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Missing_mini
Gelöschter Benutzer 11.03.2003

Eifelmaare. Düster u. geheimnisvoll.

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Länder/Regionen/
Wegpunkte
Eifel
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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Eifelmaare. Düster u. geheimnisvoll.

Die Maare spucken zwar nicht mehr Feuer und Schwefel, aber die Spuren des Vulkanismus sind noch gut zu erkennen.
Idealwetter. Die Maschine darf nicht zu lange stillstehen. Also: wieder eine Fotofahrt in die Eifel. Die ist nun, bis auf unbedeutende Reste in Gräben, schneefrei. So kann die Fahrt auch höher rauf gehen, eben in die Vulkaneifel. Ich fuhr am Montag, d. 09. März. Die meisten Leute sind dann mit Geld verdienen beschäftigt, so mußte ich wieder einmal alleine fahren. Erstmal durch das Eifel- Vorland. Auch dort gibt es einiges interessantes zu entdecken. So habe ich in Buir endlich den Ritter Graf von Kotzensteyn gefunden. Der muß früher in der Eifel sein Unwesen getrieben haben.


Bei Bürvenich, am Eifel- Nordrand, steht eine merkwürdige Stellage. Das Ding brauchten früher die Landwirte. Es diente zum Besamen ihrer Kühe. Früher gab es noch glückliche Stiere, die durften noch richtig mit Körperkontakt die Kühe f... Nun, wenn die Kuh sich widerspenstig zeigte, dann wurde sie zwischen die Holme dieser sinnreichen Vorichtung geschoben.

Dann wurde ihr mit einem Remmel der Rückweg versperrt, und der Stier konnte seiner Aufgabe nachkommen. Heute, wie unromantisch, macht das alles der Veterinär mit seiner Spritze.
Das Gebiet des Eifelvulkanismus beginnt etwa südlich der Ahr. Der erste Berg vulkanischem Ursprungs ist der Aremberg. Der sieht mit seiner Form schon aus wie ein Vulkan. Er ist allerdings nicht zum Ausbruch gekommen, die Kräfte aus dem Erdinneren haben aber diesen Kegelstumpf emporgedrückt.

Das Gestein ist Basalt, es erstarrte zu fünf- bis sechseckigen Säulen. Diese Basaltsteine sind ein begehrtes Baumaterial. So kann es ohne weitere Bearbeitung z.B. zur Deichbefestigung eingesetzt werden. Allerdings sind die meisten Basaltbrüche bereits geschlossen, und unter Naturschutz. Bei weiterer Ausbeutung hätte die Eifel bald keine Berge mehr! Ein weiterer Bodenschatz vulkanischem Ursprunges ist die Grauwacke. Da macht man Pflastersteine draus. Daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung für Pflasterstein: "Wackermann"

Wer kleine Straßen, schön kurvig, ohne viel Verkehr sucht, hier wird er fündig. Empfohlen sei die Gegend: Ahr - Nürburgring. Natürlich nicht die Durchgangsstraßen. Die Straße Bad Münstereifel - Schuld ist wohl jedem (Nord)- Eifelfahrer bekannt. Viel schöner, als diese, mitunter als Rennbahn mißbrauchte Straße sind die Sträßchen rechts und links daneben. Ich nenne nur ein paar Ortsnamen: Wershofen, Ohlenhardt, Reifferscheid, Fuchshofen, Hümmel... Ein Blick auf die Generalkarte, besonderes Augenmerk auf gelbe, dünne Straßen dürfte genügen!

Dies ist eines der vielen Kapellchen am Wegesrand. Der Reisende kann dort bei dem jeweiligen Schutzpatron für den guten Verlauf der bisherigen Reise danken, und um unfallfreien Verlauf des weiteren Reiseweges bitten. Dieser Bitte kann man durch Spende einer Münze oder Kerze noch Nachdruck verleihen. Wer nicht ganz so religiös ist, der darf dort trotzdem Pause machen. Im Hintergrund sieht man den höchsten Berg der Eifel, die Hohe Acht (747m).



Dies ist das Ulmener Maar. Davon gibt es zwei. Das größere heißt: "Jungfernweiher". Das andere liegt direkt an der Altstadt von Ulmen und ist Bestandteil des Stadtparkes. Weiter westlich ging die Fahrt, Richtung Manderscheid. Da, bei Gillenfeld ist das sehr schöne, kreisrunde Pulvermaar. Dieser See verträgt auch Badebetrieb und Wassersport.

Der Name täuscht. Es wurde nicht durch Schießpulver verursacht. Die Gewalt, einen solchen Krater auszuheben, hat eigentlich nur eine große Atombombe. So bekommt man mal eine Vorstellung davon, was sich vor 30 000 Jahren abgespielt haben muß. Dort, zum Ende der Eiszeit lebten in der Gegend schon Menschen. Die gewaltigen Explosionen müssen für die Steinzeitler den Weltuntergang bedeutet haben!

Der Theorie nach waren das keine echten, tektonischen Vulkanausbrüche. In der Eifel gibt es Erdwärme- Vorkommen. Bereits in 1000m Tiefe sind Temperaturen von über 1000°C anzutreffen. Also rotglühend. Daher auch die vielen heißen Quellen in der Eifel. Am Ende der Eiszeit konnten die Schmelzwässer nicht schnell genug in Richtung Meer abfließen. So staute sich das Wasser in Gletscherseen. Und, fatal, es drang in das klüftige Gestein ein. Dort kam es mit dem heißen Magma in Berührung. Dadurch kam es zu den verheerenden Dampfexplosionen. Das Auswurfmaterial wurde 100Km weit, bis auf die andere Rheinseite geschleudert. Bei Neuwied wird heute noch Bimsstein abgebaut.

Hier sieht man, wie weich Stein sein kann. Wie Gummi! Wenn die Kraft nur groß genug ist.

Dies ist der schönste Eifelvulkan. Im Gegensatz zu den Maaren ist dies ein echter Vulkan. Hier ist Magma ausgeflossen, und hat den typischen Ringwall geschaffen. In der Mitte liegt der kreisrunde Kratersee. Das ist entscheidend: Höher als das umliegende Gelände. Alle anderen Maare liegen niedriger als die Umgebung.



Ich gebe zu, beim letzten Bild habe ich ein wenig nachgeholfen. Das Gipfelkreuz war kaum zu erkennen, drum habe ich eines hineingemalt.

Gleich neben dem Windsborn ist das Hinkelsmaar. Das ist normalerweise trocken, bestenfalls eine sumpfige Wiese. Jetzt, nach der Schneeschmelze, hat sich dort ein kleiner See gebildet. Der aber bald wieder austrocknen wird. Dann wachsen dort seltene Blumen, und schwirren ebenso seltene Vögel herum. Alles strenges Naturschutzgebiet.

Südeifel: Kurven bis zum Abwinken!
Zum Schluß: Brubbel. Das ist eine Gasquelle. Alle 30 bis 40 Minuten hat sich im unerforschten Untergrund eine Gasblase natürlichen Ursprunges angesammelt. Die schleudert dann mit Macht das Grundwasser in die Höhe. Manchmal 5m hoch, zum Erschrecken der Leute, so plötzlich geht das! Als ich da war, immerhin noch ca. 3m. Der Ort heißt, (Nomen est Omen): Wallenborn. Liegt an der B 257, südlich von Daun, auf der Generalkarte zu finden.


Ganz schön! Es stinkt dabei leicht nach faulen Eiern. Weil das austretende Gas neben Kohlendioxyd auch etwas Schwefelwasserstoff enthält. Das Mineralwasser ist ungenießbar. Schmeckt so, wie es stinkt.

Langsam wurde es Abend. Zum Abschluß noch das Weinfelder Maar. Auch Totenmaar genannt. Die Kapelle im Hintergrund gehört zu einem Friedhof. So gibt es einige Legenden, allesamt unheimlich und unglaublich. So war, dort wo heute das Kapellchen steht, eine heidnische (Toten)- Kultstätte. So im letzten Abendlicht, hat dieser Ort auch etwas unheimliches.
So, wie immer, ich wünsche allzeit allen eine knitterfreie Fahrt! Peter

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ulithebike
Hallo !
Habe ein kleines Wochenend-Häuschen in Blankenheim-Ahrhütte und mir dort eine Honda -Dominator hingestellt, um von dort aus die von Dir erwähnten kleinen \"gelben\" Nebensträsschen abzufahren.
Deinen Bericht (und auch die anderen Eifel-Appetitmacher) finde ich wirklich Klasse und inspirierend !
Bin Mitglied einer lockeren Gruppe von Kölner Tourenfahrern, die immer gerne neue Strecken kennenlernen möchten. Wenn Du mal Zeit und Laune hast, uns neue \"Schlingelschlangel-Strässchen\"quot;Schlingelschlangel-Strä​sschen\"Schlingelschlangel-Strässchen\"quot;​ in der Eifel zu zeigen- es wird sich im Netz zu Ausflügen verabredet (www.koeln.de/fruende/, Beiträge im Forum unter MC-Frün.de oder Moped)- dann poste doch dort mal. Ich bin sicher, das käme dort sehr gut an.
Ansonsten bin ich schon gespannt, auf Deinen nächsten Tourbericht !
Grüße aus Hürth
ULI
ulithebike@gmx.de
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waschbaer89
jaja die vulkanier sind besondere menschen.
zur bildunterschrift: ich gehe mal davon aus, daß der linke zum namen gehört. *saufrechgrins*
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waschbaer89
na der bericht is vielleicht klasse!!!!
15 punkte.
diese etwas lehrreichen sachen lese ich besonders gern.
bis zu meinem 30. lebensjahr wußt ich nich mal, daß es die eifel gibt- geschweige denn ne vulkaneifel.
hab halt ne sozialistisch verbildete persönlichkeit *sfg*
he, peter.
würd gern mal in der gegend mit dir fahren.
würde sogar bei zeiten starten :-)
danke für den bericht
der waschbär
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ist halt so eine Sache: Allen recht getan...
Manchen gefällt´s, andere wollen nur heizen und sonst nichts. Steht ja auch in meinem Profil: Jeder nach seiner Fasson...
Jedenfalls werde ich so weitermachen, immer mit einem Blick auf die Merkwürdigkeiten am Rande der Straße. Die Knipse ist bei meinen Fahrten stets einsatzbereit in einer Außentasche meiner Kluft.
Gruß: Peter
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chicago-cat
klasse Bericht, so richtig was für den vulkanverliebten Biker :-)
Ich mag deinen Blick für und die liebevolle Schilderung und Bebilderung des Lokal-Kolorits, z.B. der Ritter mit Haustier ist köstlich!
... liebe grüsse ... claudia
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Sorry. Vertan. Es war ein Montag, aber der 10. März!
Gruß: Peter
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black_biker
Toller Bericht, mit einem kleinem unbedeutenden Schönheitsfehler, der 9 März war kein Montag.
Werde diese Tour auch mal fahren in diesem Jahr, mach weiter so !
Die linke zum Gruß
Wolfgang
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wyvette
Hallo Peter,
auf dem Weg zu den Maaren (Pulvermaar) gibs auf der Hinstrecke ein grünes Ortsschildchen, wo \"Rom\" draufsteht. In Rom stehen ca. 2 Häuser.
Und der Ort befindet sich auf ca. 500 qm.
Aber man kann sagen, man war in Rom ...:-)
Gruß die Yvette
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Juten Tach Yvette!
\"Rom\" besuchen? Was ist gemeint?
Gruß: Peter
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wyvette
Tach Peter,
echt schöne bilder, die maare kenn ich auch gut --- allerdings finde ich es unbedingt erwähnenswert,
dass man \"Rom\" besuchen kann :-)
Viel Gruß
die Yvette
*daraufhoffenddassdasahrtahlni​chtallzuvollwird*​
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