LiLaLaunetour
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Bayern |
Straßenart | |
Tour-Motorrad | |
Schwierigkeit | |
Schlagworte |
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LiLaLaunetour
...einfach mal paar Tage wech......speziell den Mädelz hier gewidmet, die schon immer mal alleine touren wollten, sich aber bisher nicht so recht getraut haben...
Ich fahre selbst schon viele Jahre und hatte noch nie ein Problem damit, alleine zu fahren, egal wohin. Im Gegenteil, ich genieße es zwischendurch immer wieder mal, völlig frei und auf mich selbst gestellt zu fahren, wohin die Nase mich führt….. hier ein Bericht:
Mittwoch, 15.7. - endlich hört der Regen auf und die Wetterfrösche von B3 versprechen mindestens eine ganze Woche so richtig SOMMER! Das lässt hoffen und so plane ich meine Kundenbesuche im Raum Chiemsee mit dem Motorrad.
Frau ist ja flexibel und hat „gute Klamotten“ zum umziehen dabei, um anständig auszusehen.
So ausgerüstet wird der Donnerstag als Arbeitstag mit Mammutprogramm im Sonnenschein zum reinen Vergnügen… übernachten bei Freunden… Freitag noch Termine und dann stellt sich die Frage: was nun?
Eigentlich zu einer netten Grillfete am Samstag eingeladen.. aber nun war es schon so spät und der Heimweg so lang, dass ich ans Übernachten denken musste.. und dann Samstag vom Chiemsee nach Ulm? Das artet ja in Stress aus und wenn ich schon mal in dieser schönen Gegend bin… (sorry, Martin, wir holen das Grillen nach! Ganz bestimmt!)
Die Entscheidung ist gefallen: ich schau mir Wasserburg am Inn einmal an - war schon ewig nicht hier. Die Altstadt ist herrlich, kleiner Bummel, denn ich möchte weiter. Richtung BAD ENDORF, Chiemsee, links ab Seebruck, nette Städtchen, Cafés, Biergärten. Zum See geht’s dann durch CHIEMING - leider derzeit eigentlich gesperrt und eine einzige Baustelle, aber mit dem Mopped langsam über die Schotterpiste geht es schon.
In GRABENSTÄTT lockt im Vorbeifahren der Duft von gegrilltem Gefieder - Stopp! Ich baue meine Kawa vor dem Stand auf und um zur „Minibar“, Flattermann und Kartoffelsalat auf die Gepäckrolle, Getränk, Servietten und Besteck auf den Sitz - und lasse es mir schmecken.
Der Anblick löst wohl bei einigen Vorbeifahrenden spontane Hungergelüste aus und so füllt sich der Platz innerhalb von zehn Minuten. 2 Biker steigen in die Eisen, drehen… und schwupp: mein „Händlbuffett“ bekommt Zuwachs. Es folgen noch ein Porschefahrer sowie 2 weitere Biker und ein gemütliches Plaudereckchen gestaltet sich.
Der Budenbesitzer grinst sich eins, als ich ihn frage, was ich denn für diese Umsatzsteigerung mittels werbewirksamen Posieren vor seinem Stand erhalte und reicht mir eine Flasche Apfelschorle für unterwegs rüber.
„Fahrst auf Kössen aufi?“ fragt mich ein Passant. „Ne - wo ist das denn und wieso?“ frage ich zurück. Ich werde durch ihn informiert, dass Kössen bei Reit im Winkl liegt und dort dieses WE ein Harleytreffen stattfindet. Er wird durch mich informiert, dass es sich bei meiner Kawa um keine Harley handelt.
„Des macht ja nixn, deswegn ko mer a hifoahrn“, sprachs und trollte von dannen.
Hab’s beim Weiterfahren mal im Kopf und als sich über mir drohend schwarze Wolken formieren, beschließe ich, mal gen Reit im Winkl zu fahren und dort weiter zu entscheiden... heim oder übernachten oder was?
Richtung Grassau geht’s nach Marquartstein, Unter- und Oberwössen, durch das schnuckelige und belebte Reit im Winkl nach KÖSSEN.
Mal zum Tatort Harleytreff fahren und schauen was geboten ist. Die „Aussenpostentürsteher“ freuen sich über den motorisierten Damenbesuch am Nachmittag und ich darf eben mal so über den Platz schlendern. Einige wenige sind schon eingetroffen. Es gibt einen Zeltplatz, ein paar Verkaufsstände für die üblichen Dinge wie T-Shirts, Halstücher, Schmuck, Gürtel - ja sogar Teletubbies werden feilgeboten. Ich meine, mit einem Harley-Outfit wären die Figuren sogar noch originell gewesen.
Biergarten, Halle zum Feiern, Küche, 1 Stand mit einer „B52-Mix-Maschine“!!
Nachdem sich der Himmel weiter zuzieht brauche ich über eine Heimreise nicht nachdenken und geh auf Zimmersuche. Glück gehabt: nach mehreren Anläufen finde ich für 18,50 € ein sehr schönes Zimmer mit Frühstück - Dusche u WC zwar auf dem Gang, aber alles picobello.
Duschen, umziehen, rauf aufs Mopped weil zu Fuß zu weit und zum Treff.
Es läppert sich dahin mit den ankommenden Bikern, einige sehr schöne Maschinen gilt es zu bestaunen.
Ich hole mir ein bleifreies Clausthaler und Pommes und schreite mal die Location ab. Ein fröhlicher Biker mit Bart, Sonnenbrille und Käppi spricht mich an und meint, ich könne zum Essen ruhig an seinem Tisch Platz nehmen. Er und seine Freunde würden sich freuen. Ich schaue so in die Runde, da springt schon einer auf, nimmt mir die Pommes aus der Hand und zerrt mich an den Tisch.
Tja, und so werde ich von sieben lustigen Schweizern „adoptiert“ und für die nächsten Stunden abonniert. „S’ Käppli“ spuckt einen Witz nach dem andern aus - ich stehe ihm nicht nach und bald lachen wir alle Tränen.
Irgendwie sind wir auch der einzige Tisch, der sich so richtig amüsiert!
Die Fete rundherum läuft schleppend, Samstag soll mehr los sein. Eine Band - noch sehr jung - versucht mit rockigen bis punkigem Sound Stimmung zu machen. So recht gelingt es nicht.
Dass ein junges Mädel in tänzerische Verzückung und Zuckungen gerät, sich irgendwann ihrer Oberteile entledigt, reißt es auch nicht heraus... lässt eher auf einen epileptischen Anfall als auf so was wie Tanz schließen. Dennoch: es gibt ein paar alkoholisierte Jungs, denen das wohl zusagt.
Irgendwann soll die Action in der Halle starten - jedoch einige wollen das wohl nicht abwarten und wandern heim.
Ich frage mich auch, ob wirklich etwas Besseres nachkommt und beschließe mich von den sieben Zwergen aus den Schweizer Bergen zu verabschieden und in die Pension zu fahren. Gut’s Nächtle…
Die Nacht regnet es in Strömen. Nach dem Frühstück klart es ein wenig auf und ich befreie meine Kawa von den Regentropfen, packen und noch mal auf dem Treff vorbeischauen. Mal sehen, ob es Überlebende gibt.
Unterwegs werde ich von einer Horde Harleys überholt und s’ Käppli brüllt mir im Vorbeifahren ein lautes „Gruezi Gabylein“ ins Ohr. Wir schlendern alle noch einmal über den Platz - aber dann mag ich weiter.
Beschluss: Richtung Königssee - zwar eine touristische Katastrophe, aber nostalgische Gedanken treiben mich. Kössen raus, Richtung Lofer auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke. Es beginnt wieder zu regnen. Zwischen den Bergen ist es ziemlich kühl, feuchte Dunstschwaden über den Wiesen und dem Fluss, dennoch: ziemlich allein und sehr, sehr schön!
Der Kopf wird frei, die Fahrt geht über das Ski- und Wanderparadies Steinplatte und endet vorerst in LOFER im Spar-Markt. Apfel, Banane, Wasser, Kekse wandern ins Gepäck. Gedanken an eine Email an Hans Riegel Bonn (Haribo): keine Colorado hier im Supermarkt!
Die Frage nach Fabrikverkauf in der gegenüberliegenden Confiserie Berger verkneif ich mir, sattle wieder auf und weiter geht es die E641 Richtung Ruhpolding/Salzburg. Die Bundesstrasse schlängelt sich durch kühle und schattige Wälder sowie hohe Felsen. Absolut schön und wildromantisch. Alte Erinnerungen werden wach, als ich an „Schneizlreuth“ vorbeikomme. Erinnerungen an wüste Feten-Wochenenden vor vielen Jahren in der Hütte eines Freundes. Das alte Gasthaus Schneizelreuth gibt’s auch noch, und trotz Kühle ist der Biergarten gut gefüllt. Daneben ist ein „Outdoor-Camp“ entstanden mit Tipis im Vorgarten.
Rechts geht’s dann nach Berchtesgaden - eine wunderbare Strecke, cruisergerechtes Fahren… schönes Hin- und Herwippen - über eine „Bridge over troubled water“ des bewegten Flusses SALACH geht’s landschaftlich herrlich zwischen Grün und Felsen weiter. Irgendwann stürzt sich der schmale Schwarzbach die Felswände hinunter, ein Flachlandtiroler aus Holland vor mir will meinen Fahrspaß boykottieren und tuckert mit 40 km/h vor mir her - nix wie wech!
Ein herrlicher Rastplatz mit plätscherndem Brünnlein und Bänken lädt zum kurzen Verweilen und Schreiben ein. Es wird ein interessantes Viertelstündchen hier so allein im kühlen grünen Walde. Eine Menge Harleys Berg runter (sicher nach Kössen unterwegs) und irgendwo scheinen sich Österreichs Porschefahrer zu treffen: 22 blankgeputzte Teile den Berg rauf! Der Gipfel ist die seltene Kombination zweier Quads in Begleitung eines überdachten BMW-Moppeds... diesem Rhönrad - oder auch fahrendes Dixi-Klo genannt, die auch noch herüberwinken!
Es geht zu wie in München auf dem Stachus!
Dennoch: für Samstag und angeblich Sommer fahr ich wohl die richtige Richtung, denn da diese Strecke sicherlich nicht „einsam“ zu nennen ist, kommen mir alle entgegen und meine Fahrt verläuft absolut in Ruhe. Die Strasse stürzt sich schön und kurvenreich nach RAMSAU hinunter, Felsen links und rechts - vorbei an der WIMBACHKLAMM. Der Fluss begleitet mich hellgrün und trotz Mittagszeit trägt er noch malerische Schwaden von aufsteigendem Wassernebel über sich.
(Sehe ich das Gesicht meines „Bankers im Nebel“, der mich daran erinnert, dass das Konto gnadenlos überzogen ist…?)
Nach diesen Minuten der Fahrt in dieser Gegend wird jedem klar, warum eine „Klamm“ so heißt wie sie heißt. Klamm und feucht ist es einem hier!
Nach der Schlucht einige Gasthäuser, vor Bischofswiesen gibt es sogar einen „Biker-Self-Grill“. Hä? Biker-Selbst-Grill? Schönes Wort…
Endlich: Berchtesgaden, reichlich Baustelle. Erstmal verfahre ich mich und merke, dass meine zunehmende Sehschwäche doch nicht von Restalkohol sein kann - nach dem Clausthaler-Abend gestern - es muss was mit dem Alter zu tun haben.. hm…
Am Königssee selbst findet sich ein ungewohntes Bild, nachdem mein letzter Besuch hier bereits mehr als 20 Jahre her ist.
Stopp an einem Mammut-Parkplatz. Richtige Zollhäusl gibt’s hier und fürs Möpi-Abstellen bin ich erstmal 1,50 € los.
Der Parkplatz ist gut gefüllt, eine unüberschaubare Menge Autos - ich schlängele mich durch, möglichst nah an das touristische Geschehen.
Dann beginnt die Wanderung an den See. Nur wenige Minuten, die aber gespickt mit Ständen, Geschäften, Cafés, Eisdielen. Gleich vorn an steht ein ältlicher Rudi Ratlos und „fetzt“ Melodien wie „Bessame mucho“ und „La donna e mobile“ auf seiner Geige - „ächt boarisch“ - weiter unten klimpert irgendein Igor auf dem Schifferklavier einen flotten Tango. Natürlich findet sich hier auch der berühmte Buchstabe M - mit einer seiner Big-Mac-Schmieden.
Ach - wie beschaulich war diese Meile noch vor 20 Jahren! Jetzt findet sich außer Trachten-Klamotten, Film, Fotos, Edelsteinen allerlei Kitsch und Befremdliches bis hin zu „Damenmode“ - reichlich „oversized“ und modisch einzureihen in die Epoche „spätes Woolworth“. Dennoch: nach so langer Zeit steh ich wieder an diesem tiefgrünen See. Irgendwas Magisches geht von ihm aus. Unergründliches.
Wer es nicht weiß: man kann (heute lautlos und elektrisch) mit Booten über den See gleiten und sich von einen Trompeter vom berühmten „Echo am Königssee“ verzaubern lassen.
Stolze Preise: 35 Minuten bis St. Bartholomä machen 10 €, die große Runde mit 55 Minuten ab 13,50 €.
Aber man ist ja eigentlich genau deswegen hier und trotz des widrigen Wetters strömen die Massen vom Parkplatz herüber. Drei junge Japaner amüsieren sich über irgendein Plastik-Spielzeug, eine rheinische Madam macht lautstark ihren Männe aufmerksam: „Gucke ma! Hier jibbet so janz kleine Tiiiii-Schörts. Dat wör doch jet für et Maaaariiiiita!“ Heimatliche Klänge..
Nach wie vor suche ich den versprochenen Sommer - wahre Wärme finde ich aber lediglich mittels einer wirklich leckeren Leberknödelsuppe im Biergarten.
So, das hätten wir auch - wohin jetzt?
Von hier gibt’s nur: teilweise zurück oder Boden Richtung HALLEIN bei Salzburg, vorher über Bad Dürnberg - Kindheitserinnerungen, Caritas-Kurverschickung nach Hallein und dort die ganze Gegend wanderliedersingenderweise erlaufen.
Nach Berchtesgaden geht es rechts über Oberau steil und kurvig hinauf in die „Rossfeld-Ringstrasse“. Für mich aber über Bad Dürnberg wieder hinunter nach Hallein. Auch dieses Städtchen ist enorm gewachsen, eine Menge Beschilderungen von Parken und Zentrum und Altstadt verwirren. Egal, irgendwo rein.
Pizzeria, Döner, einige Kopftücher - scheint ne typisch österreichische Kleinstadt hier zu sein! Auf einmal tut sich eine „Piazza“ auf: Leben, Leute, Moppeds, Brunnen, EIS! Nix wie HALT!
Inzwischen ist es schon fast 17 Uhr. Ich kann nicht widerstehen und bestelle mir ein Bananensplit (chris: in memoriam unser Eislein in Winthertur!)
Nebenbei ein Schwätzchen mit einigen Bikern aus dem Saarland.
Bewundernde Blicke und Bemerkungen über Frau und Dickschiff und allein auf Reisen steigern für heute mein Selbstwertgefühl enorm. Dann brechen sie auf und ich bin auf diesem sonnenbeschienenen Platz, mitten unterm Volke, Springbrunnengeplätscher.. bella Italia - oder wo war ich hier noch?
Langsam wird es Zeit über die weitere Strecke und ein Bett für die Nacht nachzudenken. Aufbruch über Golling, Bischofshofen auf der 159 - sehr schön zu fahren entlang der Salzach. Kurz vor WERFEN taucht auf einem Berg die riesige Burg vor meinen Augen auf - huch! Die steht ja wenigstens noch! Besuchenswert ist die Eisriesenwelt in Werfen!
Abzweig nach Mitterberghütten/Mühlbach. Die nächsten Kilometer über Pass Lueg (nicht hoch, nur 990 m, aber heute kalt und nass), Hochkönig, Dientener Sattel am sogenannten „Steinernen Meer“ vorbei - eine absolut „geile“ Motorradstrecke - und zudem eine, die ich nun wirklich noch nicht gefahren bin.
Felsen, Wald, Bäche, kleine Wasserfälle, Kurven, gute Strasse - ein Genuss (mal unbedingt wieder wenn’s trocken ist) und obwohl Samstag Nachmittag so gut wie kein Verkehr. Naja: heute ist es hier oben auch ziemlich eisig und ich denk so, ein Wollhöschen wär jetzt gut und hätt’ ich doch Finger an meinen Sommerhandschuhen - auch so ne Vorstellung von Eiswürfeln an den Brustwarzen schleicht sich wieder ein..
Der letzte Abschnitt mit viele Kurven und 15% (!) Gefälle ist allerdings bei nasser Strasse etwas „happig“. Meine Dicke mit ihren 5 Zentnern schiebt ordentlich und mir wird wieder ziemlich warm unterm Helm.
Unten angekommen in Hinterthal werben einige Bikerhotels - zu teuer für mich (und meinen Banker).
Der nächste Ort ist MARIA ALM - bilderbuchschön. Auch hier soll heute Sonnwendfeier und Bikerfest auf der Alm sein. Also mal die ganze Strecke durch den Wald hochgewippt zur besagten Alm - 19.00, die Band übt schon, Zelt steht, drei Biker laufen etwas verloren herum, sprechen mich gleich mal an.
Der Wirt versichert uns, dass in 1-2 Stunden hier ne Menge los sein wird - aber so recht glaubt es ihm keiner, also machen wir und zu Viert auf den Weg runter, schlabbern noch einen Kaffee im Städtchen und ich breche auf, will noch ein Stück fahren. Hier, in Maria Alm hab ich das absolute Billig-Benzin-Erlebnis! Im Schnitt zwischen 1,02 und 1,06 in Ösiland erwische ich dort eine Tanke mit „geschenkten“ 0,97 €! Noch nicht mal ne 1 vor dem Komma!
Schade, dass mein Tank so klein ist.
Eine wundervolle Fahrt schließt sich an in einen sonnigen und nahenden Abend - so richtig „kitschig“ die Berge, Sonnenstrahlen, die durch die Wolken strahlen, diffuses Licht auf den Berghöhen, Wiesen, die eingetaucht im Abendlicht schon leicht feucht vor sich hin schimmern.. es ist, als ob ich durch ein Aquarell gleite... stuuundenlang und weitestgehend völlig allein auf weiter Flur.
Ein Traum - Balsam für die Seele. In St. Johann in Tirol - ein tolles Städtchen - sind die Zimmer auch zu teuer. Ich frage ein Ehepaar auf der Strasse und siehe da: sie sind beide Harleyfahrer und haben hinter Kitzbühel ein kleines Hotel. Heute geschlossen, keine Gäste, aber ich soll nach KIRCHBERG (vor WÖRGL) reinfahren, Ortseingang, linke Seite und im Haus „Heckenrose“ nachfragen, einen Gruß von ihnen bestellen und um ein günstiges Zimmer für 1 Nacht bitten.
Falls das nicht klappt, im Ort bei der Touristentafel auf „Hotel Traube“ drücken, Familie Pendl, dann kriegt sie meinen Ruf aufs Handy, kommt heim und richtet mir ein Zimmer her. Ist das nicht ein gigantisches Angebot? So sinn se, die Moppedfahrer!
Frau Heckenrose war daheim - Grüsse bestellt, süßes Zimmer unterm Dach bekommen, richtig groß und sehr sauber mit Couch-Ecke und großem Bad. Auf ihren Tipp fahr ich noch in den Ort, zu „Mäc Hansi“ und nehm ein bleifreies Bierchen zu mir nebst kleinem Abendessen. Das geht natürlich nicht, ohne dass die Wirtin und einige Thekensteher mir wegen meiner Maschine diverse Gespräche an die Backe nähen.
Dialoge wie „Is dös a Haaaaarley?“ und „na - des is a Mofa“ wechseln sich ab und es stellt sich heraus: der eine mag keine Chopper.. also: is dös hoit a Mofa..
Trotz alkoholfrei wird’s noch lustig, eine Einladung zur Sonnwendfeier lehne ich dankend ab, denn für heute bin ich einfach totmüde, will duschen, fernsehen und nur noch schlafen.
Vorm Einschlafen noch ein kurzer Blick aus dem Dachfenster: auf den umliegenden Bergen leuchten Dutzende Lagerfeuer. Schön!! Ein schöner Abschluss eines wunderbaren Tages….
Sonntag, 7.30 Uhr. Sonne. Endlich! Vogelgezwitscher - ausgeschlafen!
Der Morgen ist jung, frisch und sonnig - und genau so fühl ich mich heute auch!
Duschen, packen, Frühstück - los! Wohin? Egal - nur nicht heim, wo doch endlich der Sommer kommt. Also: ein Stück zurück Richtung Kitzbühel, bei der Gelegenheit lerne ich auch das zauberhafte Zentrum Kitzbühels kennen - bisher sind wir immer nur durchgefahren. Ein wundervolles Stündchen Fahrt liegt vor mir in den sonnigen Morgen über Jochberg, Mittersill. Vorsaison, leer, Hochgenuss!
Rauf, runter, hin und her, schöne Straßen, Kurven, Landschaft, Ausblicke. Die leidige Baustelle runter nach Mittersill ist auch endlich soweit fertig und die Straße verbreitert. Richtung GERLOS bis KRIMML geht’s, allein auf weiter Flur. In Krimml beginnt dann die Gerlos-Passstrasse mit einigen Kehren. Unbedingt in ca. 5 km auf dem Aussichtsparkplatz anhalten und die weltberühmten Wasserfälle genießen!
Es werden massenhaft Touris hierher gekarrt, also bei allem Fahrspaß: Vorsicht, die Busse und Holländer kommen einem gern auf der Spur entgegen!
Heute geht’s, 10.30, der Planet brennt und eine freie Bank lädt zum Brotzeitmachen und schreiben ein. Auftauen nach den letzten kühlen Tagen. Wohltat, Glücksgefühl, Genuss, Freiheit!
Der Platz füllt sich - einige Biker gesellen sich dazu. Irgendwie ist auch „Hundetag am Gerlos“ - einige Autos mit Schäferhunden parken hier, die Herrchen und Frauchen führen ihre Prachtexemplare rum, postieren sie auf den umliegenden Felsen zur Fotosession „Hasso stolz auf Brocken“.
Seltsame Hobbies gibt es - außer Moppedfahren..
Als ich dann geradezu „malerisch“ auf meiner VN Platz nehme und mich sonne, werde ich selbst zum Objekt für Erinnerungsfotos „lustige Frau auf großem blauen Chromhaufen“.
Aber das absolut geilste Bild bietet sich als eine Gruppe Moppeds hält, ein Biker von einem kinderkackegelben Mopped steigt und… haltet Euch fest: in einer LILA-LEDER-KOMBI mit MILKA-Aufdruck. Mir bleibt die Luft weg - und nicht nur mir.. Verhaltenes Prusten überall in der Runde.
Dazu kommt, dass er unter seinem Helm sicher schon die „Lebensmitte“ überschritten hat - mehrfach oder sogar verdoppelt!
Mensch, was man unterwegs so alles zu sehen kriegt.
Weiter geht’s, so 3-4 Kurven später erstmal 4 € Maut nachträglich berappen, aber die tolle Strecke runter ins Zillertal entschädigt! Das zu durchquerende Wimmertal ist kurvenreich und landschaftlich einfach „lieblich“.
Unten in Gerlos gibt’s bis September eine Ausstellung „die schönsten Vogelscheuchen“ - nicht lachen! Anhalten und knipsen, die Dinger sind echt toll!
Ich entscheide mich für die Richtung Innsbruck, Achensee, Achenpass. Dort kurzer Boxenstopp. Der Achensee ist immer einen Halt wert!
Langsam nähere ich mich der Heimat. Das schmerzt. Wenn ich einmal auf dem Möpi hock, dann kriegt mich so schnell keiner runter, auch wenn das Hinterteil schon längst brennt und die Schultern ganz verspannt sind.
Dennoch: ein wenig vorbereiten für den Job am Montag ist noch angesagt, also heim. Nicht aber ohne einen kleinen Umweg von Bad Tölz über Murnau, Staffelsee vorbei, Kohlgrub, Echelsbacherbrücke. Noch ein kleiner Cappu beim Brückenwirt und ein nettes Bikergeplaudere - über Rottenbuch heim.
Vermouthstropfen: in meiner brutal gefrästen Hass-Kurve hinter Rottenbuch hat sich ein Unfall ereignet - Motorräder und Autos stehen am Straßenrand, ein Arzt beugt sich über eine Bikerin im Grase.
Das lässt einen wieder runter kommen - ich hoffe, es ist ihr nichts Ernstes passiert und bin dankbar, dass alles gut gelaufen ist und ich abends mit meinen beiden Mädels wieder telefoniere…
Alles in allem: traut Euch, Mädelz! Es ist einfach gigantisch… Ihr werdet es sicher genießen. Man ist allein - jedoch nie einsam, man lernt, sich selber „auszuhalten“, Zeit mit sich selbst zu verbringen und das ist auch eine schöne Erfahrung.
Nachsatz: Wer Tipps über diese Fahrt möchte, bitte email, ebenso Roadbook und Anschrift Übernachtungen. Freue mich aber auch über andere Tipps zu dieser Fahrt, denn ich wird sie sicher mal wiederholen.
FAZIT: Morgen bring ich meinem Banker ein paar Pralinchen mit… und bei der nächsten Tour nehm ich meinen Fotoapparat mit!!!!!
Liabe Grias: Hasiohr (Gaby)
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