Zwei Wochen mit unseren Mopeds durch Okzitanien
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Südfrankreich |
Straßenart | |
Tour-Motorrad | |
Schwierigkeit | |
Schlagworte |
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Zwei Wochen mit unseren Mopeds durch Okzitanien
Languedoc-Roussillon und Pyrenäen im März 2003Zusammen mit Heidi (Biky1957) und ihrer VFR800, und Tomas mit seiner Fazer fuhr ich (Schlunz0811) mit meiner R80GS-Gummikuh Mitte März 2003 für 2 Wochen ins Languedoc, Südfrankreich.Hier ist der Bericht, der seinerzeit durch den Servercrash bei Webpool ins Nirvana geschickt wurde.
In einem kleinen Ort namens Montolieu fanden wir über Gites de France ein kleines Ferienhäuschen. Heidi und Tomas, beide aus der Nähe von Berlin kommen, kamen am 9. März per VW-Bus mit Trailer zu mir, frühmorgens um 6h luden wir mein Moped auf den Trailer und es ging los über die A5 bis nach Mulhouse, über Besancon, Lyon bis nach Carcassonne, wo wir dann abends im Dunklen eintrafen. Der Weg nach Montolieu zog sich wie Kaugummi, nach einigem Herumtelefonieren und Warten konnten wir dann total übermüdet unser Domizil für die nächsten beiden Wochen betreten. Typisch französische Ferienwohnungseinrichtung, saugemütlich.
Erster Tag
Erkundungstour in die nähere Umgebung, ohne Heidi und Tomas, die noch platt waren von der Anreise amVortag. Im Nachbarort SAISSAC liegt abseits die halbverfallene Burg der Grafen von Saissac aus dem 14. Jahrhundert. Saissac ist ein kleines verschlafenes Örtchen, wo nicht grad viel los ist, aber trotzdem sehr malerisch. Unser Urlaubsdomizil MONTOLIEU heißt auch „village des livres et des art graphiques“, was heißen soll, Stadt der Bücher und der Grafikkunst. Daß es die Stadt der Bücher ist, sieht man auf anhieb, mindestens 30 Buchantiquariate gibt es dort, jedes hat sich auf besondere Themen spezialisiert. Uns hat’s in dem verschlafenen Örtchen gut gefallen.
Zweiter Tag
Kurzabstecher nach Carcassonne, der Hauptstadt dieser Region. Über Limoux, Bram, zur Abbaye de Villelongue, über kleine einspurige gut zu fahrende Sträßchen, wieder zurück nach Montolieu
Dritter Tag
Tour in die „Montagne noire“, die schwarzen Berge. Sie gehören übrigens zum „Massif Central“. Über Hautpoul, Pradelles Cabardès, ging es durch die Schlucht „Gorges de la Clamoux“ und über Villeneuve Minervois zurück ins warme Haus. Man merkte, dass noch kein Sommer war. Jeden Abend brannte der Kamin, Tomas rannte nach jeder Tour gleich hoch auf sein Zimmer, überspielte die frisch geschossenen Fotos von seiner Digicam in seinen Laptop, während Heidi und ich uns ums Kulinarische kümmerten. Nach dem gemeinsamen Abendessen saßen wir dann gemütlich vorm Kamin und ließen den Tag Revue passieren.
Vierter Tag
Gemeinsame Tour Richtung Süden. Auf der D119 über Bram, Fanjaux, Mirepoix, Chalabre, Puivert. Quillan nach Axat , wo wir uns das Schloß „Chateau de Puilaurens“ ansehen wollten. Leider – es war noch keine Saison - war es für den Besucherverkehr bis Ende März geschlossen. Trotzdem war eine Pause fällig. ( Über gut ausgebaute und leere Straßen mit gutem Grip ging es nach St. Paul de Fenouillet. Wir näherten uns dem Gebiet der Katharerburgen. Die Albigenser, die in Frankreich „Katharer“ genannt werden, waren im 13. Jahrhundert eine protestantisch angehauchte Sekte, die vor allem im Languedoc viele Anhänger fand. Sie wurden von der Kirche als ketzerisch angeprangert und vom französischen König mit Hilfe des Ritterheeres in einem Kreuzzug ausgerottet. Mit der Eroberung des „Chateau Queribus“ war der Kreuzzug im Jahre 1255 beendet.
Wir wollten eigentlich über die „Gorges de Galamus“ wieder Richtung Heimat fahren, leider war diese Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir hätten so gerne die „Ermitage St. Antoine de Galamus“ gesehen. Stattdessen fuhren wir weiter nach Maury, um von dort zum Chateau Queribus zu gelangen. Leider war auch diese Schloß für Besucher gesperrt wegen Bauarbeiten. Die donnernden Hubschrauber, die das Baumaterial permanent hochtransportierten, waren unüberhörbar. Dann also weiter über Chateau Peyrepertuse auf der D418 über Padern, Davejean nach Lagrasse und zurück nach Carcassonne. Wir hatten uns zeitmäßig verkalkuliert, auf der Karte waren es gar nicht so viele Kilometer, aber die hunderten von Kurven ließen unseren Zeitplan ganz schön eng werden. Wir waren froh, als wir aus der Ferne Carcassonne sehen konnten. Die Tour war zwar nur 240 km lang, aber sie hatte es in sich.
Fünfter Tag
Ich blieb allein zuhause. Die beiden anderen fuhren gemeinsam eine Tour, wohin kann ich heut nicht mehr sagen. Nur soviel: sie konnten sich mal vom Moped trennen und sind sogar etwas gelaufen!
Sechster Tag
Wir wollten ans Mittelmeer! Also los auf die RN113 Richtung Narbonne. In Narbonne-Plage angekommen, starrten uns geschlossen Lokale, Cafes und Frittenbuden an. Nix los um die Jahreszeit. Trotzdem verbrachten wir zwei Stunden am Strand liegend, schön windgeschützt und ließen es uns gut gehen. Heidi und ich wollten dann noch mal nach Narbonne rein, Tomas blieb noch am Strand und räuberte, was sein Tankrucksack aufnehmen konnte, während wir zwei die Stadt unsicher machten. Durch Narbonne, früher antiker Hauptort der Provinz Gallia Narbonensis, fließt der „Canal de la Robine“, sein sehr malerisch mit Platanen bepflanztes Ufer lädt zum Flanieren ein. Alles überragend der „Palais des Archevêques“ im Zentrum der Stadt Schöne Stadt zum Bummeln! Die Heimfahrt war oberaffengeil, sind auf der N113 in „französischer Fahrweise“ heimgefahren. War wohl für Heidi ein Erlebnis der besonderen Art, ihrem breiten Grinsen nach Ankunft zu hause zu schließen...
Siebenter Tag
Heut mal moppedfreier Tag. Wir fuhren mit dem Bus nach Toulouse, der ehemaligen Hauptstadt Okzitaniens. Bekanntlich ist Toulouse das französische Luftfahrtzentrum. Hier wurde die CONCORDE gebaut. U.a. ist hier die „Groupe Aerospatiale“ angesiedelt, die den AIRBUS teilweise baut. Wir machten die Innenstadt unsicher, schöne Cafes luden zum Verweilen ein. Toulouse ist eine junge Stadt, Universitätsstadt – wir merkten es an allen Ecken und Enden!!
Achter und neunter Tag
Faulenzen auf der Terrasse
Zehnter
Wir beschlossen, der Cité von CARCASSONNE mal einen Besuch abzustatten. Die befestigte Altstadt, „Cité“ genannt, sieht von außen aus, als habe sie sich seit dem Mittelalter nicht verändert. Nur Anlieger dürfen mit dem Auto hochfahren, wir parkten unseren Bus auf einem öffentlichen Parkplatz und liefen zu Fuß hoch. Schon der Eingang in die Cité war beeindruckend. wir umrundeten die Cité auf den Mauern, wunderbarer Blick rundum, in die Montagne noire und in Richtung Pyrenäen. Der Place du Chateau lud zum Cafe crème ein Man kann nicht verhehlen, dass Carcassonne ähnlich ist wie Rüdesheim oder Heidelberg. Massen von Touristen wälzen sich in der Hochsaison durch die engen Gassen. Derzeit leben ca. 80 Menschen dauernd in der Altstadt, sonst wird die Citè nur von Souvenirläden, Kunsthandwerkergeschäften und Restaurants geprägt. Trotz allem: sehenswert.
Elfter Tag
ANDORRA wollten wir besuchen. Anfahrt über Foix Kurz nach Ax ging es in wunderschön geschwungenen Kurven ansteigend hoch in Richtung Andorra. Ich ließ es mal richtig krachen und musste nach geraumer Zeit feststellen, dass ich allein auf weiter Flur war. Ich hatte die Grundregeln des Gruppenfahrens – achte immer auf deinen Hintermann! - schmählichst außer Acht gelassen. Also wartete ich, und wartete, und wartete, bis nach ca. 15 Minuten Tomas angefahren kam und sagte, Heidi geht’s nicht so gut, sie fühlt sich nicht wohl und kann in diesem Zustand die doch zahlreichen Kurven hoch nach Andorra nicht schaffen. Also fuhr sie alleine zurück und wir beiden machten uns weiter auf den Weg. Die Hauptstadt, Andorra La Vella, liegt ca. 2300 m über NN. Wir merkten es, es wurde merklich kühler, wir zogen in unsere Kombis das Innenfutter wieder rein und zogen uns einen Pullover über. Plötzlich waren wir im Schnee!! Pas de la Cas! Ein Wintersportort, wie man ihn schlimmer nicht bauen konnte! Erst mal nen Kaffe zum aufwärmen. Neben dem Cafe war ein Snowmobil-Verleih. Wir diskutierten nicht lange und legten 30 Euro für ne halbe Stunde Fahrt auf den Tisch der Baracke. GEILES GEFÜHL! Mopedfahren ist da nix dagegen! Jeder von uns fuhr ne viertel Stunde. Ein ca. 1,5 km langer Rundkurs am Abhang des Berges, abgesperrte Piste, dass kein Skifahrer uns nahe kommen kann. 30 Minuten hatten voll und ganz gereicht, ganz schön anstrengend. Wir waren happy ohne Ende, als die halbe Stunde rum war. Tolles Gefühl - hatte Spaß gemacht. Wir fuhren runter nach Andorra La Vella, wunderten uns über die vielen Baustellen, den vielen Verkehr, die Abgase, ein Juweliergeschäft und Spirituosenladen am anderen (Andorra ist Steuerparadies!). Es war einfach grässlich. Wir hielten gar nicht an, wollten nur wieder raus. Nur zum Tanken hielten wir am Ortsausgang, 0,78 EUR für Normalbenzin wollten wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn wir nur 5 Liter tanken konnten! Zurück gings dann schnell wieder runter, wir merkten dass wir uns Spanien, sprich Katalonien, näherten. Die Brühe lief, schnell den Pullover ausziehen, Winterfutter raus und weiter. Temperaturanstieg um ca. 20°!! Wir fuhren weiter über Puigcerda und passierten das französische Font Romeo. Im Nachbarort, Odeillo, steht seit 1969 das Solarkraftwerk „four soleil“ der französischen Gesellschaft C.N.R.S., welches mittels 63 Heliostaten (beweglichen Planspiegeln) die Sonnenstrahlen auf den 2000 qm großen Parabolspiegel lenken. Im Zentrum des Spiegels herrschen bis zu 3200 °C. Diese Anlage dient Forschungszwecken für Untersuchungen an feuerfesten Stoffen, die starken thermischen Schwankungen ausgesetzt sind.( ) Die Straße führte weiter nach Montlouis, einen bekannten Wintersportort, wo wir uns mit ein paar Mitbringseln, Honig und frischen Ziegenkäse, eindeckten. Auf schnellstem Weg, es war ja schon spät, fuhren wir auf der D118 in Richtung Norden nach Axat. Im Sommer bestimmt ein wunderschönes Sträßchen, durch Laubwald, durch kleine Schluchten, an total verlassenen Orten vorbei, aber wir hatten so eine Eile, dass wir die Schönheiten der Natur gar nicht mitbekamen. Wir wollten nur heim! Nach fast 10 Stunden Fahrt waren wir dann endlich zu hause.
Zwölfter Tag
Pause, der Vortag hatte uns geschafft
Dreizehnter Tag
Heidi und ich machen ne Abschlusstour, nur ganz kurz, Canal du Midi noch mal sehen und anschließend auftanken.
Vierzehnter Tag:
Abreise am frühen Morgen.
Fazit. Südfrankreich im Früh-Frühling ist eine Reise wert. Wenig Verkehr, man sieht jeden Tag den Fortschritt, den die Natur macht. Wir haben viel gesehen, sind viele Kilometer gefahren. Wir werden wieder eine gemeinsame Tour unternehmen, Heidi und ich. Vielleicht mit anderen Gästen. A bientôt!
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