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chicago-cat 22.03.2010

Mit der Rhätischen Bahn über Albula und Bernina

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Mit der Rhätischen Bahn über Albula und Bernina

Ein Steinbock-starkes Angebot, das man nicht abschlagen kann
2010 feiert die Rhätische Bahn das 100-jährige Bestehen der Bernina-Linie. Ein Grund mehr für uns, die Pässe Albula und Bernina von einem Panorama-Wagen der Rhätischen Eisenbahn aus zu erfahren. Speziell der Albula ist einer meiner ausgesprochenen Lieblingspässe, den ich im Sommers immer wieder gerne mit dem Motorrad fahre. Nun wollte ich die beeindruckende Streckenführung mit den vielen Viadukten aus der anderen Perspektive und im Schnee kennenlernen.
Ein Angebot der Rhätischen Bahn, das man nicht abschlagen kann
Wie wirbt die Webseite der Rhätischen Bahn: Die Albula- und Bernina-Strecke der Rhätischen Bahn ist eine der spektakulärsten Alpenüberquerungen. Sie verbindet den Norden und den Süden Europas im Zickzack und ohne Zahnrad. Ein besonderer Hochgenuss ist die Panoramafahrt im Bernina Express - von Chur vorbei an Gletschern und dem höchsten Bündner Berg, hinunter zu den Palmen in Tirano. 55 Tunnels, 196 Brücken und Steigungen von bis zu 70 Promille meistert der Zug mit Leichtigkeit. Seit dem Sommer 2008 gehört die Strecke von Thusis bis Tirano zum UNESCO Welterbe.
Verdient für wahr, die Landschaft wie die Streckenführungen sind atemberaubend. Dabei kenne ich vor allem die vielen Viadukte und Tunnel des Albula. Die kleine Bergstraße von Bergün nach Preda vollführt auf dem Weg nach oben einen wahren Tanz mit der Bahntrasse, immer wieder führt die Straße unter den eleganten Bögen der Viadukte hindurch, verschlingen sich die Kehren mit der Eisenbahntrasse, erblick man eine Rampe im Berg mit einem der roten Züge, der bald darauf wieder aus einer Tunnelausfahrt gleich neben der Straße wieder zum Vorschein kommt. Was liegt näher als die Motorrad-freie Zeit zu einem Ausflug mit der Rhätischen Bahn über den Albula und Bernina zu nutzen, und sich diese beiden schönen Passstrecken in einer winterlich verzauberten Landschaft vom Panoramawagen der Rhätischen Bahn aus zu bewundern.

Das "Steinbock-starke" Angebot der Rhätischen Bahn heißt Bernina-Express, der mit schönen Panorama-Wagen in gemächlichem Tempo von Chur über Albula und Bernina bis nach Tirano in Italien fährt. Unsere Idee für eine spät-winterliche Reise war geboren, und dieses Jahr, im hundertsten Jubiläumsjahr des Bernina-Express, haben wir sie in die Tat umgesetzt.
Abfahrt in Thusis
Früh morgens fahren wir in St. Gallen per Auto los. Das Wetter sieht verheißungsvoll aus, es ist sonnig und wir freuen uns auf unsern Wochenendausflug. In Thusis parkieren wir das Auto am kleinen Bahnhof und warten auf den gebuchten Bernina-Express. Erst mal kommt der Glacier-Express eingefahren, der Schwesterzug des Bernina-Express, welcher von Zermatt durch das Wallis, durch den Furka und über den Oberalp bis nach Davos und St. Moriz fährt. Aber diese Strecke bleibt einem anderen Wochenendausflug vorbehalten. Panoramawagen Parallel zum Glacier-Express fährt unser Bernina-Express ein, ein Spiel das wir jetzt noch öfters erleben werden, da die Strecke meist einspurig ist und immer an den Bahnhöfen auf die Gegenzüge gewartet wird.

Wir steigen ein und das Erlebnis der besonderen Art beginnt.
Den Panorama-Wagen mit seinen hochgezogenen durchgehenden Panorama-Fenstern teilen wir uns mit weiteren Bahn-Liebhabern. Eine ganze Gruppe sitzt gleich hinter uns, und so haben wir Teil an den Erklärungen des Reiseleiters zu den Besonderheiten der Strecke.


Aber auch ohne eine solche Betreuung ist man gut informiert durch die hervorragend gemachte Broschüre mit den detailierten Streckenplänen und den Besonderheiten einzelner Abschnitte. Auch über Lautsprechen wird rechtzeitig und in mehreren Sprachen auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht, wie das längste Viadukt, die tiefste Schlucht und vieles mehr was von Interesse ist. Allenthalben recken sich Fotoaparate auf die schönsten Ansichten, jeder versucht die beste Perspektive zu erhaschen. Nett ist der von mit einem großen Plüsch-Steinbock verzierte Servierwagen, der dann und wann durch den Wagen kommt und für das leibliche Wohl der Fahrgäste sorgt.

Über den Albula
Die eigentliche Albula-Strecke beginnt in Thusis. Auf der Strecken nach Tiefencastel liegt schon das erste Highlight, das Solisviadukt, das 89 Meter hoch über den Fluss Albula führt, die höchste Brücke der Rhätischen Bahn überhaupt mit der größten Spannweite aller Brücken der Albula-Linie. Kurz hinter Thusis kommt schon bald ein weiterer Höhepunkt, das Landwasser-Viadukt. Es führt 136 Meter lang in einem schönen Bogen ober das Landwassertal und am Ende fährt der Zug mitten in eine senkrechte Felswand hinein.

Allmählich kommen wir höher und wir fahren ein in eine Winterlandschaft in strahlendem Weiß unter dunkelblauem Himmel.

Hinter dem verschneiten Bergün beginnt der aufregenste Teil der Strecke, die Auffahrt nach Preda. Es ist gar nicht so einfach, alles zu erfassen. Kaum erkennen wir die Felsnase mit den engen Durchlass, hinter dem wir bei den Motorrad-Touren immer pausieren, schon fahren wir in einen Tunnel um uns im Berg höher zu schrauben. Die Sequenz von Blicken in die Landschaft, Überfahren von Viadukten, Einfahren in Kehren-Tunnel oder auch Durchfahren von kürzeren Gallerien ist atemberaubend.


Mal unter uns, mal neben uns erkennen wir die kleine Bergstraße, die wir im Sommer unter die Räder nehmen. Nun ist sie ganz weiß und für den Verkehr gesperrt: Im Winter wird sie zur Schlittenbahn umgewidmet und neben dem Zug laufen große und kleine Schlittenbegeisterte. In Preda kann man die Schlitten mieten und nach 6 Kilometern Talfahrt bringt die Rhätische Bahn die Schlittler wieder nach Preda hinauf - auch eine schöne Idee für einen Winterausflug, der einem anderen Winterwochenende vorbehalten sein wird.

Hinter Bergün geht es in den langen Albula-Tunnel, der uns direkt ins Engadin bringt.
Über den Bernina
Nur kurz dauert die Fahrt durch das Engadin, was - wie wir wir lernen - "Garten des Inn" bedeutet. Ab Pontressina geht es schon wieder bergauf, der Aufstieg zum Bernina beginnt. Wir fahren entlang von Leupen, durch lichten Lerchen-Wald und kommen schließlich in die Schneewelt des Bernina mit prachtvollen Ausblicken auf die schneebedeckten Berge und ihre Gletscher. Wie eine rote Raupe fährt die Bahn durch diese Welt in Weiß.



Der Bernina ist der höchste offen befahrene Pass. Wir halten auf der Passhöhe am Ospizio Bernina auf 2253 Metern. Hier oben auf dem zugefrohrenen See fahren Snowboard-Windssurfer und setzen bunte Tupfen ins Weiß.



Dann folgt die spektakuläre Abfahrt. Anders als auf der Albula-Linie wird die Steigung nicht mit Viaduktuen und Kehrentunneln sondern mit vielen offenen in den Hang gelegten Kehren bewältigt. Der Höhenunterschied bis Tirano beträgt über 1800 Höhenmeter. Weit hinab geht der Blick ins Val Poschiavo mit dem gleichnamigen Ort.

In Poschiavo hat die Sonne schon wieder die Regentschaft angetreten, das Eis vom Lago ist fast geschmolzen, blau und funkelnd liegt er in der Sonne.

Die letzte Etappe der Abfahrt beginnt, durch Weinberge und kleine Dörfer, fast wird der Zug zur Straßenbahn, der bimmeln durch die Straßen der kleinen Dörfer fährt.
Ein letzter Höhepunkt wartet kurz vor Tirano auf uns, das Kreisviadukt von Brusio. Der Zug schraubt sich in einer kompletten Kreisline über ein Viadukt hinab, das hilft, die Steigung ohne Zahnrad zu bewältigen. Für die Zugfahr-Begeisterten eine schöne Möglichkeit für letzte Fahrbilder aus dem offenen Fenster.


Die Bahn schraubt, und schraubt, und schraubt, bis es dann doch leider zu Ende ist mit dem Kreisviadukt und kurz drauf fahren wir bimmelnd über den Kirchplatz von Tirano und in den kleinen hübschen Bahnhof ein. Wir sind angekommen.
Im beschaulichen Tirano
Tirano In Tirano gönnen wir uns erst mal ein schönes Mittagessen, beziehen unser Zimmer und machen dann einen Spaziergang durch die Stadt. Es gibt den Bahnhof, einen Hauptstraße mit schönen Bäumen, leider noch kahl, einen Platz mit einer barocken Kirche, über den immer mal wieder die Rhätische Bahn fährt.


Es ist überaus beschaulich, wir sitzen am Platz bei der Kirche und trinken einen Capuchino, knipsen ab und an die Bahn, die sich durch nettes Bimmeln ankündigt und mitten über den Platz fährt. Rundherum leuchten die schneebedeckten Berge während hier im Tal schon frühlingshafte Temperaturen herschen. Abends genießen wir ein italienisches Essen im Hotel.
Am nächsten Morgen haben wir jede Menge Muße, spazieren wieder durch den Ort, sitzen lange in der Sonne, genießen die Frühlingsgefühle bis wir um 14:00 wieder den Bernina-Express besteigen.

Und Wieder über die Pässe zurück - Die Heimfahrt
Der Weg zurück führt uns wieder über Bernina und Albula, die selbe Stecke, aber um nichts weniger spannnend. Der Zug ist leerer, ich erwische ein offenes Fenster aus dem sich prächtig fotografieren läßt. All die Höhepunke kommen nun nocheinmal vorbei, können noch einmal erlebt und gebührend bewundert werden.







Allmählich sinkt die Sonne tiefer, länger werden die Schatten, die Rückseite des Albula ist schon in stahlblaue Töne getaucht, dunkelgrau darin eingebettet die Mauern der Viadukte.


Ein letztes Mal sehen wir den Glanz der sinkenden Sonne auf den Bergspitzen, dann laufen wir auch schon in Thusis ein, nach einem wunderschönen Erlebniswochenende mit der Rhätischen Bahn.


Links
Homepage der Rhätischen Bahn: http://www.rhb.ch/

Kommentare


ABSENDEN

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gs1100
hallo Claudia
klasse Bericht und bilder
die 10 haste sicher
ggvlg uli
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chicago-cat
Hi *,
ich freue mich, dass mein Bericht ein paar Liebhaber gefunden hat. :-)
Natürlich kann man sich fragen, was ein Bericht über eine Bahnfahrt mit Motorradfahren zu tun hat. Aber wer je den Albula mit wachen Augen gefahren hat, wird wissen wie das zusammen passt.
Und wer sein Herz an - oder auch in - der Schweiz verlohren hat, wird wissen, was einem die netten roten Züge bedeuten können.
Dies gesagt freue ich mich auf die nächste Tour über den Albula mit meiner neuen R1100S :-)))
... liebe biker grüße ... claudia
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Der Kreisviadukt. Verspielt wie eine Modell-Eisenbahn. Da macht Bahnfahren noch Spaß! Nicht wie auf den neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken. Da lohnt es sich gar nicht aus dem Fenster zu gucken. Entweder geht es durch einen Tunnel oder an öden Lärmschutzwänden vorbei. 10P für die Klasse Bilder!
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Claudia,
Die Wahl deiner Worte uns teilhaben zu lassen an deinen Erlebten und bebilderten Ausflüge und Reisen haben immer etwas Illuminiertes.
Möge dein Travelbug-Virus dir noch lange erhalten bleiben, damit Wir - oder Vielmehr ich - immer wieder in den Genuss deine Berichte kommen.
Einen herzlichen Gruß
Searcher
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Claudi,
danke für den schönen Bericht und die tollen Fotos.
Ich bin vor vielen Jahren im Sommer mit dem Bernina Express gefahren und war auch total beeindruckt. Aber im Winter mit Schnee + blauem Himmel sieht es noch viel besser aus.
Natürlich volle 10 Punkte:-)
Liebe Grüsse an Euch
Andrea
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heike1303
Claudia, suuuper, ich war dieses Jahr auch schon mal am überlegen ob wir das mal in Angriff nehmen. Muss ich mir für nächstes Jahr vormerken, aber jetzt ist der Frühling ja da.
Danke für den schönen Bericht und die tollen Fotos
10 Punkte ist ja wohl klar.
LG Heike
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suzi1
Echt klasse und wirklich klasse Fotos.
Da ich auch noch ein totaler Eisenbahn-Fän bin....
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HoferB
Aber die 10 gebe ich gerne... :-)
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chicago-cat
2010 feiert die Rhätische Bahn das 100-jährige Bestehen der Bernina-Linie. Ein Grund mehr für uns, die Pässe Albula und Bernina von einem Panorama-Wagen der Rhätischen Eisenbahn aus zu erfahren. Speziell der Albula ist einer meiner ausgesprochenen Lieblingspässe, den ich im Sommers immer wieder gerne mit dem Motorrad fahre. Nun wollte ich die beeindruckende Streckenführung mit den vielen Viadukten aus der anderen Perspektive und im Schnee kennenlernen.  mehr...
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waschbaer89
ja, das war ein supi ausflug und ist nur zu empfehlen. leider kann ich nur 10 punke für den artikel geben und leider auch nur ein mal.
gruß aus SG jens
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