Wo die Rur entspringt
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Eifel |
Straßenart | |
Tour-Motorrad | |
Schwierigkeit | |
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Wo die Rur entspringt
Kein Druckfehler, ohne "h"Die Rur entspringt am höchsten Berg Belgiens, dem Botrange. Nicht nur für Wanderer, auch für Motorradler bietet diese Gegend einiges. Diese Fahrt habe ich am Vatertag, dem 5. Mai 2005 (Schnapszahl 05.05.05) gemacht.
Zwischen Eupen-Malmedy-Monschau befindet sich eine der größten zusammenhängenden Naturlandschaften Mitteleuropas. Das Hohe Venn. Es ist ein Hochmoor. Die Ardennen sind dort fast 700m hoch. Die bilden das erste Hindernis für die meist aus Südwesten heranziehenden Atlantischen Wolken. Folge: es regnet dort recht viel, so hat sich im Laufe der Jahrtausende ein Moor gebildet.Nicht jeder Weg ist zugänglich. Manche werden zeitweise gesperrt, damit die dort lebenden Wildhühner (Auerhuhn, Birkhuhn) in Ruhe ihre Küken aufziehen können.Diese karge Landschaft erschließt sich einem erst beim zweiten Blick. Naturfreunden und Wanderern seien Gummistiefel und Regenschutz empfohlen. Wasser ist das alles beherrschende Element dieser Landschaft. Mal von oben, mal von unten.Die Rurquelle ist nicht genau zu lokalisieren. Es fließen mehrere Moorbäche zusammen und bilden die Rur. Die drei Hauptbäche sind: Roer, Petit Roer und Schwarzbach. Das eigentliche Quellgebiet ist auch nicht zugänglich, darf nur mit Führer betreten werden. Da kennen die Belgier keinen Spaß, eines der letzten Hochmoore in Mitteleuropa soll unbedingt erhalten werden! Die Roer, auch Weiße Rur genannt führt kalhaltiges, gutes Trinkwasser. Der Schwarzbach, auch Schwarze Rur genannt, führt Moorwasser. Als Trinkwasser ungeeignet, aber ideal für die im Rurtal früher zahlreich vorhandene Textilindustrie. Wegen der Wassernutzung soll es sogar einen Kleinkrieg gegeben haben! Da haben die Sourbrodter den Nachbarn das gute (Textil)-Moorwasser abgegraben. Jedenfalls, kurz vor Kalterherberg fließen alle Bäche zusammen und heißen dann Rur.
Auf den ersten paar Kilometern verliert die junge Rur gut die Hälfte ihres Gefälles. Nun fließt sie durch lieblichere Talauen Richtung Monschau. Dort wachsen wilde Narzissen und noch andere Botanische Raritäten.Vor lauter Natur kam die Fahrerei zu kurz. Also, auf der Landkarte Kalterherberg suchen. An der (D)-(B) Grenze. Dann Richtung Sourbroudt. Von Sourbrodt weiter Richtung Eupen. Dann kommt man am Botrange, am Mont Rigi und an Baraque Michel vorbei. Baraque Michel ist ein guter Ausgangspunkt für Venn-Wanderungen. Außerdem ein recht gutes Restaurant. Keine Angst, die ersten Kilometer durch das Moor gehen auch noch in Motorradklamotten, dank des lebhaften Vennwindes und der Wasserkühlung von oben! Ab Eupen geht eine Waldstraße Richtung Monschau. Dem Lauf der Rur kann man nicht folgen, alles Naturschutzgebiet. So sehe ich die Rur erst bei Monschau wieder. Bevor nun das Obere Rurtal kommt, noch etwas einschieben. Eifel und Ardennen waren schon immer Kriegs-Aufmarschgebiet. So gab es dort den Westwall. Ein Panzer-Hindernis von Holland bis weit nach Luxemburg. Dieses gewaltige Bauwerk konnte aber nicht den Krieg entscheiden. Die Amis haben bei ihrem Vormarsch nach Osten drüber gelacht und Spottlieder gesungen:"We´r hanging our washing on the Siegfried-Line". Jedenfalls, die haben diese Panzermauer mit Leichtigkeit überwunden. Die eigentlichen Probleme begannen erst im Hürtgenwald. Da hat sich die Reichswehr mit Minensperren und vielen Bunkerstellungen verzweifelt gewehrt. Aber das ist nun ein anderes düsteres Kapitel.Heute ist der Westwall ein Kleinbiotop. Diese Betonzähne zu beseitigen ist zu teuer. Die Landwirtschaft mit ihren Giften und Düngern kann diesen Streifen auch nicht nutzen. Nun darf dort wachsen und rumkreuchen was will. So findet man in diesen künstlichen Felsen Kröten, Kreuzottern und andere selten gewordene Kriechtiere. Die Überreste des Westwalles sieht man überall im Grenzgebiet, wenn man aufmerksam schaut.Promille-Test am Vatertag. Ehrlich, ich hatte 0,0 . Dies sind die Gleise der nun stillgelegten Vennbahn bei Kalterherberg-Küchelscheid. Die wurde privat als Museumsbahn weiterbetrieben. Die wollte der Verein sogar wieder im Liniendienst befahren. Nur leider hatte die Regierung in Eupen anders entschieden. Und ohne Zuschüsse - Pleite. Schade drum.So, Monschau erreicht, Problem: wo parken. Für ein Moto findet sich doch immer noch eine Lücke. Ich habe am Au-Kloster meinen Parkplatz gefunden. Nahe genug an der Innenstadt.Erstmal eine kleine Stadtwanderung. Die Stadt ist klein, Motorradklamotten können an bleiben.Marktplatz in Monschau. Dort tobt das Leben! Das Städtchen Monschau ist im 19. Jahrhundert durch die aufstrebende Textilindustrie zu Reichtum gekommen. Dank des guten Rurwassers. Wasserkraft und Brennstoff (Holz) war auch im Übermaße vorhanden. Das beste Zeugnis dieses Frühkapitalismus ist das Rote Haus in Monschau. Diesen Palast hat sich ein reicher Tuchmacher dorthin gestellt. Es beherbergt nun ein Museum.Weiter ging die Fahrt. Dem Tal der Rur kann ich nicht folgen, erstmal den Berg herauf nach Simmerath, dann bei Hammer treffe ich wieder auf das Rurtal. Die Straße ist spitzenmäßig (wenn nicht zu viele Mercedesse drauf). Im Tal macht die Rur ganz tolle Kurven, die Straße auch. Da habe ich aber nur ein Foto, ich war mehr mit Fahren als mit Fotografieren beschäftigt.Das Monschauer Land wird auch "Heckenland" genannt. Um sich vor dem oft recht strengen Wind zu schützen, haben die Eifler hohe Hecken vor den Häusern wachsen lassen. Das sind Buchen-Bäume, kunstvoll verfilzt und zurechtgestutzt. Diese Vennhecken sind haushoch und stehen immer in Südwest-Richtung vor den zu schützenden Häusern. Diese landschaftstypischen Vennhecken dürfen nicht mehr so einfach gerodet werden. Auch wenn sie für den Eigentümer unbequem sind. Das Landschaftsbild soll erhalten bleiben.Hecken werden auch als Feldeinfriedung benutzt. Das ist billiger und ökologisch besser als Stacheldraht. Es waren früher Schwarzdornhecken, nun meistens Buchen. Diese Gehölze schmecken den Kühen nicht, drum können die sich auch auswachsen und verfilzen. Auffällig sind die vielen Durchwachser in der Feldhecke. Das ist beabsichtigt, bilden diese Krüppelbäume doch einen Windschutz und bremsen die Wind-Erosion. Man kennt solche Hecken auch in Ostfriesland. Dort heißen sie "Knick".Es wird langsam Abend. Die Rur von der Quelle bis zur Mündung in die Maas bei Roermond habe ich nicht geschafft. Ist halt noch ein Thema für einen weiteren Tourenbericht. Weiter ging die Fahrt entlang der Rur. Dort ist eine der größten Talsperren Deutschlands. Der Obersee der Rur dient der Trinkwasserversorgung. Die Schiffe, die dort fahren haben Elektro-Antrieb und keine Toilette an Bord. Der Untersee wird weiterhin von den Wassersportlern genutzt und ist hauptsächlich Hochwasserschutz. Die Rur hat durch ihre unregelmäßige Wasserführung in der Vergangenheit für viel Verdruß gesorgt. Im Sommer kaum Wasser genug um die Mühlen zu betreiben, und im Frühjahr ist alles weggeschwommen! Nun reguliert die große Rur-Talsperre den Wasserfluß. Rund um den Rursee gibt es wunderschöne Motorradstraßen. Aber Vorsicht! Dort lauert an schönen Tagen auch die Polizei.Zurück Richtung Heimat. die Rapsfelder leuchten (und duften! Schlecht für Allergiker).Wieder so viele Bilder. Da ärgern sich die Leute, die kein DSL haben, gibt lange Ladezeiten. Aber ein Bericht ohne Bilder ist doch nur halb so viel? Wie dem auch sei, ich wünsche viel Spaß, vielleicht verschlägt es den Einen oder Anderen mal in dieses interessante Grenzgebiet. Fahrt weiterhin knitterfrei!
Peter :-)
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Kann nur zu stimmen.Ich habe vor ca.13 Jahre mal in der Nähe der Rur,vielmehr des Obersees gewohnt.Mein Feierabendsründchen mit der Enduro damals,ging sehr oft an der Oberen Rur entlang.Manchmal hat es mich zum Bikertreff am Überlauf(Obersee in den Rursee)nach Rurberg verlagen.Bikergrüsse John
Das ist ein gaaaaaaaaaanz toller Bericht !
Gruß, Iris
Sehr schöner Bericht - 10P.
Sehr gut !
Schaue fast nur noch hier rein, um zu sehen, ob es neue Berichte von Dir gibt.
Mai ist m.E. die schönste Zeit in der Eifel, wenn die Hänge und Felder voller gelbem Löwenzahn, Raps und Ginster stehen.
Freue mich schon auf baldige Eifel-Touren, da die Knochen nun wieder heile sind.
Gruß,
Uli
Sehr schöner Artikel, guter Fotoblick!
Wunderbar die wilden Blumen.... :)
Ich weiss nit, wie Du dat immer hin krieg´st :o)
Auch von mir zwei Hände voll *g*
Leeve Jerüsse
Jüpp
Eine sehr schöne und informative Tourenbeschreibung. Motorrad (Zeitung) hätte es nicht besser machen können. Weiter so!
Gruß
Heiko
phantastischer bericht, hervorragend recherchiert, wunderschöne bilder! 10 punkte peter! LG aus der rureifel
Wirklich toller Bericht.
hat einfach Spaß gemahct, ihn zu lesen...
10Punkte
@Jojo Nee, muß ich noch mal hinfahren.