der USA, dem Half Dome, ist mir da zu unsicher. Das sind knappe 9 Meilen bis nach oben, wenn da das Wetter umschlägt, das ist mir nix. Das nehme ich mir für den folgenden Tag vor. Nebenher schreibe ich ein wenig Bericht und nach einem Schluck aus meinem Cola-Glass, tropft Kondeswasser von dessen Aussenseite in meine Tastatur. Sollte einem Laptop nun nicht die Lebenslichter ausblasen. Macht es auch nicht, nur die gesamte untere Tastenleiste fällt aus, also STRG, ALT, Leer, sowie b, v und y. Och nö, oder? Doch, nix geht mehr. Schlaue Tips aus dem Netz besorgt und mit Bildschirmtastatur geht es weiter.
Um 11:00 zieht es mich dann doch ins Bett. Tür auf, Licht an, wie aus der Pistole geschossen mault mich einer der Mitbewohner an, ab 10:00 hätte das Licht auszubleiben. Wie bitte? Um 10:00, da wurde man in Las Vegas, San Diego und LA noch nicht mal wach. Von Kanab mal ganz zu schweigen. Bevor ich ihn zur Sau mache erinnere ich mich, das dies hier nicht nur ein Hostel ist, sondern auch eine internationale Jugendherberge. Zumindest habe ich ein entsprechendes Schild gesehen. Alle anderen 5 Raumbewohner liegen auch schon in der Falle. Hat der alte Sack etwa recht? Im Office kann ich nicht mehr nachfragen, da ist keiner mehr. Also lasse ich das Licht aus, kann so aber weder mein Schlafzeug noch Kulturbeutel finden. Also in Unterwäsche, ungeputzt und ohne richtige Decke ins Bett und hier wird es Nachts schwer kalt. Zum Glück bin ich keine Frostbeule... Aber mein Freund, sollte ich morgen rausfinden, das du mir Mist erzählt hast und es keine solche Regel gibt, dann kannst du dich auf wirklich unfreundliche Worte einstellen.
Am nächsten Morgen scheint Seppo schon um 4:00 aufgebrochen zu sein, jedenfalls ist um 6:00 nix mehr von ihm zu sehen. Sein Namesschildchen verrät mir jedoch, daß er noch eine weitere Nacht bleibt, also kann ich das noch nachholen.
So mache ich mich erneut auf ins Valley und nehme nach einigem sightseeing den Trail zu den Upper Falls unter die Füsse. Vorher werden noch schnell die Lower Falls mitgenommen.

Dann geht es aufwärts, leider nicht dauerhaft mit mir, es geht steil bergan. Ich laufe eigentlich lieber bergauf, aber das hier ist doch knackig. Auch mein Kniefall aus Vegas macht sich wieder bemerkbar, das kann ja heiter werden. Was stand im Wanderführer? Very strenuous, 7 Miles roundtrip, 6-8 hours. Ich gebe auf solche Aussagen immer nicht so viel, das bestimmt nur am Anfang. Dann ist das erste Donnern grosser Wassermassen zu vernehmen und nach der nächsten Kurve zeigt sich der Upper Fall und sendet viel Feuchtigkeit in die Luft.

War es das? Oh nein... jetzt geht es erst los. Der Weg führt wirklich ganz nach oben. Dazu sei bemerkt, die Yosemite Falls sind mit einer Gesamthöhe von 740 Metern die fünfthöchsten Wasserfälle der Welt und sie fallen eine an sich steile Wand herab.

Jetzt wird es richtig knackig, höher und höher windet sich der Pfad. Ich pfeife wie eine alte Dampflok. Normalerweise stürme ich bergauf, jetzt bewege ich mich in Zeitlupe vorwärts und brauche ständig Pausen. This trail makes no jokes... very strenuous means very strenuous. Witzigerweise sehe ich auf dem Weg jede Menge Leute, die im kurzen Höschen oder sogar Badelatschen versuchen, nach oben zu kommen. Leute gibt es...Endlich erreiche ich das obere Plateau, bin völlig alle. Die Aussicht ist dann natürlich klasse, 2,5 Stunden habe ich gebraucht, kam es wie 5 vor.

Kaum habe ich ein wenig die Aussicht genossen und mich ausgeruht, ziehen böse Wolken über den Bergkamm. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales, beim Half Dome, konnte ich schon vorher die dunklen Unheilskünder ausmachen.

Gut, daß ich jetzt nicht drüben bin. Aber nun bin ich hier und nun fängt es auch hier zu regnen an. Nicht schwer, aber so, daß die Feuchtigkeit zusammen mit dem blanken Fels und dem Sand eine unheilige Allianz in Form einer schmierig glitschigen Angelegenheit wird. Ich denke an die Sporthosenträger und Badelatschensupporter. Manche Leute sind eben doch ein wenig leichtsinnig. Ich war schlau, habe einen Pullover gegen die windige Kälte und eine Allwetterjacke dabei. Ich mache mich auf ins Tal, wer weiss, was kommt. Sinnigerweise kommen mir auch jetzt trotz Regen und dunkler Wolken Wanderer entgegen. Das halte ich für ziemlich dumm. Bei entsprechendem Wetter sollte man große Höhen meiden und nicht suchen. Deren Bier, ich gehe abwärts und verzichte auf einen weiteren Pfad der noch etwas höher führt. Nach selbst als ich fast unten bin, kommen mir noch Leute entgegen. Die haben echt Humor, wo wollen die jetzt bitte hin? Selbst wenn der Regen aufgehört hat, es ist bereits später Nachmittag, was meinen die, bis wohin die kommen? Ich merke auch wieder, wie sehr ich es hasse, steil bergab zu gehen. Das geht einfach nur auf die Knochen. Zum Glück macht das Knie keine Probleme mehr, das war anscheinend nur eingerostet und brauchte Bewegung. Aber ich werde wohl in den nächsten Tagen netten Muskelkater bekommen, der sich bei mir immer mit einiger Verspätung einstellt. Ob ich das morgen packe auf den Half Dome. Der Weg ist nicht very strenuous, sondern extreml