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Gelöschter Benutzer 25.11.2007

Die Rasertruppe

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Schwarzwald
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte


Die Rasertruppe

Kommt doch auch zum Lindenhoftreffen, wir machen bei dem tollen Wetter eine geile, lässige Tour durch den Schwatzwald, abends mit lauschig Feuerchen und viel lecker Bierchen. Die Vier hörten die lockende Botschaft und kamen. Der Empfang war herzlich, und der Umarmungen waren viele. Schön, Euch mal wieder zu sehen (schaut, alle unsere Freunde sind gekommen, sogar ihr seid nun da).
Die schönen kurvigen Landsträsschen, die schönen hügeligen Hügelwiesen, heimelige kühle Tannenwälder, lieblich brechen die Sonnenstrahlen durch Gehölz und strahlendes Himmelblau beflügelt die geheimsten Sehnsüchte.Die Route war nur grob bedacht und flexibel bestimmt, aber dann: „Mit euch Vieren wollen wir nicht, - es ist so fürchterlich und schrecklich, - immer diese verdammt hektische Drängelei durch euch, - und in den von euch gewollten nur kurzen Pausen dann das Herumgemosere... - wir sollten endlich mal mehr am Gas ziehen. Ihr macht eure eigene Gruppe, - die RASERGRUPPE!“
Sigi, Peter, Kai und Alf, - sie schauten sich fragend an; wussten gar nicht, dass wohl viele des harten Gruppenkerns ein so distanziertes Verhältnis zur dynamischen Kurvenhatz haben. Jetzt erfuhren die vier die ihnen zustehende Sonderbehandlung, - die konsequente Abtrennung in eine „böse Gruppe“. Wäre die schnelle Rosi gekommen, man/frau hätte sie in die gleiche separate Clique gesteckt, denn die zieht auch immer so fürchterlich am Kabel, dass es ein heller Stress ist, in ihrer Nähe zu fahren.
In sich gekehrt stellten sich die vier zusammen, klatschten traurig auf ihre Oberschenkel und grölten vor selbstzerstörerischer Geschamigkeit. Mit einem lecker Käffchen in der Hand schwänzelte man/frau noch zeitschindend umher und be/schwätzte sich und vor/von der möglichen Tour, - die „Fast Four-Truppe“ trank unisono Red Bull, - s’macht ja bekannt noch schneller.
Nach dem etwas schleppenden Start befreit sich die kühne Rasertruppe sofort hurtig vom ängstlichen, mühsamen Gedrängele und stürzt sich die kommende Vier-Kilometerabfahrt in gewohntem Zug die raue Kurvenflucht hinab. Die Reifen müssen warm werden, das geschieht ja bekanntlich durch unverkrampftes Rutschen am Schnellsten. Wie die flinke Tour verlaufen soll, ist für die vier völlig egal, - die Karte muss nur viele gelbe Strassen mit grünem Begleitband zeigen, - da sind viele Kurven! Die T/Gruppenausrüstung besteht aus den Tools GS und Fireblade. „Auf dem kurvigen Waldgeschlöngel werden die Becher schon dranbleiben können“, meint Sigi.
Links hoch, in Folge 27 Links- und 36 Rechtskurven, es ist noch kühl aber das Vorderrad hält meist. Weitere x463 Rechts- und n minus 1 Linkskurven, Ortsdurchfahrten müssen leider sein, keiner kennt die Dörfer und ihre Namen sind völlig unwichtig, - was zählt sind die schnellen namenlosen Richtungsänderungen, die jedes Mal souverän gemeistert werden. Helden. Nahe, nahe, nahe an der Leitplanke, nahe an der Querschnittlähmung, am Tod vorbei.
Was würde geschehen, wenn das Vorderrad definitiv den Strassenkontakt aufgäbe? Enge Rechtskurve, ein urplötzliches abruptes Absacken der Fuhre nach rechts unten, der rechte GS-Zylinder schlägt schrecklich hart auf die Strasse. Ein Scheissgeräusch, ein lautes, hartes, fürchterliches, schreckliches, infernalisches, Bollern, - dann ein dumpfes, böses, schweres aber kurzes Schleifgeräusch und ein Gefühl, als wäre ein grosser eherner Metallblock klopfend in des Riders Kopf. Die rechte Hand hält noch am Lenkergriff, Ellenbogen und Oberarm ratschen schon schleifend am feindlichen Boden, dann folgt die ganze rechte Körperseite und der Beckenbereich, mit seinen nun oh so kühlen Lenden, findet heftigen schmerzhaften Aufschlagkontakt mit Terra. Die Welt verdreht sich in des Riders Wahrnehmung, der Helm kratzt und schabt heftig auf dem rauen Asphalt und im Blickwinkel sieht er, wie sich seine GS schwer ächzend und schleifend auf dem rechten Zylinder dreht und dabei das Heckteil knarrend über den Strassenbelag schiebt. Mit nur etwa 70 erfolgte der rasche Fall in der engen Kurve. Das Gerät stellt sich nun, bedingt durch den hakeligen Zylinderkontakt mit der Fahrbahn etwas auf, Lenker und Windschild reiben kreischend auf der Strasse. Plastik quiiitsssscht.Eigentümer und sein geliebtes Eigentum entfernen sich dynamisch voneinander, wählen verschiedene Fluchtbahnen. Die Bayerin funkensprühend, der irritierte Rider leicht vor sich hin stöhnend, jedoch erstaunlicherweise fast schmerzfrei erscheint ihm das Sein. Es herrscht in ihm das Gefühl von irgendwie total gepresst und gestaucht-verdreht. Sein Blick verwirbelt, denn das holprige Rutschen und Schleifen des Körpers ist nun in schlagende Rotation übergegangen. Die Extremitäten sind durch die Körperkraft nicht mehr kontrollierbar, sie peitschen umher und schlagen heftig auf den bösen Boden. Die Geräusche im Helm sind komplex und nur schwer für den Rider in Worten nachvollziehbar: Schleifen, Kratzen, Knallen, Klopfen, Rauschen und Scheppern.... ein infernalisches, furioses, allumfassendes Gemisch, verursacht sowohl durch Eigenerzeugung als auch durch jenes Gekreische, welche vom Gerät stammen muss, das nun mit einem unaussprechlich ekelhaften Knall in das Strassenbegrenzungsmäuerchen der linken Strassenseite einschlägt. Die heftigen Bewegungsaktivitäten des Riders lassen jetzt nach. Der geschundene Körper wird langsamer, überschlägt sich nicht mehr, und er rutscht halbrücklings liegend in einen bewegungslosen Zustand. Stille.....
Uahhhh. Was ist? Bäume, Helligkeit, links oben liegt ein grossen Etwas. Die Arme und Beine kann er bewegen, auch das Anheben des Kopfes bereitet keine Schmerzen, - da ist nun ein schweres, hemmendes Ziehen zwischen den Schultern. Beim Herumrollen, Bauch gegen Boden, sich auf Hände und Knie schiebend, bemerkt der Rider ein gewisses bedrängendes gewichtiges Breitbandunwohlsein. Irgendwie und erstaunlicherweise tut’s nur mässig weh.Füsse stehen vor seinem Blick und irgendwer redet laufend unverständliche und oberlästige Textfolgen. Aber er antwortet dennoch: „Ja, es geht mir gut, prima, bestens, nein, ist nicht schlimm, ohhhh, geht schon, erst mal aufsteh’n. Es muss Sand gewesen sein oder so was...“ Ganz weit weg, eigentlich in einer anderen Zeit, stehen, gehen, sind, reden, wedeln, gestikulieren diese Wesen mit Motorradhelmen auf den Köpfen. Sie laufen irgendwie hin und her, und die kleine nette, blonde Frau, woher die plötzlich kommt weiss der Rider nicht, fragt ihm eine Mittelohrentzündung in die Backe. Eigentlich sieht sie gut aus. Aber darum wird er sich später kümmern.
Er streift den Helm vom Kopf, das linke Handgelenk schmerzt nun heftig und sein Blick fällt auf das stille Gerät. Blut der Gruppe 15 W 50 liegt in einer kleinen Lache auf den Asphalt...
Gott sei Dank, - nur eine schreckliche Vision, bloss weg mit diesen Gedanken, - sonst läuft’s heute nicht. Weiter frässt sich die „Rasertruppe“ auf den geilen Strässchen durch die sonnige Hügellandschaft des Schwarzwaldes, -zeitlos. Voraus immer das schmale, graue, leicht zitternde sich windende Strassenband. Zufahrt auf die Linkskurve, rechts aussen bleiben, lange, wenn, dann nur kurz bremsen, nimmt zuviel Schwung weg und dann könnten die agilen Fireblades besser nachlegen, Gewicht auf Vorderrad, und im Dritten Abwinkeln, im Kurvenscheitel beherzt Gas auf, s’Rad hinten rutscht nur wenig, gut – weil schnell. Irgendwann Pause, aus Gründen der Nahrungsaufnahme oder wegen Tanken oder Pinkeln. Kai kuckt in das Kartenmaterial und macht Vorschläge wie’s weitergeh’n könnte. Pizza von Dr. Oetker am Mittag wird mit Mineralwasser runtergespült.[img 41375]Dann wieder Gaaaas. Auf jeden Fall 98er tanken, läuft besser. Bahnübergang und Peter zieht die GS auf’s Hinterrad, - geil – oder? Nach rund 300 Kilometern stellt sich schleichend ein Sättigungsgefühl ein und das Bedürfnis, für heute zum Ende zu kommen. Kai leitet die Truppen zum Punkt HOME.
Breites Grinsen, 350 Kilometer waren’s. Die Blümchensuchgruppe sitzt schon beim Bierchen und irgendwer von ihnen fragt mässig interessiert: „Naaaah, - wo wart ihr?“
Na wo war die böse Truppe? Alf antwortet mit lässigem Schulterzucken: „Kai hat die Karte, der weiss’s.“ Doch völlig egal. Orte, Berge, Bäche, Flüsse, Seen, Wolken, Sonne, Brücken, Kirchen, Kuhfladen, Mithaufen, Bäume, Landschaft, Gegenverkehr, Leute... das war sicherlich vorhanden, irgendwie und irgendwo... Für einen echten dynamischen Rider ist das Pillepalle, der schnelle Weg zählt, zeigen, sich und der Gruppe zeigen, dass man hätte noch viel schneller sein können, hätte... - wenn nicht in der Kurve Sand gelegen hätte, oder Kuhscheisse, oder dieser Traktor gekommen wäre, oder immer diese Fahrradfahrer..., zeigen, dass man hätte an den anderen Rasern vorbeituckeln können, aber, weil man ja eine Seele von Mensch ist, und eben nicht taten- und profilierungsgeil ist, machte man genau das nicht, - auch wegen den späteren Diskussionen darüber, - also über etwas, worüber das Drumherumreden zur notgeilen Tat werden würde.
Zur Belohnung ein ehrliches Bier, - und dabei die ernüchternde Erkenntnis: Am Strassenrand standen nie, gar nie irgendwelche toll aussehenden Frauen, jubilierend mit Palmwedeln in den Händen. Jedenfalls wurden keine während des Verbeifluges im Augenwinkel wahrgenommen. Keine Huldigungen für die Helden unterwegs. Wie kann das sein? Waren die tollen Frauen wohl alle vor der Glotze? Wahrscheinlich war'n Formel-1-Rennen, - alle schönen Frauen sind ja bekanntlich leidenschaftliche Formel-1- Faninnen. Also keine Bewunderung durch tausend Schöne! - war die ganze Chose einfach und wirklich umsonst? Naaaaiiiiin! Sicher nicht!!! Erstens hat man der langsamen Truppe gezeigt, dass man zur schnellen Truppe gehört, - da muss man schon was können und mutig sein; - und zweitens, s’war auch’n Echt-Trainingslauf. Hierbei zeigt’s man den Ridern der eigenen Gruppe, - aber latent. In der Rasertruppe gibt es eine Image-Hitliste, und auf dieser hat man durch sein augenfälliges Verhalten seinen Platz behauptet oder sogar verbessert; - und vielleicht ist das der zentrale, elementare, ausschlaggebende, wichtigste, herausragende Beweggrund für all dies wie cooles Sliden, spätes Bremsen, frühes Gaaas geben, Fussrasten am Boden, dichtes Auffahren, auf’m Hinterrad über’n Bahnübergang, Ministopies, um Scrotumhaaresbreite am Gegenverkehr vorbei...
Lagerfeuerromantik, Bier entschäumt den Halbliterdosen, und „boohorn tuhu bi waild“ entrinnt dem Blaster. Schatten springen in den lachenden Gesichtern und „Babe“, etwas abseits, hat ihr Kinn in den Winkel von Zeigefinger und Daumen eingestützt.[img 41377] Der Zeigefinger plättet Ihre Nasenspitze etwas. Sie mag die Raser nicht. Obgleich sie eine schöne, aber leider auch intelligente Frau ist, wird sie in der Gesamtrunde kaum beachtet. „Dumme Tussi“, weiss Peter, „sie will immer das letzte Wort haben“. Babe schaut in die Flammen und hält in der Linken eine Cola Zero! Babe ist Physikerin, und gerade relativiert sie einen Sachverhalt, denkt über eine Hypothese nach, und bezweifelt sofort den Reliabilitätsansatz ihrer Überlegungen... so scheint’s. Peter: „Zu kompliziert, mit der kannst Du nichts anfangen...“
Der Abschied war herzlich, und der Umarmungen waren viele. „Schön, (auch) Euch mal wieder gesehen zu sehen (schaut, alle unsere Freunde waren gekommen, sogar ihr wart dabei).“ Die schönen Landsträsschen, die schönen Hügelwiesen, die lauschigen Tannenwälder, Sonne und Himmelblau. Die Route war wohl bedacht, „aber mit den Vieren wollten wir nicht, - es ist immer so fürchterlich und schrecklich, - immer diese verdammt hektische Drängelei und in den Pausen dann das Herumgemosere um’s Gasgeben.“ „Schön, dass eure eigene Runde Euch so viel Spass gemacht hat.“
Babe fährt mit Ihrer TDM 900 nach Freiburg, - sie muss noch mal in die Unterlagen schauen, Kohäsionstheorie in black holes, wahrscheinlich werden 150 Studenten ihr zuhören wollen.Ihre Fallstudie ist im letzten Drittel noch nicht ganz schlüssig, das will sie nochmals durchsehen, - vielleicht ist irgendwo in den Differenzialgleichungen auch ein Fehler, halt fast so wie im wirklichen Leben.

Kommentare


ABSENDEN

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Giri
Toll geschrieben, man könnte fast Mitleid mit der armen BMW bekommen, wie sie da so über den Asphalt schreddert.
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Meine Fresse, gleich 2 Moppeds am Boden?
Ich müßt Euch umbenennen, siehe Überschrift! *g*
;o) Uwe
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Manchmal glaube ich, dass du an einem Stock läufst und Vikodin zu Dir nimmst, wie sonst ist deine barmherzige Nächstenliebe zu den Ridern anders zu erklären? Obwohl ein wenig enttäuscht bin ich schon, hast du doch komplett den Materialfehler vergessen, wie an Reifen, Fahrwerksmodernisierungen und so. Das sei Dir aber verziehen, schafft dieses doch noch Raum für weitere Textliche Ergüsse. Rasertruppe, welch passender Titel. Sind das den auch jene Rider, von denen man behauptet, wenn man mit sich selbst nicht umgehen kann, ist man auch kein geeigneter Umgang für andere? Gilt nicht für alle aber viele oder?
Vielleicht sollte man dich auch Till nennen. Till Eulenspiegel. Ist aber schon vergeben und Dir steht Adi eh viel besser, sorry drAdi meinte ich natürlich. Wie immer eine super klasse Story von Dir.
Ride On
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PS: Unterstelle Dir keine Drogensucht, fand es nur passend. Sorry
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BikermenF650CS
Hallo Adi,
Echt super Bericht und Toll Geschrieben wie immer von mir hast volle 10 Punkte. Mach weiter so,
hoffe das man sich bald mal wieder sieht.
Gruß Frank
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Kommt doch auch zum Lindenhoftreffen, wir machen bei dem tollen Wetter eine geile, lässige Tour durch den Schwatzwald, abends mit lauschig Feuerchen und viel lecker Bierchen. Die Vier hörten die lockende Botschaft und kamen. Der Empfang war herzlich, und der Umarmungen waren viele. Schön, Euch mal wieder zu sehen (schaut, alle unsere Freunde sind gekommen, sogar ihr seid nun da).  mehr...
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heike1303
Danke Adi
Die Geräusche der Vision kenne ich, nur war es kein Sand :-)
Herrlich geschrieben, ich freue mich schon auf das Wiedersehen mit Freunden.
Das nächste findet ja im Schnee statt, aber auch da gibt es sicher Raser *fg*
Bis bald dann
Grüssle Heike
10 Punkte, mehr gabs nicht
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