Erstens kommt es anders

Erstens kommt es anders

Teil 7
Was hat ein Bauzaun im Tunnel zu suchen?
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Tag 8:
Der Große Bernhard bereitet dann wieder Fahrspass pur, die Fahrbahn ist schnell, die Kehren teilweise eng und beim Überholen verhalten sich die wenigen Autos und Motorräder kooperativ. Der Schnellere wird vorbeigelassen. Vielleicht liegt es daran, dass die Alpenhelden nicht so tief in die Alpen vorstoßen. Langsamfahrer genießen ihr Cruisen, und wir werden nicht zum Cruisen gezwungen. Macht wirklich Spaß.

Viel zu schnell ist der Pass vorbei. Und zum Kleinen Bernhard müssen wir erst durch Aosta. Wenigstens sind wir in Italien, wo wir knapp unter der italienischen Motorradanarchie ganz gut vorwärts kommen.

Der kleine Bernhard belohnt die lange Anfahrt mit zahllosen Kehren von eng bis weit. Ist die Auffahrt schon gut, so wird sie durch die Abfahrtstrecke nach Seez noch übertroffen.
Schier endlos reiht sich Kurve an Kurve oder Kurve an Kehre. Ich weiß: Hier muss ich auch wieder hoch. In meiner Euphorie komme ich erst kurz vor Seez an einem Lokal mit Terrasse zum Stehen. Von Wally weit und breit nichts zu sehen. Ich setz mich erst mal auf die Terrasse und bestell mir einen Kaffee. Mit einem Schweizer Paar unterhalte ich mich ein wenig. Dann taucht Wally auch auf. Die Schweizer kommen aus Val d'Isere und erzählen, dass es dort wahnsinnig voll und noch eine riesige Baustelle ist...
An der Abzweigung nach Val d'Isere und zum Col d'Iseran fahr ich wieder mal vorbei. Aber das ausdauernde Hupen hinter mir bringt uns dann auf den rechten Weg zurück :)
Der Weg nach Val d'Isere ist eine gemütliche Alpentalstraße, die langsam aber stetig an Höhe gewinnt. Nach einiger Zeit wird die Umgebung wieder hochalpin. Wir fahren an einem Stausee vorbei und wähnen uns schon fast in Val d'Isere. Noch einige Galerien und Tunnel... Der vorletzte Tunnel hat eine Überraschung zu bieten.

Die Einfahrt ist durch einen Bauzaun versperrt. Zwei Moppeds stehen schon davor, drei Autos am Straßenrand. Wir erfahren, dass die nächsten zwei bis drei Stunden keine Durchfahrt möglich sein wird... Toll. Das hätte man ja auch 20 km früher bekannt machen können. Mit der französischen Form von Chaos bin ich noch nie so richtig warm geworden...

Wenn wir da nicht hin dürfen ... ist Neuplanung ist angesagt.
Auf den Karten findet sich eine Alternative. Wir wenden notgedrungen und nehmen den Col de la Madeleine ins Visier. Es geht wieder zurück nach Seez und dann folgen wir der Karte zur Madeleine. Bis mir Unterschiede zwischen der Karte und der Realität auffallen. Wir sind in einer Sackgasse... Wally fragt eine Eingeborene und aus dem Antwortschwall der auf französisch über sie herein bricht sammelt sie die notwendigen Informationen raus. Wir müssen ganz zurück und ganz woanders abbiegen. Da ist der Weg zur Madeleine dann auch ausgeschildert. Auch hier sind wir weitgehend entre nous.

Grober Asphalt und weite Kehren machen die Fahrt zum Vergnügen. Die Bitumenstreifen, die hier verwendet werden sind etwas anders als gewohnt. Selbst wenn ich gerade drüber fahre wird das Mopped abgelenkt. Das war mir am kleinen St Bernhard schon aufgefallen... Am Fuß des Passes ziehe ich wieder die Karte zu Rate. Und auch hier stimmt nicht viel. Mehr zufällig finden wir aber doch den richtigen Weg. Wir wollen am nächsten Tag den Col d'Iseran noch mal von der anderen Seite versuchen. Außerdem ist inzwischen Freitag und Montag ist wieder Arbeitstag. Also können wir nicht weiter in Richtung Süden obwohl es uns interessiere würde... Wir fahren also vom Madeleine aus in Richtung Iseran blutenden Herzens an den Abzweigen zu verschiedenen Pässen vorbei. Und übernachten am Fuß des Col d'Iseran. Das Abendessen nehmen wir in einem ungewöhnlichen Kellerlokal. Drei junge Leute bieten hier Essen vom Feinsten und für französische Verhältnisse billig. Wenn ich den Ort noch wüsste....
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