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daniel 24.09.2000

La Palma

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La Palma
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Tour-Motorrad
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La Palma

Insel der "glückseligen Biker"
Reisebericht über den Biker-Geheimtip La Palma. Hier locken bizarre Vulkanlandschaften, spektakuläre Küstenlandschaften und reizende Orte zu einem Motorradkurztrip
La Palma - Insel der Glückseligen
Dort ist kein Schnee, kein Winterorkan, kein gießender Regen,
Ewig wehen die Gesäusel des leise atmenden Westes,
Welche der Ozean sendet, die Menschen sanft zu kühlen.

(Homer - Odyssee)

Die Kanarischen Inseln, die Homer im achten vorchristlichen Jahrhundert in seiner Odysse besang, sind wohl weniger als Motorrad-Eldorado, sondern eher als beliebtes Reiseziel sonnen- und partyhungriger europäischer Touristen bekannt geworden. Im Winter tummeln sich hier Rentner, die die Inseln aufgrund ihres angenehmen Seeklimas schätzen.
Dass sie unter Motorradfahrern noch eher als Geheimtip gelten, liegt wohl nicht zuletzt an ihrer geographischen Lage. Weit draußen, vor der nord-westafrikanischen Küste, befinden sie sich ca. 39 Fährstunden von dem spanischen Hafen Cadiz entfernt mitten im Atlantik. Diese sehr lange und zudem auch teure Anfahrt schreckt wohl die meisten Biker von einem Urlaub auf den Kanaren ab. Zu der Fährfahrt gesellt sich nämlich - von Frankfurt aus gemessen - noch eine das Sitzfleisch strapazierende ca. 2.500km lange Anfahrt bis zum Fährhafen.
Gerade für diejenigen, die nur eine begrenzte Urlaubszeit zur Verfügung haben und auch den Urlaub nicht zu einem finanziellen Desaster werden lassen wollen, bietet sich in der Kombination Flugzeug/Mietmotorrad eine gute und preisgünstige Alternative zur Anreise mit dem eigenen Moped.
Als besonders reizvoll für den Biker präsentiert sich die westlichste Insel des kanarichen Archipels La Palma, die, im Vergleich zu ihren Schwestern, ein touristisches Schattendasein führt. Dass die Insel, die mit einer Grösse von 726km² und einer Nord-Süd-Erstreckung an ihrer längsten Ausdehnung gerade mal 45km erreicht, vom Massentourismus bisher verschont wurde, und sich dem Besucher eine recht ursprüngliche kanarische Landeskultur- und natur präsentiert, verdankt sie der behutsamen Fremdenverkehrspolitik, die nur eine begrenzte Anzahl an Hotels zuläßt und auch die Bebauungshöhe scharf reglementiert.
Auch die fehlenden großen Badestrände, wie sie beispielsweise auf Teneriffa und Gran Canaria zu finden sind, haben wohl dazu beigetragen, dass die Insel vorwiegend von Individual- und Aktivurlaubern frequentiert wird, die sich einer weitgehend intakten Natur erfreuen können.
Eine geringe Verkehrsdichte, abwechslungsreiche Landschaften auf engstem Raum, ein angenehmes Klima, gut asphaltierte Strassen, Off-Road-Pisten, atemberaubende Küstenstrassen, Bergstrecken und wunderschöne Routen lassen die Vulkaninsel für fast alle Motorradfahrer zu einem Erlebnis werden. Lediglich die Rennsportfraktion sollte La Palma meiden, denn mit einer Küstenlinie von lediglich 155km lädt sie eher zum gemütlichen Touren und zu Off-Road-Expiditionen denn zu High-Speed Exzessen ein. Aber auch Liebhaber von Kurven und Serpentinen kommen voll auf ihre Kosten.
Enstprechend der doch recht überschaubaren Größe der Insel bietet sich ein Aufenthalt von ca. 1-2 Wochen an. Die beste Reisezeit dehnt sich aufgrund des ausgeglichenen Seeklimas und der südlichen Lage über mehrere Monate hinweg aus. Von Mai bis Oktober werden maximal 5 Regentage pro Monat bei einer relativ konstanten Tagestemperatur von ca. 25 Grad verzeichnet. Auch wenn man einmal einen der seltenen Regentage erwischt - der Niederschlag ist in der Regel nie von langer Dauer und bald trocknet die Sonne und der Seewind wieder den Asphalt, so dass Biker sich dem ungehinderten Fahrvergnügen hingeben kann.
Ausgangspunkt für jeden Touristen ist die im Osten der Insel gelegene Haupt- und Hafenstadt Santa Cruz, die als die spanischste Stadt der Kanaren gilt. Hier landen sowohl Schiffsreisenden, als auch diejenigen, die die Anreise mit dem Flugzeug gewählt haben.
Mit ihren kleinen romantischen Gassen und zahlreichen Sehenswürdigkeiten lädt die 1493 gegründete Stadt dazu ein, 1-2 Tage zu verbringen, die Hafenatmosphäre zu genießen und kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung zu unternehmen. Als Verkehrsknotenpunkt der Insel ist sie aber auch zugleich Hauptstadt des Tourismus und entsprechend überlaufen, so dass man ein Zimmer möglichst im voraus buchen sollte.
Wesentlich ursprünglicher und auch als Ausggangspunkt für Motorradtouren strategisch günstiger erweist sich die im Westen gelegene Stadt Los Llanos, die nicht zu unrecht als heimliche Inselhauptstadt gehandelt wird. Auch wenn Touristen hier eher zur Ausnahme gehören, so empfiehlt sich für diese Stadt ebenfalls die Vorreservierung eines Zimmers, denn Hotels sind hier - zumindest an dem wunderschönen zentralen Plaza - rar gesät. Wer ohne Motorrad in Santa Cruz angekommen ist, erreicht Los Llanos recht unkompliziert mit einem der mehrmals täglich fahrenden Busse, die sich quer über die Insel durch die Bergwelt La Palmas quälen.
In Los Llanos befindet sich denn auch die deutschsprachige Auto- und Motorradvermietung Auto Soyka, deren Preise günstiger als die der internationalen Autovermietungen sind. Für den tourenhungrigen Biker hielt sie zu dem Zeitpunkt meiner Reise eine Honda Dominator 500 bereit, die sich in einem recht guten Zustand befand. Die Ausleihe gestaltete sich recht unkompliziert, Motorradhelme in sämtlichen Größen waren vorhanden und nach einem kurzen Check der Maschine sowie einem kleinen Foto-Shooting, dass spätere Unstimmigkeiten vermeiden sollte stand dem Fahrvergnügen nichts mehr im Wege.

So vielschichtig die Landesnatur La Palmas ist, so
unterschiedlich sind auch die jeweiligen Motorradrouten.
Die Caldera Taburiente
Im Norden der Insel lockt mit dem Naturschutzgebiet Caldera de Taburiente eine vorzeitliche Vulkanlandschaft. Wählt man die Westroute, so schlängelt sich die gut asphaltierte Straße in engen Serpentinen vom Küstenniveau hinauf zum Roque de los Muchachos, dem mit 2426m höchsten Gipfel der Insel. Unterwegs bieten sich dem Fahrer auf kürzester Distanz Einblicke in die verschiedenen Vegetationszonen der Insel. Die tropische Tieflandvegetation mit unzähligen Bananenplantagen wird im Verlaufe der Fahrt von Nadelwäldern abgelöst, bis man schließlich die Baumgrenze passiert und sich einer faszinierenden kargen Berglandschaft mit bizarren Felsformationen und unterschiedlichen Farbgebungen gegenübersieht. Die zahlreichen Aussichtspunkte bieten atemberaubende Blicke in die Caldera und lassen in der Ferne die kanarischen Nachbarinseln erkennen.
Auf dem Rande der Caldera angekommen, kann man getrost die Pneus ein wenig abkühlen lassen und einen der zahlreichen Treckingpfade beschreiten, die schwindelerregende Ausblicke in diesen gigantischen Krater gewähren. Außer dem Wind, der stetig über die Bergkette streicht und dem Schreien der Turmfalken wird die Stille, die über der Landschaft liegt, durch nichts unterbrochen.
Setzt man die Fahrt fort, so bieten sich zwei Wege an. Entweder man wählt den längeren Weg über die nördliche Route, die in zahlreichen Kurven entlang der Küste zur Inselhauptstadt Santa Cruz führt, oder die kürzere Inlandstraße, die zunächst noch den Kraterrand begleitet um dann urplötzlich in unzähligen Serpentinen auf kürzester Distanz auf Meeresniveau hinunterzuführen. Über die gut asphaltierte Ost-Westroute, zugleich Verkehrsader der Insel, gelangt man zum Ausgangspunkt der Tour zurück. In einem der zahlreichen und größtenteils gut geführten Restaurants von Los Llanos kann man den Tag bei einem guten kanarischen Wein und einer der Köstlichkeiten der kanarischen Küche ausklingen lassen. Dabei sollte man den nicht immer überzeugenden Fleischgerichten dem zumeist fangfrischen Fisch vorziehen. Die Auswahl ist reichhaltig: Von Seehecht (merluza) über lenguardo (Seezunge) bis hin zu Thunfischen und Krabben wird hier alles zu moderaten Preisen angeboten. Typischerweise werden zu dem Fisch Papas arragudas - einer Kreuzung zwischen Pell- und Salzkartoffeln - gereicht.
Tour in die Caldera
Ein Wanderung in den Nationalpark Caldera de Taburiente gehört wohl zu den unvergeßlichsten Erlebnissen der Insel. Hier bietet sich für den Motorradfahrer, der ein wenig Off-Road-Feeling sucht, eine Piste an, die direkt am Ortsrand von Los Llanos beginnt. Der holprige Weg führt zunächst einmal bergab zu einem Bachbett um dann ca. 15km in zum Teil recht steilen Serpentinen bergauf zu führen, bis man schließlich den 1.140m hohen Los Brecitos, dem Einstieg in die Caldera, erreicht. Die Fahrt, in derem Verlauf man sich des öfteren einer Ziegenherde gegenübersieht, dauert je nach Off-Road-Erfahrung ca. 45 - 70 Minuten und erfordert vom ungeübten Biker schon etwas fahrerisches Können. Hat man den Gipfel erreicht, so kann man das Motorrad abstellen und - je nach gusto - eine ein- bis mehrtätige Wanderung in die menschenleere Caldera starten. Entscheidet man sich für eine mehrtägige Wanderung, so muß man jedoch bei der Inselverwaltung eine Permissio abholen und für entsprechende Vorräte sorgen, denn Geschäfte wird man hier vergeblich suchen.

Lavapisten - Der Süden der Insel
Im Kontrast zum Nordteil lockt der Südteil der Insel mit jungem Vulkanismus und bietet dem Betrachter ein völlig anderes Naturerlebnis. Vorbei an ursprünglichen Orten, die einen hervorragenden Einblick in das alltägliche Leben der Palmeros gewähren, führt die Fahrt von Los Llanos in den landwirtschaftlich fruchtbaren Süden. Die Landschaft ist hier durch die noch nicht allzu lange zurückliegenden Vulkanausbrüche geprägt. Dampfende Felspalten, mondartige Landschaften mit schwarzer Asche und eine spärliche Vegetation zeugen davon, dass der Vulkanismus bei weitem noch nicht zur Ruhe gekommen ist und bieten dem Betrachter ein bizarres Bild. Der jüngste Vulkanausbruch des Teneguía, bei dem aus mehreren Krateröffnungen Ascheregen, Gesteinsbrocken und Lapillimassen herausgeschleudert wurden, liegt gerade mal 29 Jahre zurück. [img 1267]Zahlreiche Lavapisten, die dem Enduro-Fan ein besonderes Fahrerlebnis bescheren, verbinden die einzelnen Vulkane und führen direkt an die Kraterränder.
Auch hier hat die Inselverwaltung zahlreiche Treckingpfade angelegt, die von kürzeren Trips bis Ganztageswanderungen den Wanderfreunden eine große Palette an Möglichkeiten eröffnen.
Entsprechend der Vulkantätigkeit sind auch die Küstenabschnitte des südlichen Insel-Teils, die durch eine das Kap umrundende Piste verbunden sind, durch den Vulkanismus geformt. Schwarze Lavamassen wälzten sich während der Ausbrüche bis in das Meer hinein und erstarrten dort zu phantastischen Formationen. Entlang der Küste locken einsame Badebuchten zu einem Sprung ins erfischende Naß. Wen die Fahrt hungrig gemacht hat, der sollte an einer der kleinen Hütten halten, die zu günstigen Preisen fangfrischen gegrillten Fisch bereithalten. Auf einer der Klippen oder am Leuchtturm von Punta de Fuencalienta läßt sich dann der Tag bei einem der phantastischen Sonnenuntergänge abschließen.
Auch wenn die Insel sicherlich nur ein begrenztes Potential an Straßen bereithält, so locken doch zahlreiche kleinere Pisten und Straßen zu eigenen "Expeditionen" ein und bieten dem Besucher immer wieder überraschende Einblicke in die vielfältigen Landschaftsformen La Palmas. Dabei lohnt es sich für den Biker auch mal öfters das Gefährt am Straßenrand stehenzulassen und die Pneus gegen Treckingschuhe einzutauschen oder die kleinen reizenden Orte zu erkunden.
Nicht selten passiert es, dass man sich inmitten einer rauschenden "Fiesta" wiedersieht, die bis in die frühen Morgenstunden andauert.

Literaturtip:
Als Reiseführer bietet sich das sehr gut ausgearbeitete und mit zahlreichen Treckingtips versehene Buch von Rolf Goetz "La Palma" aus der Reihe Peter Meyer Reiseführer an. Neben umfangreichen Informationen für den Individualurlauber widmet er auch zahlreiche Seiten der Geschichte und der Natur der Insel. ISBN 3-922057-32-2

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