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Gelöschter Benutzer 23.07.2003

Warum ist es am Rhein...

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Rheinland-Pfalz
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
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Warum ist es am Rhein...

Teil zwei mit 48 Bildern
In Teil 1 war ein großes Ohr, zwei Brüder, die sich gegenseitig erschossen, ein Mädchen, welches die Schiffer irritierte, und ein Marschall der trockenen Fußes über den Rhein marschierte. Nun kommt: Der Akkumörder, Eine riesige Burg, noch mehr Burg, ein echter Raddampfer und ganz viel "Gegend".
Nächster Tag. Kaum 50 m vom Zelt fahren die Frachtschiffe vorbei. Auch nachts, besonders aber nach dem hell werden. Da die gegen die starke Strömung fahren müssen, mit hoher Maschinenleistung. Das macht Krach! Fast wie eine Harley (Verzeihung, Harley-Fans. Dort heißt es "Sound"). So bin ich morgens um 6 Uhr schon putzmunter. Von den Schiffen aufgeweckt. Kann sowieso nicht lange schlafen.

Schon wieder war der Akku der Digicam leer. Nach ca. 50 Aufnahmen. Jetzt den Reserve-Akku einsetzen. Auf den Speicherchip passen doch 200 Bilder! Also, aufladen. Nur wie? Das Ladegerät liegt zu Hause. Warum haben die Russen den Krieg nicht verloren? Weil sie Weltmeister im Improvisieren sind! Also, mal russisch denken. Ladekabel für das Handy habe ich dabei. Meine Transalp hat auch eine Bord-Steckdose. Das Ladekabel begrenzt den Strom auf etwa 400 mA. In meinem Pannenwerkzeug ist immer ein Stück Draht und eine Rolle Klebeband. Der Draht ist zu dick für den winzigen Handy-Stecker. Aber eine Sicherheitsnadel, die paßt rein. Nur, wo ist Plus, wo Minus? Das Meßgerät liegt auch zu Hause. Nun habe ich in der Schule, zumindestens bei den naturwissenschaftlichen Fächern aufgepaßt. Strom zersetzt das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff (Elektrolyse). Es entsteht doppelt so viel Wasserstoff wie Sauerstoff. Der Sauerstoff wird sofort im Wasser gelöst, der Wasserstoff nicht. Wenn man die beiden Drähte ins Wasser hält, dann bedeckt sich einer bald mit Gasblasen, die dann sprudelnd aufsteigen. Der andere Draht nur geringfügig oder gar nicht. Der Draht mit den meisten Gasblasen, das ist der Minuspol! Problem theoretisch gelöst, bleibt noch die praktische Ausführung. Einen Halter für die beiden Mignon-Zellen basteln. Nun habe ich immer, bei solchen Camping-Touren ein Brettchen dabei. Damit die Seitenstütze nicht im Matsch versinken kann. Stück von einer Diele. In der Nut können die beiden Batteriezellen halbwegs sicher liegen. Die Drähte richtig hingebogen, einen konnte ich mit dem Schraubzwingen-Foto-Stativ fixieren, den anderen mit einer Nähnadel. Eine sehr wackelige Konstruktion, aber es hat ja keiner dran gewackelt. Es funktionierte! Nach ein paar Stunden wurden die Batteriezellen handwarm, also genug Saft drin. Strom für die nächsten 50 Bilder.

So ein Ladegerät für unterwegs werde ich mir bei der nächsten Regenperiode mal in´s Reine bauen.


Leider gibt es die Brötchen erst um 8 Uhr. Schnell frisch machen, ach was ist der Waschraum schön leer (!), und auf zur Frühwanderung. Gut gegen meinen Bierbauch. Da gibt es einen unscheinbaren Pfad herauf nach Urbar. Zum Loreleyblick. An einem kleinen Wasserfall vorbei.


Pech, durch die ungünstigen Lichtverhältnisse etwas unscharf geraten. Ich mache vieles ganz anders als andere. Winterfahrten, Frühwanderungen, Blümchen, zelten...



Endlich sind die Brötchen da. Nach diesem Morgenspaziergang (200 Höhenmeter) habe ich auch den richtigen Appetit. Die ersten Hotelschiffe kommen vorbei. Dort wird auch schon gefrühstückt.



Der Morgendunst hat sich verzogen. Der Tag ist noch jung. Burg Rheinfels wollte ich schon immer mal besichtigen. Eintritt: Stolze 4.00 €. Aber die beiden Rundgänge lohnen sich und dauern mindestens eine Stunde. Den Helm und die Jacke konnte ich im Kassenhäuschen aufbewahren. Damit sich niemand in den Kasematten verläuft, bekommt jeder Besucher so eine Art Landkarte in die Hand gedrückt.

Nun mal ein paar Impressionen von dieser Burganlage.










Noch etwas zur Geschichte. Burg Rheinfels ist die umfangreichste Burgruine am Rhein. Graf Dieter von Katzenelnbogen gründete die Burg 1245 zum Schutze des Rheinzolles. (Arme Schiffer. Alle paar Kilometer hielt ein Fürst die Hand auf!) Im 16. und 17. Jahrhundert bauten die Landgrafen von Hessen sie zum Wohnsitz und zur Festung aus. 1692 widerstand Rheinfels als einzige linksrheinische Festung den Truppen Ludwigs XIV. 1794 mußte sie jedoch den französischen Truppen überlassen werden. Die Franzmänner sprengten gemeinerweise 1796 die Außenwerke und den Bergfried. (Na wartet! Bald kommt die französische Revolution, dann Napoleon, dann Blücher!)
Falls dies ein paar Franzosen lesen: Nicht böse sein, ist Geschichte, Vergangenheit, Ex-vorbei!
So, genug Burg, der Fahrtwind fehlt. Transalp go! Nächster Aussichtspunk: Der Pilz bei Werlau. Hoch über dem Rheintal. Oweia, schon wieder Anlieger und Landwirtschaft...


Weiter die Höhenstraßen über Rheinbay nach Bad Salzig. Muß ich es noch extra erwähnen? Herrlich kurvig, wenig Autos, schöne Aussichtspunkte.


Diese Blumen heißen Wegwarte. Weil sie am Wege auf den Mähbalken warten. Der Mäher köpft alle Pflanzen. Danach haben alle wieder die selbe Chance. Der Wegrand wird von den verschiedensten Pflanzen besiedelt. Ohne diese verkehrstechnisch notwendige Pflegemaßnahme würden sich die vitalsten Pflanzen durchsetzen und alle anderen verdrängen. Es wäre dann weniger bunt. Je schlechter die Bedingungen, desto bunter die Blumen. (Grufti: Kein Bericht ohne Blümchen!)

Dies ist die Vorzeige-Burg am Rhein. Sie wurde nie zerstört. um 1200 erbaut, mit mehrfach gestaffelten Zwingermauern, immer wieder dem Stand der Wehrtechnik angepaßt. Lag nicht auf der französischen Rheinseite. Drum ist sie wohl auch heile geblieben. Ist unbedingt eine Besichtigung wert, ich war schon mal da, aber aus Zeitgründen diesmal nicht. Es sind dort zu besichtigen: Reitertreppe, Webstube, Rüstkammer, Kräutergarten, Folterkammer, Weinkeller, Schmiede... usw.

Da führte doch bei Spay ein kleine, vielversprechende Straße ab in die Berge. Zum Jakobsberg. Da ging es nur noch zu einem Golfplatz, aber nicht mehr weiter. 5 Km hin und wieder zurück. Konnten die verantwortlichen Fuzzis nicht ein "Sackgasse" Schild aufstellen? Die sind doch sonst nicht so sparsam mit Schildern. Ach ja, ich erwähnte es schon mal, immer die Dümmsten müssen die Schilder aufstellen... Weiter ging´s. Bei Rhens den Rhein verlassen, ein kurzes Stück auf die Hunsrück-Höhenstraße und bei Koblenz über die Brücke auf die andere Rheinseite. Es wird warm, der Fahrtwind tut gut!

Die Schnellstraße B42 Rheinaufwärts ist langweilig. Lärmschutzwände, keine Sicht auf den Rhein. Also den Abzweig nach Burg Lahneck. Von dort sieht man auf der anderen Rheinseite Schloß Stolzenfels. Ganz prächtig anzusehen. Da ich nun schon mal auf der Höhe war, weiter die Höhenstraße. Dann wieder ins Tal hinunter nach Braubach. Kurz vor Braubach ist ein ehemaliges Zink-Bergwerk. Da sieht man nur noch die Abraumhalden. Da ich nicht auf der Rheinuferstraße im Touristenstrom mitschwimmen wollte, wieder hinauf auf die Höhe. Ein Wegweiser "Hinterwald" sah sehr vielversprechend aus. Gut ich wurde nicht enttäuscht, eine Straße genau nach meinem Geschmack. Über kleine Straßen kam ich bei Wellmich wieder an den Rhein. Diese Straßen im Hinterland kann ich nur empfehlen. Allerdings muß man dort schon mal auf die Karte gucken...

So, nun war ich doch wieder auf der B42. Der Verkehr ist erträglich, es wurde Abend.

In St.Goarshausen zweigt eine Straße zum Loreleyfelsen ab. Der Aussichtspunkt "Loreley" dürfte bekannt sein, ich kenn´ einen besseren. Links ab nach Patersberg. Dort, einfach zu finden, der "Dreiburgenblick". Von dort sieht man: Burg Rheinfels, Burg Maus, Burg Katz. Und die Loreley.



Ein Stück landeinwärts gefahren. Wegen der schönen Kurven. Reitzenhain, Bornich, Kaub. In Kaub geht eine winzige Straße wieder in´s Hinterland. Ohne Wegweiser. Wer sie finden will: Kaub, Unterführung unter dem Bahndamm hindurch zur Altstadt. Weiter Rheinaufwärts, bis zum geht nicht mehr. Dann, wenn die Steigung extrem wird, ist man genau richtig. Da geht ein Waldstraße, ganz legal befahrbar, nach Sauerthal. Bei Ranselberg trifft man dann auf das Wispertal und bei Lorch wieder an den Rhein.




Nun den Rhein wieder abwärts. Zurück zum Campingplatz. Auf dem Wege liegt Bacharach. die Altstadt ist sehenswert. Postkartenansicht.



Zurück nach St.Goar. Hunger! Aber dort gibt es genügend Futterstellen. Gar nicht mal so teuer. Empfohlen sei "Hotel-Restaurant Keutmann", am südlichen Ortsende von St.Goar. Schöne Terasse mit Blick auf die Loreley. Kommen abends die Schiffe vorbei: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten..." In deutsch, englisch und japanisch! Richtig romantisch, so ein Abendessen mit anschließendem Schlummertrunk. Und mein Zelt war gleich nebenan.

Nun muß noch einige Bilder nachreichen. Hier der letzte Schaufelrad-Dampfer auf dem Rhein. Der hat noch eine echte Kolbendampfmaschine an Bord. Leistung immerhin stolze 700 PS. Der Kessel wird mit Heizöl befeuert, daher keine Rauchwolke.

Der Dampfer kam kurz vor meinem Schlummertrunk. Ich kam gerade noch so zurecht, die Camera klar zu machen. So eine Digi hat 10 Sekunden Bedenkzeit. Schnappschnüsse fast unmöglich.

Dritter Tag. Heimfahrt.

Hier, bei Oberwesel verfolgt ein Polizeiboot einen Verkehrssünder. Polizei gibt es auch auf dem Rhein. Der Polizist ist bei voller Fahrt auf das Schiff übergestiegen. Sportliche Leistung. Nicht erlogen, habe ich gesehen.

Auf der Heimfahrt, Zelt wieder abgebaut und verstaut, kam ich in Holzhausen im Westerwald vorbei. Dort hat man dem Erfinder des Viertaktverfahres, Nikolaus Otto, ein Denkmal gesetzt. Holzhausen war sein Geburtsort. Gaskraftmaschinen gab es schon viel früher. Aber, die entscheidende Verbesserung war der Kompressionshub. Von dieser Erfindung profitieren wir noch heute. Kein Motorrad ohne Otto-Motor!


So, von der Rückfahrt ist weiter nichts aufregendes mehr zu berichten. Über meist kleine Straßen, durch den Westerwald, Rheinfähre Linz-Kripp und auch ein Stück Autobahn ging es nach Hause. Ich hätte die Fahrt gerne noch etwas ausgedehnt, aber ich darf meine alte Mutter nicht so lange alleine lassen.

Resüme: Zum romantischen Rhein fahren lohnt sich immer. Wer Geselligkeit, Weinseligkeit und "Remmidemmi" sucht, dort findet er`s. Wer es lieber etwas ruhiger haben möchte, dort ist er auch richtig. Die beiden Uferstraßen B9 und B42 sind stark befahren. Dort konzentriert sich der touristische Trubel. Fahrerisch viel schöner sind die Höhenstraßen. Vor allem wenig befahren! So bietet der Rhein für jeden etwas. Ich war bestimmt nicht zum letzten Male dort!
Peter

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Peter,
schöner Bericht von dir. Hast dir viel Mühe mit den guten Bildern gemacht. Prima und mach weiter so, denn alle haben was von deinen Ausführungen.
Gruss Rudi45
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bandit013
Klasse !!
Supergut , die Fotos und auch der Bericht , liest sich wie ein Roman *gg*
Da kann man mal wieder shen , wie wenig man doch kennt , obwohl man in der Nähe dieser Region wohnt...
Gruss ...Bandit013
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heike1303
Hallo Peter
Toll, super, klasse. Deine Berichte faszinieren mich immer wieder. Klasse zu lesen, viel Infos drin und tolle Fotos.
Ich freu mich schon das ich noch viele Berichte zu lesen habe, denn durch den Urlaub hat sich da ja was angehäuft.
Das mit der vollen Punktzahl muss ich ja nicht mehr erwähnen.
Einen herzlichen Gruss
Heike
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Akku-Ladung. Vorsicht mit solchen Einfach-Ladegeräten. Heißen nicht umsonst \"Akkutöter\". Es ist keinerlei Elektronik drin, die erkennt, daß der Akku voll ist. Die laden lustig weiter, bis der Akku \"dicke Backen\" bekommt, ausläuft, oder im schlimmsten Falle explodiert. Da muß man so jede halbe Stunde mal die Temperatur kontrollieren. Wenn die Dinger warm werden, sofort abbrechen. Sonst: \"Peng!\".
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Esme II! Antwort auf die dringenden Fragen.
a) Nein, ich war nur im technischen Bereich.
b) Landwirt. Bei niedriger Drehzahl hört sich die Transalp an wie ein Trecker.
c) Nein, auch bei Sträflingen gilt nun das Tierschutzgesetz.
d) Auch der Wankel arbeitet nach dem Viertaktverfahren (Kompressionshub). Es gab mal eine Hercules Wankel (\"Rasender Staubsauger\"). Und Suzuki hat auch mal so ein Triebwerk in einem Motorrad eingebaut. Konnten sich aber, wegen der Störanfälligkeit nicht durchsetzen.
e) Ging nicht. Miezen laufen weg, Blümchen nicht.
So, alle Fragen beantwortet? Vervollständige mal Dein Profil, ich weiß ja, daß du Tanja heißt, aber ich darf das noch nicht verraten!
Gruß: Der gruftige Peter
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ms3
Hi Mac Peter! ~fg~
wieder ein toller Bericht mit superschönen Fotos!
Wie immer volle punktzahl, keine Frage.
Die Notwendigkeit eines Akkuladegerätes haben wir in Schottland auch erkannt. Ich habe meine bessere hälfte schon genötigt, einen Stecker/Adapter an die CB zu basteln.
dann kann carlos auch wieder fotos von Heiteck machen!
;o) Marion
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Esme_II
*rofl* Hut ab Vatta! Haste wirklich sauber gemacht *fg* Besonders hübsch finde ich das große Ohr (ey, will auch sehen! sachma dem Kollegen, dass wir da nochmal hin müssen) und dat Ladegerät!
Was mich nun brennend interessiert:
a) Hast Du Alliens höhren können? *ffg*
b) Warst Du Land-/ Forstwirt oder Anlieger?
c) Werden bei etwaigen Kranbesichtigungen demnächst die Motoren laufen? (wegen besserer Fluchtmöglichkeit...)
d) Gab es nicht auch n Mopped mit nem Wankelmotor? (dunkle Erinnerungen mischen sich mit meinem rudimentären Halbwissen) *denkdenk*
e) Kein einziges Foto vonner Mieze? Hast Du keine gesehen oder wat?
Mit vorzüglicher Hochachtung
die mit der dem Vatta abgelaberten Transalptraum...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ne, ne, keine Bange... *ggg*
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volla2takterin
so lange ich nicht Deins halten muß, fg
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Boahhhh Peter,
das ist dann aber eine Menge Arbeit um die Fotos so gut hin zu bekommen! \"HUT AB\"!!!
Liebe Grüße vom
hexenweibi
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