Erstens kommt es anders

Erstens kommt es anders

Teil 3
Die Verlängerung des Wochenendes
Vortag
Tag 4:
Den vierten Tag wollen wir in den Dolomiten verbringen. Als wir zu den Moppeds gehen, wird gerade eine 1200 Bandit poliert. Das Pärchen, das dazu gehört ist schon ein paar Tage unterwegs und das Mopped glänzt wie meines seit dem Auslieferungstag nicht mehr. Bis wir fertig sind mit Kette einsprühen, Mopped beladen, Kettenspray Lösungsmittel verdunsten lassen usw. glänzt die Bandit immer noch nicht genug :) Wir fahren dann los bevor wir von dem ganzen Glanz blind werden...
Von Fondo fahren wir über den Mendelpass nach Bozen. Mein Orientierungssinn ist sehr zuverlässig was die Richtung angeht. Deshalb verpassen wir die Umfahrung und genießen das Stadtzentrum von Bozen. Nachdem wir wieder rausgefunden haben fahren wir das Eisacktal in Richtung Brenner. Ich bin vor Jahren eine wirklich winzige Straße zum Nigerpass gefahren. So enge Kehren, dass große PKW nicht ohne Rangieren durch kommen, und 18% Steigung. Mehrmals hab ich seither schon danach gesucht, aber nie mehr gefunden. Diesmal auch nicht. Deshalb zurück und nach Wegweisern zum Nigerpass, der direkt zum Karerpass führt. Hier sieht es schon nach Dolomiten aus.

Bis auf einige "Engstellen" ist der Karerpass gut ausgebaut. Der Karersee hat wie immer viele Besucher, aber wenig Wasser dieses Jahr. Seit mir ein Parkwächter fürs Moppedabstellen Geld abnehmen wollte, bleib ich hier aber nicht mehr richtig stehen. Deshalb hab ich auch überhaupt keine Bilder vom See weder voll noch leer.
Ohne weitere Stops geht es nun zur obligatorischen Sellarunde. Vier Pässe am Stück und fast 100 Kehren. Ohne größeren Halt geht es über Sella, Grödner

und Campulongo. Hier rutscht mir gleich am Anfang, noch in der Ortschaft das Hinterrad weg. Aber richtig, so dass es mich erschreckt... Und gleich danach merk ich, dass Wally nicht mehr da ist. Also stehen bleiben und warten. Sie kommt nicht. Also zurück und schauen. Bei der Rutschkurve steht sie. Ihr ist das Vorderrad weggerutscht, auch nichts passiert aber sie war noch mehr erschrocken als ich und sucht nach Öl am Vorderrad. Während wir da stehen, die Gelegenheit war günstig für eine Zigarettenpause, rutschen noch einige aus der Kurve. Alle meistern die Überraschung. Es liegt also nicht an uns. Das Rutschen hört nicht auf. Kurz unter dem Joch ist eine Baustelle und bis dahin ist alles voll feinem, schmierigen Staub. Nachdem wir auch über den Pordoi sind suchen wir ein Cafe auf, um einen Cappuccino zu uns zu nehmen. Die genervte Bedienung wird mit jedem Brocken Italienisch den wir rauswürgen freundlicher. Sie wechselt sogar die Musik von Alpenfolk auf 70er Jahre. Alpen, Sonne, Cappuccino und In-A-Gadda-Da-Vida.
Obwohl Montag ist dieser Teil der Dolomiten ziemlich voll. Überholen macht zwar Spaß aber nur noch überholen müssen nervt. Deshalb beschließen wir die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir fahren ein paar Kilometer weiter nach Süden als die anderen. Ab der Abzweigung zum Fedaiapass sind wir weitgehend allein. Parallel zu den Massen fahren wir über Passo San Pellegrino, Passo di Valles,

Passo di Rolle und Passo di Careda nach Agordo.

Alle vier Pässe zeichnen sich durch funkelnieglnagelneuen Belag aus. Glatt wie eine Rennstrecke und so haben wir ihn auch genutzt.
Vor Agordo hab ich eines meiner Standarderlebnisse in Italien. Ich sehe ein Hinweisschild auf ein Gasthaus und folge ihm. Der Ort endet und die Straße endet, aber nichts von einem Gasthaus zu sehen. Wir wenden, fahren zurück zur Hauptstraße und ich beschließe keinem Hinweisschild in Italien mehr zu trauen (nicht das erste Mal). In Agordo sehen wir dann ein Hotel. Da kommen wir dann auch unter. Die Chefin spricht sogar einige Brocken deutsch, so dass wir vorher wissen was wir zu Abend essen werden :)

Der Tag verabschiedet sich mit einem apokalyptischen Sonnenuntergang.
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