Sekt oder Selter?
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Bayern |
Straßenart | |
Tour-Motorrad | |
Schwierigkeit | |
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Sekt oder Selter?
Praktische FahrprüfungDa war er nun – der große Tag. Der Tag der Wahrheit. Der Tag der Entscheidung: Wird das bad-girl auf die Menscheit losgelassen oder wird sie ewig einem Dosendasein fristen müssen? Der 25.10.2005 brachte die Antwort auf diese bohrende Frage.
Da bleiben einmal alle Hütchen stehen auf dem Übungsplatz und schon ist mein Fahrlehrer doch tatsächlich der Meinung, ich könnte jetzt praktische Prüfung machen. Das war vor ca. einer Woche. Mein skeptischer Blick wurde dabei völlig ignoriert.
Aber noch lagen zwei Fahrstunden dazwischen. Eine davon war die noch ausstehende Nachtfahrt. Die gab es dann vergangenen Freitag. Für diese Jahreszeit war es abends noch richtig warm und ich fand es eigentlich sehr schön im Dunkeln durch fast leeren Straßen zu fahren. Da ist es auch nicht ganz so wild, wenn man mal falsch abbiegt und sich plötzlich in ganz ganz kleinen Nebengässchen wieder findet. ;-)
Einen Tag vor der Prüfung, am 24.10. dann die letzte Übungsstunde. Mal wieder auf direktem Weg zum Übungsplatz. Ich hatte das Gefühl, diese Fahrt war besser als alle anderen je zuvor. Ich fühlte mich nicht unsicher. Alles lief sehr gut. Auf dem Übungsplatz angekommen, gab es lediglich einen klitzekleinen Patzer beim Stop & Go. Alle Kegel blieben stehen, nichts passierte, Fahrlehrer meckerte nicht und packte nach 20 Minuten die Hütchen schon wieder ein. Was war hier los? Warum passiert nichts? Das läuft doch alles viel zu glatt. Ich fand, das war ein ganz schlechtes Zeichen. Wenn jetzt alles so glatt läuft, dann geht das morgen zur Prüfung ganz bestimmt schief. Ganz bestimmt! Wir fuhren also vom Übungsplatz herunter, weiter Richtung Stadtkern. Mir wurde immer mulmiger. Fahrlehrer gab nur noch Richtungsanweisungen und meckerte kaum noch. Was geht’n?!?! Wo blieb denn der vom Fahrlehrer immer wieder gern genommene Satz: "Ja Mädchen, was machst’ denn?!?!?" Nix! Gar nix! Für mich einfach nur die Ruhe vor dem Sturm.
Später stellten wir den Wallach an einer Erdinger Fahrschule ab, die gleichzeitig der morgige Treffpunkt war.
Es war ein furchtbarer Abend. Zu was für bescheuerten Gedanken man doch fähig ist. Wie gut, dass es in solchen Situationen gute Freunde gibt, die einen dann einfach rauszerren und mitschleppen. In diesem Fall zum Essen. Ich dachte eigentlich, ich bekomme keinen Bissen hinunter, aber das Holzfällersteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln war am Ende nur noch eine traurige kleine Fettpfütze auf meinem Teller. ;-) Nun hatte ich zumindest schon ein bisschen die Zeit totgeschlagen. Zwischenzeitlich war es 21:30 Uhr und ich beschloss früh zu Bett zu gehen, um am nächsten Tag frisch und ausgeruht zu sein. Hat bei der Theoretischen ja auch funktioniert. Aber ehe ich einschlafen konnte, sollte noch viel Zeit vergehen...
Ich nahm mir also ein gutes Buch her und las bis ca. 23:00 Uhr. Nun ist es aber allerhöchste Eisenbahn, dachte ich mir. Also: Licht aus! Ja...im Optimalfall, wären mir jetzt die Augen zugeklappt und ich hätte bis zum nächsten Morgen wunderschön geträumt. Aber das wäre ja langweilig gewesen. Um 23:45 Uhr beschloss ich, dass es ein verdammt guter Zeitpunkt für die letzte Zigarette des Tages war – um 00:45 Uhr war es dann noch mal Zeit für die letzte Zigarette des Tages. Den letzten Blick auf die Uhr warf ich gegen 01:30 Uhr. Die Zeit zwischendurch verbrachte ich damit, zu überlegen, wie das wohl aussieht, wenn bei den Grundfahraufgaben sämtliche Kegel durcheinander fliegen und was für ein Gesicht mein Fahrlehrer dann wohl machen würde.
06:20 Uhr am nächsten Morgen klingelte dann mein Wecker. Ich spürte dieses verhasste Gefühl in meiner Magengegend und den großen Drang, einfach nicht aufzustehen. Ich bin wirklich kein Prüfungstyp. Wieder flogen vor meinem geistigen Auge kleine orange Hütchen durch die Gegend. Wieder übersah ich in meinen Gedanken eine Vorfahrtsstraße und immer wieder hörte ich den Satz: "Ok, dann fahren sie mal rechts ran." Oder: "Tja, tut mir sehr leid, aber so kann ich Ihnen den Schein wirklich nicht geben." Keinen Bissen bekam ich an diesem Morgen runter, nicht mal ’nen Kaffee.
Um 08:15 Uhr sollte ich dran sein. Könnte aber auch später werden, weil vor mir noch eine andere Schülerin geprüft wird. (Zitat FL). Da der Treffpunkt sehr gut zu Fuß zu erreichen ist, lief ich um 08:00 Uhr los. Gott sei Dank sind um diese Uhrzeit schon wieder alle merkwürdigen Menschen und Schilder von der Straße verschwunden, so dass ich ungehindert zum Südtor hinauskam.
Schon von weitem sah ich den Wallach friedlich dastehen. Der Prüfer vom TÜV, ein urbayrisches Naturell, stand noch mit Kaffee und Kippchen auf dem Hof und begrüßte mich wie einen alten Bekannten.
Ich muss wohl ausgeschaut haben, wie das Kaninchen vor des Jägers Flinte, denn kurz bevor wir losfuhren meinte er: "So Mädel, jetzt machst erstmal a freindlichs G’sicht."
Und dann ging es los. Zuerst ein bisschen Stadt. Ich hörte ganz genau das Gemecker der letzten Fahrstunden: "Mädchen, du musst schauen beim Abbiegen! Warum schaust Du denn nicht?! Sie schaut nicht, sie schaut einfach nicht!"
Also schaute ich, was das Zeug hielt, verrenkte mir an jeder Ampel und an jeder Kreuzung den Hals, nach Fußgängern, Radfahrern oder sonstigen Gestalten. Nicht mal eine Ameise, die bei Rot noch schnell über die Straße flitzen will, wäre meiner Aufmerksamkeit entgangen.
Weiter ging es stadtauswärts Richtung Übungsplatz. Dort angekommen, sagte man mir, ich solle stehen bleiben, ein freundliches Gesicht machen und dann 4 Stop & Go fahren. Klappte ohne Probleme. Hat aber auch niemanden so richtig interessiert, was ich da zusammenfahre, FL stellte Hütchen auf und Prüfer zündete sich erstmal ne neue Kippe an. Dann der Slalom. Und es passierte tatsächlich: Ein Hütchen flog um, begleitet von einem freundlich gebrüllten "Sch****!" meinerseits.
Nun, ich durfte wiederholen und beim zweiten Mal klappte es super. Der Rest ging auch ohne Probleme. Also runter vom Übungsplatz Richtung Mauggen, zu meiner Fahrschule. Dort wartete bereits der nächste Prüfling. Die Strecke dorthin kenne ich ja mittlerweile auswendig, so dass sich Arme und Beine langsam entkrampften.
Der Rest war nur noch eine Formalität: Unterschrift beim Prüfer, alten Führerschein abgegeben, Glückwünsche vom Fahrlehrer, neuen Führerschein in Empfang nehmen. Und wo früher bei A und A1 nichts drinnen stand, stehen seit dem 25.10. drei kleine Sternchen...;-)
So, das war meine Prüfungsfahrt. Das Beste kam aber eigentlich auf der Rückfahrt nach Erding. Wie gesagt, gabelten wir in Mauggen den nächsten Prüfling auf und fuhren die Strecke retour. Der hatte übrigens weiße Sportschuhe an, die gerade so über den Knöchel gingen. Bemerkung des Prüfers: "Na das kann man gerade noch gelten lassen, aber die schauen wirklich schwul aus."
Ich fuhr dieses Mal im Auto mit und bemerkte jetzt, was die eigentlich die ganze Zeit tun: Die ratschten was das Zeug hielt und schauten eigentlich immer nur mit einem halben Auge, was der Prüfling da vorn so anstellt! Und dafür schlage ich mir die halbe Nacht um die Ohren??? Habe Magenschmerzen, kann nichts essen und mache mir die übelsten Gedanken??? Hätte ich das mal vorher gewusst...
Epilog
Tja, das war sie nun, meine Fahrschule. Rückblickend eine schöne Zeit, durchzogen von vielen Hochs, aber auch von ein paar Tiefpunkten. Die Zeit auf dem Pony wird unvergesslich bleiben. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber oft habe ich auch geflucht. Dabei war ich immer wieder froh, dass der Sprechfunk nur einseitig funktioniert. Ein-, zweimal flossen auch ein paar Tränchen und ich fragte mich ob der Zeitpunkt wirklich gut gewählt war oder ob Vorbereitung zur Abschlussprüfung, Projektdokumentation, theoretische und schließlich praktische Fahrprüfung nicht doch ein bisschen viel auf einmal sind. Und trotzdem gab es gerade in der Anfangszeit immer wieder wunderbare neue Eindrücke, für die es immer noch nicht die passenden Worte gibt und die ich um keinen Preis missen möchte. Es sind Eindrücke, die bekommt man nicht, wenn man nur hinterherschaut oder als Sozia fährt. Nein! Man kann es nur erfahren, wenn man selbst fährt. Es ist, als ich hätte ich wieder ein passendes Puzzleteilchen gefunden, dass mein Leben noch ein Stückchen interessanter macht.
Deshalb: Ein Ende ist auch gleichzeitig ein Anfang. Von was auch immer, das wird man sehen. Die schriftliche Prüfung rückt ja nun doch immer näher, aber ich hoffe, ich finde die eine oder andere freie Minute, um hier und da eine Probefahrt zu absolvieren, um dann in der kommenden Saison mit dem passenden Schätzchen sehr viel unterwegs zu sein.
Und noch ein Nachtrag
Hiermit bedanke ich mich bei allen, die mich in den letzten Wochen so nett unterstützt haben, sei es durch Nachrichten, Sticker, im Forum oder auch persönlich.
Weiterhin möchte ich mich bei allen entschuldigen, die ich in den letzten Tagen angeflunkert habe. Lediglich drei Menschen wussten von der Prüfung, allen anderen habe ich erzählt, ich hätte noch keinen festen Termin. Ich bin in solchen Sachen ein wenig abergläubisch. Man möge es mir nachsehen. ;-)
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weisst was ich mich frage????
warum du so tolle berichte schreiben kannst... es aber nicht fertig bringst ein bissel dokumentation zu schreiben.. *fg* also los... ran an den speck... brauchst ja nur noch 13,5 seiten.. *lach*
grüssle
ps. 10 points... ganz klar... *fg*