Frühmorgens, wenn die Hähne krähn...

Frühmorgens, wenn die Hähne krähn...

Wer es einmal geschafft hat, mit dem Sonnenaufgang nicht erst schlafen zu gehen, sondern loszufahren, der macht das anschließend öfter!
Leider mußte die letzte Fahrt, mit Waschbaer89, ausfallen. Weil meine Mutter überraschend ins Krankenhaus kam. Am Tag darauf, dem 1.Juni, habe ich dann diese Frühfahrt unternommen. Um diese Tageszeit kann ich ohnehin nichts für Mutti tun.
Weil es so heiß in meiner Bude war, schlief ich bei weit offenem Fenster. So um 5.00 Uhr beginnen die Vögel zu singen. Meine Hausamsel kann das besonders laut. Die sitzt dann auf dem Dachfirst, und ich kann nicht mehr schlafen. Da kam mir die Idee: Frühfahrt. Schnell eine Tasse Kaffe zum munter werden. Leder an, und ab in die Eifel. Start: 6.00 Uhr morgens. Sonntags. Straßen wie ausgestorben. Erträgliche 18 Grad. Noch etwas dunstig.
Nun habe ich einen Blick für die Merkwürdigkeiten am Rande der Straße. Was macht man mit ausgedienten Baggerschaufeln? Verschrotten. Oder bunt anmalen und auf einem Kreisverkehr aufstellen. (Ich wohne ja in einer Braunkohlen-Gegend. Vom Bergbau plane ich schon einen separaten Tourenbericht. Dann werde ich aber das Mofa benutzen.)
Schon immer habe ich mich gefragt: Sind Engel männlich oder weiblich? Hier habe ich mal ein(fast) eindeutig männliches Exemplar gefunden.
O.k. nicht ganz legal geparkt. Aber ich wollte mal zeigen, wie leer eine sonst vielbefahrene, fast chaotische Kreuzung um diese Tageszeit ist.
Auch die sonst vielbefahrene A61. Dort ist meist der Bär los!
Wenn die Eifelhöhen langsam in Sicht kommen, wartet bei Frauwüllesheim die "Kurve der Leidenschaft" auf mich. Habe ich so getauft.
Das ist eine völlig übersichtliche Kurve, mit griffigem Asphalt und ohne tückische Bodenwellen. Autos (Dosen) fahren die mit 70 an, weniger talentierte Fahrer bremsen dann sogar noch ab. Ich lasse jetzt immer an dieser Stelle das Gas stehen. 110, legen, unten bleiben, mit dem Gas die Schräglage stabilisieren, oh, da kommt Freude auf! (Der rasende Rentner!)
Die Knieschleifer-Fraktion kann das wohl noch schneller, aber dann mit Risiko.
In Frauwüllesheim steht ein alter Wasserturm. Den wollte ich schon mal kaufen. Ging nicht, zu viele Auflagen. Nun hat den ein Wander- und Heimatverein. Im ehemaligen Wasserbehälter haben die Fenster eingebaut. Die Sicht von dort oben, auf das Eifel-Vorland muß einmalig sein.
Bei Drove, am Eifelrand, ist ein Quellenheiligtum. Der heilige Pütz. Ist ein bischen versteckt, im Wald. Kein Sperrschild gesehen, kein Oberförster in der Nähe, Spaziergänger auch keine (7.30 Uhr!), was solls, hingetuckert.
In diesem Quellenteich sieht man sehr schön drei Austrittstellen des Grundwassers. An der Kräuselung der Waseroberfläche. Diese Quelle mündet gleich in den Drover Bach und fließt letzlich in die Maas, also Richtung Holland.
Das war den ollen Römern, um 150 n.Ch. in Colonia gar nicht recht. Die brauchten das gute Eifelwasser für ihre Badestuben. (Von der römischen Wasserleitung habe ich schon berichtet, siehe "Zweite Eifelfahrt dieses Jahr").
So haben die den Drover Berg durchtunnelt. Das ist erst kürzlich entdeckt worden. Es handelt sich um einen Stollen von 1660 m Länge in maximal 26 m Tiefe. Wie die das hinbekommen haben, das ist noch ein Rätsel. Die haben das Wasser, das sonst in die Maas fließt, zum Rhein nach Köln umgeleitet. Zu sehen ist davon allerdings nichts. Wenn man viel dran wackelt, dann zerbröselt diese Wasserleitung.
Langsam lichteten sich die Morgennebel. Weiter, es warten noch ein paar schöne Serpentinen auf mich. Vorher noch zum Klemensstock. (Schon wieder illegal...).
Das ist eines, von den in der Eifel zahlreich vorhandenen Mini-Kapellchen und Kniefällen. Und ein schöner Aussichtspunkt. Von dort aus sah ich, ganz wunderbar, die Burg Nideggen aus dem Nebel steigen.
Wie schön, der Klatschmohn ist noch nicht ganz ausgerottet. Die Landwirte lassen einen Randtreifen ungespritzt. Da können sich diese sogenannten Ackerunkraüter noch halten. Für den geringen Ernteausfall bekommen sie eine Entschädigung.
Wollte ich doch von einem Aussichtspunkt in Nideggen einen Blick auf die Serpentinenstraße runter ins Tal werfen. Ging nicht. Zugewachsen. So lehne ich mich halt an einen Sandsteinfelsen. Für ein Foto. ( Es ist noch 8.30 Uhr).
Also, nun wird erstmal gefahren. Die Serpentinen runter von Nideggen nach Brück. Dann wieder rauf nach Bergstein. Welch ein Genuß, ohne Autos. Diese Straße ist sonst viel befahren. Weil hier eben eine Ausflugsgegend ist. (Über die gelben Nummernschilder sage ich lieber nichts. Schöne Grüße nach Holland!)
In Bergstein stand die Gegenburg zu Nideggen. Das war dem Grafen von Jülich, zu dessen Herrschaftsbereich auch Nideggen gehörte, gar nicht recht. Drum gibt es diese Burg auch nicht mehr. Wenn man in der Nordeifel eine zerstörte Burg findet, kann man meist sagen: Graf von Jülich war hier!
Da gibt es zwei zwar kurze, aber schweißtreibende Wege hinauf. Also, wenn schon schwitzen, dann den steileren Weg. Um so eher ist man dann oben.
Heute steht dort ein Aussichtsturm. Der Aufstieg lohnt sich. Die Aussicht von dort oben ist grandios. Und das schönste: Kein Kassenhäuschen, kein Eintritt!
Die Burg Nideggen noch im Morgendunst...
Über die Eifelhöhen zum Obermaubacher See
Richtung Hürtgen
So, langsam gewinnt die Sonne an Kraft. Im Leder wird es schon reichlich warm. Da hilft nur Fahrtwind. Die noch relativ freien Serpentinen wieder runter nach Brück, gleich wieder rauf nach Schmidt. Oh, prima, Straßen immer noch nicht zu. Die meisten Menschen sind eben Spätaufsteher. Gut für mich.
Noch mal bei Schmidt zum Hubertusley (Schöne Aussicht). Diesmal ohne Schnee. Noch eine schöne Serpentinenstraße, von Schmidt nach Heimbach wartet auf mich. Dann ging es auf den Heimweg. Es war schon 10 Uhr. Die Eifelfahrer kamen mir entgegen. Mittlerweile betrug die Temperatur 25 Grad. Und wird bald 30 Grad erreichen. Na, dann schwitzt mal schön! Mit einer Sache muß sich der Frühfahrer allerdings abfinden: Er fährt allein, an den bekannten Treffs ist noch niemand.
Der Schnee ist weg, die Kuhblumen auch, nur noch Puste. Nun fliegt mal schön, ihr Fallschirmchen!
Genug gepustet, ich muß nun zurück, mich um meine alte Mutter kümmern. Frische Nachthemden, Pantoffeln, eben, was man im Krankenhaus so braucht. Alles noch Vormittags erledigt.
Wünsche Euch (und mir auch!) noch eine Menge schöner Fahrten! Gruftipeter

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