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wingevil 12.10.2002

Kurvenrausch

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Südtirol
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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Kurvenrausch

Eine Dreitages-Tour in das wunderschöne Trentino
Mit dem festen Vorsatz, mich an Kurven schwindlig zu fahren, bin ich noch rechtzeitig vor dem kommenden Winter ins schöne Trentino gefahren. Ich konnte meinen Vorsatz dann auch einhalten. ;-)
Donnerstag im Oktober 2002,
die erste Mehrtagesausfahrt nach meinem Motorradunfall im Frühsommer und sicher die letzte Gelegenheit. Eine Woche zuvor gab es in den Alpen bereits einen kurzfristigen Wintereinbruch, der aber nochmals von einem föhnigen Zwischenhoch vertrieben werden konnte. Die Gelegenheit war also da...und ich packte sie beim Schopfe. Der erste Tag war eine gemeinsame Reise mit dem freeMOFler Franz, der jedoch leider am Nachmittag aus privaten Gründen wieder umkehren mußte.
Wegen der frostigen Nächte zuvor hatten wir eine Anreise via Autobahn vereinbart. Diese Maßnahme wäre überflüssig gewesen, weil just in der Nacht zuvor das Klima wieder milder wurde und zudem die Autobahn in A leider knüppelvoll wurde, so dass das Vorwärtskommen eine gewisse Geduldsprobe darstellte und wir mehrfach die Einspurfunktion unserer Krads in Anspruch nahmen... ;-)

Kurz und gut (schlecht) tranken wir um 10:30 in Sterzing unseren doppelten Espresso, bevor wir uns in Richtung Brixen aufmachten. Ausserhalb der Ortschaften ganz lustig mit italienischer Fahrweise, kurz vor Brixen leider wieder mit megamässigem Verkehr.
Aber irgendwann hatten auch das ausgestanden und genossen die wunderschönen "Schaukelkurven" von Brixen Richtung Würzjoch, die sich dann in Serptentinen mit entsprechender Aussicht wandelten.

Oben gabs eine schnelle Vesper, dann zackig die Abfahrt ins Tal gewählt. Unten schneller Speed bis Corvara und dann wurden das Grödner Joch und der Pso. di Sella angegriffen. Dabei gab's einen freundschaftlichen Fight mit zwei Ducatisti, den wir für uns entscheiden konnten und wo wir die Führung bis zur Paßspitze nicht mehr abgaben ;-) . Oben haben wir dann mit den Zwei ein wenig Benzin geredet.

Nach der Abfahrt und einem verdienten doppelten Espresso ging es verschärft ins wunderschöne Fassatal, von wo aus wir den Karerpaß eroberten. In Birchabruck mussten sich Franz & /me uns trennen. :-(
Im weiteren Verlauf wollte ich nicht schon wieder den Pso. d. Lavaze nehmen, sondern bin mal die "Nebenstrecke" über Deutschnofen und Petersberg nach Hohlen gefahren. Auch nett...und vor allem total leer! :-)


Anschliessend stand der Manghen-Pass auf dem Programm. Dieser ist immer wieder mit seiner kühnen Kurvenführung bei der engen Fahrbahn beeindruckend und bietet einen sehr hohen Fahrspaß, wenn man (wie ich) den Paß praktisch für sich alleine hat. Die Höhe erreichte ich nachmittags gegen 16:30 Uhr, aber ich wollte an diesem Tag auch nur noch bis zum Caldonazzosee.

Diesen erreichte ich auf selbst gewählten Umwegen. in Telve bog ich bereits Richtung Ronchi ab, da ich versuchen wollte, über die kleinen Sträßchen entlang der Berghöhen Vetriolo Terme zu erreichen. Das gelang mir letztlich auch, wobei eine Bergüberquerung auf Schotter stattfand und diese Route eigentlich nur für Anlieger zulässig ist.
Da die Zeit und das Tageslicht noch reichten, gab ich mir noch die fantastischen superschnellen Serpentinen von Levico Terme nach Vetriolo Terme...hin und retour. Und weil ich gerade so schön dabei war...wacker auch noch die Auffahrt zum M. Panarotta :-))), die genauso toll zu fahren ist.
Im ersten Halbdunkel erreiche ich dann den Ort Caldonazzo, wo ich in "meinem" Hotel Alla Torre mein Zimmer nehme, die Q in die Tiefgarage verfrachte, dann eine heisse Dusche, ein üppiges Abendmahl und schon um 21:00 Uhr in die Heia...der Tag war lang und morgen wird er es auch...

Tag 2 zeigte mir gleich, welches Gesicht er sich für den Rest des Tages geben wollte: diesig und nebelig. Egal, es ging erst mal gleich mit einem Schmankerl los: dem Kaiserjägersteig von Caldonazzo zum Monte Rovere.

Über die durch den Hochnebel fehlende Aussicht hätte ich mich geärgert, wenn ich diese nicht ohnehin schon kennen würde...so verblieb der Fahrspaß an dieser schönen Strecke, die allerdings im oberen Bereich nun deutlich "entschärft" und dadurch gar ein klein wenig langweiliger wurde. Vom obere Punkt folgen Richtung Lavarone dann sehr schnelle und gut ausgebaute Kurven, die den "Angststreifen" am Rad garantiert eliminieren. ;-)
Von der Höhe des Pso. d. Sommo habe ich dann von zwei Möglichkeiten den Weg über die Alpe Fiorentini genommen...tolle Aussichten selbst bei diesem Wetter inklusive.

Nach der Höhe der Alpe beeindruckt die Trassenführung mit kühnem Schwung entlang des Berges, währen man selber in eine schroffe tiefe Klamm blicken kann.
Danach folgte einer der fahrerischen Highlights des gesamten Ausfluges: die Serpentinenstrecke von Mosson nach Asagio (Sette Comuni) gehört zu den schönsten Strecken, die ich kenne, eng und steil stapeln sich die Serpentinen übereinander! Dazu absolut kein Verkehr! Ein Traum!

Die Hochebene der Sette Comuni ist immer angenehm zu fahren, hier vermißte ich konkret zum ersten Mal die durch den Nebel verdeckte Aussicht, sie gehört einfach dazu. Also konzentrierte ich mich auf die weiteren schönen Serpentinenstrecken von Foza nach Valstagna und weiter nördlich aus dem Tal wieder hoch nach Enego und zum Schluß westlich wieder von Castelletto nach Pedescala, die Q kam nicht mehr zur Ruhe :-)
Wieder in Arsiereo habe ich dann über Fusine den schönen kleinen Pso. Xomo unter die Räder genommen, leider wurde es immer "nebliger", da man sich genau im Wolkenbereich befand. Oben auf der Paßhöhe gibt es mehrere extrem schöne Strecken, z.B. die geschichtlich bedeutsame Strada della Galerie die aber leider nur per pedes oder Mountainbike erforscht werden dürfen.

Über knackige Serpentinen wieder runter ins Valle di Pasubio, den kleinen Pso Xon absolviert, unternahm ich dann nochmals ein Versuch, den Wolken zu entrinnne: rauf auf den Berg von Recoaro Terme zum Pso. di Campogrosse zum M. Baffelan. Und tatsächlich: oben war ich endlich raus aus der Suppe (allerdings nur knapp) und sah Sonnen schein. Muss ich noch erwähnen, dass ich oben wieder ganz allein war? ;-)
Dort oben ist ein bekanntes Wandergebiet und leider sind alle sonstigen Abfahrten für den öffentlichen motorisierten Verkehr gesperrt. :-( Aber halt! Da hat mir doch letztes Jahr der nette Wirt des Refugio oben verraten, dass die Abfahrt nach Pian de Fugazze gut fahrbar ist und auch nicht kontrolliert wird...und ich bin sie letztes Jahr doch auch gefahren! Neben der geschlossenen Schranke kommen Einspurfahrzeuge prima durch :-)))


Damit war mein "Soll" für diesen Tag erfüllt, unzählige Kurven in verkehrsarmer und schöner Landschaft hatte ich "er-fahren" und so war das Vallarsa-Tal eigentlich das Richtige, um nochmals mit hohem Speed die tollen Kurven und den griffigen Asphalt zu nutzen um letztlich bei Foxi mal etwas früher aufzuschlagen. Pustekuchen! Ausgebucht.

Der Umstand bescherte mir dann noch auf Hotelsuche eine wesentlich längere Weiterfahrt als gedacht: anfangs noch durch das tolle Vallarsatal bis Rovereto, danach im monströsen Weekend-Verkehr Richtung Gardasee. In dieser Region waren die Hotels entweder ausgebucht oder größenwahnsinnig, was deren Preisvorstellungen anging. Schon im dunklen fand ich allerdings dann in Pieve de Ledro am Ledrosee ein komfortables Hotel zum vernünftigen Preis. Und wieder hieß es: Mopped in die Garage, Dusche, Pizza & Vino rosso geniessen, heia machen...

Tag 3 wollte mich wettertechnisch wieder versöhnen: früh am morgen schien bereits die Sonne, dazu aber recht frisch. Wegen der langen Heimreise nicht groß gefackelt, ab aufs Bike und durch die romantische aber dunkle Klamm des Valle d'Ampola geht's kurventechnisch gleich zur Sache. Die Enge öffnet sich ab Storo und so fahre ich in der Sonne die schöne Sightseeing-Strecke entlang des Idrosees ab, wo ich in Anfo den unscheinbaren Abzweig zum Pso. d. Spinna nehme. Dieser Paß ist eng und führt hoch ins Innenland mit wirklichen Traumblicken.

Immer wieder muss ich anhalten und kann mich garnicht satt sehen. Während eines Fotostopps nähert sich Motorengeräusch und eine Gruppe Biker aus Kufstein stösst zu mir, was mir ein Foto von mir selber beschert.

Als nichtrauchender Einzelfahrer habe ich den Vorteil der kürzeren Stops ;-) und so entfliehe ich ziemlich schnell wieder der Gruppe, die mich auch trotz weiterer eigener Stops nicht mehr einholen wird. Der Pso. d. Spinna geht oben in den Pso. d. Maniva über. Der Tunneleingang an der Passhöhe war letztes Jahr durch eine Felslawine ziemlich verschüttet, aber das hat man bereinigt.


Leider sind aber auch bisher unbefestigte Teile des Passes mittlerweile geteert, der Tourismus fordert hier sein "Opfer". Was nicht weggeteert werden kann, sind neben der fahrerisch wunderschönen Strecke die unbeschreiblichen Landschaftsimpressionen dort oben. In Richtung Croce Domini bin ich allein allein allein...

erst recht auf der 9 km langen unbefestigten Passstrecke, die in mir ein Offroad-/Abenteuer-Feeling aufkommen lässt...auch wenn sie natürlich im trockenen Zustand nicht wirklich anspruchsvoll ist.

Die Abfahrt von der Paßhöhe des Croce Domini nach Breno wird ein absoluter Genuss. Vor mir eine K 1100 LT aus Tutzing mit einem Pärchen und der Fahrer weiss, wie man das Teil bewegen kann. Ich hinten dran. Und wir geben beide alles, es wird ein Riesenspaß, die Kurven und Kehren in maximal möglicher Performance zu nehmen. Unten in Breno noch ein gemeinsamer Stop und ein paar Worte gewechselt...dann geht's für mich alleine weiter, immer heimwärts. Für mich bedeutet es, das Val Camonica in nördlicher Richtung abzufahren. Hier auf der fahrtechnisch sehr simplen Strecke und dazu noch am Samstag pfeifen mir die Einheimischen auf ihren Boliden nur so um die Ohren...160, 180 km/h und mehr sind offensichtlich unproblematisch und Krad und Fahrer sind laut, bunt, verwechselbar...
Ab Ponte di Legno wird es wieder schlagartig ruhig...hier beginnt der Gaviapass, mit dem die bunten Papageienracer nix anfangen können. Ich umso mehr :-) Der Gavia ist prinzipiell eine wunderschöne Strecke, aber wenn er dicht befahren wird, z.B. während der Urlaubszeit ist er brandgefährlich durch die doofen Autos und Wohnmobile. Aber mir ist das Glück hold, ich habe die Strecke grösstenteil für mich, nur zweimal schmettert mir ein Biker um Blindflug schnibbelnd um die Kurve entgegen. Ich bin auf sowas vorbereitet, aber den beiden schiesst der Schreck offensichtlich gehörig in die Knochen, wie man am Verreissen der Maschine sehen kann...hoffentlich hilft's denen.
Oberhalb der Baumgrenze wird das Ganze durch die bessere Weitsicht eh sehr viel sicherer und der Fahrspaß ist einfach präsent. Auf der Paßhöhe ist Sonne, Schnee und es ist richtig kalt. Wie gut, dass ich mir vor der Reise die Innenjacke zu meiner "Touren" geleistet habe, die ist einfach klasse, ich habe nicht einmal geforen.


Und wieder folgt eine performante Abfahrt, ungestört, da kaum Verkehr. Bormio wird direkt durchfahren und das Stilfser angefahren. Es bleibt erstaunlich dass fast niemand unterwegs ist, aber ich beschwere mich beileibe nicht darüber, kann ich doch die tolle Streckenführung dadurch optimal für mich geniessen.

Am späten Mittag habe ich die letzte grosse Paßhöhe dieses Ausflugs erreicht.

Ein kurzer Anruf daheim, ja es ist alles ok, nein, ich werde nicht allzu spät heimkommen. Um dieses Ziel auch zu erreichen, verzichte ich auf die Nordabfahrt des Stilfser, die bergwärts noch intensiv von den Einheimischen befahren wird, sondern wechsel auf dem Umbrailpaß, der mir nochmals einige Kilometer unbefestigte Strecke bieten kann, vor allem aber ruhig und verlassen ist.
Das Stückerl Schweiz durchfahre ich ganz besonders korrekt (die dortige Ordnungsmacht ist ebenso kreativ bei der Geschwindigkeitkontrolle wie teuer *g*) und komme in Taufers wieder nach bella Italia, dem Traumland der Biker. Hier ist jetzt doch ein deutlicher Rückreiseverkehr bemerkbar, ha, wozu habe ich 85 PS Nennleistung und ein sattes Drehmoment? ;-)
In Curon am Reschensee halt ich wie immer an "meinem" Lebensmittelladen an und kaufe reichlich Südtiroler Schinkenspeck, Geräuchertes, Salami und diverse Käse...mmmh, lecker!

Der Rest der Heimreise ist schon fast Routine, so oft bin ich diese Strecke schon gefahren: Reschenpaß und Hochfinstermünzpass, Landeck, Imst, Fernpaß, GAP, ab da Autobahn nach München und Wolnzach. Um 18:30 Uhr fahre ich vor die Garage, Frau & Hundi begrüßen mich, eine wunderschöne Tour ist zuende, es war ein einziger Kurvenrausch, viele Impressionen im Kopf, viele Fotos, viel zu erzählen...der Abend wird noch lang bei Südtiroler Speck & Käse & Vino rosso...
:-) Gruss Michael
PS: Die Beschreibung mit noch weit mehr Fotos größeren Formats sowie kompletten Kartenmaterial mit eingetragener detaillierter Routenführung ist auf meiner Homepage zu finden
http://www.tourenbiker.net
Dort den Menüpunkt Meine Touren / Kurvenrausch wählen.

Kommentare


ABSENDEN

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joschikai
Hallo Wingevil,
Schöner Bericht über deine 3-tägige Tour ins Südtiroler Land.
joschikai
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Wingevil,
An deinem geschilderten Tourenbericht ist einmal wieder nichts auszusetzten. ;-)
Ausser, dass er mich ungemein animiert deine gemachte Tour auch einmal nach zu fahren.
Super finde ich auch, dass man den Streckenverlauf auf deiner Homepage noch einmal visuell nachvollziehen kann.
Einfach nur klasse deine berichte.
Weiterhin einfach nur viel Spass auf deinen touren und immer schön senkrecht bleiben.
Freue mich jetzt schon auf deine nächsten Ausführungen und Tipps.
Linke Hand zum gruss
Searcher
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hi Michael,
geil. *g*
Den Gavia hatten wir auf unserer Tour im Mai ja leider dank GPS verpaßt. *lol*
10 points..
Sag mal, wieso hast Du alles im Profil deaktiviert. Dir kann man nicht mal nen Tirolerhut stickern!
;o) Jojo
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wingevil
Mit dem festen Vorsatz, mich an Kurven schwindlig zu fahren, bin ich noch rechtzeitig vor dem kommenden Winter ins schöne Trentino gefahren. Ich konnte meinen Vorsatz dann auch einhalten. ;-)
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heike1303
Hi Wingevil
Toller Bericht und tolle Bilder. Das läd zum nachfahren ein.
Gruss Heike
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