Motorraderlebniswelt
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Motorraderlebniswelt
das Gegenteil ist auch unrichtigUnser Möfis werden immer schneller, leichter, zuverlässiger. Wir brauchen tatsächlich immer weniger die grossen Ersatzteilbrocken. Unsere Reisen sind sicherlich unbeschwerter im Hinblick auf eine Gefahr hin, dass die Möfi-Technik uns mal im Stich lassen könnte. So reisen wir weiter, schneller und werden von so lästigen Erlebnissen, wie z. B. das Wechseln der Nockenwellenbeleuchtung, verschont.
Dennoch suchen wir für unsere Schätzimöfis Ergänzungs- und Ausstattungsteile - und das Angebot hierzu ist riiiieeesig. Schön und individuell soll unser Möfi sein. Ich vermute, dass Motorräder weiblich sind, obgleich wir sie mit einem sächlichen Artikel definieren. Also schön soll Sie sein. Deswegen benötigen wir Titanschrauben in gelb oder Ketten mit farbigen Kettengliedern, Carbonkomponenten am Auspuff, geile Aufkleber oder lassen und bei der Bikepaint GmbH das Gesamtoutfit unseres Lieblings in grauselingem Höllendesign brushen.
Und bisweilen stehen wir dann vor dem Sachbearbeiter, der in der für uns geschaffenen Motorraderlebniswelt versucht, auf unsere Sonderwünsche einzugehen. Wir haben es geschafft nun in der Warteschlange ganz nach vorn zu kommen. Nennen Rahmennummer und allenfalls weitere Identifikationsmerkmale von unserem Schätzi. Peter steht auf Peters Namenschild. Er ist nun mein Sachbearbeiter. Peter sucht in der Datenbank, stellt mir gewisse Zwischenfragen wie: „ist das in blau?“. Er sucht weiter, findet die Artikelnummer und wechselt in den Lagerbestand. „Uhhh, ich glaube, es ist nicht auf Lager, - aber ich schau’ doch noch mal nach. Er sprintet in Richtung Lager und kommt nach 9,63 Minuten zurück. „Nein, - nicht da, - aber ich könnte mal...“ Peter vertieft sich in die Bildschirmseiten und sucht und vergleicht konzentriert. „Ahhhhhh... und pfffff...“ tönt es herüber. Peter macht sich Notizen, verlässt seinen Platz und geht gezielten Schrittes ins Lager.
Ich wage es, die erste Position der Warteschlange zu verlassen und schaue mir die neue R1 an. In blau. Vorderrad, Motor, Hinterrad.... also ein richtiges Motorrad. Alles schön blitzblank und leicht gebaut. Muss sein, bringt Fahrspass.... soll aber nicht mehr so brutal sein, wie die, mit welcher ich mal die Probefahrt versuchte. Der Kunde auf Position 5 der Wartschlage öffnet seinen Klappstuhl und packt dann sein Butterbrot aus. Und die junge Frau in der Warteposition 11, möglicherweise die LAP des männlichen Kunden der Position 11, lässt sich in dessen Arme sinken und beisst ihm liebevoll ins linke Ohr. Nach grob 16.43 Minuten kommt Peter, - er zuckt mit den Schultern und meint, er könne ja mal noch einen Mechaniker fragen, ob das Teil vielleicht als Gebrauchteil, als Occasion, irgendwo im Werkstattbereich.....
„Ja, wir könnten es bestellen...“ meint Peter dann. Er versinkt in die Bildschirmseiten…., während der Wartende auf Position 14 seinen Schlafsack ausrollt. Ich habe ein schlechtes Gewissen, ein sehr schlechtes Gewissen. Peter macht seinen Job ausgezeichnet. Er geht auf die Wünsche seiner Kunden ein. Ich aber mit meinem doofen Ansinnen verzögere die Kaufbefriedigung meiner Mitmenschen enorm. „Nein, nein...“ sagt Peter, „das machen wir schnell, - bin gleich soweit“. Nach der Aufnahme meiner Adresse meint Peter, dass nun alles gut kommen würde, denn am nächsten Dienstag werde das Zeugs geliefert.
Da ich ja Zeit hatte in den Schüttauslagen zu wühlen, konnte ich dieses und jenes Schnäppchen finden. Ich lege die Sachen auf den Ladentisch, nicht ohne mich sichernd nach hinten um zu schauen. Da hinten sitzen drei um ein Feuer und braten sich Würste, geöffnete Bierdosen stehen auf dem Boden. Peter sieht das Entsetzen in meinen Augen, aber er meint beschwichtigend: „Ist schon in Ordnung so! Also dann bis Dienstag.“
Ich schleiche hinaus und frage mich, ob vielleicht die drei am Lagerfeuer noch Ihre Zelte aufbauen werden, und welche Warteposition sie am kommenden Dienstag dann innehaben könnten. Zu Hause meint meine Frau lapidar zu mir, „Warst lange weg, du könntest Dich mal wieder rasieren“!
Ich freue mich auf den kommenden Dienstag in der Motorraderlebniswelt, - mit Bratwurst und Bier.
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Lieber Adi,
Immer wieder lasse ich mich gerne von Deiner geistreichen Umschreibung alltäglicher Dinge in die Groteske des Daseins armer (und reicher) Motorradfahrer entführen...
Aber noch mehr freut es mich, heute bei tollem Sonnenschein und schon (fast) frühlingshaften Temperaturen, mit Dir das Albtal fegen zu gehn......
bis nachher, Ben