Oriental Rider
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Oriental Rider
Mit der Harley in die WüsteWer an die Vereinigten Arabischen Emirate denkt, dem kommt zu erst Erdöl in den Sinn. Doch die sieben Scheichtümer am Arabischen Golf haben wesentlich mehr zu bieten. Weite Wüsten, schroffe Berge und futuristische Städte. Eine Tour mit dem Motorrad durch die Emirate hat etwas von Easy Rider, nur eben orientalisch.
Die komplette Reportage mit Fotos findet ihr bei http://www.motorradkarawane.de
Endlos zieht die Karawane an uns vorbei. Langsam trottet ein Kamel nach dem anderen der Rennbahn entgegen. Jetzt in den kühlen Morgenstunden ist die beste Zeit für einige Trainingsrunden. Wir haben unsere Motorräder am Straßenrand geparkt und schauen dem Zug der Wüstenschiffe zu. Die Jockey´s, meist Kinder, wirken noch verschlafen auf dem Rücken der Tiere und auch so manches Kamel begibt sich nur widerspenstig zur morgendlichen Übungsstunde. Doch die Trainer sind unerbittlich. Kamelrennen sind in den Emiraten nicht nur ein Zeitvertreib sondern eine ernste und vor allem prestigeträchtige Sache, bei der es auch um viel Geld und vor allem Ansehen des Besitzers geht. Der Preis für ein gutes Rennkamel bewegt sich im Rahmen eines Einfamilienhauses.
Luxeriöse Festung
Schon früh sind Anke und ich an diesem Morgen Richtung Liwa Oasen aufgebrochen, um auch die kühleren Stunden des Tages zu nutzen. Drei Tage haben wir in Dubai verbracht und uns in der Metropole am Arabischen Golf umgesehen. Es liegen nur wenige Jahrzehnte zwischen einigen armseligen Hütten am Ufer des Dubai-Creek und der Skyline von heute. Die Fassaden der Hochhäuser wirken futuristisch. Allem voran der Burj Al-Arab, der sich 320 Meter hoch, wie ein riesiges aufgeblähtes Segel aus dem Golf erhebt. Der "Turm Arabiens" ist eine pure Festung des Luxus, das einzige sieben Sterne Hotel der Welt. Kein Zweifel, die Scheichs setzen nicht mehr allein auf das Erdöl. Irgendwann werden die Quellen versiegt sein und darauf wollen die Scheichs vorbereitet sein. Für Dubai hat dieses Zeitalter schon begonnen, inzwischen haben die Einnahmen aus Handel und Tourismus die Petrodollar um das Doppelte überflügelt.
Dubais zweites Gesicht sind die Souqs. Jeden Abend füllen sich die kleinen verwinkelten Gasse, in denen sich dicht gedrängt ein Geschäft nach dem anderen reiht, mit Leben. Dubai hat zum "Shopping-Festival" geladen und Menschen aus dem ganzen Orient kommen in die Stadt, um dort einzukaufen. Vor allem im Gold-Souq herrscht dann geschäftiges Treiben. Hinter den Schaufenstern ist wirklich alles aus Gold was glänzt. Mehr als 30 Tonnen des Edelmetalls werden jährlich in diesem Basar umgesetzt, ein Zehntel des Welthandels. Man kann sich leicht in den engen Gassen verlieren. Immer wieder wurden Anke und ich freundlich aufgefordert, die angebotenen Waren näher zu begutachten. Dieser Versuch ein Verkaufsgespräch zu beginnen wirkte jedoch nie aufdringlich. Doch oft mußten wir dankend ablehnen, da es sonst wohl einige Tage bräuchte durch den ganzen Basar zu schlendern. Der Gewürz-Souq hatte es uns allerdings angetan. Die Nase muss dort Schwerstarbeit leisten. Es hat den Anschein als läge der ganze Duft des Orients in der Luft.
Die Auswirkungen des Shopping-Festivals bekamen wir jedoch nicht nur in den Souqs zu spüren. Auf den verstopften Straßen war selbst mit unseren Motorrädern kein Durchkommen mehr möglich. Wir hatten keine andere Wahlund mussten uns über einige Kilometer mit der Blechkarawane mittreiben lassen. Craig, der Harley-Händler, hatte uns noch gewarnt nicht in den frühen Abendstunden in die Stadt zu fahren. Doch die breiten Highways hatten bei Anke und mir die Hoffnung genährt, doch genügend Lücken zu finden, um sich durch irgendwie durchzuschlängeln. Geschlagene zwei Stunden brauchten wir für die 20 Kilometer, bis wir endlich die V-Rod und die Dyna Lowrider vor unserem Hotel in der Innenstadt abstellen konnten.
Schmerzhaftes Peeling
Doch von all dem ist an diesem Morgen nichts mehr zu spüren, der zweispurige Highway Richtung Abu Dhabi gehört uns fast allein. Wie ein schwarzes Band zieht sich die Straße durch die Wüste. Unsere Gesichter haben wir vermummt, denn die feinen Sandkörner in der Luft stechen wie Nadeln auf der Haut. Auf die Dauer ist diese Massage ein doch schmerzhaftes Peeling. Erst in Abu Dhabi lassen wir den Sand zunächst wieder hinter uns. Die Hauptstadt der Emirate hat etwas von Manhatten. Die Straßenzüge im Zentrum sind, ganz nach amerikanischem Vorbild, quadratisch angelegt, dazwischen Wolkenkratzer, die sich bis zu 50 Stockwerke auftürmen. Die Kulisse läßt keinen Zweifel zu, in Abu Dhabi werden Politik und Geschäfte gemacht. Zwischen den Häuserzeilen grünt und blüht es, vom kargen Wüstenboden, auf dem die Hauptstadt errichtet wurde, ist nichts mehr zu sehen. Aus Tausenden von Sprinklern rieselt unablässig Wasser auf die Bepflanzung nieder. Für die Bewässerung werden keine Kosten gescheut. Grün ist eine seltene Farbe in der Wüste, darum ist sie wohl auch ein Ausdruck von Wohlstand.
Anke und ich halten uns nicht lange in der Metropole auf, uns zieht es wieder in die Wüste. Die Liwa-Oasen sind für heute unser Ziel. Der Grünstreifen liegt in mitten riesiger Sanddünen. Die Fahrt dorthin ist mit den Harleys ein wahrer Genuß, dem Petrodollar sei Dank, führt eine breite zweispurige Autobahn durch die Dünen, Easy Rider auf orientalisch. Wie eine Fata Morgana tauchen nach 250 Kilometer die ersten Palmen- und Dattelplantagen am Horizont auf.
Das Grundwasser, das in Liwa nur wenige Meter unter der Oberfläche verläuft, macht die landwirtschaftliche Nutzung möglich. Es ist schon fast ein Wunder all das Grün am Rande der Rub Al-Chali, der größten Wüste auf der arabischen Halbinsel. Über hunderte von Kilometern erstreckt sich das "Leere Viertel" Richtung Süden. Ein fast menschenleeres Gebiet, das nur von ein paar Beduinen-Stämmen bewohnt wird. Für sie ist die Wüste der "Garten Allahs, aus dem er alles Überflüssige entfernt hat, damit der Mensch das wahre Wesen der Dinge erkennen möge."
Harleys stossen an die Grenzen
Die Rub Al-Chali ist eine solche Region. Sie ist so karg, das die Menschen dieser Wüste nicht einmal einen Namen gegeben haben, sie nennen sie schlicht das "Leere Viertel". Dieses Viertel breitet sich immer weiter aus, nur mit Mühe und viel Aufwand wird der Vormarsch des Sandes in Liwa gestoppt. Hecken sollen den Vorwärtsdrang der Dünen im Zaum halten, was nicht immer gelingt. Auf den Touren durch die Liwa-Oasen müssen wir auf den gut ausgebauten Straßen immer wieder Sandverwehungen umfahren. Dann und wann sehen wir Kinder, die mit einer unerschöpflichen Begeisterung ihre Quad´s die Dünen hinauf scheuchen. Dort, wo die V-Rod und die Dyna Lowrider passen müssen, fängt für diese Bikes auf vier Rädern der Spass erst richtig an. Die Liwa Oasen erfreuen sich nicht nur wegen dem satten Grün großer Beliebtheit. Nirgendwo sonst in den Emiraten finden sich so hohe Dünen. Für junge Araber genau das Richtige, um es einmal ordentlich krachen zu lassen. Car-Bashing in den Dünen ist ein beliebter Zeitvertreib. Einen Geländewagen am Limit durch den Sand zu jagen, ist für viele jungen Leute der Gipfel der Genüsse.
Nach einer Nacht in den Dünen geht es wieder zurück an die Küste. Wieder scheint der Highway Richtung Abu Dhabi nur für uns zu sein. Mit seinen vier Spuren wirkt er schon ein wenig überdimensioniert, nicht einmal ein Dutzend Fahrzeuge begegnet uns auf dem Weg zur Hauptstadt. Der nächste Punkt unserer Reise ist Fujairah das kleine Scheichtum ganz im Osten der Emirate. Diesmal ist es nicht die Wüste die lockt, sondern die Berge. Craig, von dem wir die Maschinen übernommen haben, hatte uns diese Region wärmstens empfohlen. Wenn wir ein paar schöne Kurven fahren wollten, der Weg nach Fujairah genau die richtige Strecke. Durch das Scheichtum führen die Ausläufer des Hajar-Massivs, jener Gebirgszug der im Norden die Arabischen Halbinsel durchzieht.
Wir wühlen uns wieder durch den dichten Verkehr von Dubai und Sharjah. Nur langsam legt sich die Hektik, doch dann können wir wieder gemütlich mit unseren Harleys auf dem Highway dahin gleiten. Diesmal haben unsere Augen ein Ziel. In der Ferne erheben sich die bis zu 1.300 Meter hohen Berge des Hajar-Gebirges. Doch von den versprochenen Kurven ist noch nichts zu sehen. Das ändert sich hinter Masafi, nach dem Ort, der wegen seines Mineralwassers auf der ganzen arabischen Halbinsel bekannt ist, führt die Straße durch das Hajar-Gebirge Richtung Fujairah. Craig hat nicht übertrieben, in langen Kurven windet sich die Straße hinunter an die Küste.
Gärten statt Erdöl
Nicht nur die Berge unterscheidet Fujairah von den anderen sechs Scheichtümern der Emirate. Die geographische Lage beschert der Region einiges an Niederschlägen. Statt mit Erdöl wurde Fujairah mit fruchtbaren Böden gesegnet. So gilt dieses Scheichtum heute als der Obstgarten der Emirate. Überall auf den Plantagen und Gemüsefeldern grünt und blüht es. Fujairah City selbst ist übersichtlich. Natürlich dürfen die modernen Hochhäuser, mit den futuristischen Fassaden, nicht fehlen, doch im Vergleich mit Abu Dhabi oder Dubai fällt alles ein wenig kleiner und bescheidener aus. Man sieht der Stadt an, dass sie nicht von den Petro-Dollars profitiert.
Dafür gibt einiges aus der Vergangenheit vor Ort und in der näheren Umgebung zu sehen. Das alte Fort, in früheren Zeiten Sitz des Herrschers, wird zur Zeit aufwendig restauriert. Rund um die Festung sind noch einige Reste der alten Stadt zu sehen. Die traditionelle Bauweise aus Lehm erweist sich gerade bei Regen als nicht sehr beständig und von dem gibt es im Emirat Fujairah mehr als in den anderen Scheichtümern. Wir machen noch einige Ausflüge in die Umgebung, doch oftmals müssen wir mit unseren Harleys passen, da es an der notwendigen "Off-Road-Bereifung" mangelt. Auch die geringe Bodenfreiheit der V-Rod läßt jenseits des Asphaltes nur geringen Fahrspaß aufkommen. Die Motorräder sind für staubige Pisten auch nicht konzipiert. Auf ihnen fühlt man sich wohl, solange es weiße Streifen in der Mitte der Fahrbahn gibt.
Unser Ausflug in den Orient neigt sich dem Ende zu und es wird Zeit wieder Richtung Westküste zu fahren. Noch einmal genießen wir die kurvenreiche Fahrt durch das Hajar-Gebirge, bevor wir die Motorräder beim Harley-Davidson Importeur in Dubai abgeben. Meinen scherzhaften Vorschlag, bei unserem nächsten Besuch die V-Rod mit Stollenreifen auszurüsten kontert Craig mit einem Augenzwinkern: "We have this tyres already, but you haven´t asked for them." Am letzten Abend zieht es uns wieder in den Gewürz-Souq um uns mit einem wohlriechenden Vorrat einzudecken. Denn außer den zahlreichen neuen Eindrücken wollen wir wenigsten auch ein wenig vom Geruch des Orients mit nach Hause nehmen.
Kommentare
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Jeder fotografiert halt anders und nicht immer gefällt\'s. Sorry.
Ein schönes Wochenende
Dirk
moin!
ist das nicht ein Auszug aus Andreas´s Tourenfahrerbericht?
Gruss
Friedhelm
Hallo Andreas,
schöner bericht von dir. kannte diesen schon von der karawane her. klasse das du jetzt deine berichte auch bei biker.de veröffentlichst.
wie war es in down under? gibt es demnächst wieder diavorträge von dir und wann? sag mal bescheid.
lhg
Searcher
PS: ich dachte du hättest dich hier kviesel genannt! ;-)
Das sind aber eher ein paar Werbefotos als Urlaubsfotos.
Hi Kralli,
danke für die Points :-)
Die Bilder findest Du hier:
http://www.motorradkarawane.de/repo/repogalery.php?ber=uaehuelsi01
Herzliche Grüße
Dirk
Wer an die Vereinigten Arabischen Emirate denkt, dem kommt zu erst Erdöl in den Sinn. Doch die sieben Scheichtümer am Arabischen Golf haben wesentlich mehr zu bieten. Weite Wüsten, schroffe Berge und futuristische Städte. Eine Tour mit dem Motorrad durch die Emirate hat etwas von Easy Rider, nur eben orientalisch. mehr...
Sehr schöner Bericht, nur leider fehlen ein paar Fotos. Da ich aber selbst schon in den Emiraten war weiß ich ja wie es dort ausieht. Besonders im Gold und Gemüse, Gewürzesouk und bei den Fischhändlern. 10 Points dafür.