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Missing_mini
Gelöschter Benutzer 22.08.2010

Heckenland

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Heckenland

Eine Fahrt ins Deutsch-Belgische Grenzgebiet
Ich habe schon einiges über die Eifel geschrieben, hier noch ein paar Ergänzungen. Wie ich das gerne mache, viele Fotos, sparsamer Text.
Am Freitag, dem 20. Aug. fuhr ich los. Es sollte eigentlich nach Luxemburg gehen, aber dazu hat die Zeit nicht gereicht. Da hätte ich früher losfahren müssen. Ich habe ein Handycap. Mutter (94) muß Frühstück haben. Der Tag drohte warm zu werden, wurde er auch. Aber lieber etwas schwitzen als ewigen Nieselregen!
Simonskall liegt im engen Kalltal. Die Kall ist ein Nebenfluß der Rur. Die Kall entspringt irgendwo in Belgien in der Nähe von Roetgen. Das Quellgebiet ist ein kleines Moor: der Entenpfuhl. Das ist eine Mulde in der eine große Menge Gletschereis (Toteis) von der letzen Eiszeit liegen blieb. Das Eis wurde mit Geröll zugedeckt, überwachsen und brauchte viele Jahrhunderte um zu schmelzen. In Simonskall betrieb ein Herr Simon eine Eisenhütte. Er hatte Brennstoff (Holzkohle) und Wasserkraft. Es gab auch in der Nähe Erzvorkommen. Nur, was er nicht hatte waren gute Verkehrsverbindungen. So konnte der die Rohstoffe nur mühsam heranschaffen und die Fertigprodukte abtransportieren. So wurde diese Hütte schnell unrentabel und schon 1816 stillgelegt. Es ist nichts mehr davon vorhanden.In diesem engen Tal, durch das noch nicht mal eine richtige Straße geht, hatten trotzdem die Valkenburger im 13. Jahrhundert eine Burg gebaut. Die brauchten als Raubritter wohl ein sicheres Versteck. 1435 bauten die fast allmächtigen Jülicher diese Burg zur Festung aus. Nur, das gefiel dem Kaiser Karl V nicht. Seine Soldaten vernichteten mit schweren Geschützen die Festung, was noch lebte wurde erschlagen. Die fiesen Grafen von Jülich hatten sich nicht nur hier unbeliebt gemacht. Im Jahre 1598 warfen die stock-katholischen Aachener die protestantischen Tuchmacher hinaus. Die flohen zu den Feinden der Aachener, den Jülichern. Die ließen sich an vielen Orten nieder, so auch im verwüsteten Monschau. Dort hatten sie alles was sie für einen Neuanfang brauchten. Keine kleinlichen Restriktionen, das kalkarme Wasser der Rur, ideal zum Färben der Tuche. Ebenso Wasserkraft, Brennstoff und Wolle von den zahlreichen Schafen auf dem Hohen Venn. Nicht zu vergessen, billige Arbeitskräfte. Die völlig verarmte Bevölkerung nahm dankbar jeden Job an. Auch für einen Hungerlohn. Hungern oder Verhungern, das ist immerhin ein gewaltiger Unterschied. So gab es bald in Monschau zahlreiche Wollwäschereien und Färbereien. Die Fabrikanten wurden wohlhabend. Aber einer konnte es noch besser, der hatte eine Idee und wurde zum Multimillionär. Das war Johann Heinrich Scheibler. Die Wolle der Venn-Schafe war relativ grob, da ließen sich keine feinen Tuche draus herstellen. Um 1730 importierte er feine spanische Merinowolle. Die daraus hergestellten Tuche konnten ohne weiteres mit den Spitzenprodukten aus England und Frankreich mithalten. So wurde der unglaublich reich und konnte seinen Palast, das Rote Haus in Auftrag geben. Unten waren die Produktions, Lagerräume und Kontore. Das Wasser der Rur konnte ja praktischerweise durch den Keller geleitet werden. Aber darüber die Räume, alles vom feinsten und teuersten. Da wurde so mancher Fürst noch übertroffen!
Der höchste Berg Belgiens ist der Signal de Botrange. 693m über NN. Fehlen noch 7m, dann würde eine runde Zahl draus. Nun ist der Botrange kein Berg mit einer markanten Spitze, eher eine Hochfläche. Man merkt kaum daß man auf einem Berg steht, ist ja alles flach. Da hatte wohl jemand eine Idee. Einen Hügel aufgeschüttet, 7m hoch und fertig ist der Bergipfel. Oben verkündet ein Schild stolz: 700m!
So, nur noch 70km bis nach Hause. Die Mutter wird schimpfen weil ich so spät komme, was soll´s, die schimpft immer. Fahrt weiterhin knitterfrei, ärgert nicht die Polizisten. Zurückärgern können die besser!
Titelbild funktionierte heute nicht!
Euer Grufti

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Die Eifel war mal so hoch wie die Alpen. Aber im Laufe der Jahrmillionen hat die Erosion alles abgeschliffen. So erscheint die Eifel heute nicht als Gebirge, sondern eher als eine welligen Hochfläche. So richtig steile Strukturen gibt es nur dort wo die Flüsse tiefe Täler in das Gestein gefräst haben.
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Das Titelbild hat Admin nachträglich eingefügt! Bei der Artikeleingabe ging´s nicht.
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Offline
suzi1
Der Bericht und die Bilder gefallen mir auch. Das Bild
"Typischer Wanderweg in der Nordeifel" ganz im Besonderen, weil der Weidenzaun die sich neigende Landschaft besonders effektiv hervorhebt...
Moin Moin
Uschi
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Offline
Watt-biker
Hallo Peter,
ich lese immer wieder die tollen Berichte über Deine Touren, würde Dich gerne mal auf einer Deiner Touren begleiten. Melde Dich bitte mal....
Gruß Joachim
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waschbaer89
Klasse Bericht. So liebe ich es.
Liebe Grüße aus der Schweiz
der Waschbär
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Deaktiviert
glacier
Peter, wie immer schön zu lesen, informativ und unterhaltsam. Außerdem hat es mich gefreut, dich so wohlauf zu sehen!
Liebe Grüße von der Rureiflerin
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Wie gewohnt in guter und einzigartiger Qualität von Dir Peter!
War selbst vor ein paar Tagen noch in dieser Ecke Unterwegs.
Ride On
Searcher
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