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novade 09.05.2005

Kalifornien-Touren, die Erste

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Kalifornien-Touren, die Erste

Aufwärmrunde
Für sechs Monate bin ich in Kalifornien, in der Bay Area. Ich wohne in Palo Alto, nur eine knappe Stunde Fahrt südlich von San Francisco. Die einzigartigen Naturschauspiele hier sowie die Vielfalt der Landschaften lassen sich natürlich auf dem Motorrad ganz hervorragend erfahren.
Hier nun die erste Tour, die am Ende lediglich eine kleine Aufwärmrunde geworden ist.
Sonnabend, der 7. Mai 2005. Geruhsam geht es los, gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Weg. Es ist ein wolkiger Tag, es sind aber 22 Grad Celcius zu erwarten. Mein erster Stop ist die Tankstelle - der Tank ist noch halb voll, aber man weiß ja nie. Ich habe zwar eine ungefähre Vorstellung meiner Tour, aber ich habe noch kein Gefühl für die Entfernungen in Kalifornien. Also 2.2 Gallonen tanken, das sind etwa 8.5 Liter, für $6.50 - ha! Seltsamerweise hat ausgerechnet in diesem Land, das auf Öl und Autofahren aufgebaut ist, das beste und somit teuerste Benzin nur 91 Oktan. Und einem Motor wie dem meines Suzi-Cruisers möchte ich auch nicht weniger anbieten.
Alsdann geht es los. Ich verlasse den El Camino Real, eine der Hauptadern der Bay Area-Halbinsel, und fahre in südwestlicher Richtung auf die Page Mill Road. Wer die Tour ab hier mit Google Maps nachvollziehen möchte, der nutze diesen Link. Der Kartenausschnitt läßt sich einfach mit der Maus umherschieben. Es lohnt sich auch, ab und zu mal rechts oben auf "Satellite" umzuschalten, eine wunderbare Funktion.
Die Page Mill Road führt zunächst schnurgerade aus Palo Alto hinaus. Links und rechts der immer wieder über Hügel führenden sechsspurigen Straße sieht man die Gebäude großer IT-Firmen; immerhin ist das hier der nördlichste Zipfel des Silicon Valley. Bald ist auch das vorbei, und man sieht nur noch grüne Hügel mit einzelnen Bäumen, während die Straße allmählich in weite Kurven übergeht. Nachdem man an der Auffahrt des Highway 280 vorbei ist, wird die Page Mill Road zu einer zweispurigen Straße, die sich in die Hügelkette hineinwindet.


Die Qualität der Straße ist hier schon merklich schlechter als in Palo Alto, jedoch nicht bedenklich. Es ist ein schönes Kurvenschwingen, vorbei an vereinzelten Privatgrundstücken. Es begegnen mir kaum noch Autos, lediglich Radfahrer sind unterwegs und strampeln hinauf oder kommen mir bergab entgegengeschossen. Vorsichtiges Kurventasten ist angezeigt.
Irgendwann kreuzt mein Weg den Skyline Boulevard, der diesen Namen trägt, weil er ganz oben auf der Hügelkette entlangführt. Diese Hügel dürfen sogar Berge genannt werden, weil sie über 2000 Fuß hoch sind, was nur etwa 600 Metern entspricht. Das tut dem Kurvenspaß aber keinen Abbruch. Jetzt jedoch fahre ich geradeaus weiter, auf die Alpine Road, oder besser, eine der vielen Alpine Roads in dieser Gegend. Die Straße wird noch schmaler, teilweise ist kein Mittelstreifen mehr markiert, und die Qualität ist mittlerweile unter aller Sau, sozusagen - Schlaglöcher in Kurven lassen das Fahrwerk der Suzi ächzen, so daß ich schon allein deswegen das Tempo weiter drossele. Hier gibt es nicht einmal mehr Radfahrer, und das eine Auto, das vor mir herfährt, ist auch bald im Rückspiegel verschwunden. Teilweise ist die Straße so schmal, daß nicht mal zwei PKWs aneinander vorbeipassen würden. Einmal springt ein Fuchs oder etwas in dieser Größe vor mir davon.


Nach einigen freien Passagen mit Blick auf seltsame Baustellen mitten in den Hügeln komme ich am Rand des Pescadero Creek County Park in dichte Gehölze. Die Luft riecht wunderbar frisch nach Bäumen, denn davon gibt es hier reichlich. Teilweise riesige, alte Gewächse. Vermutlich Redwood (?), das muß ich bis zum nächsten Bericht unbedingt genauer wissen. Der Bewuchs ist so dicht, daß die kalifornische Sonne, die mittlerweile wirklich hinter den Wolken hervorgekommen ist, nur fleckige Muster auf die Straße malen kann. Rechts neben mir ragt eine Wand senkrecht nach oben, aus der ab und an Bäume quer über die Straße ragen. Es ist wirklich erstaunlich, hier zu fahren, kaum außer Rufweite von Palo Alto mit seinen langen, geraden und gleichförmigen Straßen.


Nach einer Weile trifft die Alpine Road auf die Pescadero Road; ich halte mich links, weiter in Richtung Südwesten. Die Straße ist hier außergewöhnlich gut, und vergnügt summt die Suzuki zügig in Schräglage durch die jetzt wieder sehr breiten und viel weiteren Kurven. Ab und zu sieht man Holzhäuser im Wald, die zwar nicht besonders groß, aber trotzdem irgendwie nach viel Geld aussehen. Wer hier wohnt, hat auf jeden Fall Ruhe, aber auch ein ganzes Stück Weg bis zum nächsten Supermarkt.
Nach der Durchfahrt des San Mateo County Memorial Park wird die Straße zur Pescadero Creek Road. Die Landschaft wandelt sich wieder total: keine Bäume mehr, stattdessen flaches Grasland, das von den Ausläufern der Hügel begrenzt wird. Die schnurgerade Straße führt auch durch das Örtchen Pescadero, etwa zwei Kilometer lang gestreckt, Häuser nur zur Rechten. Es hat wirklich etwas von diesen verlorenen Ortschaften, die man aus Hollywood-Filmen oder US-Fernsehserien kennt - gleichförmige Häuser, zwischen denen alte Trucks und sonstiger Schrott vor sich hin rostet; eine Kreuzung, an der es sogar eine Tankstelle gibt.
Schnell lasse ich Pescadero hinter mir und fahre unter blauem Himmel durch langgezogene Kurven, auf denen mir jetzt vermehrt andere Motorräder zwischen den ganzen üblichen Pick-ups und kleinen Trucks entgegenkommen.

Und schließlich, nach einer kurzen steilen Auffahrt, blicke ich über den Highway 1 hinweg auf den Pazifik. Direkt gegenüber gibt es einen Parkplatz, den ich für eine kurze Pause nutze. Der Wind vom Ozean wirbelt mir durchs Haar, aber seltsamerweise riecht es hier gar nicht nach Meer. Ob das am Pazifik selbst liegt?


Hinter mir, auf dem Highway 1, sieht man jetzt doch recht viele andere Motorradfahrer. Vor allem fette Cruiser, neben denen meine dicke Suzuki noch klein aussehen würde, oder aber Supersportler - dazwischen gibt es nicht viel. Ich steige wieder auf und fahre auf dem Highway 1 nach Norden.

Die Strecke ist nicht sonderlich interessant, was Kurven angeht, aber es geht immer mal relativ steil bergauf und bergab. Außerdem ist das Panorama hier wirklich wunderschön: links der Pazifik, rechts grünes Hügelland. Ich folge dem Highway bis nach Half Moon Bay, einer typischen kleinen Stadt. Wer immer noch auf Google Maps dabei ist, kann auch das rechteckige Straßengitter erkennen, das hier überall vorherrscht, solange die Hügel nicht gar zu steil sind - und hier ist es eigentlich nur flach.

In Half Moon Bay fahre ich nach rechts auf der 92 in Richtung Bay. Der Verkehr ist hier ziemlich dicht, weil es eine der Hauptverbindungen zur Bay ist. Trotzdem geht es relativ flott voran.
Schließlich gelange ich an den Abzweig zum Skyline Boulevard, dem ich ab jetzt in südöstlicher Richtung folge. Hier gibt es wieder kaum Verkehr. Dafür steigt der prozentuale Anteil der Motorradfahrer gewaltig, wie ich bei einem Zwei-Minuten-Fotostop feststellen kann. Ein letzter Blick auf den Pazifik, jetzt rechts von mir.

Dann geht es auf zum erneuten Kurvenjagen, wozu sich der Skyline Blvd hervorragend eignet. Oben in den Hügeln ist es erstaunlich viel kühler als noch auf dem Highway an der Küste, vor allem, wenn man unter dichtem Blätterdach fährt. Ein weiterer kurzer Halt an einem Mini-Parkplatz gibt Gelegenheit, die Aussicht auf die San Francisco Bay in der Ferne zu genießen.

Anschließend geht es nonstop durch die Kurven, die Straße ist meist in sehr gutem Zustand. Irgendwo mittendrin gibt es wohl eine Biker-Kneipe, aus der Anzahl der Spaßgeräte und der dazugehörigen Treiber zu folgern. Ich bin so verdattert von dem Anblick und von dem Polizeiwagen, der aus einer Nebenstraße auf mich zukommt, daß ich schnurstracks weiterfahre. Vielleicht nächstes Mal :-), es sah jedenfalls vielversprechend aus.
Nach einer weiteren Gazillion von Kurven gelange ich wieder an die Kreuzung mit der Page Mill Road und Alpine Road. Ich mache mich an den Abstieg auf der Page Mill, so wie ich hergekommen bin, und zurück nach Palo Alto.
Fazit: selbst nach dieser kurzen Tour zum Warmwerden, die kaum mehr als 150 km lang war, kann ich behaupten, daß man in Kalifornien mit dem Motorrad sehr viel Spaß haben kann. Bereits auf dieser kleinen Runde konnte ich Flachland, Bergkurven und Ozean genießen. Mögen dieser Tour noch viele weitere und weitreichendere folgen!

Kommentare


ABSENDEN

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kdk11
Also ich wuerde mal sagen, Amiland ohne Amis, waere irgendwie... fade. Ich kann mir nicht helfen, ich bin alles andere als ein Freund amerikanischer Weltpolitik oder sonstiger chauvinistischer Lebensweisen, aber ich kann immer nur wieder feststellen, wie freundlich, offen und hilfsbereit die Amis sind. Nicht umsonst mache ich hier zum dritten Mal Urlaub.
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kdk11
Jo,
netter Bericht. In Deiner weiteren Zeit wirst Du Deinen ersten Eindruck bestaetigt bekommen, dass man in Californien klasse biken kann. Highway No1, Yosemite, Sequoia\\Kingscanyon, das war klasse und bald bin ich auch wieder da.
Die Kritik an den Strassen kann ich so allerdings nicht bestaetigen. Ueberwiegend sind die Strassen da klasse und bei uns sind kleine backroads ja auch nicht immer eine Offenbarung der Strassenbaukunst. Wenn ich z.B. na kleine Strassen der Seealpen in Frankreich denke... Da kommt zum besch... Belag noch ordentlich Split dazu.
Aber was soll\'s? Die Natur entschaedigt fuer alles.
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Reino
ergibt sich deine Einstellung aus der internationalen amerikanischen Politik oder kennst du wirklich einige Amerikaner persönlich? Welche persönlichen Erfahrungen hast du denn mit Amerikaner? Falls ersteres, also die Politik, zutrifft, dann hast du dich ganz schön missverständlich ausgedrückt. Pauschalierungen besonders in Bezug auf Menschen sind mir zuwider.
Reino
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till11
Schön geschrieben, 10 Points
lernen wir ja durch Frank/kdk11 und dich Amiland aus einer anderen Perspektive kennen ! Interessant
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Kralli
10 Points für den Bericht und die Bilder. Amiland wäre ja schon schön, wenn die Amis nich wären. Also doch woanders hin zum fahren. :-)
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novade
Genau. Tja, sieh es als Einladung zum Träumen ;-)
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
WoW, Kurven in Amiland? *g*
War wohl der Laser besoffen. 10 points!
;o) Uwe
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novade
Für sechs Monate bin ich in Kalifornien, in der Bay Area. Ich wohne in Palo Alto, nur eine knappe Stunde Fahrt südlich von San Francisco. Die einzigartigen Naturschauspiele hier sowie die Vielfalt der Landschaften lassen sich natürlich auf dem Motorrad ganz hervorragend erfahren.
Hier nun die erste Tour, die am Ende lediglich eine kleine Aufwärmrunde geworden ist.  mehr...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Schön! Nur so weit weg...
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